"Racheherbst" ist der zweite Teil der Reihe um Walter Pulaski und Evelyn Meyers. Damit stellt das Buch die Fortsetzung zu "Rachesommer" dar. Wer das erste Buch nicht kennt, muss sich aber keine Sorgen machen.
Es gibt zwar einige Anspielungen auf Teil 1, der erste Band hat aber keine direkten Auswirkungen auf Teil 2. Ihr könnt das Buch also auch ohne Kenntnis des ersten Buchs mit gutem Gewissen genießen :).
Zum Inhalt:
In Leipzig wird die Leiche einer jungen Frau eingeklemmt in eine Schiffsschraube gefunden. Bei der Untersuchung stellt sich heraus, dass die Tote eine Ausreißerin und Drogensüchtige war. Walter Pulaski, ehemaliger Angestellter des LKA und jetzt beim Kriminaldauerdienst, wird mit dem Fall betraut. Im Gegensatz zu seinen Kollegen wird ihm bald klar, dass hier mehr dahinter stecken muss und er beginnt zusammen mit Mikaela, der Mutter der Toten, zu ermitteln. In Wien übernimmt Evelyn Meyers ein neues Mandat für einen angesehenen Arzt und ahnt nicht, was sie damit für sich und Pulaski heraufbeschwört ...
Meine Meinung:
Das Buch lässt sich wie immer rasch und flüssig lesen, Andreas Gruber schreibt nicht extrem schwer. Im Gegensatz zum ersten Teil, wo Gruber seinem Schema "Zwei Ermittler an verschiedenen Orten" gefolgt ist, bricht er hier dieses Schema jedoch etwas auf, indem er die Mutter des ersten Opfers zusätzlich in den Vordergrund stellt.
Das ist ungewöhnlich, macht es aber durchaus spannend, auch wenn ich der Frau aufgrund ihrer Dickköpfigkeit und ihrer fragwürdigen Einstellung zu fremdem Eigentum ab und zu gerne mal die Meinung gesagt hätte :D. Pulaskis Reaktion fand ich hier schon sehr nachsichtig, das passt irgendwie gar nicht zu ihm. Die Erklärung, dass Mikaela ihn an seine verstorbene Frau erinnert, war mir außerdem ein wenig zu vage.
Auch habe ich mich gefragt, wie eine Leiche ein Jahr lang (wenn ich es richtig verstanden habe, denn ich kam einige Male mit den Rückblenden etwas durcheinander) auf einem Schrottplatz liegen kann, ohne dass sie jemand findet. Hätte man das nicht irgendwann einmal riechen müssen? Und wieso sie mumifiziert war, konnte ich auch nicht ganz nachvollziehen ...
Die Figur des Mörders jedoch fand ich grandios. Wie man wohl gerade auf so eine Idee kommt? Zu viel ins Detail möchte ich an dieser Stelle nicht gehen, weil es sonst einen Spoiler darstellen würde - aber: Hut ab! Gruselig, krank - und doch irgendwie faszinierend, das ist, was ich mag :D.
Die Geschichte entwickelt sich wie gewohnt langsam und steigert sich dann von Kapitel zu Kapitel. An manchen Stellen darf man nicht wirklich zart besaitet sein (besonders wenn es um die Auseinandersetzungen zwischen Mikaela und ihrem Ehemann geht). Jeder Abschnitt endet mit einem Cliffhanger, bevor er die Perspektive wechselt - das führt dazu, dass man irgendwie imer weiter und weiter liest und es immer schwerer fällt, das Buch zur Seite zu legen ...
Das Finale empfand ich persönlich als ein bisschen too much, passte aber irgendwie trotzdem zu der Geschichte und zu der Entwicklung, die der Mörder durchgemacht hatte (sprich: zu seiner etwas verqueren Lebensanschauung).
Mein Fazit:
"Racheherbst" ein gutes Buch, das mich sehr gut unterhalten hat und das ich im Nu an einem Tag ausgelesen habe, da es mich einfach nicht losließ :D. Einige kleine Schwächen verzeihe ich da gerne, da Gruber einfach weiß, wie man einen guten Thriller aufbaut und die Leser bei der Stange hält.