Das Buch ist wunderschön aufgemacht, sogar mit Lesebändchen, auch wenn ich das bei Nicoles Büchern nicht unbedingt brauche - da wird auch mal die Nacht zum Tag gemacht
Das Cover ist sehr, sehr gelungen - die Frau mit dem im Wind flatternden Tuch, sie zieht mich förmlich in das Buch hinein, in ein Land von Tausendundeiner Nacht.
Und bevor die Reise losgeht, sehe ich das Gedicht von Yeats, ich muss schlucken und lese es einmal, zweimal, dreimal - sehr berührend. Und dann noch die Widmung ... jetzt gibt es nur noch eine Alternative: Ich muss lesen, lesen, lesen.
Der Prolog gefällt mir sehr gut. Sofort bin ich an Mayas Seite, nein, eigentlich bin ich schon in sie hineingeschlüpft, so lebendig ist sie gezeichnet. Ihre Faszination von Richard Burton. Majoschka nennt er sie - so poetisch und wiederum passend zu seiner Art, mit ihr umzugehen. Ganz wunderbar beschrieben finde ich die Beziehung zwischen den beiden, so voller Hoffnung für Maya - und dann ihre bittere Enttäuschung zum Ende des Prologs. Das hat mich mitgenommen.
Das Leben zu Hause bei den Greenwoods geht dennoch weiter, Maya muss sich darin einfügen, was ihr sehr schwer fällt. Mir dagegen fiel es überhaupt nicht schwer, mich in die Geschichte einzufinden, ich habe das Gefühl, mit Maya zu Hause zu leben und sie durch Oxford zu begleiten. Alles ist so lebendig gezeichnet. Aber genau das ist es, was Nicole so meisterhaft beherrscht: Sie schreibt, ich lese - und habe einen Film vor Augen. Weiter oben habt ihr über die Adjektive gesprochen; ich habe noch eine andere Beobachtung gemacht: In meinen Augen gelingt es Nicole, genau so viele Worte zu gebrauchen (und das beziehe ich nicht nur auf die Adjektive), die notwendig sind, um die Bilder in meinem Kopf zu erzeugen. Nicht zu viele und auch nicht zu wenige. Ein schmaler Grat, auf dem du allerdings meisterhaft zu balancieren weißt, liebe Nicole
Allein schon zu den ersten 87 Seiten könnte ich so viel schreiben, so vieles, was mir positiv aufgefallen ist - aber es kommt immer wieder auf dasselbe raus: Alles dient dazu, eine äußerst lebendige Welt zu erschaffen.
Jonathan mag ich sehr, ihn hätte ich auch gerne als Bruder. Er hat einen guten, weichen Charakter, aber er ist nicht etwa bieder und angepasst, ihn zieht es hinaus in die Welt. Das gefällt mir.
Ralph ... also, ich muss ehrlich sagen, als ich ihm begegnet bin, wollte ich Maya ständig am Kleid zupfen, um ihr zu sagen, dass mir der Mann so gar nicht gefällt, ob sie sich so sicher ist, dass es unbedingt der sein muss. Mein Herz schlägt eindeutig für Burton, aber ob er wirklich der Richtige für sie ist, weiß ich auch nicht ...
Angelina ist eine Zicke, aber dennoch eine sympathische Zicke. Ich weiß nicht, irgendwie mag ich sie trotzdem. Ich habe das Gefühl, da steckt mehr dahinter, warum sie sich so verhält. Es ist ihre Art, ihre Wünsche auszudrücken, ihren unbedingten Wunsch, geliebt zu werden. Und jetzt deutet sich zum Ende der ersten 87 Seiten eine unausweichliche Rivalität zwischen den Schwestern an. Das kann nicht gut gehen ...
Es bleibt nur eines: Weiterlesen