Grizzly
Ich habe mich im anderen Thread zwar schon verabschiedet, fände es aber unhöflich, Dich hier ins Leere reden zu lassen. Aaaalso meine Antworten...
In einem Punkt hast Du mich missverstanden - ich meinte nicht die Zuschauer, die handwerklich gute Filme beurteilen können. Damit meinte ich Professionelle oder wenigstens Filminteressierte. Der Zuschauer findet sich entweder unterhalten oder eben nicht. Völlig legitim.
In einem Punkt muss ich Dir widersprechen:
ZitatOriginal von Grizzly
Okay, bewegen wir uns auf ein anderes Terrain. Selbst wenn wir den meisten Zuschauern die Fähigkeit unterstellen, zwischen handwerklich guten und schlechten Blockbustern unterscheiden zu können, bleibt immer noch das Kassensiechtum des ambitionierten deutschen Films oder des Independentkinos, die beide dem amerikanischen Mainstream nach handwerklichen Gesichtspunkten weit, weit überlegen sind.
Das Gegenteil ist der Fall. Handwerklich ist Hollywood das Nonplusultra und zwar in fast jeder Beziehung. Das ist nicht nur beim Film so, sondern beim Fernsehen noch gravierender: Ich verweise nochmal auf LOST oder "24", die dermaßen professionell gedreht sind, dass einem die Spucke weg bleibt. Jede einzelne Episode von LOST kostet allerdings so viel, wie ein mittlerer, deutscher Kinofilm. Unglaublich, aber wahr.
Egal, wen Du in Hollywood in der Crew hast - vom Beleuchter bis zum Kameramann arbeitest Du nur mit Topleuten. Das ist eben eine komplette Industrie. Allein in Los Angeles leben 80.000 eingetragene Schauspieler, um nur eine Zahl zu nennen.
Ich sage damit nichts über die inhaltliche Qualität - da ist viel konventioneller Mist dabei, keine Frage. Aber auch glänzendes.
ZitatOriginal von Grizzly
Deutsches Kino kann hervorragend unterhalten, trotzdem will es niemand sehen. Ausnahmen gibt es immer. Deutsches Kino kann richtig intelligent sein, trotzdem will es niemand sehen.
Es ist Dir vermutlich kein großer Trost, aber das geht jedem Kino der Welt so, nur eben dem amerikanischen nicht. Auch Franzosen, Italiener, Spanier usw. landen nur alle Jubeljahre mal weltweite Erfolge. Dauerhaft schaffen das nur Amerikaner oder aber Menschen wie Peter Jackson, die nach amerikanischen Standards (sprich: teuer, aufwändig) produzieren.
Meine Erklärung: Wir haben oft einfach nicht den Mut zu großen Gefühlen. Die typisch europäische Angst vor Kitsch oder guter Unterhaltung.
Immerhin landen wir so im 10-Jahresrhythmus Kracher, die auch weltweit für Aufsehen sorgen, wie "Das Boot" oder "Lola rennt".
ZitatOriginal von Grizzly
Es findet an der Kinokasse eine Selektion statt, die Zuschauer entscheiden, was sie sehen wollen und was nicht, und der Produzent, der Geld reinholen will, muss sich dem Diktat des Konsumenten unterwerfen.
Das ist nicht als Affront gedacht, werter Grizzly: Aber genau diese Einstellung haben nicht gerade wenige Filmschaffende und genau deshalb hat der deutsche Film nicht den Erfolg, den er haben könnte.