Beiträge von Holle

    BETA MÄNNCHEN. Sind die Männer noch zu retten?
    Autoren: Stefan Bonner /Anne Weiss
    Verlag: Bastei Lübbe (Bastei Lübbe Taschenbuch)
    Auflage: Aufl. 2014 (16. September 2014)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3404607848
    ISBN-13: 978-3404607846


    Autoren: Die Co-Autoren Stefan Bonner und Anne Weiss sind im Bastei Lübbe Verlag als Lektoren tätig. Aus ihrer Feder stammen ebenfalls GENERATION DOOF, DOOF IT YOURSELF, sowie HEILIGE SCHEISSE. Bei diesen Büchern handelt es sich um Analysen soziologisch-gesellschaftlicher Aspekte/Phänomene, die Sachverhalte in humorvollem Stil präsentieren.


    Cover / Grafische Gestaltung: Das Cover als Hinführung zum Thema zeigt ein erwachsenes Schmuse-Kaninchen mit einer Art Bierflasche im Arm, die auch an eine Babyflasche erinnern könnte. (Es gefällt mir, dass die Bierflasche zwar als solche erkennbar ist, aber kein Label zeigt. So wird der Bezug zum Alkohol zwar angedeutet, lässt aber die Assoziation zur Babyflasche auch deutlich werden.) Das Kaninchen scheint mit großen Augen auf den Leser zu schauen, es möchte vermutlich permanent ungehinderten Zugang zur Nuckelflasche haben und gekrault werden. Der Leser schaut auf die Personifizierung einer genussfixierten, ich-bezogenen Haltung, die sich der Übernahme von Verantwortung, wie sie mit einem erwachsenen Lebensstil verbunden wird, zu verweigern scheint. Daher scheint das Titelbild die Frage des Untertitels, „Sind die Männer noch zu retten?“ auf eine humorvoll-provozierende Weise zu verneinen.
    Sehr gut gefällt mir die Überlänge der vorderen und hinteren Coverseiten. Sie sind nach innen geknickt, wodurch sich jeweils vier Seiten mit Infos über die Autoren, den Buchinhalt, weitere gemeinsame Veröffentlichungen der Autoren, Promistatements zum Buch sowie Lesetermine ergeben.
    Die Wahl frischer Signalfarben hat mir gut gefallen. Sie lenken den Blick auch aus der Distanz auf dieses Buch und entsprechen aus meiner Perspektive dem humorvollen Herangehen der Autoren an das Thema.


    Inhalt:
    Stefan Bonner und Anne Weiß befassen sich in diesem (auto-)biografisch gestalteten Roman mit der aktuellen Rollengestaltung erwachsener Männer (und Frauen). Der Titelbegriff „Beta Männchen“ wird auf der Rückseite definiert:
    „BE – TA – MÄNN – CHEN, das: orientierungsloser, moderner Mann ohne festes Rollenbild (ugs. Auch Vollidiot, Vollpfosten); vgl. in Abgrenzung: Alphamännchen; Alphaweibchen“
    Anne ist eine anspruchsvolle Frau um die Vierzig, die ihr Leben nach dem Motto „Ich will alles, und zwar (am liebsten) sofort!“ ausrichtet. Gebildet, energisch-zielorientiert und erfolgreich im Beruf möchte sie das, was das Leben bietet, erreichen und alles unter einen Hut bringen. Nach der Trennung von ihrem Freund Olli macht sie sich auf die Suche nach einem neuen Partner. Sie ist sich der Tatsache bewusst, dass sich das biologische Zeitfenster, in dem sie Mutter werden könnte, in absehbarer Zeit schließen wird. Dies verleiht ihrer Aufgabe Dringlichkeit.
    Bei ihrer Suche gerät sie - nicht zuletzt durch die tatkräftige Hilfe ihrer Mitbewohnerin Sandra - an Beta-Männchen, deren Entwicklung teils im Teenager-Alter steckengeblieben scheint und die Annes Anspruch nach Souveränität nicht genügen (können).
    Auch Stefan, Annes Kollege und Anleiter, der ihr sympathisch ist und zunächst Kriterien eines Alpha-Männchens zu erfüllen scheint, entpuppt sich als Beta.
    Er ist ohne Vaterfigur in einem Frauenhaushalt aufgewachsen und wird vom Leben mit der Herausforderung einer ungeplanten Vaterschaft konfrontiert. Er nimmt diese Aufgabe an, lernt in Folge die „Schwiegerfamilie“ kennen sowie den Kindheits- und Exfreund seiner Frau, der materiell und vom sozialen Umfeld her betrachtet alles zu besitzen scheint, um das Stefan sich noch bemühen muss.
    Der beschriebene Weg beider Protagonisten verdeutlicht ihre Weiterentwicklung und das Erlangen größerer Reife im emotionalen und sozialen Bereich.


    Stil:
    Die Komplexität dieses Themas wurde von beiden Autoren mit einer humorvollen Schicht szenischer Situationskomik und -dramatik versehen.
    Die Autoren schreiben unterhaltsam und flüssig, teils mit Längen. Sie versuchen, wissenschaftliche Thesen, die diesem Thema zugeordnet sind, mit autobiografischem Erleben zu verknüpfen. Die Vielfalt dieser Aufgabe zeigt sich aus meiner Perspektive im Umfang des Romans.
    Zitate und Sinnsprüche prominenter Menschen pointieren das Thema und sind den Kapiteln vorangestellt.
    Die Autoren wechseln sich in den aufeinander folgenden Kapiteln ab und verdeutlichen so ihre geschlechtsspezifische Wahrnehmung.


    Mein Fazit: Mir fiel der Titel des Buches auf und machte mich neugierig. Wann ist ein Mann ein Mann? (Die Frau eine Frau?) Die Ich-Erzähler Anne und Stefan berichten im Wechsel Anekdoten aus ihrem alltäglichen Dasein, ihren Erfolgen, ihrem Scheitern, ihrem Umfeld, ihren Lebensplanungen, Zielen und Wünschen, ihren Liebsten, Bekannten und Verwandten und geben so einen Einblick in die aktuelle Realität zweier Menschen auf der Höhe ihres Lebens. Gleiches und Unterschiedliches beider Geschlechter wird ironisch-witzig und teils sehr ausführlich dargestellt. Auf diese Weise wird der Leser zum Zaungast und Beurteiler der Lebensgestaltung von Menschen in der 3./4. Generation nach dem zweiten Weltkrieg sowie der ersten Generation nach der Emanzipation in den 70er Jahren, die aktuell um die vierzig Jahre alt sind.
    Dieser Roman ist aus meiner Perspektive ein unterhaltsamer, sehr informativer Gedankenanstoß und Einstieg in die Auseinandersetzung mit einem komplexen Zeitthema.


    (PS.: Er lässt mich mit der Frage zurück, wann eine Frau eine Frau ist. Frauenbildung, Vermännlichung der Frau als Karrierehilfe, Chancengleichheit mit Kindern, Frauenarmut im Alter und viele andere Themen sind mit dieser Frage verknüpft.)

    Allerliebstes Gummibärchen: ein wunderschönes, neues Lebensjahr mit viel Spaß, Überraschungen, liebevollen, verlässlichen Freunden und allem, was dir sonst noch gut tut wünscht dir die Holle aus dem Bergischen Land. Ich hoffe, wir sehen uns bald mal wieder!

    Rumpelstilzchen: das geht mir auch so @erforschen, wer ich bin. Und es geht weit über "cogito, ergo sum" hinaus. Aber da alles Denken und Trachten zu diesem Thema anderweitig gedanklich in die Tiefkühltruhe wandert und mit schockgefrostetem toten Fleisch verglichen wird, werden meine Gedanken hier nicht mehr zu lesen sein. Was für ein Glück, dass anderswo noch freier Austausch möglich ist und Schönheit im Auge des Betrachters liegt.


    Dankeschön, liebe Jane Doe und liebe Wolke, für euer organisatorisches Engagement. Dankeschön an alle, die mitgeschrieben und sich an diesem Wettbewerb gefreut haben.

    Hoffentlich komme ich nie in die Lage, in einer Seniorenresidenz oder einem Altenheim dieses oder ähnlich geartetes Ekelzeugs hinunterwürgen zu müssen....
    Oh Dieter Neumann, was bin ich froh, dass mein Leben mich vor solchen Events bewahrt hat. Vielen Dank für diese satirisch-humorvolle Erzählung!


    Es war wieder ein schöner Advent, auch dank der vielfältigen Beiträge! Vielen Dank euch allen.

    Vielen Dank, lieber Churchill,
    für deinen lebendigen Schnappschuss aus der Notfallhilfe!
    Das, was du schilderst, ist für mich eine Facette von Weihnachten,
    die das ganze Jahr über wirksam sein sollte.
    Sie steht als Wunsch auf meinem "Dauerwunschzettel".
    Umfassende Hilfe für alle, die Hilfe brauchen und sich nicht allein helfen können.
    Viel Kraft, Kompetenz, genügend finanzielle Mittel und gute Rahmenbedingungen
    für alle, die in der Not tatkräftig helfen.

    imandra: du hast die Hetze eines Systems
    - hier des Schulsystems - so gut eingefangen,
    dass ich mich atemlos fühle und froh bin,
    vor vielen Jahren die Entschleunigung entdeckt zu haben.
    Slow food zum Beispiel.
    Wie gut, dass es noch Sonn- und Feiertage gibt, die zum Innehalten aufrufen.
    Vielen Dank für dein Gedicht!

    ... wird heute gefeiert.
    Ich wünsche dir alles Gute für das neue Lebensjahr!
    Bleib gesund, hab Spaß, lass dich feiern!
    Und schreib bitte weiter so feine Geschichten und Musiktipps
    hier auf der Büchereule!

    Heike: Vielen Dank für diese wunderbar erzählte Geschichte.
    Das Bild eines Philosophen, der eine Umfrage macht,
    anstatt die Elite der begabten jungen Männer
    für intellektuelle Erörterungen um sich zu scharen,
    wird mir noch nachgehen.


    Tom: Das treffliche Spiel mit Perspektiven hat mir sehr gefallen.
    Und der Abschluss war sowas von auf den Punkt, mein Mund grinst immer noch. Dankeschön!

    Hey Inkslinger: mir hat deine Geschichte gefallen. Mein Opa von der Weser, den ich als Kind als superlieb wahrgenommen habe, konnte das auch. Wenn wir ihn herausfordern wollten und nicht nachließen mit der Ärgerei, machte sich in seinem Gesicht ein Grinsen breit, und er zog ein scharfes Schnitzmesser aus seiner Tasche. Dann kam, mit Donnergrollen wie von ganz oben: "Gleich schneid ich dir die Ohren ab!" Wir wussten natürlich, dass er sowas nie tun würde, aber so ganz sicher konnte man sich nun auch wieder nicht sein. Die Mischung aus leiser Furcht und Spaß hat uns in Frequenzen quietschen lassen, deren Lautstärke heute zu einer Klage vorm Gericht führen könnte. Damals zum Glück nicht. Und das Quietschen ging schnell in Lachen über. Schließlich war das unser Opa, der Seemann. Daran hab ich mich wieder erinnern dürfen durch deine Geschichte.