Meine Rezension zu diesem Buch
Kurzbeschreibung (von Amazon übernommen):
Lou & Will
Louisa Clark weiß, dass nicht viele in ihrer Heimatstadt ihren etwas schrägen Modegeschmack teilen. Sie weiß, dass sie gerne in dem kleinen Café arbeitet und dass sie ihren Freund Patrick eigentlich nicht liebt. Sie weiß nicht, dass sie schon bald ihren Job verlieren wird – und wie tief das Loch ist, in das sie dann fällt.
Will Traynor weiß, dass es nie wieder so sein wird wie vor dem Unfall. Und er weiß, dass er dieses neue Leben nicht führen will.
Er weiß nicht, dass er schon bald Lou begegnen wird.
Eine Frau und ein Mann.
Eine Liebesgeschichte, anders als alle anderen.
Die Liebesgeschichte von Lou und Will.
* Inhalt, Idee, Umsetzung:
Die Geschichte beschäftigt sich mit einem schwierigen Thema. Die junge, wenig erfahrene Louisa fängt als Betreuerin/Gesellschafterin des Tetraplegikers Will Traynor an. Sie selbst kommt aus eher bescheidenen Verhältnissen, wogegen Will gut situiert aufgewachsen ist und auch noch so lebt.
Sein großes Handicap ist allerdings seine Behinderung, die den einst vitalen und sportlichen jungen Mann in den Rollstuhl und in die Rundum-Pflege zwingt.
Im Hinblick auf dieses Thema bin ich beeindruckt, wie gut die Autorin das Geschehen rüberbringt. Man merkt, dass viel Recherchearbeit dahintersteckt und Jojo Moyes versucht hat, sich wirklich in die Charaktere hineinzudenken. Vor allem Wills Wunsch bringt sie sehr überzeugend rüber.
Louisa ist flippig und teilweise auch etwas naiv. Dennoch schließt man sie ins Herz und spürt ihre Ängste und Zweifel genauso wie ihre Energie und ihren Lebenswillen.
Sie hat keine Ausbildung, arbeitet in einem Café, hält mit ihrem Verdienst ihre Familie über Wasser und hat zudem einen Freund, dessen Interessen sich komplett von ihren unterscheidet. Als Louisa den Job im Café verliert, weil dieses schließt, bricht für sie eine Welt zusammen. Eher widerstrebend nimmt sie schließlich den Job bei Will Traynor an, obwohl sie keinerlei Kenntnisse in der Pflege hat.
Dadurch stellt sich allerdings nicht nur ihr Leben, sondern auch das von Will auf den Kopf.
Will selbst ist ein schwieriger Mensch, der nach seinem Unfall mit seinem Leben hadert und der es Louisa nicht gerade leicht macht, mit ihm umzugehen. Schön ist, dass Louisa nicht aufgibt und so irgendwann mehr und mehr zu Will durchdringt. Ich habe den beiden immer mehr die Daumen gedrückt, dass sie sich gegenseitig in ihren Leben voranbringen. Ob ihnen dies gelingt, darauf gehe ich nicht ein, weil es zu viel verraten werden würde.
Einzig Louisas Schwester ging mir oftmals erheblich auf die Nerven. Sie ist für mich zu einem Hass-Charakter geworden. Auf der anderen Seite ist so was genau das, was eine gute spritzige Story ausmacht. Sowohl Wills als auch Louisas Eltern waren gewöhnungsbedürftig, aber letztlich konnte ich mich in alle hineinversetzen und sie irgendwie verstehen.
Die Idee für die Geschichte ist mutig und wirklich sehr sehr gut umgesetzt. Man kommt leicht in die Story hinein und hat die Protas detailliert vor Augen. Man fiebert und leidet in jeder Situation ganz automatisch mit. Für Spannung ist auch die ganze Zeit gesorgt. Einfach rundum gelungen!
Den Stern in dieser Kategorie vergebe ich.
* Schreibstil, Kapitelgestaltung:
Die Autorin hat einen sehr flüssigen, aber nicht zu einfachen Schreibstil. Durch die Thematik gibt es anspruchsvolle Formulierungen und Begriffe, die den Lesefluss aber in keiner Weise stören. Jojo Moyes hat eine beeindruckende Fähigkeit, Emotionen und Gefühle so rüberzubringen, dass man sie tief in sich spürt. Man verschmilzt mit den Protagonisten und fühlt sich nicht als Außenstehender.
Wortwiederholungen sind mir nicht aufgefallen, alles war sehr abwechslungsreich formuliert.
Die Kapitel haben eine schöne Länge und man ist am Ende jeweils so mitgerissen, dass man weiterlesen will. Mich hat es nicht mehr losgelassen.
Hier vergebe ich ebenfalls einen Stern.
* Logik, Aufbau:
Die Erläuterung der unterschiedlichen Leben von Louisa und Will wird sehr gut rübergebracht. Man bekommt gleich am Anfang einen Eindruck, worum es beiden geht und was sie geprägt hat.
Wie zu erwarten entwickeln sich beide weiter, nachdem sie sich begegnen und immer besser kennenlernen.
Der Aufbau ist logisch und durchdacht. Ich habe nichts negativ anzumerken.
Daher vergebe ich auch hier einen Stern.
* Gesamteindruck inklusive Cover (doppelte Sternezahl):
Seit Langem hat mich keine Geschichte mehr so berührt wie diese. Das liegt vielleicht zum Teil daran, dass ich selber vor einigen Monaten einen Unfall hatte und sehr lange meine rechte Hand nicht richtig bewegen oder damit etwas richtig festhalten konnte. Schmerzen waren dabei ein stetiger Begleiter.
Natürlich kann man das nicht mit Wills Leiden vergleichen, aber seine Situation hat mich vermutlich mehr mitgenommen, als es das vor meinem Unfall getan hätte. Es fällt mir immer noch ein wenig schwer, die richtigen Worte für die Rezension zu finden.
Bezeichnend sind die vielen Tränen, die ich vergossen habe. Nicht nur am Ende, auch teilweise schon ab Mitte des Buches. Mein Partner hat mich dabei einmal erlebt und er war sofort besorgt, dass es mir wieder schlecht geht und ich Schmerzen habe. Mein Konsum an Taschentüchern in den Tagen, in denen ich das Buch in meiner freien Zeit verschlungen habe, reicht ansonsten bestimmt für ein Jahr.
Ja, die Geschichte ist sehr traurig, aber gleichzeitig macht sie auch verdammt nachdenklich. Ich wusste bisher nicht viel über Tetraplegiker und ihre Pflege. Vor allem aber war mir nicht klar, wie viele Möglichkeiten sich ihnen dennoch bieten, wenn sich jemand wie Louisa Mühe gibt und entsprechend recherchiert und sich ins Zeug legt.
Das Ende hätte ich mir ein ganz wenig anders gewünscht. Mehr in die Richtung, dass Will seinen Wunsch hinausschiebt und er damit Louisa wenigstens noch ein bisschen entgegenkommt. Trotzdem kann ich absolut verstehen, warum die Autorin es genau so und nicht anders hat enden lassen.
Wenn mich die Geschichte nicht so viele Tränen gekostet hätte, würde ich das Buch bestimmt noch weitere Mal lesen. Es ist eines der Besten, die in meinem Regal stehen.
Das Cover ist ganz im Stil von Jojo Moyes, die gerne Schattenspiele als Cover verwendet. Der Aufbau für diese Story finde ich sehr gelungen. Genau die richtige Mischung aus Farbe und Symbolik.
Zwei hochverdiente Sterne in dieser Kategorie.
* Gesamtergebnis = 5 von 5 Sternen *
Eine klare Kaufempfehlung. Es gibt zu dem Buch auch eine Fortsetzung, die ich mir sicher in ein paar Wochen auch ansehen werde. Wobei ich mir gerade nicht vorstellen kann, dass man diese Geschichte noch toppen kann.