Unglaublich ergreifend & schrecklich realistisch
„Was geschehen ist, ist eine Warnung. Sie zu vergessen, ist Schuld“ Karl Jaspers
Mit diesem Zitat leitet Charlotte Roth alias Carmen Lobato ihre Geschichte ein.
Kurzbeschreibung:
Berlin 1937, die junge Künstlerin Eva und der erfolgreiche Schauspieler Martin führen eine heftige Liebesbeziehung. Sie lieben ihr Kind Chaja über alles, doch der Schatten der Zeit stürzt sie in ein Chaos aus dem sie scheinbar kein Entrinnen finden. Reicht ihre Liebe um ihr Kind zu beschützen?
London 1938, Arman und Amarna sind glücklich verheiratet und haben sich in London ein Leben aufgebaut. Auch ihr Leben wird überschattet von Angst und Krieg. Arman ist Armenier und hat seine Familie am Genozid seines Volkes verloren, umso mehr kann er nun nicht tatenlos zuschauen wie wieder ein Volk ausgelöscht wird. Amarna will ihren Geliebten mit allen Mitteln vor dem Krieg beschützen. Nach und nach scheinen sie sich jedoch immer weiter voneinander zu entfernen.
Nicht nur die Großstädte London und Berlin, auch Paris, Dogubeyazit (Türkei) und der armenische Berg Ararat spielen eine wichtige Rolle.
Der Roman „Und sie werden nicht vergessen sein“ ist die Fortsetzung zu „Die Stadt der schweigenden Berge“. Das Buch ist ohne Probleme eigenständig lesbar. Doch wenn jemand wie ich lieber Bücherreihen in der richtigen Reihenfolge liest, dem empfehle ich unbedingt vorher den 1. Teil zu lesen.
Das Buch erzählt über tiefgehende Liebesbeziehungen, nicht nur zwischen Mann und Frau, sondern zwischen Vater und Sohn, Schwester und Bruder (und dies nicht nur erblicher Natur), Nachbarn und Nachbarinnen und über die Liebe zum Leben. Rührende Szenen, die tief unter die Haut gehen, sind dicht gesät.
Die Charaktere sind unbeschreiblich lebendig, sie polarisieren, im Schlechten wie im Guten. Trotz der schrecklichen Zeit in der dieses Buch spielt, gibt es unglaublich komische und witzige Stellen. Amarnas Nachbarin Doris und die Kneipenbesitzerin Wilma aus Berlin haben es mir besonders angetan. Sie helfen mit ihren witzigen Aussagen und ihrer Persönlichkeit, damit uns das Schreckliche beim Lesen nicht erdrückt. Die Mischung aus Tragik und Komik haben mir sehr gefallen.
Der Krieg wird nicht beschönigt, sondern trifft die Protagonisten und den Leser mit voller Wucht. Man lernt mit den Protagonisten wie wichtig es ist, in Krisenzeiten seine Lieben um sich zu scharen und die Hoffnung nicht zu verlieren. Das Allerwichtigste, die vorherrschende Botschaft dieses Buches ist es jedoch nicht wegzuschauen und nicht zu vergessen!
Ein Zitat aus dem Buch (Position 5310) das ich sehr ergreifend und aussagekräftig finde: „Für unsere Länder sind wir Feinde, die es hinauszujagen gilt. Und im Ausland sind wir Feinde, weil wir aus diesen Ländern stammen. Sollen wir auf den Mond? Ins Meer? Hat sich irgendwer überlegt was mit uns geschehen soll?“
Sehr viele Stellen, wie diese, assoziiere ich mit brandaktuellen Themen von heute. Der heutige Krieg, der massenhaft Flüchtlinge nach Europa treibt, macht es wichtiger denn je, nicht die Augen zu verschließen und zu helfen wo Hilfe gebraucht wird.
Liebe Charlie, ich danke dir von ganzem Herzen dass du dein Herzensprojekt „Ararat“ mit uns Lesern teilst.