Beiträge von buchregal123

    Emma ist Ehefrau und Mutter – und sie hat ein Geheimnis. Sie glaubt, dass sie ihren Lehrer Luke, der sie missbrauchte, erschlagen und auf dem Grundstück der Eltern vergraben hat. Als ihr Mann Alex einen guten Job angeboten bekommt, will Emma so gar nicht umziehen. Das versteht Alex nicht. Emma gesteht ihm, was sie getan hat. Als Alex heimlich die Leiche ausgraben will, stellt er fest, dass es dort keine Leiche gibt. Dann fühlt sich Emma auch noch verfolgt. Bildet sie sich das alles ein oder ist alles wahr?

    Aus unterschiedlichen Perspektiven lernen wir diese Geschichte kennen und immer wieder gibt es Zeitsprünge. Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen.

    Die Personen sind gut und authentisch dargestellt, so dass man ihre Gedanken und Handlungen nachvollziehen konnte. Emma hat es nicht leicht. Ihre Mutter hat sie verlassen und ist nicht wiederaufgetaucht und ihr Vater hatte wenig Interesse an seiner Tochter. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich Emma in den jungen Lehrer Luke verliebte. Emmas Vergangenheit hat aber nicht nur Auswirkungen auf ihre Ehe, sondern auch auf ihre Beziehung zu ihrer Schwester.

    Von Anfang an hat man Zweifel. Was ist die Realität? Es gibt immer wieder Wendungen, die dafür sorgen, dass man im Unklaren bleibt. Wer von den Beteiligten sagt die Wahrheit, wer lügt? Dass Ende konnte dann auch noch überraschen.

    Ein spannender Psychothriller.


    8/10

    Karl ist ein blauäugiger "Held". Es war doch eigentlich klar, das man keine Menschen beauftragt, Sachen außer Landes zu bringen, die man selber nicht/nicht gut kennt.

    Wer weiß, wie man in der Zeit reagiert hätte. Er versucht es, es wäre ja auch verloren, wenn sie plötzlich ausreisen könnten.

    Wieso Karl mitten in der Nacht komplett bekleidet war, erschließt sich mir nicht. Hat er einen Tipp bekommen, hat er ungutes Gefühl gehabt, wenn ja, warum hat er den Schleuser nach einer Tasse Getränk nicht unverrichteter Dinge wieder raus begleitet?

    Vielleicht drücken ihn die Sorgen so sehr, dass er einfach nicht mehr schlafen kann. Oder er ahnte wirklich, dass er aufgeflogen ist.

    Das sich der Vater von Hans nicht meldet, ist für mich unerklärlich. Ist er nicht angekommen, hat er sich von seiner Familie losgesagt, hat er versucht, Kontakt aufzunehmen und die Briefe sind verloren gegangen?

    Ich denke, dass man seine Briefe abgefangen hat.

    Bei der anderen Großmutter, die aus einer Leinenweberstadt stammte, gab es auch nach ihrem Tod noch neue Bettlaken, Bezüge und Kopfkissen.

    Auch bei mir gibt es noch unbenutzte Wäsche aus meiner Aussteuer. Ich bin inzwischen Rentnerin. Als wir damals aus einer Wohnung in unser Haus zogen, ging es los: zu jedem Fest wie Weihnachten, Geburtstag usw. gab es etwas für die Aussteuer ... und nicht immer das, was mir gefiel.

    Meine weiße Bettwäsche habe ich nach der Hochzeit erst einmal eingefärbt. Die ist inzwischen verschlissen genauso wie die Handtücher. Aber ich habe noch neue Geschirrtücher, da ich so viel nicht brauchte wegen Spülmaschine. Auch die WG meiner Tochter habe ich schon eine ganze Menge weitergegeben, die waren dankbar.

    Was ich nicht nachvollziehen kann ist die Tatsache, das Martha so ein "Weichei" (Entschuldigung) ist. Die war im ersten Buch schon ein Madämchen und hat sich in eine Scheinwelt geflüchtet, und jetzt macht sie das immer noch bzw. sie zieht sich in einen Nervenzusammenbruch zurück. Was hätte die Welt denn gemacht, wenn alle sich darin zurückgezogen hätten? Manchmal hab ich mir beim Lesen gewünscht, das irgendwer ihr mal so richtig die Meinung geigt und sie nicht immer in Watte gepackt wird.

    Auch ich habe immer Schwierigkeiten damit, mit depressiven Menschen umzugehen. Es fällt mir schwer, das nachzuvollziehen. Aber es ist eine Krankheit und ich denke nicht, dass Martha etwas dagegen tun kann.

    Natürlich müssen wir auch heute immer wachsam bleiben, was in unserer Demokratie gerade passiert, aber den Unterschied zu damals sehe ich hauptsächlich in der freien Verfügbarkeit der Information aktuell. Damals war es für politische Gruppen einfacher der frustrierten Bevölkerung mit gezielter Propaganda die Juden als Gefahr für ihren schwer zu erlangenden Wohlstand darzustellen.

    Aber heute ist es noch viel leichter, Informationen sehr breit zu streuen. Das gilt besonders für falsche Infos. Was da teilweise im Netz abgeht, ist schon echt schlimm.

    Ich finde es bewundernswert wie Ruth sich schlägt und ich finde es unglaublich mutig, dass sie sich in England bewirbt. Ich kann sie auf der einen Seite verstehen, dass sie nach jeden Strohhalm greift, auf der anderen Seite hätte ich auch unglaubliche Angst alleine in dem Alter in ein fremdes Land zu gehen ohne die Familie.

    Ruth ist wirklich eine tolle junge Frau. In ihrem Alter hätte ich mich auch nicht getraut, aber das waren auch andere Zeiten, da tat ein Mädchen sowas einfach nicht. In Anbetracht der Situation in Deutschland ist es einfach vernünftig, was sie tut.

    In diesem Abschnitt fand ich auch Frau Aretz sehr mutg, mitfühlend und engagiert. Sie steht ihrem Mann in nichts nach.

    Josefine ist wirklich stark. Sie hat Rückgrat und will sich das auch nicht brechen lassen. Ich hoffe, dass der Familie Artze nichts passiert.

    Niemand wollte sich vorstellen, dass die dunklen Wolken über der Seidenstadt Krefeld noch dunkler werden könnten. Doch die Pogromnach belehrt die jüdische Bevölkerung eines Besseren. Bei der Familie Meyer tobt sich der Mob besonders heftig aus. Zum Glück hatten sich alle gerettet. Aber auch ihre Freunde sind betroffen. Trotzdem ist die Hilfsbereitschaft groß und viele helfen, dass Haus wieder einigermaßen in Ordnung zu bringen. Auch die Familie Aretz unterstützt die Meyers. Karl hat sich zwar um ein Ausreisezertifikat nach Amerika gekümmert, da er aber so lange gehofft hat, alles würde sich einrenken, war er recht spät und nun wird es Jahre dauern, bis sie wirklich ausreisen können. Ruth trägt sich mit dem Gedanken, als Haushaltshilfe nach England zu gehen und von dort dafür zu sorgen, dass die Familie ausreisen kann. Doch dann wird Karl verhaftet. Was soll sie nur tun?


    Die Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten und die Autorin berichtet im Nachwort, wie sie dazu kam, sich mit Ruths Geschichte zu beschäftigen.


    Inzwischen ist einem die Familie Meyer und besonders Ruth so ans Herz gewachsen, dass man alle Ängste intensiv mit ihnen erlebt. Martha bricht unter der Belastung zusammen und auch Karl ist nicht gerade ein starker Mann, auch wenn er alles tut, damit sie sie versorgt sind. Ruth wächst über sich hinaus. Sie ist die Erste, die ins Haus geht und anfängt, dort Ordnung zu schaffen. Aber nur so kann sie das alles ertragen. Doch immer mehr kommen ihr Zweifel, ob sie einfach warten sollen, bis eine Ausreise möglich ist. Sie ergreift die Chance, die sie hat, auch wenn es ihr schier das Herz zerrreist. Es ist schön, dass es immer noch Menschen gibt, die das alles so nicht wollen und nicht wegsehen, sondern helfen. Ich finde es bewundernswert, wie viele Gefahren die Aretz auf sich nehmen, um den Meyers zu helfen. Auch auf der Reise erfährt Ruth immer wieder, dass da Menschen sind, die ihr selbstlos helfen.


    Mich hat auch das widerliche Spiel, das mit den Brüdern Merländer getrieben wurde, sehr erschüttert. Wie können sich Menschen nur so verhalten.


    Wie perfide das Vorgehen der Nazis ist, sieht man daran, dass bereits am Tag nach der Pogromnacht ein Reichsgesetz da ist, das die Juden verpflichtet, für die Schäden zu zahlen und alles innerhalb von 14 Tagen wiederherzurichten, damit das Straßenbild ordentlich ist.


    Es ist eine beklemmende Geschichte, die einem wirklich sehr nahe geht. Dieses sehr emotionales Buch dient hoffentlich als Warnung, dass so etwas nie wieder geschehen darf. Ich bin schon sehr gespannt auf den nächsten Band.


    10/10

    Martha hatte Depressionen. Ich habe habe auch Familienmitglieder mit dieser Krankheit und um ehrlich zu sein - ich verstehe die Krankheit nicht, sehe aber, dass es eine ebensolche ist (ich verstehe ja auch Krebs nicht ... oder Parkinson ...oder oder oder)
    So eine Karnkheit kommt ganz plötzlich, oft auch unerwartet (ihr/ihm geht es eigentlich doch gut, anderen geht es viel schlechter) - es hat eben nichts mit den äußeren Umständen zu tun, sondern mit den inneren, warum auch immer.

    Es ist auch für mich eine Krankheit, die ich nicht so wirklich fassen kann. Ich erkenne, dass es den Menschen nicht gut geht und kann doch so schlecht damit umgehen. Das bedauere ich zwar, aber irgendwie geht es nicht so, wie ich mir das wünschen würde.

    Auf der Fähre trifft Ruth eine Frau, die Fragen stellt, aber sie ist inzwischen so misstrauisch, dass die liebe freundliche Ruth etwas schroff wird.


    Die Augen von Mr. Sanderson hätte ich gerne gesehen, wie ihm klar wird, welch ein Gepäck Ruth da hat. Aber er ist vom ersten Moment an sympathisch und hilfsbereit. Leider ist seine Frau so anders als er. Das ist nicht einfach für Ruth, aber sie kämpft sich durch. Obwohl Olivia sie ausnutzt, akzeptiert Ruth sie so wie sie ist. Das ändert sich nur, wenn es um Ruths Familie geht. Dann kämpft sie für ihre freie Zeit, um zu erledigen, was wichtig ist. Unterstützt wird sie dabei von Edith Nebel, der Frau von der Fähre.


    Der Briefwechsel wird immer trauriger. Es gibt einfach nichts Positives zu berichten. Der Anwalt von Karl tut was er kann, aber am Ende wird Karl natürlich verurteilt. Es droht dann doch Dachau. Doch Ruth kämpft wie eine Löwin. Ich finde es klasse, wie sie sich weigert wegzugehen. Aber der Mann war auch wirklich unmöglich. Er weiß doch, was daran hängt, aber es berührte ihn nicht. Zumindest der Kollege war dann freundlicher. Werden die Papiere rechtzeitig ankommen? Und wird dem Antrag stattgegeben?


    Ich hätte jetzt gerne weitergelesen.

    Ich wünsche Ruth eine nette und freundliche englischeFamilie, ein behütetes neues Zuhause und sich rasch öffnende Türen und Ohrenfür ihr Anliegen, die Familie nachzuholen, den Vater aus der U-Haft zubefreien.

    Das dürfte aber alles trotzdem nicht so einfach sein.

    Leider kommt jetzt nur noch ein Leseabschnitt und dann heißtes geduldiges Warten auf den Abschlussband.

    Ich finde dieses Warten immer so fürchterlich

    Ich weiss nicht ob ich meine Kinder so einfach ins Ausland gehen lassen könnte.

    Man muss seine Kinder auch loslassen können. Es ist nicht einfach, aber dennoch musss man sie gehen lassen und wenn das wie hier auch noch Chancen bietet, dann erst recht.

    Und auch der Mann an der Fähre, der ihren Pass prüft und nur etwas von deutscher ungründlichkeit murmelt. Der wusste genau, was er getan hat. Für ihn war es ja nicht viel, bei einem ein Auge zuzudrücken, für Ruth hat es das Leben bedeutet.

    Ruth hat so viele hilfsbereite Menschen getroffen. Sie hatte wirklich ein riesiges Glück.

    Vor allem schätze ich Martha nicht so ein, dass sie die Formailtäten hätte erledigen können.

    Warum nicht? Das dürfte ja nicht so schwierig sein und es gibt immer noch Menschen die helfen.

    Ausgerechnet jetzt, wo die Familie zusammenhalten muss, da Karl nicht da ist, bekommt Ruth ihre Zusage. Martha reagiert für mich ziemlich unerwartet, aber auch sehr stark. Hoffentlich bricht sie n8icht später zusammen, wenn Ruth weg ist. Doch ich habe den Eindruck, als wenn sie an ihrer Aufgabe wächst. Auch Karl reagiert anders, als Ruth befürchtet hat. Ihrer Eltern lassen sie ziehen, obwohl sie Ruth natürlich am liebsten nicht loslassen würden.


    Bei Ruth spürt man deutlich Angst, Zweifel, Traurigkeit und – Hoffnung. Martha verbringt die letzten Tage damit, die Wäsche zu machen, die Ruth mitnehmen soll. Für Martha ist das wohl ein Ziel, das ihr helfen soll weiterzumachen. Sie gibt die vielen Koffer mit der Wäsche mit und will sie irgendwann wieder in Empfang nehmen.


    Es ist rührend, was Aretz alles auf die Beine gestellt hat. Er bringt Ruth zum Bahnhof, hat erkundet, wie sie eventuell an der Kontrolle durch die Nazis vorbeikommt, hat ihr in Holland Begleitung verschafft und dafür gesorgt, dass die Familie Nachricht bekommt.


    Mich hat sehr berührt, wie viel Hilfe und Freundlichkeit Ruth erfahren hat auf ihrer Reise.

    In diesemFall allerdings, wurde der empfohlene Schmuggler erwischt, dem Karl zum ersten Mal Silberbesteck undBargeld mitgegeben hat. Dieser hatte Wertsachen diversen Juden und sie daher mit in Klarschrift geschriebenen Zetteln dem Besitzer zugeordnet. Warum trug Karl bei seiner Verhaftung Anzug mit Weste, Krawatte und das nachts in seinem Zuhause? Wollte er noch einmalweg?

    Vielleicht hatte Karl schon eine Ahnung, dass es schief gegangen ist, oder er hatte einen Tipp bekommen.

    Warum meldet sich Hans Vater aus Palästina nicht?

    Vielleicht ist er nie angekommen oder seine Briefe sind einfach abgefangen worden.

    Ob ein Anwalt Karl wirklich helfen kann? Den Nazis waren die geltenden Gesetze ja völlig gleichgültig, denn ging es zunächst ja nur um Psychoterror und Quälerei.

    Die Gesetze waren ihnen zwar gleichgültig und sie handelt nicht danach, aber diese Gesetze waren immer noch in Kraft. Mit der Zeit verschärfte sich das Beugen natürlich immer mehr, aber Anwälte die den Mumm hatten, konnten manchmal auch etwas ausrichten.

    Trotz aller Repressalien und Schwierigkeiten versucht die Familie sich schöne Momente zu verschaffen. Sie feiern gemeinsam Chanukka. Die Großeltern sind überzeugt, dass man sie unbehelligt lässt, weil sie so alt sind. Welche ein Irrtum. Weder Geschlecht noch Alter noch Beruf schützen.


    Karl versucht alles außer Landes zu schaffen. Dabei ist er ziemlich leichtsinnig. Die Aretz sollen geschützt werden und dafür nimmt er dann jemand Wildfremdes. Es musste schief gehen. Nun ist er verhaftet und Martha bricht wieder zusammen. Ruth muss wirklich vieles tragen, dabei ist sie noch so jung.

    Allerdings kann ich verstehen, dass sich das wie aus dem Staub machen anfühlt.

    Viele Überlebende, die so eine Chance genutzt haben, hatten ja nach dem Krieg schwer damit zu kämpfen, dass sie es geschafft haben und so viele andere nicht.

    Es ist ein aus dem Staub machen, aber durchaus berechtigt, denn es zeichnet sich doch immer mehr ab, wie ernst die Lage ist.

    Irgendwie ist das unbegreiflich, dass der Ernst der Lage immer noch nicht so richtig erkannt, sondern teilweise klein geredet wird. Mehrere Bekannte wurden nun schon getötet und immer noch weigern sich einige, alle Chancen zu nutzen. Ilse nach England zu schicken klingt doch eigentlich sehr gut.

    Natürlich ist es schwer, alles zurückzulassen und in der Fremde neu anzufangen. Aber diese Haltung "der Spuk ist bald vorbei" ist doch ziemlich blauäugig, dafür hat sich das über die Zeit zu sehr aufgebaut.

    Allerdings war damals ja keinem klar, wie weit die Nazis tatsächlich gehen würden und dass es sicherer gewesen wäre jeden, der auch nur irgendwie die Möglichkeit hat, ins Ausland zu kommen so schnell wie möglich ausser Landes zu schicken.

    Sicher wissen konnten sie das natürlich nicht, aber sie hätte aufgrund der bisherigen Erfahrungen, damit rechnen müssen und durften nicht einfach die Augen verschließen.

    Natürlich kann ich verstehen, wenn man seine Eltern nicht zurücklassen will. Doch die sind erwachsen und für sich selbst verantwortlich. Anders sieht das aus, wenn man Kinder hat. Dann sollte man doch wohl in erster Linie an die Kinder denken.

    Ruth hat alle in Aufregung versetzt, als sie zu spät von dem Treffen zurückkam. Sie sind sich sicher, dass die Vorsicht reichen wird, doch wie wir am Ende erfahren, ist einer der Briefe doch in die falschen Hände gelangt.

    Dann muss Abschied von Sophie und Walter genommen werden. Ich fand es so toll von Aretz, dass er die Fahrt zum Bahnhof übernommen hat. Josefine und Hans wollen alles dafür tun, dass Meyers noch möglichst viel außer Landes bringen können. Ob sie aber jemals ihre Gegenstände in die Hände nehmen können, oder ob alles ganz anders laufen wird? Wir werden es erfahren.


    Der Kreis in der Wohnung der Gombetz wird immer größer. Nun sind auch Ruths Tante und ihr Cousin da und natürlich Emilie. Mit Emilie ist es nicht einfach. Sie würde mich zur Weißglut treiben. Auch wenn sie die Realität nicht mehr so mitbekommt, ihre Allüren hat sie behalten. Was sie über die Aretz sagt, ist schon heftig.


    Nun hat Ruth den Brief mit der Anmeldung für England eingeworfen. Nach Marthas Verhalten bezüglich Ilse befürchte ich Schlimmes, wenn sie von Ruth erfährt. Natürlich wollen Familien gerne zusammenbleiben, doch es wird immer schlimmer, da sollte sie doch froh sein, wenn ihre Kinder in Sicherheit sind.


    Dann kommt auch noch die Nachricht, dass Merländer es Misshandlungen nicht überlebt hat.


    Ein Käufer für das Haus ist gefunden, aber Geld gibt es nicht für die Meyers, das müssen sie dem Staat geben.

    Wenn man sich überlegt, was sie den Merländers angetan haben.....

    Da gab es so viele, die geglaubt haben, weil sie konvertiert sind oder weil sie dem Glauben nie nachgegangen sind, würden sie davon kommen. Merländers dachten das auch und doch hat man sie gequält - aufgrund ihrer Homosexualität besonders heftig und demütigend. Da sieht man wieder einmal: Man kann noch so diskret sein, es gibt immer jemanden, der es mitbekommt.

    Ich möchte sie immer schütteln, wenn sie nur bis in die Niederlande denken. Wissen wir doch alle, dass das nicht weit genug weg sein wird.

    Natürlich reicht das nicht. Aber wie sollten sie das zu dem Zeitpunkt wissen.

    Wie viele kommen zum geheimen Treffen beim Tennisplatz? Die Geheimschrift ist für diese Sache sehr gut. Hoffentlich kommt kein Brief in falsche Hände!

    Ob diese Geheimschrift wirklich nicht zu entschlüsseln ist? Die Nazis hatten ihre Leute, die darauf spezialisiert waren. Ich hoffe, es wird funktionieren, wie Ruth sich das vorstellt.

    So geht es mir auch, das Buch fesselt und obwohl ich weiß, dass ihnen noch viel Schlimmeres bevorsteht, hoffe ich, dass es gut ausgehen möge.

    Wir wissen alle, was geschehen ist und wie furchtbar alles war. Aber wenn die geschichte so an Personen festgemacht wird, wie es in diesem Buch der Fall ist, dann geht einem das nochmal hefitger an die Nieren.

    Alle arbeiten, um das Haus wiederherzurichten. Dabei wissen sie, dass sie nie mehr dort wohnen werden. Wie deprimierend muss das sein.


    Es ist furchtbar, zu welchen Mitteln die Menschen greifen müssen, um ein wenig von ihrer Habe zu retten. Dabei ist nicht einmal sicher, ob sie denen trauen können, die Hilfe anbieten, und wenn es ehrliche Menschen sind, könnten diese ja auch erwischt werden.


    Man hilft sich mit Essen, Arbeit und Ratschlägen. Doch es sieht düster aus.

    Ruth bekommt von Helmuth einen Tipp. Sie soll in England arbeiten und von dort aus versuchen, etwas für die Familie zu tun. Sie zögert. Natürlich zerreißt es einem das Herz, wenn man die Lieben zurücklassen muss. Aber wird Ruth von dort überhaupt etwas ausrichten können. Es ist naiv zu glauben, man könnte die Familie nachholen, denn die Juden will niemand haben. Das Ausland hat bei der Progromnacht ja schon weggeschaut. Keiner hat versucht, dem schäbigen Tun Einhalt zu gebieten, wobei ich mir sicher bin, dass man sich in Deutschland auch die Einmischung verbeten hätte.


    Es ist toll, was die Aretz alles tun. Dabei sind sie trotz allem aber auch vorsichtig. Vorsichtig genug?

    Ruth finde ich überhaupt eine sehr starke Person, es ist bewundernswert, wie sie alles anpackt, und versucht, möglichst viel vom Hab und Gut ihrer Familie zu retten.

    Ruth ist stark, aber was bleibt ihr auch anderes übrig, da die anderen Familienmitglieder so schwach sind. Ich hoffe nur, dass Ruth nicht irgendwann zusammenbricht.