Beiträge von Mac P. Lorne

    Das Problem mit historisch belegten Personen ist einfach, dass man mit ihnen nicht ganz so verfahren kann, wie man will.
    Auch beim PIRATEN wurde mir angekreidet, dass für Drake alles einfach zu glatt lief.
    Das Problem war aber, dass er in der Zeit, die ich geschildert habe, einfach einen "run" hatte, wie wir heute sagen würden.
    Ihm gelang einfach alles, was er anpackte und dazu kam noch eine Unmenge pures Glück.
    Das nicht so darzustellen, wäre einfach Geschichtsverfälschung gewesen.


    Ähnlich erging es mir bei den Recherchen zu John Holland.
    Da blieb mir manchmal der Mund offen stehen und etliche seiner militärischen Aufträge, die er noch dazu mit Bravour meisterte, waren schlicht kaum nachzuvollziehen.
    Er war ja bei Azincourt noch recht jung, trotzdem ernannte ihn Henry V. kurz darauf zum Befehlshaber der Kanalflotte und der Sieg vor Harfleur - obwohl er ja eigentlich eine Landratte war - in erster Linie sein Verdienst.
    Auch dass er das alleinige Kommando auf dem linken Ufer der Seine erhielt - sehr schön dargestellt im Tour Jehanne d'Arc im Rouen - war für mich kaum nachvollziehbar.
    Nicht ich habe ihn überhöht, sondern dass hat Henry schon höchstselbst getan. :wow
    Was soll ich dagegen tun?
    Und das die Franzosen, die sich den Engländern bei Azincourt entgegenstellten, vor Überheblichkeit kaum laufen konnten, nun mal eine hist. belegte Tatsache. Auch, dass sich Charles VII. mit ein paar ganz üblen Gestalten zusammengetan hat. Ich verweise in dem Zusammenhang mal auf das Nachwort.
    Mit wäre es manchmal auch lieber, es gäbe bei meinen Protagonisten mehr Höhen und Tiefen, aber wenn das offenbar nicht der Fall ist, erfinde ich auch keine. :-(

    Zitat

    Original von Wannerl07
    Das mit der Mutter von John gefällt mir nicht.
    Als ihr klar wird was mit Richard passiert ist, droht sie Fitzalan, daß es ihm kalt den Rücken herunterlief und als sie vom Tod ihrer Kinder erfährt, stellt sie keine Nachforschungen an. Zumal sie wusste was Fitzalan für ein übler Mensch war. Auch wusste sie wo die Kinder untergebracht werden, es wäre doch ein leichtes gewesen nachzuforschen.


    Lies mal noch ein Stück weiter. :-)

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    Original von wampy


    Bei der Überfahrt erwähnte der Kapitän, dass es schon Schiffskanonen geben würde. Konnten diese noch nicht zu Land eingesetzt werden oder fehlte es an der Mobilität?


    Nach heutigem Kenntnisstand hatten die Engländer bei Azincourt keine Kanonen, sondern sie in Harfleur zurückgelassen.
    Die Franzosen hingegen schon. Aber sie setzten sie nicht ein, weil sie befürchteten, hohe Adlige zu töten, die sie ja gefangen nehmen und für die sie Lösegeld haben wollten.
    Die Rechnung ging wohl nicht auf. :-)
    Und du hast völlig recht: Im Kampf, vor allem in der Schlacht, ging es ausschließlich ums Überleben (anders auf Turnieren, aber das steht auf einem anderen Blatt). Da hat man sich notfalls auch der faulsten Tricks bedient, was für mich nachvollziehbar ist.
    Ich hätte auch lieber überlebt als in Schönheit zu sterben. :-]
    Einige Jahre habe ich selbst Säbel und Florett gefochten. Und selbst damals galt noch: Das Gefecht ist zu gewinnen! Zur Not auch mittels einer Schreifinte oder wie auch immer. Aber am Ende zählt nichts als der Sieg oder die Punkte für die Mannschaft.
    Ich hoffe, ich habe jetzt keine Illusionen zerstört. :gruebel

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    Original von maikaefer


    Gestern Abend vergessen:
    Auf S. 421 2. Absatz muss m. E. das Fragezeichen weg, da es sich um die Aussage handelt, dass sich eine Frage stellt, nicht aber um eine Frage.
    Auf S. 451 unten "...bereit, dass Angebot abzulehnen..." sollte m. E. "das" hin.
    :wave


    Danke, gebe ich für die nächste Auflage an's Lektorat weiter. :wave

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    Original von Eliza08


    Ist es belegt, dass die Franzosen ihre Gefangenen schlechte behandelten, als die Engländer? Oder hast Du das auch "erfunden", Mac?
    :anbet


    Ich würde es niemals wagen, so etwas zu behaupten, wenn es dafür keine Belege gäbe. :-)
    Man muss das aber im Zusammenhang sehen.
    Henry V. und auch sein Bruder, der Duke of Bedford, sahen sich in der Tradition der Tugenden des Rittertums, das allerdings im Niedergang begriffen war. Hart und erbarmungslos im Kampf, danach gnädig und versöhnlich.
    Charles VII. interessierte das überhaupt nicht.
    Er ließ kämpfen, nahm niemals an einem Turnier teil und interessierte sich nur für Gefangene, wenn sie ihm Geld einbrachten.
    Für Jehanne Darc rührte er nach ihrer Gefangennahme keinen Finger, selbst mit seinen Anhängern zerstritt er sich und ließ sie fallen, wenn sie ihm nicht mehr nützlich waren.
    Als der englische Kronrat einen Gefangenenaustausch untersagte, wanderten alle sich in seiner Gewalt befindlichen Gegner in Kerker.
    Die Haftbedingungen des Herzogs von Orleans in England sind ebenfalls belegt.und die Anzahl seiner damaligen Affären Legende. :wave

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    Original von Zwergin


    Ist so ein Gespräch der Königin mit einem unbedeutendem Adligen, der es dann an Harry weiter trägt überliefert?


    Na ja, so unbedeutend war der Earl of Huntingdon nun auch wieder nicht. :grin
    Für mich ist Isabella von Bayern eine der faszinierendsten Gestalten des ganzen Romans. Gern hätte ich ihre rolle noch etwas mehr ausgebaut, wenn man mir den Platz dafür eingeräumt hätte. :-(
    Sie ist über Jahrhunderte in der französischen Geschichtsschreibung ganz schlecht weggekommen und erst in letzter Zeit beginnt man die Darstellung zu relativieren (siehe Nachwort).
    Interessant fand ich dazu den Standpunkt von Dr. Olivier Bouzy.
    Es gehörte damals wie heute schon eine ganze Menge Mumm dazu, sich hinzustellen und zu sagen: ich bin fremdgegangen, dar angebliche Vater ist nicht der leibliche Vater.
    Ich finde das beeindruckend und eine mutige Handlung, um dem Land den Frieden zu bringen und ihrem Mann die Krone zu retten. Und das ist historisch belegt. :wave

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    Original von Susannah
    Zu der Szene habe ich auch gleich eine Frage. Ich habe beim Stöbern im Internet gelesen, dass man nicht weiß, wie Richard zu Tode kam. Dass Henry oder seine Anhänger damit zu tun haben, liegt in meinen Augen auf der Hand, allerdings hat mir Wikipedia als mögliche Todesursache Verhungern angeboten - was "dein" Arundel ja ausgeschlossen hat, weil das auffallen würde. Magst du uns erzählen, wie da der aktuelle "Forschungsstand" ist?


    Und dann ist mir noch aufgefallen, dass die anderen Jungen Fußball spielen, während John mit dem Bogen trainiert. Mein Stand war bzw ist, dass Fußball in der uns geläufigen Form erst sehr viel später etabliert wurde. Ist das hier ein Vorläufer?


    Überrascht war ich von Jehanes Vater und Onkel - für Bauern erschienen sie mir gut informiert über die aktuelle politische Lage. War die Geisteskrankheit des Königs so offen bekannt?


    Moin, Moin,


    genau wird das nicht mehr herauszufinden sein, wie Richard II. ums Leben gekommen ist.
    Verhungern schloss sich aber für mich aus, weil die Auszehrungen doch feststellbar waren.
    Dann habe ich bei den Recherchen einmal von der von mir beschriebenen Hinrichtungsmethode gelesen - und fertig war der Einstieg.


    Fußball war damals ein eher übler Kampfsport, meist von zwei Dorf- oder Stadtmannschaften zwischen deren Stadttoren ausgetragen, aber sogar schon im alten China und Griechenland bekannt.


    Man darf nicht vergessen, dass Jehannes Vater kein einfacher Bauer war - wie oft fälschlich behauptet - sondern der Ortsvorsteher, der mit den Vertretern der angrenzenden Herzogtümer die Steuern verhandelte und viel herum kam. Ihre Mutter war sogar in Rom und trug deshalb den Beinamen. Im übrigen ist das Haus der Familie wirklich sehr beeindruckend und keineswegs ärmlich. Manch Adeliger hätte sich nach dem Wohnkomfort der Darcs vielleicht die Finger geleckt. Es sei ihnen aber gegönnt. :-)


    Viele Grüße, Mac.

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    Original von maikaefer


    1. Ja, ich hatte bereits den Versuch erwogen, deine geheimnisvolle nächste Hauptfigur mittels Fragen nach "Anfangsbuchstabe", "Handlungsort" und "-zeit" zu erraten :lache
    :wave


    Die Region verrate ich - Aquitanien.
    Dahin machen Recherchereisen so unbändig Spaß.
    Aber mehr gibt's wirklich nicht. :lache

    Zitat

    Original von maikaefer


    Ist das mit dem "umsonstigen" Lösegeld historisch belegt oder eine Erfindung von dir, Mac?


    Muss ich eigentlich alles verraten? :-(
    Na gut, weil ihr's seid.
    Belegt ist, das Cornwall seinen Stiefsohn gegen den Willen des Kronrates austauschte, sich dafür verschuldete und den Comte de Vendome freiließ.


    Die Flucht von John habe ich erfunden, aber die Kerker unterhalb des Donjons von Loches gibt es ebenso wie den Geheimgang.
    Bilder davon könnt ihr euch auf meiner Facebook-Seite ansehen
    Ein bisschen schriftstellerische Freiheit müsst ihr mir schon zugestehen, oder? :grin

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    Original von Büchersally
    Ich muss allerdings gestehen, dass mir Mr. Holland vorher auch nicht wirklich in der Historie aufgefallen war. *AscheaufsHauptstreu* .

    Das brauchst du nicht, ich bin auch eher zufällig beim Buddeln auf ihn gestoßen.


    Spannend finde ich ja, dass man einen Mythos aus dem Nachbarland so darstellt, dass eigentlich eine bedauernswerte junge Frau übrig bleibt, die vermutlich viel eher Hilfe nötig gehabt hätte. Als ich vor 25 Jahren an der Loire entlangradelte schien mir Jeanne d'Arc doch eher eine Volksheldin zu sein.[/quote]


    Das ist auch heute noch so, wobei Wissenschaftler versuchen, ihre Stellung zu relativieren. Im Nachwort habe ich dazu umfassend Stellung bezogen. Interessant finde ich vor allem, wer sie auf den Schild gehoben hat, nämlich die Nationalisten, allen voran der Front National.
    Gut, sie kann sich nicht wehren, aber ob sie es überhaupt wollen würde? ;-)

    Zitat

    Original von maikaefer
    In diesem Abschnitt gingen mir trotz der großartiges Kopfkino erzeugenden Erzählweise :anbet zwei Fragen durch den Kopf:
    Warum konnten die Franzosen die gespitzten Baumstämme/Pfähle nicht rechtzeitig erkennen?
    Und... Wenn jetzt ganz viele Bogenschützen auf einmal losschießen... dann schießen die doch nicht jeder auf einen ganz bestimmten einzelnen Mann, sondern sozusagen als Wolke von Pfeilen. Und da entsteht vor meinem geistigen Auge ein Bild, das an verhakte Typen in den alten Schreibmaschinen erinnert... Behindern die Pfeile sich denn da nicht gegenseitig im Flug? :gruebel ?(
    :wave


    Anfangs standen die Bogenschützen vor den eingeschlagenen Pfählen. Das ist sogar historisch belegt und deshalb hat Harry auch solange gewartet anstatt vorzurücken. Erst als es ihm zu bunt wurde, hat er das Risiko der Entdeckung auf sich genommen.
    Die Franzosen werden sich nur gefragt haben, was der Lärm soll. Und als dann ihre Reiterei ungeordnet angriff - ebenfalls ein hist. Fakt - haben sie die Falle einfach übersehen. Wer mal ein solchen Helm getragen hat - ich habe - weiß, man sieht so gut wie gar nichts und ist ständig dem Ersticken nahe.


    Zur zweiten Frage: Das kann durchaus vorgekommen sein, dass sich ein paar Pfeile in der Luft getroffen und aus dem Spiel genommen haben. Aber in der Masse war das ohne Bedeutung. Ich habe ein solches Salvenschießen (Pfeilhagel) auf einem Mittelalterfest ganz in unserer Nähe mehrmals miterleben dürfen und da kam das eigentlich nie vor.


    Viele Grüße - und immer schön neugierig bleiben - euer Mac.


    ;-) :wave

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    Original von streifi
    Wobei ich sagen muss, Mac du bist bei weitem mutiger als Rebecca Gablé, die ja fiktive Hauptfiguren nutzt um die Lücken zu füllen. Durch John Holland als Hauptfigur ist man ja viel mehr an die historischen Tatsachen gebunden.


    Ich habe vielleicht einfach nicht so viel Phantasie wie die verehrte Kollegin und bleibe lieber bei den historisch belegten Personen, von denen man doch das eine oder andere weiß.
    Und dann fange ich an zu graben und nachzuforschen, weil ich es immer ganz genau wissen will.
    Dort, wo es keine Quellen gibt, überlege ich mir einfach, wie es wohl am wahrscheinlichsten gewesen sein könnte.
    Richtig schwierig ist es bei meinem gegenwärtigen Projekt, weil es über die Zeit, in der der Roman spielt, nur ganz wenige Aufzeichnungen gibt.
    Da wird die Recherche wirklich richtig schwierig.
    Und bevor ihr fragt - nein, ich verrate noch nicht, um wen es geht :-) .

    Na ja, keine Jahre wie John. Dazu fehlt mir die Zeit, aber interessant ist Bogenschießen schon.
    Habe ich beim PIRATEN den Segelschein gemacht, so konnte ich diesmal ganz in der Nähe bei einem der besten Bogenbauer und -schützen in die "Lehre" gehen.
    Von Bogen-Binder wird auch jedes Jahr ein großes Mittelalterfest mit historischem Pfeilhagel organisiert - guckst du hier:


    https://www.facebook.com/groups/265852390196395/


    Da bekommt man in etwa einen Eindruck, wie es bei Azincourt zugegangen ist (nur nicht so gesittet :grin )

    Vielen herzlichen Dank. :anbet


    Besonders freut es mich immer, wenn ich auch Zielgruppen erreiche, die nun nicht gerade historische Romane am Stück verschlingen.
    Eien Buchhändlerin kam mal zu mir und meinte, dass ihre Tochter eine 1 in Geschichte geschrieben hat, nach dem sie "Das herz des Löwen" gelesen hat.
    Das machte mich dann schon ein bisschen stolz :-]
    Gern diskutiere ich auch mit Absolventen der hist. Fakultät der Uni Passau.
    Die haben viele Nachfragen, und oft ergeben sich daraus interessante Ansätze.


    Aber bitte nicht falsch verstehen: Meine Romane sind Abenteuer- und Spannungsliteratur (mit dem Anspruch, so nahe wie möglich an der Geschichte zu bleiben) aber keine historischen Abhandlungen. :grin