Beiträge von Jokim Schnöbbe

    Die Bücher und ihr Autor
    Eines Tages saßen zwei britische Freunde zusammen und entschieden sich, zwei Fantasy-Werke zu verfassen. Der eine sollte eine Geschichte über eine lang vergessene Vergangenheit schreiben (eine Zeitreise sozusagen), der andere eine Geschichte über andere Planeten (eine Weltraumreise also).


    Diese Freunde waren J.R.R. Tolkien und C.S. Lewis. Ersteres Werk ist spätestens seit Peter Jacksons Verfilmung jedermann bekannt: „Der Herr der Ringe“. Und wenn Tolkiens Freund auch hauptsächlich durch seine späteren Narnia-Chroniken Literaturgeschichte schrieb, hat seine Weltraumtrilogie in den letzten knappen 70 Jahren viele begeisterte Leser gewonnen (das erste Buch wurde 1938 veröffentlicht).


    Worum geht’s? Hauptcharakter ist ein britischer Philologieprofessor, für den übrigens Tolkien selbst als Vorbild diente, der sich wider Willen auf einer Marsexpedition wieder findet – um den Einheimischen dort als Opfer dargebracht zu werden. Nur dass die Einheimischen doch ganz anders sind als von seinen Kidnappern angenommen. Es folgt eine faszinierende Entdeckungsreise dreier Marskulturen und dadurch auch der eine oder andere Einblick in unsere menschlichen Kulturen. Das alles mündet in einigen wirklich köstlichen und auch zum Nachdenken anregenden Szenen.


    Im zweiten Band geht es dann zur Venus, wo der besagte Philologieprofessor eine Art Sündenfall aufhalten soll. Für den theologisch-philosophisch Interessierten daher eines der interessantesten Romane, die es gibt. Aber auch der Fan von fantastischer und schauriger Literatur kommt hier nicht zu kurz.


    Das Finale der Trilogie führt schließlich zurück auf die Erde, wo sich in England eine totalitäre Organisation mit Hilfe einiger wahrhaft gruseliger Mächte breit macht. Der Philologieprofessor und eine kleine Truppe Verbündeter stehen dem entgegen. Das ganze führt zu einem recht blutigen Ende – für den Leser allerdings höchst zufrieden stellend.


    Meine Meinung
    Ich habe die Bücher bereits mehrmals gelesen und bin immer wieder von ihnen begeistert. Der Leser sei gewarnt, dass der Schreibstil natürlich dem der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entspricht, was der Aussagekraft der Geschichten aber (finde ich) nicht schadet. Außerdem sollte man kein zweites Narnia erwarten. Die Perelandra-Trilogie ist Erwachsenenliteratur, die einen ganz anderen Ton hat als die kindgerechten Narnia-Bücher.


    Fazit
    Wer die Perelandra-Trilogie noch nicht gelesen hat, der tue es auf der Stelle!

    Ja, auf jeden Fall lesen. Aber nur, wenn man auch ein bisschen mehr Zeit mitbringt. Ich hatte das Buch ursprünglich gleich nach der Geburt meiner Tochter angefangen zu lesen, hab's dann aber aber schnell wieder aufgegeben und mich später noch mal in Ruhe rangemacht.

    Das Buch
    "Krieg und Frieden" ist eine Ilias des 19. Jahrhunderts, ein Monumentalroman über die für Rußland und die europäischen Staaten schicksalhafte Epoche der Napoleonischen Kriege zwischen 1806 und 1812 mit einem Ausblick im Epilog auf die folgenden acht Jahre. Tolstois weitgespannte historische Perspektive, die in der atemberaubenden Schilderung der entscheidenden Schlachten von Schöngraben, Austerlitz und Borodino gipfelt, führt über den ursprünglichen Plan einer Familienchronik mit historischem Hintergrund hinaus.
    Kurzbeschreibung von Amazon.de


    Der Autor
    Lew Nikolajewitsch Graf Tolstoi (dt: Leo Tolstoi) wurde 1828 in Jasnaja Poljana bei Tula geboren und starb 1910 in Astapowo. Er ist einer der bekanntesten russischen Schriftsteller, der besonders den historischen Roman stark beeinflusst hat.


    Meine Meinung
    In gewisser Weise ist es irreführend, das Buch als „Roman“ zu bezeichnen. Es schürt die Erwartung, eine Geschichte anhand einiger Hauptpersonen zu durchleben. Das tut man bei „Krieg und Frieden“ ausdrücklich nicht. Statt einer Geschichte erlebt man ein Stück russische „Geschichte“ im anderen Sinn: Man wird mit viel Detailfreude zu Napoleons Angriff auf Russland zurückgeführt und erlebt einen überzeugenden Realismus, den man nur selten in der Literatur findet. Das alles ist dann noch mit interessanten Gedanken über Religion, Philosophie, Gesellschaft und menschliche Charaktere verknüpft. Eine große Leistung.


    Der Vorzug dieses Buches ist aber auch gleichzeitig sein Nachteil. Er fängt fast willkürlich im Leben viel zu vieler Charaktere an, begleitet diese, lässt auch so einige mitten im Buch einfach sterben, und hört dann irgendwann mit dem Ende von Napoleons Feldzug einfach auf. Es ist ein Buch vieler Geschichten, einige halb erzählt, einige ganz. Ein Stück wirkliches Leben eben. Das ist zwar sehr realistisch, erschwert jedoch den Einstieg ins Buch und stellt einen zum Schluss auch nicht 100% zufrieden.


    Fazit
    Alles in allem ein Meisterwerk, das man allerdings nur mit der richtigen Erwartungshaltung genießen kann.

    Die Romane von Christoph Marzi habe ich leider noch nicht gelesen. Du meinst "Lilith" und so, nicht?


    JS&MN ist aber tatsächlich sehr britisch, genauer gesagt "Victorian", wobei ich das Buch nur im englischen Original gelesen habe. Mrs. Clarke hat ihren Stil absichtlich an den englischen Schreibstil des 19. Jahrhunderts angelehnt, a la Jane Austen. Sogar Buchstabieren tut sie manchmal wie aus dem 19. Jahrhundert, benutzt veraltete Vergangenheitsformen, "plaudert" als Erzähler viel, anstatt die Dialoge und Geschehnisse immer direkt zu zeigen, etc.


    Ich persönlich mag solche Geschichten, besonders in Verbindung mit Fantasie-Elementen, die es so im 19. Jahrhundert nicht gab. Ist aber nicht jedermanns Sache. Und ich bezweifle, dass der englische Charme des Buches auch 100% in der deutschen Übersetzung rüberkommt. Wer kann, also unbedingt das englische Original lesen ... :P

    Wenn JS&MN auch ganz anders ist als "Herr der Ringe", habe ich doch irgendwie ein ähnliches Verhältnis zu beiden Büchern. Sie sind beide sehr, sehr lang, durchaus auch langatmig; es gibt Tausend Sachen, die ein Lektor ändern oder rausstreichen könnte, aber wenn man es erst einmal durchgeschafft hat :wow, hat man sie irgendwie lieb gewonnen :knuddel. Gerade weil "Herr der Ringe" solch ein Ungetüm ist (wie J.R.R. Tolkien auch selbst meinte), kann es zu einem echten Lebensgefährten werden. Ähnliches empfinde ich über JS&MN, obgleich nicht ganz so intensiv.

    Ich fand das Buch auch sehr interessant, wenn auch nicht ganz so mitreißend, wie ich es mir gewünscht hätte.


    Etwas merkwürdig war die Mischung aus Naturalismus und Überzogenem. Auf der einen Seite verbringt Herr Martel viel Zeit damit, uns über die Verhaltensweisen von Tieren aufzuklären, damit die darauf folgenden Ereignisse glaubwürdig erscheinen. Auf der anderen Seite benimmt sich Pi manchmal sehr, sehr unnatürlich, sagt Dinge, die kein Mensch so sagen würde. Ich denke da z.B. an seine "Rede" zum Tiger gleich nach dem Schiffsbruch. Normalerweise redet niemand so, und schon gar nicht, nachdem er gerade ein Schiffsbruch erlebt hat.


    Was haltet ihr übrigens von der (anscheinend) beabsichtigten Symbolik der Geschichte?


    Tiger = Hinduismus (orange ist die Farbe des Hinduismus)


    Meer = Christentum (der Fisch ist das älteste Symbol der Christen)


    Grüne Insel = Islam (grün ist bekanntlich die Farbe des Islam)


    Alle drei helfen Pi zu überleben, bergen aber auch Gefahren in sich. Die Botschaft scheint zu sein (wenn denn wirklich eine beabsichtigt ist): Religion nährt und motiviert, gibt Sinn und Leben, kann aber auch gefährlich werden.


    Ist euch diese Symbolik aufgefallen? Dass Gott, Glaube und Religion im Buch thematisiert werden, ist ja deutlich. Ich selbst habe aber die spezifische Symbolik von Tiger, Meer und Insel gar nicht so gesehen, bis ich durch einen Wikipedia-Artikel darauf aufmerksam geworden bin.

    Klar, Branka, ich meinte auch nicht, dass du das Buch als ersten Band hättest angeben sollen. :knuddel1 Ich dachte nur, dich würde die Info eventuell interessieren, weil dir der zweite Band besser gefiehl als der erste. Vielleicht lag es ja daran, dass der erste Band ursprünglich als sechstes (!) Buch geschrieben wurde, so nach dem Motto: "Ach übrigens, ihr lieben Narniafans, falls ihr euch wundert, wie Narnia überhaupt entstanden ist, hier habt ihr die Erklärung dafür." Und als Vorgeschichte für Narniakenner funktioniert der erste Band immer noch am Besten, wie ich finde. Ist aber vielleicht auch nicht so wichtig. :wave

    "Ich habe gestern „Der König von Narnia“ gelesen. Das ist der zweite Teil der Narnia Chroniken."


    Eigentlich ist "Der König von Narnia" der erste Band der Narniachroniken. Wurde von C.S. Lewis zumindest als erstes geschrieben und veröffentlicht, noch bevor er überhaupt plante, daraus eine ganze Serie zu machen. Erst in recht neuerer Zeit wurden die Narniabücher in neuer Reihenfolge herausgegeben, um sie chronologisch der Geschichtsereignisse in Narnia anzupassen. Viele Fans fanden das Schade, weil sie "Der König von Narnia" immer noch als die beste Einführung in die Welt Narnias betrachten. Finde ich eigentlich auch.