Beiträge von parvati

    [quote]Original von RumpelstilzchenDas ist mir beim Flohmarkt der Stadtbücherei in die Hände gefallen und ich wollte schon immer mal Margaret Atwood lesen. Eine gute Gelegenheit.


    Ich habe vor einigen Jahren den Roman "Katzenauge" von Margaret Atwood gelesen und war tief beeindruckt. Ich hatte mir vorgenommen, auf jeden Fall weitere Bücher von ihr zu lesen, was ich bis heute leider nicht geschafft hab. Wenn dir der Roman weiterhin so gefaellt, würde ich mich sehr auf eine Rezension freuen! :-)

    Ich habe gestern dieses Buch zu Ende gelesen und habe zwiespaltige Gefühle demgegenüber. Einerseits hat mich die metapherreiche Sprache sehr beeindruckt und begeistert, ich konnte das Buch einfach nicht ablegen und musste immer weiter lesen. Andererseits war ich so sehr auf die Sprache konzentriert, dass die Haupthandlung, das Schrecken und die Tragödie des Straflagers für mich nebensaechlich blieb. Ich frage mich, ob es von der Schriftstellerin so beabsichtigt wurde. Es war mich für jedenfalls eine neue Erfahrung, über ein so dramatisches und schreckliches Geschehnis zu lesen und dabei unberührt zu bleiben. Die Seiten, die von der Angst des Homosexuellen Ich-Erzaehlers in Bucharest handeln, haben mich mehr berührt, als die vom Straflager. Ob sich die Schriftstellerin in die erste Situation besser hineinsetzen konnte? So oder so erachte ich das Buch als absolut lesenswert, aber einen Nobel-Literaturpreis haette es von mir nicht bekommen. :D

    Ich versuche so weit wie möglich Übersetzungen zu vermeiden, weil es meiner Meinung nach doch sehr viel dabei verloren geht, vor allem wenn es sich um Belletristik handelt. Dementsprechend lese ich regelmäßig Romane auf Englisch, aber auch auf Türkisch. Mein nächstes Ziel ist es, mein Französisch so weit zu verbessern, dass ich auch auf Französisch Romane lesen kann, das wird aber sicherlich noch ein paar Jährchen dauern.

    Ich finde, dieses Buch ist großartig und ergreifend. Die Sprache ist nicht nur bildhaft und sinnträchtig, sondern ich habe das Gefühl, dass ich meine Kindheit in Rugbüll verbracht habe, dass Siggi mein kleiner Bruder war, und dass ich in dem Atelier des Malers gesessen und ihm beim Arbeiten zugeschaut habe. Als ich die Bilder von Emil Nolde gesehen habe, war ich erschrocken, wie sehr sie meiner Vorstellung nach der Lektüre entsprechen. Ich finde es sehr passend, dass das Ende lose erzaehlt wurde, und dass über die Gefühle von Siggi nicht direkt berichtet wurde, wir erfahren ja im Roman, dass die Bewohner von Rugbüll und Bleekenwarf kaum über ihre Gefühle sprechen, ja vieles zwischen den Zeilen kommuniziert wird.
    Mein Lieblingszitat: "Die Hauptstaedte, die wir brauchen, liegen in uns selbst."
    Einfach großartig.

    Ich habe vor Kurzem dieses Buch im türkischen Original gelesen und hoffe, dass die wunderbar schlichte aber umso beeindruckende Sprache der Schriftstellerin auch in der Übersetzung gut rübergebracht werden konnte, weil ich genau diese Eigenschaft der Schriftstellerin sehr schaetze. Elif Shafak hat ja mehrere Jahre in Westeuropa sowie in den USA verbracht, versteht es deshalb meiner Meinung nach gut, anatolische Gepflogenheiten auch Außenstehenden gut rüberzubringen. Obwohl ich das Buch absolut großartig fand und obwohl die Schriftstellerin zu meinen Favoriten gehört, konnte ich bei den Kapiteln, die sich am Ufer des Euphrats abspielen, dem Gefühl nicht los werden, dass die Schriftstellerin diese Gegend selber nur flüchtig kennt. Die Beschreibungen des haeuslichen Lebens und des Dorfes waren für mich etwas unvollstaendig. Umso besser gelingt es aber der Schriftstellerin, die Lage der Familie in Istanbul und dann in London darzustellen. Alles in allem ein rundum gelungenes Buch, in dem es nicht nur um Ehrenmord geht, sondern um viel tiefliegendere und universelle menschliche Gefühle und Familienbeziehungen.

    Ich habe soeben diese Autobiographie im englischen Original zu Ende gelesen und finde, dass die Beschreibung der Kindheitserinnerungen dem Schriftsteller sehr gut gelungen ist. Man sieht die Welt, mit ihren unerklaerlichen Regeln, mysteriösen Geistern und spannenden Ereignissen aus den Augen eines Kindes. Dabei versteht es der Autor, das Ganze sehr bildhaft zu schildern, ohne zu dramatisieren und ohne sich in unendlichen Beschreibungen zu verlieren, so dass man sich in Nigerien der 1930-40er Jahren versetzt fühlt. Weil es sich eben um politisch so bewegte Jahren handelt, gibt es genügend Handlungen, die die Biographie durchaus spannend machen. Es geht aber nicht nur um eine bloße Beschreibung der Umgebung und Ereignisse, sondern auch um Familienbeziehungen; Disziplin in der Familie und in der Schule wird still in Frage gestellt, gegen Ende der Autobiographie werden auch politische Themen wie Kolonialismus und Rassismus angerissen. Das war das erste Buch, das ich von dem Autor gelesen habe und bin von seiner Sprache sehr beeindruckt, wie er auch sehr aufwühlende Ereignisse mit einer besonnenen Distanz detailgetreu beschreibt, ohne sich in Details zu sehr zu verwickeln und die Magie der Kindheit aus den Augen zu verlieren. Ich werde sicherlich auch andere Erinnerungen und Romane von dem Autor lesen.