Beiträge von Inge78

    schöne Geschichte :lache



    Zitat

    Wobei man auch hier im Hinterkopf behalten muss, dass die Darstellung recht einseitig ist.


    Diesen Gedanken muss ich erst mal durchdenken :gruebel
    Kann man ein "guter" Diktator sein?
    Was ist richtig? Was ist falsch?
    Wahrscheinlich lässt sich das wirklich nicht so pauschal sagen ...
    Aber es gibt nicht immer nur Gründe sondern auch Methoden und seine Methoden sind halt wirklich sehr fragwürdig

    Diese Hemmschwelle, die habe ich auch
    Diese "normale" Begegnung, die fehlt mir
    Und einfach so in eine Flüchtlingsunterkunft gehen, das traue ich mich auch nicht


    Wo begegnet man sich also, auf der Straße, im Supermarkt
    Aber da gibt es auch kaum Berührungspunkte bzw halt auch keine Gespräche

    Zitat

    Original von Wortfinesse
    Ich kannte die auch nicht, ich habe aber eine geschenkt bekommen und kann sie bald ausprobieren. Mir war der Name ein Begriff, aber mehr auch nicht.


    Was ich gelernt habe, war: Im Nahen Osten ist es nicht üblich, sich in einer Reihe aufzustellen. Ich habe eine Weile bei der Tafel hier im Ort gearbeitet, bei der auch viele Flüchtlinge Essen holen kamen und es hat mit dem "ordentlich anstellen" nie geklappt. Das hat die Tafel-Mitarbeiter durchaus wütend gemacht, weil sie sich ignoriert und nicht ernst genommen vorkamen.
    Beim Lesen dachte ich so "Hätte ich das mal gewusst und ihnen sagen können... "


    Wahrscheinlich gibt es ganz viele solcher Missverständnisse die sich aufgrund verschiedener Kulturen und der Sprachbarriere nicht einfach lösen lassen

    Mir gefällt das Wort "Erklärbär" und ich finde es auch so wunderbar passend für dieses Buch.
    Mir war nicht alles neu was Shirvan erzählt aber sehr sehr vieles. Und ich bin froh es so recht einfach aufgearbeitet präsentiert zu bekommen
    Gerade wenn man Nachrichten schaut oder versucht sich im Internet zu informieren wird man von einer Flut an Informationen geradezu erschlagen


    Mir gefällt auch dass eben nicht Alles "ganz einfach" erklärt wird sondern dass es eben auch Wissenslücken gibt die auch ein Shirvan nicht weiß und die wahrscheinlich niemand wirklich mehr weiß.
    Zb wer gegen wen warum mit wem zusammen kämpft.
    Diese Allianzen und Zusammenhänge sind so komplex. Ich versuche, seit ich Aleppo gelesen habe, mir mehr Informationen anzueignen und die Nachrichten aufmerksamer zu verfolgen aber es ist wirklich schwierig durchzublicken


    Aleppo räumt für mich mit ganz vielen Vorurteilen auf die man so hört und liefert mir gute Gegenargumente

    Zitat

    Das ist leider so. Trotzdem ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis es in einem anderen Amt mal zu einem Fehler mit heftigen Folgen kommt. Und dann ist das Geschrei wieder groß. Ich erinnere mich noch sehr gut an einige Fälle mit Pflegekindern, wo es hieß "Warum hat das Jugendamt nicht eher was getan?" (höflich formuliert, die Kommentare waren meist deutlich drastischer). Ja, wie denn?


    Das gut (über) organisierte Deutschland war glaube ich schlicht überfordert mit der Zahl der Flüchtlinge
    Soweit ich weiß läuft es mittlerweile koordinierter , aber kommen ja auch schon wieder weniger Flüchtlinge

    Zitat

    Original von Wortfinesse
    Mich hat bei den ersten Reaktionen der Familie erschreckt, wie sehr ich mich da wiedergefunden habe, und daß, obwohl ich in der Flüchtlingshilfe vor Ort auch engagiert war. Es war so ein .. "Oh, das verstehe ich." .. "Oh, das Gefühl kenne ich." .. "Oh. Hm ja, das dachte ich auch".. und letztendlich blieb sehr viel Scham übrig und die Erleichterung, daß man doch über den eigenen Tellerrand hinwegsehen konnte - aber nicht genug getan hat/tut.
    Ich war nicht so mutig wie Toni :)


    Ich auch nicht
    Aber ich habe hier auch einfach nicht die Gelegenheit gehabt, die Flüchtlinge sind -vermeintlich" weit weg ... dass ich auch zu Ihnen gehen könnte, auf die Idee bin ich gar nicht gekommen :gruebel

    Ich habe das Buch schon vor einiger Zeit gelesen aber es wirkt immer noch nach und macht Mut, sich doch öfter mal einzumischen wenn "blöd" daher geredet wird.
    Ich finde das Buch bietet viel Gesprächsbedarf


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    Ich denke, die meisten Leser werden sich bis zu einem gewissen Maß in mehreren Figuren wiederfinden. Ich zumindest finde mich in Toni wieder - ich habe, egal wie viel ich dazu lese, das Gefühl, zu wenig zu wissen und möchte helfen. Aber ich finde mich in Teilen auch in den Eltern wieder - wie die Mutter weiß ich, dass geholfen werden muss, aber der Alltag gewinnt häufig die Oberhand. Und wie beide mache ich mir auch Sorgen - wenn auch die Konsequenz für mich nicht bedeutet, dass ich mich um eine Abschiebung der Flüchtlinge aus meinem persönlichen Lebensbereich bemühe (wie es der Vater tut).


    Das ist ein sehr guter Gedanke
    Jeder Mensch der differenziert denken kann und nicht nur seinen Ängste unterliegt wird sich wieder erkennen
    Leider sind Angst und Unwissenheit aber ein guter Nährboden für Halbwahrheiten

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    Original von maikaefer


    Leider ging es mir da völlig anders. Obwohl es wirklich überhaupt nichts mit der Arman/Amarna-Geschichte zu tun hat, wurde dieser Begriff offensichtlich in meiner Jugend so stark von Anne Sewells Klassiker und der danach gedrehten Fernsehserie nebst mindestens einem Spielfilm mit einem Pferd besetzt, dass ich das nicht aus dem Kopf bekam, wenn er im Buch vorkam... :wave


    Ja, ich musste natürlich auch immer an das Pferd denken, aber das hat mich nicht gestört, irgendwie passte das auch, so störrisch Arman manchmal ist

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    Gut finde ich nun auch, nicht lesen zu können, ob Paul und Wilma überleben. Es wird zwar am Ende angedeutet, wie die Chance wohl steht und auch ich kann mir vorstellen, dass sie vielleicht selbst der Gestapo zuvorgekommen sind und ihr Leben beendet haben. Mein Wunsch wäre, dass sie überlebt haben. Sie sind Helden, so nah gewesen Eva und Martins Tochter nach England zu schicken und dann auch noch nach dem Übergriff mit ihrer Trauer funktionieren, um dass das Ostjüdinnenkind durch Chajas Identität zu retten, wie auch noch später Prof. Brandstätter, Amarnas Vater bei der Flucht zu helfen. Wie hätte ich mir gewünscht, Paul wäre mit ihm nach England gegangen, auch wenn ich seinen Abschiedssatz zum Verhältnis zu Wilma grandios finde.


    Ich finde manchmal wirklich dass es ein bisschen untergeht was Wilma und Paul getan haben ... die Beiden haben mich tief beeindruckt weil sie selbstlos helfen und wissen dass ihnen nichts bleiben wird ... und in diesem Wissen so zu handeln ist ganz großes Kino


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    Danke dafür. Ich bin sicher, nach dem Krieg wird dafür gesorgt - vielleicht sind sie dann alle zusammen, und Wilma macht Pernod.


    Eine schöne Vorstellung

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    Eigenartig, dass man sich gerade an ihr so festzurrt. Warum nicht an Martin, der sich ja auch nicht mit Ruhm bekleckert hat? Aber er spielt ja auch keine große Rolle.


    Ich glaube nur Personen die einen mitnehmen können Gefühle erzeugen
    Martin ist so egal, warum soll man sich über den aufregen
    Auch wenn Du recht hast, er ist nicht besser, er ist auch total egoistisch und dabei noch so eine Heulsuse, furchtbar

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    Und dass Eva Arman will ist wieder einer ihrer Egotrips. Denn was er will oder nicht will interessiert sie ja garnicht.


    Ich finde Egotrip ziemlich hart formuliert, sicherlich ist sie egoistisch, aber sie will wieder gewollt und geliebt werden, will wieder ein Stück Normalität zurück
    Und in Arman sieht sie wohl eine Art Leidensgenossen vor dem sie keine Angst haben muss
    Außerdem gehört er ja auch zum ihrem Leben "davor" , er ist der Künstler
    Somit fühlt sie sich ihm wohl noch mehr verbunden und vielleicht kann sie gar nicht verstehen dass er sie nicht will

    Schwere Worte von Jean Amery , die ich erstmal sacken lassen muss


    Ich kann, zum Glück, nicht nachvollziehen wovon er spricht ...
    ich kann mir nicht vorstellen wie man das aushalten kann
    Oder wie jemand es aushält so etwas einem anderen Menschen anzutun


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    Vor allem weiß man nicht, wie es einem selbst gehen würde. Obwohl ich wäre wahrscheinlich eh dort gestorben.


    Diese "was wäre wenn" Frage stelle ich mir auch jedes Mal
    und ich hoffe sehr dass ich mutig gewesen wäre
    Aber ich weiß es nicht, ich wäre wahrscheinlich auch erstmal egoistisch gewesen und würde mich und meine Lieben schützen
    Aber natürlich will man auch ein Held gewesen sein
    Wie schwer dies allerdings sehen wir aktuell ja leider auch ... diese Hilflosigkeit

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    Original von Findus


    Nein, schütteln und treten nicht, aber so wie Wally, der ja Amarna mal die Meinung sagt oder auch Bülent, der versucht zu vermitteln, liebevoll.
    Nur ich weiß halt, dass in der Situation keiner auf irgendjemand hört, da hilft weder schütteln noch treten, das macht es doch nur schlimmer und man versteift sich auf seine Position.


    Ja, ich weiß ... Kleinkindergehabe
    Aber manchmal juckt es halt und bei Romanfiguren darf man wenigstens darüber nachdenken