Ich weiß ja nicht, wie weit dein Projekt mittlerweile gediegen ist.
Ich wills dir auch nicht ausreden - nur einige Punkte zum Bedenken auflisten.
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[*]Lagerraum: Das was du hier sehen kannst, ist ein Lager eines Kleinverlages (nämlich meines). Um genau zu sein, ist es eines von 3 meiner Lagerplätze. Dieses Regal ist 1,80 m hoch, 1,80 breit und 0,5 m tief. Auf dem Bild siehst du 1000 gelagerte Taschenbücher. Davon mal ganz abgesehen, dass Kinderbücher dank des größeren Formates und des weitaus dickeren Materials mehr Platz wegnehmen als Taschenbücher - es sind "nur" 1000 Stück.
2000 Stück nehmen richtig viel Platz weg.
[*]Der größte Kostenfaktor: Der größte Kostenfaktor ist nicht etwa der Buchdruck (das ist ehrlichgesagt Kleckerkram - die paar Euro). Der größte Kostenfaktor ist der Buchhandelsrabatt. Und du wirst es schwer haben, irgendwas über den Buchhandel verkaufen zu können, wenn du nicht zwischen 30 und 55 % einplanst. Und es gibt viele Buchhändler, die nicht wirklich ein Interesse haben, dein Buch zu bestellen, wenn du nicht mindestens 30 % bietest.
[*]Die Wirksamkeit von Online-Marketing: Onlinemarkting funktioniert für viele Produkte gut. Für Bücher anscheinend nur sehr begrenzt. Wieso nicht? Keine Ahnung.
Ich habe jedenfalls in den letzten 9 Jahren viele Leute mit Büchern eingehen sehen, die von sich und ihren Fähigkeiten als jahrelange Onlinevertriebler und Onlinemarketingspezialisten überzeugt waren und die sonst geschafft haben, Eskimos den Kauf eines Kühlschrankes interessant zu machen. Nur mit ihren eigenen Buch - sind sie allesamt baden gegangen.
Ob es daran liegt, dass immer noch 80 % konventionell im Präsenzbuchhandel kaufen (bei Kinderbüchern ists sogar noch mehr)? Ich weiß es nicht.
Oder obs daran liegt, dass man seit Jahren im Internet mit Werbung für Selfpublisher-Bücher komplett zugeschüttet wird und sich deswegen auf Empfehlungsmarketing (Bücherportale und Buchblogger) verläßt? Schon möglich.
[*]Buchhandelsproblematik: Es wurde auch von den anderen schon öfters angesprochen - Kinderbücher verkaufen sich recht selten online. Entweder diese Bücher sind im Laden, oder es ist ein Megariesensuperzufall, dass man über ein Kinderbuch im Netz stolpert. Nimm doch einfach dein eigenes Kaufverhalten. Wie oft bist du zu amazon gegangen und hast gesagt: "So, jetzt schau ich mir mal Kinderbücher an."
Lass mich raten - ganz selten bis gar nicht. Und so wie es dir geht, geht es mit hoher Wahrscheinlichkeit den meisten Kinderbuch-Kaufinteressenten.
Also bist du eigentlich auf den Buchhandel angewiesen.
Aber - auch das solltest du wissen - als Selfpublisher kommst du selten bis gar nicht in die Barsortimenter rein. Und ohne Barsortimentzugang wirst du oft nicht von den Buchhandlungen bestellt. Ich hab den Test gemacht. Nur 2 von 10 Buchhandlungen hätten die Bücher meines Verlages bestellt. 6 wollten mir erklären, dass die Bücher nicht existieren (was Schwachsinn war) und 2 wollten mir erklären, dass das ein popeliger Kleinverlag sei und sie grundsätzlich nicht bei Kleinverlagen direkt bestellen.
Seitdem wir über Libri ausliefern, haben sich unsere Buchhandelsumsätze verfünffacht!
Allerdings - auch das muss man noch mal erwähnen - wir haben uns in den letzten 9 Jahren einen Ruf erarbeitet.
Du startest bei Null. Womit wir auch schon bei den letzten meiner Punkte wären
[*]Die 15-Stück-pro-Jahr-Regel: Der Durchschnittsselbstverleger verkauft pro Titel und Jahr 15 Printexemplare.
Diese Zahlen habe ich mir nicht ausgedacht - diese Zahlen kommen von direkt von Libri, die Mutterfirma von BoD
ZitatJeder der einen Taschenrechner hat, kann einfach die folgenden Zahlen mal durchrechnen.
Mehr als 200.000 lieferbare Bücher hat BoD im Verlagsprogramm.
Im Jahr 2010 werden bei BoD ca. 3 Millionen Bücher produziert.
Nachdem Libri seit 3 Jahren keine Updates auf dieser Seite gefahren hat, ist anzunehmen, dass es keine Veränderung zum Besseren gegeben hat (sprich: Die Zahlen sind wohl nach wie vor aktuell).
3 Mio / 200.000 = durchschnittlich 15 Verkäufe je Jahr und Titel.
Oder - da BoD bis vor kurzem nur 5-Jahres-Verträge gemacht hat - durchschnittlich 75 Verkäufe während der Laufzeit eines SP-Titels.
Ja, ich weiß - es sind Durchschnittswerte und es gibt auch Ausnahmen. Man sollte aber sich im Klaren sein, dass so eine Ausnahme wohl eher 1 von 100 oder sogar nur 1 von 1000 ist. Ansonsten wäre der Durchschnittswert nämlich entschieden höher.
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All die Punkten zusammengerechnet, würde ich mal schätzen: Wenn du 200 Stück verkauft bekommst, bist du schon recht gut.