Als Erstes würde ich an dieser Stelle ein paar Worte zum Inhalt des Buchs schreiben. Es geht in dieser Geschichte um die Zwillinge Lilli und Milli, die mich schon auf den ersten Seiten an Lotte und Luise aus dem Buch "Das doppelte Lottchen" von Erich Kästner erinnerten. Ähnlich wie die Figuren Kästners, sind auch Milli und Lilli ziemlich unterschiedlich – die eine (Lilli) ist eher frech und fast jungenhaft, spielt Fußball, streitet sich mit allen, die ihr im Wege stehen und kann die Ungerechtigkeit nicht ausstehen. Die andere (Milli) ist das Gegenteil: Sie geht zum Reiten, mag keine Hektik und sucht in Problemfällen nach Kompromissen.
Das Leben der beiden ist harmonisch und lustig. Schon der durchaus lustige Einstieg in die Geschichte mit der Jagd auf das Zwergschweinchen Emil, das als Familienmitglied betrachtet wird, weist darauf hin, dass die Mädchen keine Zeit für Langeweile haben. Was mit ihren Eltern auch eher unmöglich wäre – der Vater ist Sportredakteur und Stadionsprecher, die Mutter – Hutmacherin, über deren Geschmack und die Art, sich anzuziehen, die beiden Schwestern manchmal schämen müssen (sie nennen sie an einer Stelle „ein wandelnder Fliegenpilz“).
Die Harmonie wird allerdings bald zerstört, als im Leben der Zwillinge ein anderes Zwillingspaar auftaucht – die Brüder Ben und Paul, die nun in dieselbe Klasse gehen und deren Bekämpfung die Schwestern mit ihren Freundinnen sich zum Ziel machen. So entsteht die Bande der Frechen Krabben. Zum Mittelpunkt des Kampfs wird ein Wettbewerb in der Schule, in dem Gruppen von Schülern Sitzbänke für den Schulhof bauen müssen. Konkurrenz, Streitigkeiten und kleine Abenteuer führen dann doch dazu, dass sich alle befreunden und am Ende zusammenarbeiten. Ein happy End.
Schon der Einstieg schafft die notwendige erste Bindung an das Buch und stellt die Hauptpersonen in einem lustigen Kontext vor. Eine Szene, die Kinder begeistern könnte, die aber auch Erwachsenen ein Lächeln auf dem Gesicht zaubern kann. Nicht weniger spannend geht es in den weiteren 14 Kapiteln.
Die Sprache der Autorin ist leicht verständlich und dem empfohlenen Lesepublikum (Kinder, 7 Jahre) angemessen: humorvoll, einfach und spannend.
Die jüngeren Leser bzw. Kinder, denen die Eltern das Buch vorlesen, finden hier des Weiteren ansprechende Illustrationen, die die Vorstellungskraft der Kleinen fördern und unterstützen.
Den Eltern mag dieses Buch insofern interessant werden, dass es einige Probleme anspricht, für die die Erwachsenen manchmal zu wenig Gehör haben. So lernen wir zum Beispiel Lotte kennen, ein Mädchen, das von ihren Eltern zu allen möglichen Zusatzaktivitäten geschickt (Klavier-, Gesangs-, Balettunterricht) und damit völlig überfordert wird. Da stellt schon ein Kind die wichtige Frage "Und wann lebst du?" Die Erziehung eines anderen Mädchens wird der Oma überlassen, weil die Eltern keine Zeit für sie haben. Traurig finde ich das.
Schön fand ich dagegen, dass das Thema Erziehung angesprochen wurde, vor allem fand ich die Erziehungsmethoden der Lehrerin interessant: Sie führt ein Strafbuch, „Das rote Buch des Schreckens“, in dem sie Vermerke macht, wenn die Kinder sich verspäten, schwätzen oder nicht aufpassen. Nach einer bestimmten Zahl der Vermerke kommen die Strafen – man muss nachsitzen, den Hasenstall im Schulhof ausmisten, Unkraut im Garten ausrupfen oder der Hausmeisterin helfen. Eher undenkbar in den modernen deutschen Schulen, wo die Kinder einfach unantastbar sind und dadurch oft ziemlich frech aufwachsen, keine Grenzen kennen und wenig Acht auf andere Mitmenschen nehmen. Ein wenig strengere Erziehung, die die Kinder verantwortungsbewusst macht und sie an reale Lebensherausforderungen heranführt, wäre schon schön, was in diesem Buch ebenfalls implizit geäußert ist.
Ich muss leider einen Punkt abziehen, weil mir die letzten Kapiteln ein bisschen "hektisch" waren: Hier passiert alles ganz schnell, sodass ich das Gefühl hatte, die Autorin wollte so schnell wie möglich mit dem Buch fertig werden. Ansonsten ein schönes Buch, das ich gerne weiterempfehlen möchte!