Danke für die Rezi! Nach den letzten beiden LR mit dem Autor habe Ich schon immer geschaut, wann das nächste Buch erscheint..ist schon auf der WL gelandet
Übrigens: Punktevergabe bei den Eulen ist 1 - 10
geändert
Danke für die Rezi! Nach den letzten beiden LR mit dem Autor habe Ich schon immer geschaut, wann das nächste Buch erscheint..ist schon auf der WL gelandet
Übrigens: Punktevergabe bei den Eulen ist 1 - 10
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Anno Domini 1152: Nach einem furchtbaren Schicksalsschlag ist der Zeidler Seyfried nun mit seinem Leben zufrieden. Er streift durch die Wälder, um Honig und Wachs von wilden Bienenvölkern zu ernten und seiner Familie geht es gut. Doch dann wird ihnen ein blutendes, halbtotes Mädchen vor die Tür gelegt. Seine Frau Elsbeth ist eine Heilerin und versucht dem Mädchen zu helfen. Aber sie wird aus ihrem Haus geholt und zum Tode verurteilt, weil sie angeblich mit dem Teufel im Bunde steht. Seyfried hat nur eine Möglichkeit, sie zu retten. Er muss Hildegard von Bingen überzeugen, ihm mit ihrer Fürsprache zu helfen. Während Elsbeth im Kerker ist, macht er sich auf den Weg zum Kloster. Doch Hildegard macht es ihm nicht leicht. Sie stellt Bedingungen, welche die Geduld des Zeidlers arg strapazieren und ihn sogar an den Hof des Königs Friedrich I. führen. Wird die Gnadenfrist reichen und wird er Elsbeth retten können?
Mir hat dieser historische Roman sehr gut gefallen. Es gelingt Ralf H. Dorweiler sehr gut mit seiner bildhaften Sprache, uns die damalige Zeit nahezubringen. Ganz nebenbei habe ich eine Menge über Bienen erfahren.
Auch die Charaktere sind wundervoll und sehr individuell gezeichnet. Man kann den Schmerz Gottfrieds nachvollziehen, der um seine Tochter trauert, aber er hat eine vorgefasste Meinung und hört nicht mehr zu. Ein Ritter ist kein Chorknabe, doch Theobald ist ein ganz widerwärtiger Mensch, dem es Freude macht, andere zu quälen.
Elsbeth ist Heilerin und wollte nur helfen. Der Schmerz eines Vaters und die Engstirnigkeit der Mönche bringen sie aber in eine fürchterliche Situation. Seyfried würde alles für seine Familie tun, das Schicksal wirft ihm aber einen Knüppel nach dem anderen zwischen die Beine. Trotzdem gibt er nicht auf und spielt selbst ein wenig Schicksal. Besonders gut hat mir seine Tochter Anna gefallen, die zwar noch jung ist, aber ein sehr starkes Mädchen, das viel Verantwortung übernimmt und sich nicht unterkriegen lässt.
Auch wenn die Seyfrieds Familie im Mittelpunkt dieses Romans steht, so spielt Hildegard von Bingen eine entscheidende Rolle. Sie ist eine charismatische und intelligente Person, die ihren eigenen Kopf hat und ihren Willen durchzusetzen weiß. Dadurch wirkt sie auf den ersten Blick nicht besonders sympathisch. Man erwartet wohl von einer Nonne, dass sie gütig und wohltätig ist. Aber in einer Welt, in der die Männer das Sagen haben und ganz besonders die Männer der Kirche, muss man Weitblick haben und durchsetzungsfähig sein. Dabei zeigt sie viel politisches Geschick. Spätestens als sie eine Entscheidung treffen muss, zeigt sich, wieviel ihr an den Menschen liegt.
Die Handlung ist authentisch und spannend. Obwohl eigentlich Elsbeth in der Bredouille saß, habe ich ganz besonders mit Anna und Seyfried gefühlt und gelitten. Das Ende habe ich gewiss so nicht erwartet, aber es ist gut und passend.
Ich kann diesen unterhaltsamen und spannenden Roman nur empfehlen.
10/10
Lola Vasquez ist mexikanischer Abstammung und wuchs in den übelsten Verhältnissen auf. Ihre Mutter war drogenabhängig. Gewalt und Kriminalität kennt sie, solange sie sich zurückerinnern kann, denn in ihrem sozialen Umfeld war das einfach so - Gangs auf der Straße, Bandenkriege, Drogen. Das hat sie hart und rücksichtslos gemacht. Sie ist immer auf der Hut, trägt Messer und Pistole stets versteckt mit sich und bleibt unscheinbar. Die Latino-Gang Crenshaw Six wird von ihr angeführt. Viele glauben, dass Garcia der Boss ist. Das ist ihr nur recht. Doch dann wird die Gang in eine Sache hineingezogen, die mächtig schiefläuft. Lola ist der Boss, sie ist verantwortlich. Das kann sie akzeptieren, denn so läuft das Geschäft. Aber sie will wissen, was schieflief und wer die Fäden gezogen hat. Das hätte sie besser gelassen, denn sie gerät in Lebensgefahr.
Ich kann nur sagen, toll und authentisch geschrieben und superspannend. Erzählt wird aus Lolas Perspektive.
Die Charaktere sind super gezeichnet und haben alle eine Bedeutung in diesem Spiel. Lola hat sich in ihr Umfeld eingefügt. Sie ist eine chica, klein und zierlich, so wirkt sie jedenfalls auf die, die es nicht besser wissen. In Wirklichkeit ist sie intelligent, knallhart und wenn es sein muss auch ganz pragmatisch. Sie tut, was getan werden muss, ist dabei ganz und gar nicht zimperlich. Wenn einer das nicht überlebt – so what. Sie zeigt keine Reue. Ansonsten könnte sie sich in ihrem Job auch nicht behaupten. Dabei kann sie durchaus mitfühlend und liebevoll sein, doch das trägt sie nicht nach außen. Wenn was schiefläuft, handelt Lola nach dem Motto „hinfallen, aufstehen, weitermachen“. Sie ist nun wirklich kein Mensch, der sympathisch rüberkommt und trotzdem mochte ich sie.
Hier wird ein Milieu voller Brutalität, Missbrauch, Betrug, Verrat und Mord geschildert. Um hier zu überleben, muss man abgebrüht und stark sein. Lola ist eine solch starke Protagonistin.
Es geht von Anfang an rasant, wendungsreich und sehr spannend zu. Das Buch hat mich vom ersten Moment an gefesselt. Einfach nur super!
5/5
Die beliebte Lehrerin Cora Gundersun beendet ihr Leben in einer dramatischen Aktion und reißt viele andere Menschen mit in den Tod. Da das FBI doch recht schlampig ermittelt, versucht Sheriff Luther Tillman, der ein guter Freund von Cora war, der Sache auf den Grund zu gehen. Mit seinen Ermittlungen bringt er sich und seine Familie in Gefahr.
Die ehemalige FBI-Agentin Jane Hawk will immer noch herausfinden, wer hinter der Verschwörung steckt, die ihren Mann das Leben gekostet hat. Sie ist auf der Flucht, da man sie jagt, weil sie angeblich eine Gefahr für die nationale Sicherheit ist. Sie weiß einfach zu viel und ihre Gegner haben Kontakte zu den höchsten Kreisen, sie verfügen über Geld und Macht.
Das wahre Ausmaß der Verschwörung zeigt sich erst, als Luther und Jane gemeinsam ermitteln. Es gibt niemandem, dem sie vertrauen können.
Dies ist nach „Suizid“ bereits der zweite Band in der Reihe um die FBI-Agentin Jane Hawk. Auch wenn ich den Vorgängerband nicht gelesen habe, so bin ich auch ohne Vorkenntnisse gut in Geschichte hineingekommen.
Es ist sehr lange her, seit ich das letzte Mal einen Koontz gelesen habe. Auch dieses Mal wurde ich nicht enttäuscht, der Thriller ist sehr spannend und es geht rasant und actionreich zu. Der Autor führt uns mit diesem Thriller in ein Szenario, das ziemlich erschreckend ist, aber auch sehr realitätsnah. Da gibt es Fanatiker, die meinen, sie wären etwas Besseres. Sie wollen die Menschen manipulieren und unter ihre Kontrolle bringen. Eine überaus umfassende Überwachung soll das garantieren.
Die Charaktere sind vielschichtig und authentisch gezeichnet. Jane und Luther sind sympathische Charaktere, die unbeirrt den Kampf gegen ihre Gegner führen. Es kommt einem schon fast ein wenig vor wie David gegen Goliath. Zum Glück gibt es aber auch manchmal Hilfe. Für den alten Bernie wird es damit ein wenig abenteuerlich.
Immer wieder gibt es Wendungen, die ich so nicht habe kommen sehen und die die Spannung hochgehalten haben. Auch wenn Super-Jane vieles unwahrscheinlich leicht von der Hand geht, so hat es mir doch Spaß gemacht, diesen Thriller zu lesen.
5/5
Ich mag die Bücher von Noa C. Walker, die immer ein Wechselbad der Gefühle versprechen und so ist es auch dieses Mal wieder.
Das Schicksal meint es nicht gut mit Alexandra. Während sie in Vorfreude auf ihre baldige Hochzeit die Wohnung einrichtet, kommt ein Anruf für sie, der alles verändert. Ihr Verlobter Johann ist bei einem tragischen Unfall gestorben. Alexandras Leben bestand schon immer aus Musik, doch von einem Moment zum nächsten ist diese Musik verstummt. Bei der Beerdigung flieht sie vor all den Platituden. Sie rennt zweieinhalb Jahre vor dem Schmerz davon und reist durch die Welt, doch erst als sie in einem kleinen Ort in Mississippi Pastor Jeremiah Fellows kennenlernt, wird sie bereit für ein neues Leben.
Sie pachtet das Geburtshaus ihrer Schwiegermutter Marianne auf Norderney und eröffnet eine Pension, in der sie Menschen aufnimmt, die einen solch schrecklichen Verlust erlitten haben wie sie selbst. Nun ist auch die Musik wieder bei Alex und sie ist fähig mit ihrer mitfühlenden Art anderen zu helfen. Eines Tages kommen zwei sehr unterschiedliche Männer in ihr Haus. Jeder der beiden trägt Verletzungen mit sich herum, Jens ganz offensichtlich körperliche und sein Freund Marc seelische, die er ganz tief in sich verborgen hält. Die raue Natur sorgt dafür, dass Marc seine mitfühlende Seite zeigen kann und er wird Alex zunehmend sympathischer. Doch dann wird sie mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Werden die beiden eine Zukunft haben?
Der Schreibstil ist bewegend und packend. Die Charaktere sind alle sehr gut ausgearbeitet und so konnte ich ihren Handlungsweisen nachvollziehen und mit den meisten auch mitfühlen.
In dieser Geschichte treffen Menschen aufeinander, die alle ihr Päckchen zu tragen haben, sei es Verlust, Gewissenskonflikt, Hass oder Schuldgefühle. Jeder muss damit fertig werden, auf seine eigene Weise. Doch manchmal ist es gut, wenn da ein anderer Mensch ist, der die Gefühle mitträgt. Alex ist so ein Mensch, der an seinem eigenen Leid gewachsen ist und stark geworden, so dass sie anderen helfen kann. Sie hat lange gebraucht, um mit ihrem Verlust fertig zu werden, aber dann war sie auch bereit, in die Zukunft zu schauen. Das ist ihren Schwiegereltern Marianne und Max leider nicht geglückt. Deren Leben besteht nur noch aus Verbitterung und Hass. Aber auch Lotti, die Nachbarin von Alex, kann mit anderen fühlen und ihnen in ihrer Not helfen.
Die Geschichte ist dramatisch und traurig, sie gibt Hoffnung und sehr berührend. Dieses Buch, welches unter die Haut geht, kann ich nur empfehlen.
5/5
Alle reden über den Klimawandel, manche leugnen, dass es ihn gibt, doch in diesem Buch sind die Folgen da. Wir sind in nicht all zu ferner Zukunft in Großbritannien, das sich gegen die Gefahren von außen mit einer endlos langen, hohen Mauer umgeben hat. Jeder junge Bewohner hat seinen Dienst auf der Mauer zu leisten. Nun stehen Joseph Kavanagh zwei lange Jahre Mauerdienst bevor. Es wird ihm viel abverlangt, doch die Strafe für ein Versagen ist hart, denn für jeden Eindringling wird ein Verteidiger dem Meer überlassen, was den sicheren Tod bedeutet.
Joseph fügt sich in diese Verantwortung. Seine Einheit wird zur Familie und zu Hifa fühlt er sich hingezogen. Wachdienst, Kampfübungen und Ruhephasen gibt es in stetem Wechsel, immer vorbereitet auf den Ernstfall. Dann wird es ernst.
Es ist John Lanchester hervorragend gelungen, mit dieser dystopischen Geschichte aufmerksam zu machen auf die aktuelle politische Lage und was es bedeutet, wenn auf der einen Seite Menschen infolge des Klimawandels in ihrer Heimat nicht mehr leben können und auf der anderen Seite sich einige Länder immer mehr abschotten.
Der Schreibstil ist recht sachlich und es gibt keinen erhobenen Zeigefinger. Die Geschichte ist spannend, obwohl lange nicht viel passiert, und sie regt zum Nachdenken an.
Die Personen sind passend und authentisch dargestellt. Joseph Kavanagh tut seinen Dienst, weil es eben so sein muss. Er erträgt die Strapazen und die immerwährende eisige Kälte. Sein Leben besteht aus aufmerksamem Warten darauf, dass etwas geschieht. Sein kleiner Traum von einem Leben zusammen mit Hifa wird zerschlagen, als es den „Anderen“ durch einen Stromausfall möglich wird einzudringen. Kavanagh wird mit einigen anderen in einem Boot aufs Meer gebracht. Sie versuchen zu überleben.
Mich hat dieses stoische Hinnehmen der Umstände etwas gestört. Es wird einfach akzeptiert und nie hinterfragt, ob das alles gut und richtig ist.
Es ist schwierig, dieses Buch zu beurteilen. Ich kann nicht sagen, dass es mir gefallen hat und doch hat es mich beeindruckt. Auf jeden Fall klingt die Geschichte nach und man fragt sich, wie man selbst sich in dieser Lage verhalten würde.
4/5
Rabbit Hayes hat nur noch wenige Tage zu leben. Sie hat schon einmal den Brustkrebs besiegt, aber nun ist er zurück und lässt sich nicht mehr vertreiben, dabei ist sie erst vierzig Jahre alt und hat eine 12-jährige Tochter, die sie braucht.
Neun Tage bleiben Rabbit um Abschied zu nehmen. Neun Tage für ihre Lieben, um das Ungeheuerliche mitzuerleben. Alle erleben diese Phase auf ihre eigene Art.
Es ist eine herzzerreißende Geschichte, die mir sehr gut gefallen hat. Ich habe mit Rabbit Hayes gefühlt und gelitten, aber auch mit den anderen an ihrem Krankenbett, die ihre Leben reflektieren. Sie erinnern sich an alles, was nicht so gut gelaufen ist, aber auch an die schönen Zeiten. Dabei sind die Charaktere sehr unterschiedlich. Juliet, Rabbits Tochter, hat mir leidgetan. Sie hoffte bis zum Schluss, dass es noch eine positive Wendung gab, obwohl auch ihr die Wahrheit bewusst war. Alle Gefühle kommen sehr gut rüber.
Es ist oft schwer auszuhalten, wenn man selbst schon einmal erlebt hat, wie ein Mensch, dem man sehr nahesteht, gehen muss. Trotzdem gibt es nicht nur Trauriges, manchmal musste man sogar schmunzeln. Aber es ist eine Geschichte vom Abschiednehmen und daher habe ich das Buch auch schon Mal beiseitegelegt, weil es mich sehr mitgenommen hat.
Es ist klar, wie die Geschichte enden wird. Sie hat mich tief berührt und nachdenklich gestimmt.
4 1/2 von 5
Knirps reist mit seinen Eltern, die Puppenspieler sind, in einem bunt bemalten Wagen durch die Lande. Dabei ist Vorsicht geboten, denn der Raubritter Rodrigo Raubein soll die Gegend unsicher machen. Knirps hat sich den Raubritter zum Vorbild genommen, verlässt klammheimlich seine Eltern und macht sich furchtlos auf die Suche nach Rodrigo Raubein, um bei ihm in die Lehre zu gehen. Der verlangt allerdings eine Mutprobe von ihm. So macht sich Knirps auf, um eine Prinzessin zu rauben. Doch da ist noch jemand anderes, der böse und gefährlich ist und es auch auf die Prinzessin abgesehen hat.
Dieses Romanfragment von Michael Ende wurde nun von Wieland Freund vollendet. Mir hat diese Geschichte gut gefallen, doch ich finde den Schreibstil für das genannte Alter (6-8 Jahre) ziemlich anspruchsvoll.
Wunderschön sind auch das Cover und die Illustrationen im Buch.
Rodrigo Raubein hat geschickt für seinen Ruf gesorgt, damit er seine Ruhe hat. Knirps ist furchtlos und möchte Abenteuer erleben, und da das beim Puppenspiel wohl nicht möglich ist, verlässt er einfach seine Eltern. Er macht sich überhaupt keine Gedanken darüber, dass diese sehr besorgt sein könnten. Doch die geben ihren Jungen nicht so schnell auf und machen sich auf die Suche. Knirps ist furchtlos und mutig und nimmt seine Aufgabe an. Zum Glück findet er ja auch Unterstützung. Alle Figuren sind ganz toll und sehr individuell ausgearbeitet. Ganz besonders hat mir der Papagei Sokrates gefallen.
Die Geschichte ist sehr spannend, manchmal lustig, auf jeden Fall aber sehr abenteuerlich. Ich kann dieses Buch nur empfehlen.
5/5
Mara Billinsky ist neu in der Frankfurter Mordkommission. Da ihr Aussehen für die Kollegen sehr gewöhnungsbedürftig ist, hat sie auch gleich einen Spitznamen weg: „Die Krähe“. Auch ihr Boss scheint von ihren Fähigkeiten nicht überzeugt, denn sie soll sich um eine Einbruchsserie in Frankfurter Villen kümmern. Aber dann gibt es eine Mordserie in der Mainmetropole und Mara will beweisen, dass sie was drauf hat. Sie ermittelt auf eigene Faust.
Der Schreibstil ist packend und hat mir gut gefallen, das Tempo ist hoch.
„Blinde Rache“ ist der Auftakt einer Thriller-Reihe um die ungewöhnliche Ermittlerin Mara Billinsky. Sie ist eine außergewöhnliche Erscheinung mit ihren Piercings, Tattoos und den schwarzen Klamotten. Aber das ist nur das Äußere. Sie hat schon einiges Traumatische durchmachen müssen und hat sich daher zu einer Einzelgängerin entwickelt. Doch Sie will ihren Job gut machen und lässt sich auch durch Rückschläge nicht unterkriegen. Meine Gefühle ihr gegenüber sind etwas zwiespältig. Sie ist nicht auf Anhieb sympathisch, aber ich konnte mit ihr fühlen, denn die Kollegen einschließlich des Chefs machen es ihr sehr schwer.
Die Opfer sind sicherlich nicht zu bedauern, denn es waren keine angenehmen Menschen. Aber die Morde sind ziemlich brutal und die Jagd nach dem Serienmörder ist sehr spannend. Auch wenn ich hin und wieder einen Verdacht hatte, so konnte ich doch bis zum Schluss nicht sicher sein.
Ein interessanter und spannender Thriller mit einer ungewöhnlichen Ermittlerin. Ich freue mich schon auf den nächsten Band.
5/5
Der Sommer 1947 ist sehr heiß, und Friederike Matthée ist nun schon fast ein Jahr bei der weiblichen Polizei von Köln. Sie wird zu einem Mordfall ins Bergischen Land geschickt, da man dort eine weibliche Tatverdächtige ausgemacht hat. Das Opfer ist die Gutsbesitzerin Ilse Rödel, die auch schon einmal bei der weiblichen Polizei gearbeitet hat. Die vermeintliche Täterin ist die junge Franziska Wagner, die aber die Tat leugnet. Doch sie wurde mit der Tatwaffe in der Hand neben dem Opfer aufgefunden. Außerdem hat sie ein starkes Motiv, denn die Rödel hat in das Frauenkonzentrationslager Uckermarck einweisen lassen, wo es Franziska Wagner sehr schlecht ergangen ist. Friederike ist die einzige, die Franziska für unschuldig hält. Daher ermittelt sie heimlich.
Auch Richard Davies von der britischen Military Police hat wieder in Köln zu tun, denn die Skelette einer vermissten englischen Flugzeugbesatzung tauchen auf und es stellt sich heraus, dass sie ermordet wurden. Richard fordert Friederike zur Unterstützung bei den Ermittlungen an.
Dieses Buch ist nach „Echo der Toten“ der zweite Band der Reihe. Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen und die Geschichte interessant und spannend.
Für Friederike geht es langsam aufwärts. Es fehlt ihr immer noch ein wenig an Durchsetzungsvermögen, was sie aber durch Beharrlichkeit wieder wettmacht, wie in diesem Fall. Sie hat etwas gegen Ungerechtigkeit und schon deshalb mag ich sie. Ihre Befugnisse als weibliche Polizistin sind sehr eingeschränkt. Mit Richard tue ich mich etwas schwer, aber er ist auch nicht unsympathisch. Die Dämonen der Vergangenheit haben ihn immer noch im Griff, aber im Laufe der Geschichte macht er eine Entwicklung durch und kann sein Leben wieder in den Griff bekommen. Er arbeitet nun wieder mit Friederike zusammen. Sie sind ein gutes Team und fühlen sich zueinander hingezogen. Aber auch die anderen Charaktere sind sehr gut und authentisch beschrieben.
Der Fokus liegt nicht unbedingt auf der Ermittlungsarbeit, denn genauso wichtig sind die Umstände, die die Zeit mit sich bringt. Die Nachwirkungen des Krieges sind immer noch zu spüren. Der Autorin ist es gut gelungen, diese schwierige Zeit einzufangen. Die Städte sind noch immer Trümmerfelder und die Wohnungsnot ist groß. Aber auch die Versorgung der Menschen ist schwierig und viele sind traumatisiert nach dem, was sie erlebt haben.
Ein interessantes und spannendes Buch.
4/5
In Colchester werden in einer kurzen Zeitspanne drei Männerleichen aufgefunden, die Gemeinsamkeiten aufweisen. Sie befinden sich an ehemaligen Schauplätzen von Verbrechen, bei allen wurde eine Tarotkarte mit dem Motiv des Gehängten hinterlassen, die zudem den Namen Phil trägt, und alle Opfer haben Ähnlichkeit mit DI Phil Brennan. Phil hat den Verdacht, dass hinter diesen Morden eine Stalkerin steckt, die ihm seit geraumer Zeit nachstellt. Sie nennt sich Fiona Welch, doch die wirkliche Fiona hat Selbstmord begangen. Er will der Sache in Colchester nachgehen, doch er kommt nie dort an. Seine Frau, Profilerin Marina Esposito, versucht alle, um Phil zu finden.
Dies ist der achte und finale Band aus der Reihe um das Ermittlerteam DI Phil Brennan und seine Frau, die Profilerin Marina Esposito. Ich bin mit dem fünften Band in die Reihe eingestiegen. Der Schreibstil ist sehr flüssig zu lesen und die verschiedenen Handlungsstränge werden später zusammengeführt. Verschiedene Rückblicke beziehen sich auf vorherige Fälle. Man sollte allerdings nicht allzu zart besaitet sein, wenn man die Bücher von Tania Carver liest.
Man erfährt einiges über die Frau, die sich Fiona Welch nennt, und die psychische Störungen hat.
Phil wurde entführt und hat in seiner Gefangenschaft einiges auszustehen.
Unterdessen versucht Marina verzweifelt mit Hilfe ihrer Freundinnen Phil zu finden. Sie wundert sich, dass sie von DI Beresford keine Unterstützung erhält.
Irgendwie hatte ich mir während des Lesens das Finale ein wenig anders vorgestellt, aber es ist in Ordnung und schlüssig. Der Thriller war spannend, ja, aber ich habe schon spannendere Bücher gelesen. Auch wurde ich emotional nicht so gepackt. Trotzdem hat mir das Buch gefallen.
4/5
Nach dem Angstmörderfall geht es bergauf mit der Kanzlei Meller, ein neues Büro in der Kölner Innenstadt, zahlungskräftige Klienten und natürlich ein neues Auto. Aber dann gibt es einen Mord an einem Paketboten und nur ein Paket ist verschwunden, nämlich das an Nicholas Meller. Hauptkommissar Rongen kann kaum glauben, dass Nicholas keine Ahnung hat, worum es geht. Dann gibt es noch einen Auftrag von einem Baron von Westendorff, den Nicholas dank Beziehungen im Nu löst. Als er dann auch noch eine Einladung des Barons erhält, ist Meller überzeugt, dass ihn nun nichts mehr bremsen kann. Wie man sich doch irren kann.
Mir hat auch dieses Buch wieder viel Spaß bereitet. Es ist von Anfang an spannend und bis zum Ende wird man im Unklaren darüber gelassen, was hinter der ganzen Geschichte steckt und wer die Drahtzieher sind.
Ich habe immer gedacht, dass Paketboten nur Muckis brauchen, aber sie leben wohl ganz schön gefährlich.
Nicholas hat russische Wurzeln und Verbindungen zu nicht ganz lupenreinen Russen. Diese Verbindungen nutzt er gerne, weiß aber auch genau, wie weit er gehen darf. Lange ist seine Kanzlei mehr schlecht als recht gelaufen und nun genießt er den Erfolg. Kann man es Nicholas verdenken, dass er ganz oben mitmischen will? Leider geht im dabei ein bisschen der gesunde Menschenverstand verloren. Mir hat aber gefallen, dass er dann doch wieder in die Spur kommt und sich nicht benutzen lassen will. Aber er wurde schon tief in die Geschichte hineingezogen. Nina Venhoegen, Nicholas‘ Lebensgefährtin mit Handikap, kämpft derweil mit eigenen Problemen. Im Büro hat Büroleiterin Astrid Zollinger alles im Griff, nur ihren Chef manchmal nicht.
Ein toter Paketbote, ein verschwundener Künstler und Ackerland, das zu einer überhöhten Summe seinen Besitzer wechselt – wie hängt das alles zusammen? Erst mit der Zeit kommt Nicholas dahinter, dass es um Macht und Geld geht und wie leicht man abhängig werden kann. Für ihn steht viel auf dem Spiel.
Auch dieses Mal konnte mich Lorenz Stassen mit seinem spannenden Thriller wieder fesseln.
5/5
Nachdem Patrick nun tot ist, räumen seine Freunde Pats persönliche Sachen aus dem Büro. Dabei stoßen sie auf Aufzeichnungen, die sich um die goldene Stadt Cíbola drehen. Sie sind erstaunt, warum hat Pat ihnen davon nichts erzählt? Zunächst noch skeptisch geht Max die Unterlagen durch und ist dann überzeugt, dass doch etwas an der Sache dran ist. Max und seine Freunde machen sich auf die Suche, um Pat posthum noch die Anerkennung zukommen zu lassen, die er sich so gewünscht hat. Aber sie haben es mit einigen rücksichtslosen Gegnern zu tun, die ebenfalls hinter dem Schatz von Cíbola her sind.
Dies war mein erstes Buch aus der Reihe um Max Falkenburg und seine Freunde. Es hat Spaß gemacht, das Buch zu lesen.
Die Geschichte ist so spannend und packend, dass es schwer ist, das Buch aus der Hand zu legen. Angefangen hat alles mit einem Rückblick ins 16. Jahrhundert.
Sehr schön sind die Handlungsorte beschrieben, so dass man alles gut vor Augen hat. Aber auch die Charaktere sind gut dargestellt und sehr individuell. Max und seine Freunde sind sympathisch und so habe ich mit ihnen gefiebert, wenn ihre fiesen Gegner ihnen das Leben schwer machten. Sie müssen sich mit höchst unterschiedlichen Konkurrenten herumschlagen.
Es gab so viele überraschende Wendungen, dass es immer abenteuerlicher und spannender wurde.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen.
5/5
Nur mal eben was im Einkaufszentrum erledigen, das wollte Detective Max Wolfe. Doch er gerät in einen Terroranschlag. Eine Drohne lässt einen Hubschrauber abstürzen, der eine ganze Reihe von Toten und Verletzten hervorbringt. Wolfe überlebt. Schnell hat man die Schuldigen ausgemacht. Doch dann läuft der Einsatz aus dem Ruder. Nicht nur die tatverdächtigen syrischen Brüder sind am Ende tot, sondern auch eine Polizistin. Es brodelt nach diesem Anschlag unter den Bewohnern von London und die Familie der beiden Syrer muss geschützt werden. Damit macht sich Wolfe selbst zur Zielscheibe und sogar seine kleine Tochter und die Frau, die er liebt, sind gefährdet.
Für mich ist dies das erste Buch aus der Reihe um Detective Max Wolfe, aber sicherlich nicht das Letzte. Der Autor greift mit seinem Thriller ein sehr aktuelles Thema auf, das er realistisch und sehr spannend aufarbeitet.
Max Wolfe ist alleinerziehender Vater, der sich trotz seines anspruchsvollen Jobs gut um die kleine Scout kümmert. Er wird nicht nur beruflich gefordert, da die Bevölkerung auf Rache sinnt, sondern auch privat, denn seine Ex möchte plötzlich das Sorgerecht. Wir erfahren also einiges über das Privatleben unseres Protagonisten, doch das nimmt nicht überhand. Wolfe ist sehr menschlich und mir daher sympathisch. Ich konnte mich sehr gut in seine Situation hineinversetzen
Wir alle haben in letzter Zeit erleben dürfen, wie spezielle Gruppen ein Verbrechen für ihre eigenen Interessen ausschlachten und zu was sie alles fähig sind. Auch in diesem Thriller ist neben dem Terroranschlag Fremdenhass ein wesentliches Element.
Der Thriller ist von Anfang an sehr spannend, doch am Ende überschlagen sich die Ereignisse.
Ich kann diesen spannenden und actionreichen Thriller nur empfehlen.
5/5
Ein Leben lang hat Klaus B. das geglaubt, was ihm über seine Kindheit erzählt wurde. Erst mit über siebzig Jahren erfährt er durch die Recherche der Journalistin und Autorin Dorothee Schmitz-Köster die Wahrheit über seine Herkunft. Er wurde im Jahr 1943 von Deutschen, vermutlich der SS, aus seiner Familie gerissen und beim »Lebensborn« untergebracht. Dort verschaffte man ihm eine neue germanisierte Identität und gab ihn 1944 zu linientreuen deutschen Eltern, den Schäfers.
Bei den Recherchen kommt heraus, dass sehr viele Kinder aus Polen und weiteren Gebieten im Osten das gleiche Schicksal erlitten haben wie Klaus B. Es fällt Klaus bestimmt nicht leicht, aber er entschließt sich nach einigem Zögern, die Arbeit der Journalistin zu unterstützen. Viele der geraubten Kinder wissen bis heute nicht, dass sie geraubt wurden. Aber Klaus B. findet tatsächlich seine wirkliche Familie.
Obwohl der Schreibstil recht sachlich ist, erzählt dieses Buch eine sehr berührende Geschichte über ein Schicksal, das wirklich so verlaufen ist. Da man weiß, dass es keine Fiktion ist, ist man umso betroffener. Wie konnte ein Regime nur so menschenverachtend handeln?
Ergänzt wird diese Geschichte durch eine ganze Reihe von Dokumenten und Fotos.
Es ist kein Wunder, dass das Leben von Klaus B. aus den Fugen gerät, als er erfährt was damals wirklich geschehen ist. Man kann seine Zweifel aufgrund der neuen Erkenntnisse gut nachvollziehen. Er war bereits neunzehn Jahre alt, als er aus einem Brief seiner Stiefeltern erfahren hat, dass sie ihn aus einem Lebensborn-Heim geholt haben. Ihnen hat wohl der Mut gefehlt, ihm die Wahrheit persönlich zu sagen. Angeblich sei sein Vater gefallen und seine Mutter kurz nach der Geburt gestorben. Klaus hatte schon Zweifel, ist diesen aber nicht nachgegangen. Ein Buch, welches seine Stiefschwester Inge über die Familie geschrieben hat, muss er nun mit ganz anderen Augen betrachten. Woher wusste Inge das Alles, obwohl die Mutter doch schon tot war, als Inge das Buch geschrieben hat? Wieso fehlte nur seine Geburtsurkunde?
Aber nicht nur Klaus hat schwer an seinem Schicksal zu tragen, auch seine Familie in Polen konnte ja nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Immer wieder haben sie versucht, den verschwundenen Jungen zu finden, doch ohne Erfolg. Wie sollte das auch möglich sein, wo man ihm eine andere Identität verschafft hat. Doch nun ist es möglich, sich zu sehen, aber die Verständigung ist schwierig. Die Begegnung mit seinen Verwandten nimmt Klaus sehr mit.
Die Autorin behandelt ein Thema, dass nicht so geläufig ist. Aber es ist ein wichtiges Thema, denn es ist ein großes Unrecht, dass diesen geraubten Kindern widerfahren ist.
5/5
Die zwanzigjährige Clover Brown, genannt Cluny, ist Waise und lebt daher bei Ihrem Onkel Arnold Porritt. Der mag seine Nichte, aber findet es sehr schwer mit Cluny umzugehen, denn Cluny ist sehr speziell. Ihr Onkel ist der Meinung, dass sie einfach keine Ahnung hat, was sich gehört. Sie nimmt ihren Tee im Ritz und verbringt den Tag orangenessend im Bett. Dann übernimmt sie auch noch einen Auftrag ihres Onkels, weil der gerade nicht verfügbar ist. Da das so nicht weitergehen kann, schickt ihr Onkel sie in Stellung. Cluny wird Stubenmädchen bei Aristokraten auf dem Land. In Friars Carmel trifft sie Sir Henry und seine Gattin Lady Carmel, Sohn Andrew und seine Freundin Betty aus London sowie den Polen Adam Belinski. Auf Frias Carmel scheint die Zeit stehengeblieben zu sein, obwohl England sich auf den krieg vorbereitet.
Dieses Buch ist eine Neuveröffentlichung des 1944 erstmals veröffentlichten Romans „Das Mädchen Cluny Brown“.
Der Schreibstil passt wunderbar zum britischen Leben jener Zeit. Die Charaktere sind sehr gut und individuell dargestellt. Der Herr des Hauses Sir Henry frönt dem süßen Nichtstun, Lady Carmel hat alles im Griff und Andrew ist fasziniert vom drohenden Krieg. Cluny ist natürlich die Hauptperson. Sie ist einfach Cluny, will sich nicht anpassen und gibt nichts auf gesellschaftliche Konventionen. Mit ihrer ungewöhnlichen Art zieht sie die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich, auch die des Apothekers Wilson.
Der Roman spielt in einer Zeit, in der das Klassendenken gepflegt wurde, aber die Protagonistin Cluny schert sich nicht darum, sondern begegnet allen Menschen auf Augenhöhe. Sie erfüllt ihre Aufgaben und tut doch das, was sie will.
Ein unterhaltsamer Roman mit einer liebenswert spontanen und etwas unkonventionellen Protagonistin, der mir gut gefallen hat.
4/5
Florian hat der Tod seine Frau schwer mitgenommen und dann erhält er auch noch eine schlimme Diagnose: Alzheimer. Sein Sohn möchte ihn ins Heim stecken, denn Florian benötigt Hilfe. So zieht sein Enkel Tom bei ihm ein und sorgt für Betreuung. Doch Florian hat seinen eigenen Kopf und vergrault jede Person, die ihm helfen soll. Tom weiß nicht, was er tun soll, denn er muss sich ja auch um seine Bar kümmern. Da steht plötzlich Anika vor der Tür, die keine Unterkunft mehr hat, kein Geld, aber Liebeskummer. Auch sie versucht der alte Mann wieder zu vergraulen. Aber Ani hat eigentlich gar keine Wahl, sie darf sich nicht unterkriegen lassen. So nach und nach kommen sie und der alte Mann ins Gespräch. Bald schon können sich Tom und Florian ein Leben ohne Ani nicht mehr vorstellen.
Mir hat dieser berührende Roman gut gefallen. Obwohl es um ein ernstes Thema geht, hat er durchaus auch witzige Seiten.
Die Charaktere sind sehr gut und authentisch gezeichnet. Florian weiß genau, was er nicht will, und wird dann richtig boshaft. Das fordert den Menschen, die mit der Betreuung eines Alzheimer-Patienten zu tun haben, einiges ab – so auch Tom. Er liebt seinen Großvater und will ihm wirklich helfen, doch der macht es ihm nicht leicht. Aber auch Ani muss sich vieles anhören, doch sie lässt sich nicht abschrecken. Ich mochte die drei, die hier versuchen, das schwierige Leben gemeinsam zu meistern. Dass dann auch noch Gefühle ins Spiel kommen, war schon abzusehen.
Ein unterhaltsamer Roman, der berührt und trotz der Leichtigkeit auch traurig macht und nachdenklich stimmt.
4/5
Die 22-jährige Magd Christina backt für ihr Leben gerne und möchte Bäckerin werden. Heimlich werkelt sie in der Backstube ihrer Dienstherren und erschafft süße Köstlichkeiten. Deshalb verliert sie ihre Anstellung. Zufällig begegnet sie dem Adeligen Emilius von Kobsdorff, der eine Wette gewinnen möchte. Christina schlüpft in die Rolle einer Adeligen. Das gefällt ihr und sie genießt das unbeschwerte Leben, doch dann verliebt sie sich und muss eine Entscheidung treffen.
Dies ist mein erstes Buch von Birgit Jasmund und sie konnte mich mit ihrem authentischen und unterhaltsamen Schreibstil gleich packen.
Es ist gut gelungen, die fiktiven Personen in das historisch belegte Geschehen einzubinden. Es ist großes Tamtam, was des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. und der polnische König August II. bei ihrem großen Campement veranstalten.
Die Charaktere sind alles sehr gut ausgebildet. Christina ist eine sympathische junge Frau, die das Leben nimmt wie es kommt. Ihre Leidenschaft gilt dem Backen, was sie den Job kostet. Daher lässt sie sich auch auf diese verrückte Geschichte ein. Es ist ein bisschen wie „My fair Lady“. Dass sie sich damit nicht nur Freunde macht, ist ja vorauszusehen. Emilius ist ein Bruder Leichtfuß, dem öfters mal die Leviten gelesen werden müssen. Es kann ihm nicht gefallen, dass Christina sich über seine Anordnungen hinwegsetzt und weiter Backwaren produziert. Bei einer solchen Aktion trifft sie den Bäcker Adrian und es kommt wie es kommen muss…
Mir hat dieser historische und unterhaltsame Roman rund um den „Dresdner Stollen“ gut gefallen.
4/5
„Jahre aus Seide“ ist der erste Band einer Trilogie um die Familie Meyer.
Die Geschichte der Familie Meyer beginnt im Jahr 1932 in der Samt-und-Seide-Stadt Krefeld. Ruth wächst mit ihrer kleinen Schwester Ilse sehr behütet auf. Vater Karl ist erfolgreich als Schuhhändler unterwegs. Martha möchte ihren Kindern eine gute Mutter sein, da sie selbst erlebt hat, wie kalt die Atmosphäre in ihrer Kindheit war. Meyers bauen ein Haus gegenüber der Villa Merländer, das für sie ein wirkliches Zuhause wird. Ruth findet schnell Kontakt zu Rosi, der Tochter von Merländers Chauffeur. Als Rosi Ruth Stoffmuster aus der vorjährigen Kollektion Merländers schenkt, fängt Ruths Begeisterung für Stoffe und das Nähen an. Doch dunkle Schatten ziehen auf und es gibt ständig neue Einschränkungen für jüdische Familien. Daher rückt man näher zusammen und versucht das Leben trotzdem zu genießen. Aber immer mehr Familien wollen weg aus Deutschland. Karl zögert lange, zu lange. Dann gibt es gewaltsame Übergriffe. Wird es der Familie gelingen, sich zu retten?
Die Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten und die Autorin berichtet im Nachwort, wie sie dazu kam, sich mit Ruths Geschichte zu beschäftigen.
Die erste Hälfte des Buches lässt uns am Familienleben der Meyers teilhaben. So lernt man die Protagonisten gut kennen. Es passiert nicht viel und doch spürt man etwas Bedrohliches. Ich denke, dass es gerade dieser Kontrast zu dem späteren Geschehen ist, der einen so erschüttert.
Ich habe einiges Neue erfahren, anderes aufgefrischt über den jüdischen Glauben und seine Feste.
Den Meyers geht es gut, aber sie haben auch ein Herz für andere. Sie helfen gerne, selbst dem Nazi, dem das Geld ausgegangen ist. Ihre Angestellten haben es gut bei ihnen und zu Karls Fahrer Aretz und seiner Familie gibt es eine freundschaftliche Beziehung. Man sieht die Gefahr und glaubt doch, dass der Spuk schnell wieder vorbei ist. Karl betrachtet sich in erster Linie als Deutscher und erst dann als Jude. Das lässt ihn auch zögern, einen Ausreiseantrag zu stellen. Wir wissen heute alle, wie es dann weiterging; erst traf es die Geschäfte von Juden, dann die Synagogen. Der Schulbesuch wurde jüdischen Kindern verwehrt, die Berufsausübung den Erwachsenen und dann gab es die Jagd auf jüdische Menschen…
Man wollte die Juden nicht haben und machte ihnen doch die Ausreise schwer. Die Nachbarländer sahen zu und auch sie wollten die jüdischen Menschen nicht. Zum Glück gab es aber auch Menschen, die nicht mitmachten, sondern halfen.
Wir erleben alles hautnah am Schicksal der Familie Meyer mit, zuerst das glückliche, unbeschwerte Familienleben, dann die Angst, aber auch die Hoffnung und am Ende die Übergriffe. Das macht es besonders bedrückend. In mir löste es Fassungslosigkeit und Wut aus, Wut auf die Engstirnigen, die mit fadenscheinigen Begründungen Jagd auf Minderheiten machten.
Es ist ein sehr emotionales Buch, das hoffentlich eine Warnung ist, dass so etwas nie wieder geschehen darf. Ich bin schon sehr gespannt auf die Folgebände.
5/5