Rebekka Eder – Die Schokoladenfabrik: Die Tochter des Apothekers (Band 1)
Buchrücken (Auszug):
Inspiriert von einer wahren Geschichte: Der große Auftakt einer farbenprächtigen Saga über die Kölner Familie Stollwerck und den Aufstieg ihres berühmten Schokoladenimperiums.
Autorin:
Rebekka Eder, 1988 in Kassel geboren, hat Theaterwissenschaft und Germanistik in Berlin, Erlangen und Bern studiert und gleichzeitig ihre ersten Romane veröffentlicht. Nachdem sie als Werbetexterin und Journalistin gearbeitet hat, konzentriert sie sich schließlich ganz auf ihre Leidenschaft. Sie lebt und schreibt in Nordhessen.
Meine Meinung:
Die Inhaltsangabe finde ich etwas irreführend. Denn wenn man genau mit den Erwartungen aus der Inhaltsangabe heraus mit dem Lesen des Buches anfängt, könnte man in der Hinsicht überrascht sein – positiv oder auch negativ –, dass es um weitaus mehr in dem Buch geht. Ich hatte mich eh schon über die Dicke des Buches (600 Seiten) gewundert. Deshalb versuche ich, die wichtigen Punkte über den Inhalt des Buches herauszuarbeiten.
Die Apotheke und somit auch der größte Schauplatz des Buches sind in Köln und es geht los im Jahre 1838. Die heiratsfähige Tochter des Apothekers heißt Anna Sophia. Sie hat drei Schwestern und ihre Mutter lebt nicht mehr. Im Laden gibt es noch den Apothekergesellen August, der ein Auge auf Anna Sophia geworfen hat. Anna Sophia hat die Fähigkeit, sehr wirksame und köstliche Hustenbonbons herzustellen. Diese Bonbons spielen die Rolle in diesem Buch. Um Schokolade geht es hier noch nicht wirklich. Das kommt erst in Band zwei.
Wenn das Buch anfängt, dauert es nicht lange, dass der Apotheker krank wird und stets im Bett bleiben muss. Der Arzt der Familie, August und Anna Sophia kümmern sich um ihn. Doch Anna Sophia holt sich auch noch Rat bei einer weisen Heilerin, die im Wald ganz alleine wohnt. Sie hat etwas Mystisches an sich und spielt auch eine gewisse Rolle im Buch. (Mystische Ereignisse kommen auch immer wieder gelegentlich in kleiner Form vor. Mir persönlich hat das gefallen.) August entschließt sich, bei Anna Sophias Vater um ihre Hand anzuhalten. Anna Sophie willigt auch zunächst liebend gerne ein. Aber dann hat sie mit der Zeit den Verdacht, dass August Schuld am Leiden ihres Vaters hat, da merkwürdige Dinge im Haus vonstattengehen. Bald taucht dann auch ihr alter Jugendfreund Franz auf, der sein Gesellenleben in der Welt als Zuckerbäcker verbracht hat. Er macht Anna Sophia einen Antrag, den sie auch annimmt. Franz gründet eine eigene Zuckerbäckerei, wobei Anna Sophia ihn unterstützt. Aber es ist gar nicht so einfach. Sie stehen nun vor vielen Herausforderungen.
Das Buch ist in der personalen Erzählperspektive geschrieben, will ich hier kurz anmerken. Denn es gibt noch weitere Erzählstränge in diesem Buch.
Da wäre Kaspar, ein Bauersjunge, der sich in die Tochter eines bösen Bauern verliebt. Da habe ich mich sehr lange gefragt, was er jetzt eigentlich mit der Geschichte zu tun hat. Auch frage ich mich, ob das im 2. Band nochmal eine Relevanz haben wird. Ich bin gespannt. Durch ihn erleben wir aber die untere Schicht der Gesellschaft und wie sie ausgebeutet wird.
Dann ist da Wilhelmine, die Schwester von Anna Sophia. Sie mag Hausarbeit nicht und schreibt viel lieber Gedichte und zeichnet. Sie scheint auch eine homosexuelle Neigung zu haben. Sie lernt eines Tages Sibylle Mertens-Schaaffhausen kennen. Durch sie wird Wilhelmine mit den Themen Freiheit und Gleichheit für Frauen konfrontiert.
Sibylle Mertens-Schaaffhausen ist die Frau von der äußerst schwierigen Person Victor Mertens. Er spielt eine wichtige Rolle in Anna Sophias und Franz‘ leben.
So, das reicht denke ich als Inhaltsangabe.
Dann gehe ich jetzt noch mehr auf meine Meinung zum Buch ein.
Das Buch ist wirklich sehr spannend zu lesen und hat am Anfang auch eine gewisse Komik. Es gibt keine längen oder so. Allerdings sind alle Personen im Buch für mich eher flach geblieben. (Vermutlich liegt das auch an der personalen Erzählperspektive.) Falls in Band 2 die Personen nicht mehr im Vordergrund stehen werden, wird es dann wohl für mich eine gewisse Enttäuschung haben. Eher in den letzten 150 Seiten bekamen die Personen ein wenig tiefe. Und es wurde noch mehr spannender. Ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.
Mir hat gut gefallen, dass man einiges aus Köln mitbekommen hat (z.B. Dombau, Eisenbahn), was aber auch nur eher nebenbei erzählt wurde. Dennoch hat es mich dazu animiert, mich im Internet ein wenig mehr mit Köln zu beschäftigen. (In der Innenseite des Buchdeckels befindet sich übrigens eine alte Karte von Köln.)
Dann wäre da noch die Politik. Köln wurde ja von Preußen besetzt und es kam zur ersten Revolution. Das kommt im letzten Teil des Buches ausführlicher vor.
Manchmal – auch schon ziemlich zu Beginn des Buches – kommen heftige Szenen drin vor, dass ich schlucken musste. Und einmal musste ich das Buch für einen Tag weglegen.
Hinten im Buch gibt es ein Personenregister. Das fand ich immer ganz hilfreich. Es spoilert auch nicht.
Das Buch war so, als hätte ich einen ganz spannenden und interessanten Film geschaut, in dem die Figuren mir aber nicht so ans Herz gewachsen sind. Trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen. Band 2 werde ich wohl auch lesen, da ich neugierig bin, wie es nun weitergeht.
7 von 10 Eulenpunkten.