Beiträge von Eiszapfen

    Angstblüte nennt sich, was die Natur bedrohten Gewächsen mitgegeben hat. Naht der Tod, steigen noch einmal die Lebenssäfte, der schönste Schein wird produziert. Metaphorisch durchaus auch auf das Personal in Walsers jüngstem Werk anwendbar. Angst vor Vergänglichkeit, Bedeutungslosigkeit, Alter und Untergang beflügelt Machtmenschen wie den Kunsthändler Diego Trautmann, der in seinem „Bonsai-Neuschwanstein“ an der Seite der ätherisch schönen Talkshow-Gastgeberin Gundi seine berühmten Empfänge zelebriert. Tiefsitzende Angst beherrscht auch den erfolgreichen Anlageberater Karl von Kahn, „siebzig-plus“ und Walsers Hauptakteur. Verbrauch ist trivial, Geldvermehrung hingegen bedeutet Vergeistigung. Zahlenwerk als höchste Kunstform. Karls Credo und Religion.
    Weg vom Bodensee, mitten im prallsten Münchner Großbürgertum entfaltet Martin Walser sein Mysterienspiel vom Evangelium des Geldes. Walser-Leser kennen das Faible des Autors fürs Pekuniäre; es geht also hinauf in die dünne Luft des Aktienhandels, der Portfolios und virtuellen Geldströme. Exkurse, die -- wortbrilliant zwar -- allzu quälend ausufernd geraten. Atemberaubend dagegen, der tosende Lebensstrudel, der Karl von Kahn erfasst. Sein Weltbild gerät ins Wanken, als Diego, der Freund, mit einem raffinierten Finanzdeal Karl böse übervorteilt. Dann setzt Karls erfolgloser Künstlerbruder Erewein, der mit „Frau Lotte“ resigniert in einer Wohnhöhle verharrt, seinem Leben ein Ende. Was bleibt, ist ein geradezu lebensspendender Abschiedsbrief. Schließlich tritt Joni Jetter auf den Plan. Die Angstblüte setzt ein!



    Quelle: www.amazon.de

    Zitat

    Original von magali


    Kein Psychiater/Psychotherapeut verspricht 'Heilung' im Sinne von: ich rede mit Ihnen und dann wird alles gut. Es ist keine Zauberei.
    Es ist wie beim Internisten auch. Es sind Formen von Störungen, man versucht zu helfen, wo man kann.
    Ein Arzt, der mir Heilung verspricht und das auch noch umgehend, wäre mir suspekt.
    Kein Psychotherapeut sagt zu Dir, daß er Deine Probleme löst.
    Und würde er es tun, solltest Du machen, daß Du Land gewinnst, denn dann stimmt was nicht.


    Sehr richtig! "Heilung"kann kein Arzt versprechen. Man stellt eine Diagnose und schlägt dem Patienten eine Therapie vor, sofern es möglich ist. Eine Therapie lindert oftmals leider nur und führt sehr oft nicht zur Heilung. Die Therapie soll wenn es irgendwie möglich ist im Benehmen mit dem Patienten erfolgen.


    alex
    Wieso sind die Kollegen Psychiater nicht der Budgetierung unterworfen? Das war mir bisher neu. Jeder Arzt mit einer kassenärztlichen Zulassung ist an ein Budget gebunden, also auch Psychiater, genauso wie andere Fachärzte auch.

    Zitat

    Original von milla


    Ja, aber ehrlich gesagt sträuben sich mir die Nackenhaare bei manchen Äußerungen hier und zum Schutze MEINER PERSÖNLICHEN seelischen Gesundheit halte ich mich lieber zurück :grin


    Psychologen und Psychiater sollte man keinesfalls in einen Topf schmeissen. Es sind unterschiedliche Berufe, es gibt völlig unterschiedliche Therapieansätze und hier einen Vergleich zu ziehen, hieße Birnen mit Äpfeln zu vergleichen.

    Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Oft einfach nur nebenbei in ein Gespräch eingestreut, wird da freimütig über therapeutische Sitzungen gesprochen, oder das man langsam wirklich mal den Psychologen (oder gar den Psychiater) wechseln sollte und ähnliches.


    Eine sehr interessante Diskussion. Um aber eventuellen Missverständnissen vorzubeugen nur folgendes: Der Psychiater ist nicht die Steigerung oder Fortschreibung des Psychologen. Sie haben unterschiedliche Aufgaben und auch völlig unterschiedliche Herangehensweisen.

    Titel: Was vom Tage übrigblieb
    Autor: Kazuo Ishiguro
    Seitenzahl: 287
    Verlag: btb
    Erschienen: Taschenbuchausgabe Oktober 2005
    ISBN: 344273309X
    Preis: 8,00 EUR


    Inhalt:
    Seit mehr als dreißig Jahren dient Stevens als Butler auf Darlington Hall. Er sorgt für einen tadellosen Haushalt und ist die Verschwiegenheit in Person, niemals würde er auch nur ein Wort über die merkwürdigen Vorgänge im Herrenhaus verlieren. So vergehen die Jahre, bis ihn plötzlich die Vergangenheit einholt....


    Autor:
    Kazuo Ishiguro wurde 1954 in Nagasaki geboren und kam im Alter von sechs Jahren nach England. Er studierte Anglistik und Philosophie und war eine Zeitlang als Sozialarbeiter tätig. Für seinen Roman „Was vom Tage übrigblieb“ wurde ihm 1989 der „Booker-Prize“ verliehen. Er lebt mit seiner Familie in London.


    Das denke ich darüber:
    Stevens ist Butler und verzichtet genaugenommen auf ein eigenes Leben auf eine eigene Persönlichkeit, wenigstens dürfte ein Außenstehender diesen Eindruck gewinnen. Er ist die Reinkarnation der unbedingten Loyalität. Er lebt seinen Beruf. Er lässt keine Emotionen zu.
    Ishiguro hat es geschafft diesen Prototyp des englischen Butlers auf eine fast geniale Art und Weise zu schildern. Der in der Ich-Form geschriebene Roman gibt einen sehr gelungenen Einblick in das Denken des Hauptprotagonisten. Auch als der vielleicht die Chance gehabt hätte, persönliches Glück zu erfahren, verliert er sich wieder in seiner distanzierten Butlerrolle.
    Ein großartiges Buch – ein phantastisches Stück der neueren englischen Literatur.
    Dieser Roman wurde auch mit Emma Thompson und Anthony Hopkins in den Hauptrollen verfilmt. Ich denke, ich werde mir diesen Film bei nächster Gelegenheit einmal anschauen.
    Für 8,00 EUR bekommt man etwas wirklich wundervoll Lesenswertes.




    Die Suchfunktion zeigte mir dieses Buch übrigens nicht an.