Ich stehe im Wasser, der Wind bläst mir ins Gesicht... Wasser und Wind - Meine liebsten Elemente. Was soll ich mit Feuer und Erde? Sie stehen für Zerstörung und Stasis.
Ich beginne zu frieren, doch ich stehe einfach nur weiter da, das Wasser an meinem Kinn. Der Wind nimmt zu. Der Wind. Das Wasser.
Feuer zerstörte alles, vernichtete das letzte bisschen Menschlichkeit, die letzte Instanz vor der Sinnlosigkeit, ließ nur Erde zurück. Staub. Ich war bedeckt davon, der Staub meines Lebenssinnes, die Asche des letzten Bisschen Menschlichkeit in mir, die kläglichen Überreste meines Seins.
Und nun?
Das Wasser... Es wusch den Staub von mir, reinigte mich davon. Die Kälte des Nass auf meiner nackten Haut betäubt die Gefühle der Scham, der Angst, des Verlustes. Es raubt mir den Atem, doch macht es mich nicht atemloser als der Gedanke, dass es vorbei ist. Vorbei, was bedeutet das?
Der Wind... Er trägt den herabgewaschenen Staub, die Asche, zum Horizont, verteilt ihn. Er befreit die Überreste des letzten Lebendigen in mir, zerstreut es in alle Winde, und gleichzeitig streicht er durch meine Haare, zieht an ihnen, gibt mir ein Gefühl, als wenn ich einfach davon fliegen könnte, einfach vor der Realität fliehen. Er verstreut die Asche, verteilt sie über die Welt, bläst sie der Morgenröte entgegen. Freiheit, für dieses Letzte, was die Freiheit wirklich verdient hat? Vielleicht. Aber bedeutet Freiheit nicht immer auch Verlust?
Wellen kommen auf, werden durch den zunehmenden Wind verstärkt, schlagen mir ins Gesicht, doch ich stehe einfach nur da.
Wasser. Wind.
Was bedeutet es eigentlich, Wasser? Wofür steht es? Symbolisiert es nicht irgendwo die Sinnhaftigkeit, die Gedanken unter der Oberfläche, die Tiefe des Seins?
Aber welcher Sinn, wenn da nur Sinnlosigkeit ist? Welche Gedanken unter der Oberfläche, wenn ich mich vollkommen leer fühle? Und welches Sein? Es ist verbrannt, die Überreste eingeebnet, und nun im Wind verstreut, ungreifbar. Die letzte lebendige Bastion meines Geistes, vollkommen vernichtet.
Und der Wind? Steht er nicht für die Freiheit, für Unbeschwertheit, für die Möglichkeit, alles hinter mir zu lassen?
Doch welche Freiheit, wenn ich mich selbst versklave? Welche Unbeschwertheit, wenn ich das Gefühl habe, die ganze Welt tragen zu müssen? Und wie soll ich es hinter mir lassen, wenn mich der Verlust quält?
Wasser spritzt mir über das Gesicht, scheint mich zu umarmen. Wind lässt meine Haare fliegen, scheint mir über den Kopf zu streicheln, mich zu trösten.
Und beide verführen.
Nun stehe ich da, vor mir geht die Sonne langsam auf. Ich blicke ihr entgegen, Wasser streicht über mein Kinn, Wind fährt durch meine Haare. So stehe ich und betrachte die letzten Reste dessen, was mir einen Grund gab, zu leben.
Ich flüstere: "Danke für all die Zeit... Für die schönste Zeit meines Lebens. Danke..." Der Wind trägt die Worte davon, und ich lasse mich fallen, kippe nach vorne und tauche unter, um nie wieder aufzutauchen, nie wieder Atem zu holen.
Wasser und Wind umgeben mich, lassen mich treiben.
Wasser und Wind.