Beiträge von KarinS

    Gegenüber unserer Ferienwohnung in Göschenen war der alte Friedhof. Dort steht ein Denkmal für die Arbeiter des Tunnels. Das muss man dazu schreiben, denn es sieht aus wie ein Denkmal für Louis Favre. Er auf dem Sockel und unten ein Mineur (mit der typischen Öllampe) der andächtig zu seinem "Patron" aufblickt.

    Später wurde das Schild mit den Namen der 199 bekannten Toten noch aufgestellt.


    Wesentlich angemesser für die Opfer des Tunnelbaus finde ich das Denkmal von Vincenzo Vela in Airolo . Er hat es 1883 entworfen, aber erst 1932 in auf dem Bahnhosvorplatz in Airolo aufgestellt. 🙁

    Hier kommen nochmal ein paar Fotos:

    So sahen die Bohrmaschinen aus. Auf dem 2. Foto ist der "Bohrposten" dabei, da sieht man dann auch, wie groß die waren.

    Ein Bohrposten bestand aus einem Vorarbeiter, vier Mineuren, zwei Mechanikern, acht Handlangern und einem Laufburschen. Für den Betrieb im Richtstollen waren zwei Bohrmaschinenposten von je 16 Mann und zwei Schutterposten von je 22 Mann notwendig.

    Das 3. Foto zeigt die Druckluftlokomotive.

    Es war ja auch immer die Frau dafür verantwortlich, dass der Mann übergriffig wurde. Das ist sicher den verschrobenen Ansichten der Kirche zuzuschreiben. Da wetterten die Priester ja immer gegen die Frauen, die den Männern so gefährlich wurden, weshalb auch immer. Gründe gab es genug.

    Aber gerade in Johannas Fall fand ich es von den Eltern, die es sich durchaus hätten leisten können, unglaublich hart und gefühllos. Erfährt man eigentlich noch von ihrem Schicksal? Ich bin im letzten Abschnitt und sie wurde nicht mehr erwähnt.

    Die Schweiz war ja streng katholisch und in dem Bericht sieht man ja, wie nachsichtig die Männer beurteilt wurden.

    Johanna kommt noch mal vor.

    Leider kann ich den link nicht öffnen. Mein Laptop weigert sich da seit einiger Zeit und sagt immer, Fehler bei der Uhrzeit. Die ich mehrmals aktualisiert habe. Auch kopieren und in die Adresszeile einfügen geht nicht, da sagt er das gleiche. Ich weiß nicht, woran das liegt. X(

    Das ist ein PDF, vielleicht liegt es daran.

    Das war wirklich ein großes Aufkommen an Arbeitern. Die Fluktuation lag wohl hauptsächlich an Krankheiten und Unfällen, oder wie bei Piero, wenn einer nicht spurt, wird er entlassen.

    Und auch daran, dass die Arbeit sehr anstrengend war. Je tiefer es in den Berg ging, um so heißer war es. Dazu kam extrem hohe Luftfeuchtigkeit.

    Ich sammle. Ich habe meiner Lektorin letzte Woche schon geschrieben und gefragt, was da schief gegangen ist. Denn das kann es echt nicht sein. Wozu gibt es ein Korrektorat, wenn solche Fehler durchrutschen. Ich selbser sehe meine Fehler nicht (mehr) , nachdem ich das Manuskript ca. 10 Mal gelesen habe. Mein Hirn weiß, was da stehen soll und liest es dann auch.

    Ich meine, gelesen zu haben, Helene sei 21... klar steckt sie ihre Füße noch unter Vaters Tisch, doch ist sie wirklich noch nicht volljährig? Kann ihr Vater eine Hochzeit verhindern/ muss er noch einwilligen?

    Damals brauchte man in der Schweiz trotz Volljährigkeit, die Einwilligung des Vaters oder eines anderen männlichen Verwandten - und - der Kantonsregierung. Es gab in der Schweiz auch deshalb viele uneheliche Kinder, weil viele Paare nicht heiraten durften. Gründe: Zu wenig Geld, irgendwann mal von der Fürsorge abehängig gewesen, "liederlicher" Lebenswandel.


    Zitat

    Arme Johanna und andere ledige Mütter. Wie erniedrigend, im Moment der Geburt zum Vater von "Amtsherren" befragt zu werden. Das erinnert mich daran, dass im englischen Königshaus lange üblich war, dass bei Geburten ein Mitglied der Regierung mit im Geburtszimmer anwesend war um Geburt zu bezeugen. Wie furchtbar, Johanna ihren zwei Wochen alten Säugling wegzunehmen.

    Von den "Genießverhören" habe ich auch erst während der Recherche erfahren. In einer meiner Quellen stand, dass uneheliche Geburten "hart sanktioniert" wurden und da habe ich nachgeforscht und bin auf dieses hier gestoßen:

    Man solle mir die Kerzen nur anzünden" :Vaterschaftsklagen und Unzuchtsfälle im

    Kanton Uri des 19. Jahrnhunderts"


    https://www.e-periodica.ch/cnt…-001%3A1998%3A89%3A%3A133


    Das ist doch sehr erschütternd, wie mit den Frauen umgegangen wurde

    Ich meine, ich kann Helene und Piero verstehen, aber sie sollten doch Matteos und Johannas Schicksal als Beispiel nehmen. Natürlich wünsche ich ihnen ihre Liebe leben zu können. Aber ihre Eltern haben den Heiratsantrag Pieros nicht akzeptiert, werden es vermutlich auch nicht tun.

    Man wundert sich, dass dieser Tunnel überhaupt fertig geworden ist, bei den Bedingungen. Es gibt doch nicht endlos Mineure und andere Arbeiter, die fachlich qualifiziert sind. Sicher, die Schotterer sind leichter zu ersetzen aber die anderen? Auch diejenigen, die sprengen sollten sich doch auskennen.

    Tja, wenn allen Liebenden immer vernünftig wären ...

    Es gab sehr viele Mineure, in Göschenen waren es zweitweise ca. 1400, in Airolo 1800. Bei einem Drei-Schicht-Betrieb waren ca 500 Arbeiter im Stollen.

    insgesamt schätzt man, dass um 6000 Arbeiter in diesen zehn Jahren in Airolo und Göschenen waren, die Fluktuation war recht hoch.

    Helene und Piero werden sich verlieben. Wie wird Peter das aufnehmen? Bekommt er es mit? Ich gehe davon aus, dass ihr Verlieben heimlich stattfindet, weil Anna und Franz die Verbindung nicht gutheißen werden. Wird Piero verletzt und Helene besucht ihn im Spital, erfährt dort auch seine Geschichte - sie haben ja Zeit - und sie verlieben sich?...

    Ich sage nichts ...

    Ich bin sehr gut in das Buch hineingekommen. Mitte der Woche habe ich Kapitel 1 - 5 in einem Rutsch durchgelesen. Das ist bemerkenswert, da ich a) eigentlich gar keine Zeit dafür hatte und b) sowieso ein "Stückchen-Leser" bin. Von daher ist das ein Zeichen, dass mich das Buch von Anfang an sehr gefesselt und mitgenommen hat. :thumbup:


    Mir gefällt Helene und die Beschreibung der anderen Personen (auch wenn es ganz schön viele auf einmal sind),

    Hach, danke, das freut mich. Und ja, es ist ziemlich viel "Personal" im Buch. Meine Personenliste ist drei Seiten lang. ^^

    Mir wäre es auf Dauer auch zu eng und im Winter zu dunkel. Wir hatten letztes Jahr großes Glück, 5 Tage Sonne, 1 Tag bewölkt und 1 Tag Regen. Normalerweise regnet es in Göschenen viel, hat man uns erzählt.

    Die Sache mit dem Dynamit ist schon heftig. Mir war auch nicht bewusst, dass es bei Kälte instabil wird. Da hat Helene auch gut mit Favre verhandelt, das hat mir gefallen.

    Das wusste ich auch nicht, bevor ich den Film gesehen habe, da wird das auch thematisiert.

    Was ich bei wiki gelesen habe, über die Häuser, die Wohnverhältnisse dort und auch der Behandlung der Arbeiter, wirft wirklich kein gutes Licht auf ihn, im Gegenteil.

    Das wird im Buch aber auch sehr gut rüber gebracht, wenn bis jetzt auch nicht in der Deutlichkeit wie bei wiki. Vielleicht kommt es ja noch.

    Ja, da kommt nocht ein bisschen was. Es gibt aber einige Details, die ich dann doch keinem zumuten wollte. Nach dem Streik der Arbeiter wurde Oberst Hans Hold vom Bundesrat nach Göschenen geschickt, um die Hintergründe zu untersuchen. Er hat das auch getan und einen offiziellen Bericht an den Bundesrat geschickt, der aber nicht so ausfiel, wie der Rat sich das gewünscht hat. ( Verkürzt gesagt: Die Italiener sind schuld) Hold kritisierte besonders die Wohnbedinungen der Arbeiter: "Das Elend übersteigt in der That alle Begriffe".

    Es gab in den Wohnhäusern keine Toiletten und auch außerhalb nicht genug Aborte. Man kann sich vorstellen, wie es in den Straßen ausgesehen hat. Manche Arbeiter haben dann halt den Hintern aus dem Fenster gehängt - woraufhin die Hausbesitzer die Fenster vernagelt haben. - Kommt im Roman nicht vor.

    Ich steige ja jetzt erst ein, möchte meinen Leserunde-Eulen und allen voran Karin jetzt schon einmal großen Dank und Kompliment aussprechen, wie umfangreich, lebendig und informativ dieser erste kommentierte Abschnitt ist. Wow!

    Vielen Dank. :-) Mir machen die Leserunden bei den Büchereulen auch großen Spaß, weil es hier so lebendig ist und die Teilnehmer wirklich interessiert.


    Zitat

    Zum Gotthard habe ich keinen Bezug, habe ihn möglicherweise als Kind mal auf dem Weg in den Urlaub nach Italien passiert. Auch von der Schweiz weiss ich nicht viel, denn Hannover ist zum einen ein gutes Stück entfernt und ich weiß noch, wie blass meine Eltern 1983 wurden beim Urlaub in Villars u.a beim Bezahlen an der Kasse von Geschäften. Es war daher nur einmal Urlaubsziel. Gut war, dass zumindest für Kinder der Eintritt bei vielem wegfiel.

    Wir waren letztes Jahr auch erschrocken über die Preise. Die Schweiz ist schon sehr teuer für Deutsche.



    Die Kapitel sind weiterhin unterschiedlich lang. Das hat sich aus der Handlung und den Perspektivewechseln ziwschen Helene und Piero so ergeben.

    Dass Favre die Leute zum einen gefährliches Dynamit befördern lässt ohne sie zu warnen und dann die Sprengungen dilettantisch durch führt, was auch noch viele Verletzte fordert, wirft ein neues Licht auf den charismatische Konstrukteur.

    Favre ist jahrelang als "Freund" der Arbeiter, "einer von uns" hochgelobt worden, weil er aus einfachen Verhältnissen stammte. Als Sohn eines Zimmermanns hat er den Aufstieg vom einfachen Handwerker zum Steinbruch- und Bau-Unternehmer geschafft. Er hat nicht studiert, sondern sich sein Wissen selbst bei gebracht. Er hatte sicher viel Charisma und war angeblich bei "seinen" Arbeitern sehr beliebt. In neueren Quellen wird das kritischer gesehen. ich denke, er war ihnen ( den Arbeitern) ziemlich egal, die hatten ja kaum mit ihm zu tun, die durften sich mit den Vorarbeitern und Akkordanten rumstreiten.


    Zitat

    Ruedi ist auf Piero und alle andern italienischen Arbeiter nicht gut zu sprechen, weil sie die Göschener Mädchen einfach mehr faszinieren, als die Burschen, mit denen diejenigen die ganzen Zeit zufrieden waren.


    Das ging nicht nur Ruedi so. Da gab es richtig viel Ärger in Göschenen. Natürlich fanden viele Mädchen die jungen Italiener zum Teil interessanter als die jungen Männer, mit denen sie aufgewachsen waren.