Klappentext (kopiert von Amazon):
In einem Krankenhaus in Birmingham taucht die verwahrloste siebzehnjährige Kathie auf, die vor acht Jahren spurlos verschwand - gemeinsam mit ihrer Schwester Tracy. Psychologen und Sozialarbeiter versuchen vergeblich, von ihr etwas über den Verbleib ihrer Schwester zu erfahren. Doch Kathie schweigt. Nur zu Andrea scheint sie Vertrauen zu fassen. Kurzentschlossen nimmt die Profilerin das Mädchen mit zu sich nach Hause. Noch ahnt sie nicht, dass sie damit nicht nur sich selbst, sondern auch ihre ganze Familie in tödliche Gefahr bringt.
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Meine Meinung: „Wenn du es erzählen kannst“ S. 112
– das hört Andrea zu den schlimmen Erlebnissen vor sechs Jahren, bei denen ihre Freundin Caroline damals starb. Dabei will doch eigentlich nicht Andrea hier Hilfe bekommen, sondern Unterstützung leisten. Doch von vorn.
Für die Profilerin Andrea und ihren Mann Greg läuft es rund in der kleinen Familie mit Tochter Julie. Doch als in einem Krankenhaus in Birmingham ein völlig verstörtes und verwahrlostes junges Mädchen auftaucht, ahnt Andrea noch nicht, in welcher Achterbahnfahrt des Horrors sie dadurch landen wird.
Katherine „Katie“ Archer und ihre zwei Jahre ältere Schwester Tracy waren vor acht Jahren plötzlich spurlos verschwunden, damals 9 und 11 Jahre alt. Man fand drei Jahre später kinderpornographische Bilder der beiden, nie jedoch die Kinder selbst. Katie ist jetzt plötzlich wieder aufgetaucht, als Siebzehnjährige mit schlimmsten Spuren der Misshandlung. Von Tracy fehlt jede Spur und Katie scheint die Sprache verloren zu haben – und schon ist Andrea wieder in einem neuen Fall, denn das Mädchen vertraut denen nicht, die sie befragen - Männern.
Kaum ertragbar sind die Rückblenden in die Vergangenheit der Schwestern direkt nach der Entführung: „Es gab nur Matratzen, Decken und den Eimer. Sonst nichts.“ S. 22 Es sollte bei dieser Entführung nicht um Lösegeld gehen…. Auch der Blick in die Gedankenwelt der geflüchteten Katie ist heftig: „Man würde sie nach Tracy fragen. Aber was sollte sie sagen?
Sie hörte die grauenvollen Schreie ihrer Schwester. Es war jetzt zwei Tage her, aber sie waren in ihrem Kopf immer noch nicht verstummt.“ S. 11
Einfühlsam bemüht sich die Profilerin um das völlig verstörte junge Mädchen, der acht Jahre ihres Lebens fehlen, deren Vater in der Zeit ihrer Gefangenschaft starb, die keine normale Pubertät erleben konnte. Flachbildfernseher hatte es vorher noch nicht gegeben und völlig andere Autos; das ganze Ausmaß wird hier klug angerissen. Andrea ist schockiert über das, was sie herausfindet: „Der Überlebenstrieb erstaunte sie immer wieder. Menschen hielten die furchtbarsten Dinge aus.“ S. 144 Aber wer da zu Andrea „Wenn du es erzählen kannst“ sagt und warum und an welche Grenzen Andrea und Greg im Buch geführt werden – nun, dass möchte ich hier nicht verraten, das kann jeder selbst nachlesen.
Das Buch, der sechste Fall mit Andrea Thornton, die aus Deutschland stammt, aber in Großbritannien verheiratet ist, dürfte auch ohne Vorkenntnisse der anderen Bücher zu lesen sein; was aus Vor-Bänden relevant ist, wird von Autorin Dania Dicken kurz angerissen. Dafür ist der Text aber ziemlich harter Tobak und absolut ungeeignet für Leser, die nichts von sexueller Gewalt lesen wollen. Das Buch entpuppte sich als nervenzerfetzender Pageturner, der aber durchaus neben einiger Action gerade zum Schluss hin in weiten Teilen klarmacht, in welch kleinen Schritten traumatisierte Opfer nur befragt werden können. Anders wäre es aber auch beim Lesen kaum zu ertragen.