Inhalt :
Ein Krimi-Debüt wie ein Faustschlag
Am Eulenkopf in Gießen hat man einen Toten kopfüber in einen Gully gesteckt. Seine Kehle wurde durch-trennt, und in seinem Unterleib findet die Rechtsmedizin Reste eines explodierten Chinakrachers. Jemand hat ihn wohl so verachtet, dass er ihn im Tod noch besudeln wollte. Wer ist der tote Mann und warum wurde er so roh zugerichtet?
Die folgenden Ermittlungen sind eine Achterbahnfahrt durch die abgründige Vergangenheit des Toten. Das reicht von perfider Gehirnwäsche im Vogelsberg über infame Spionage in Heuchelheim bis hin zu sexuellem Missbrauch in der Wetzlarer Spilburgkaserne.
Der Eulenkopf ist eine Siedlung am Stadtrand von Gießen, verschrien als wild und gefürchtet, und die Sprache der Anwohner ist »Manisch«, ein Sonderwortschatz jenisch-rotwelschen Ursprungs. Etwas, das man spricht, wenn man Geheimnisse austauscht.
Für Roman Worstedt, Kommissar mit manischen Wurzeln und hinter seinem Rücken bisweilen »Worschtfett« genannt, ist es die erste Ermittlung nach drei Jahren Zwangspause. Ihm zur Seite steht Regina Maritz, die ihren ersten Frankfurt-Marathon noch in den Knochen hat und frisch von Wiesbaden nach Gießen versetzt wurde.
Ein pädokrimineller Fußballschiedsrichter spielt eine ebenso wichtige Rolle wie die Gießener Pfingstregatta, das Notaufnahmelager und ein falsch ausgelieferter Plasmafernseher. Worstedt kämpft sich durch zähe Befragungen, bis schließlich eine weitere Leiche gefunden wird ...
Rezension :
Gut, in diesem besonderen Fall, war ich mal langsamer wie ein Paar meiner Kollegen und Freunde - ich gebe es ja gerne zu. Aber dies liegt vielleicht auch an meinem Arbeitsumfeld.
Man hört ja vieles über Charly Weller, wenn man in Gießen wohnt. Nun war es also auch für mich endlich soweit, dass ich dieses Buch über den Eulenkopf in Gießen gelesen habe.
Die ersten beiden Kapitel habe ich erstmal nicht so richtig verstanden, da ich nicht damit gerechnet habe, dass es immer von der Person berichtet wird, die im Kapitel oben genannt wurde. War aber diese Hürde erst einmal genommen, dann ging es bei mir im Kopf ab wie eine Achterbahn. Roman Worstedt wird mir diesen Vergleich hoffentlich verzeihen, denn er mag keine Achterbahnen.
Aber es ist einfach schön, in einem Krimi von Orten zu lesen, welche man auch wirklich kennt. Und man kann sich auch richtig gut reinversetzen, da man die Sprache, die in diesem Buch verwendet wird, auch gut versteht. Wenn man längere Zeit in Gießen wohnt, gehen einige Worte automatisch irgendwann in den Sprachgebrauch oder ins „Pucke“ über.
Es sind immer wieder kleine, wie soll ich sagen „Punkte“ dabei, die einem als Gießener sofort auffallen- warum dies nun so ist. Mag es nun die Beschreibung eines Oberleutnants des DDR Geheimdienstes gewesen sein, der bemängelt, dass im Club Orchidee in Heuchelheim die Ausgaben sehr hoch sind, was vielleicht an der Art des Clubs gelegen haben könnte. Weitere Ausführungen darüber verkneife ich mir nun.
Aber auch sonst hat dieses Krimi – Debüt von Charly Weller viel zu bieten. Es gewährt einige an Einblicken in die menschliche Seele, da man durch den eingangs erwähnten Kniff einen tiefen Einblick bekommt, was die verschiedenen Personen denn so denken, oder wie die Außenwirkung von Roman Worstedt und Regina Maritz auf die anderen Personen im Krimi ist.
Der Krimi ist intelligent geschrieben und ich denke auch für Menschen gut geeignet, die nicht aus Gießen und Umgebung kommen. Er greift einige wichtige Themen auf, z.B. den pädokriminellen Schiedsrichter, oder den Verlust von regionalen Dialekten kann man sicherlich auch dazu aufführen.
Also alles in allem mal ein Krimi, der in meiner Heimatstadt spielt und den man auch ohne größere Probleme jemandem schenken kann, der einfach einmal einen lustigen aber auch interessanten Krimi für zwischendurch lesen möchte. Und ich hoffe sehr, dass da noch mehr kommt. Denn Worstedt und Maritz sind sicherlich noch ein paar Krimis wert und die Gegend von Mittelhessen hat einige schöne Ecken wo man einen Krimi spielen lassen kann.