Beiträge von KarinS

    Schön, dass wir dann wieder in der letzten Phase, vor dem Durchbruch, im Tunnrl dabei sind. Bemerkenswert, wie präzise beide Seiten gegraben und gesprengt haben, dass es nur diese kleinen Abweichungen gibt.

    Das finde ich auch ganz erstaunlich, zumal das Gotthardmassiv ja kein einzelner Berg ist, über den man mal drüber messern kann, wie z.B. bei dem Vorgängerprojekt, dem Mont Cenis. Das Verfahren nennt sich "Triangulation" und arbeitet mit vielen Messpunkten. Allerdings habe ich nicht wirklich begriffen, wie es funktioniert.

    Liebe Karin, es tut mir so leid, dass sich gerade zum Ende des Buches die Menge der Rechtschreibfehler steigert und ich mir recht sicher bin, dass auch ich nicht alles entdeckt und aufgelistet habe. Mir kommen die Tränen, was der Aufbau- Verlag für druckreif erklärt hat und wenn ich daran denke, wie liderlich sie mit Deinem Roman umgegangen sind und wie Du Dich jetzt wohl fühlst.


    Sag gern Deiner Lektorin, dass die Fehler Lesespass-Killer für manchen sind und nicht jeder Leser differenzieren wird, zwischen den Zuständigkeiten in der Buchproduktion. Der Autor hat die Verantwortung für eine gute Geschichte zu sorgen, der Verlag sollte Interesse haben, dieser ein Kleid zu geben. Ich bin ärgerlich auf die Arbeit der Kollegen. Es verletzt meine Berufsehre.

    Ich bin gerade sehr schockiert und frage mich, ob es überhaupt ein Korrektorat gegeben hat. Bei Aufbau findet das übrlicherweise nach der Fahnenkontrolle durch mich statt und ich habe in den Fahnen schon ziemlich viele Fehler ausgebessert. Ich hoffe wirklich, dass im Falle einer 2. Auflage die Fehler korrigiert werden.

    Interessant, aber auch erschreckend finde ich die Summe, die ein Ausländer zu zahlen hat, wenn er eine Frau aus dem Kanton Uri heiratet. 200 Franken? Gab es diese Regelung eines Brautgeldes auch in anderen Kantonen? Theoretisch müsste zu der Zeit doch die Frau auch noch mit Mitgift aus dem Elternhaus in die Ehe gehen.

    Das fand ich auch krass. Ob es das auch in den anderen Kantonen gab, weiß ich nicht.

    Was soll ich sagen, es kam wie es kommen musste: Piero wird bei dem Streik angeschossen, obwohl er nicht der Rädelsführer war, aber wer hört schon auf einen "dreckigen" Italiener.


    Da haben es sich die Behörden einfach gemacht: Alle Toten und Verletzten gehörten zu den Rädelsführern, sonst wären sie ja nicht angeschossen/erschossen worden. Zwölf Italiener wurden verhaftet, weitere 80 entlassen und ausgewiesen. Viele kamen allerdings zurück und arbeiteten unter falschem Namen weiter. Favre war da sehr lax, er verlangte keine Ausweise, keine Aufentshaltsgenehmigung, obwohl das eigentlich Pflicht war.

    In einer meiner Quellen ( "Der Weg durch den Berg" Oskar Maurus Fontana, 1936) wird das positiv dargestellt. Favre sein unbürokratisch gewesen:

    Zitat

    "Der Arbeiter sei ihm tausendmal wichtiger als jede behördliche Vorschrift. ... Keinen habe er je angezeigt oder den Behörden ausgeliefert. Sogar einen Totschläger habe er laufen lassen. "


    In Wirklichkeit war es Bequemlichkeit und Favre hat damit einen rechtsfreien Raum geschaffen, in dem die Italiener einerseits der Willkür der Gemeindebeamten in Göschenen und Airolo ausgeliefert waren, da sie sich mit den schweizer Gesetzen nicht auskannten, zum anderen alle Streitereinen und Differenzen unter sich regeln mussten, da "Raufhändel unter Arbeitern, sogar mit tödlichem Ausgang, von den Behörden nicht untersucht wurden." ( Quelle: Geheimbericht Hans Hold zum Streik)

    Ruedi hat bei mir jetzt verschissen - sorry für den Ausdruck.

    Ein selbstzufriedener Feigling - nichts weiter.

    Mit der Liebe war es dann wohl doch nicht so weit her, wenn er sie jetzt derart im Stich läßt.

    dann noch Helene verraten.

    Ne, ne, der Kerl wird mir zunehmend unsympatischer.

    Gekränkte Eitelkeit ist für manche Menschen ein Problem.

    Bei der Explosion dachte ich zuerst an Sabotage. Aber scheinbat hat der "Wächter" es ja mit dem aufpassen nicht so ernst genommen. Ich schätze, die Gefahr, die von Dynamit ausging, war den Menschen - auch nach Erklärung - gar nicht so klar.


    Sabotage war es nicht. Eher leichtsinniger Umgang mit dem Sprengstoff.

    Vielen Arbeitern war zu Anfang wirklich nicht so klar, wie gefährlich Dynamit ist. Dass man es nicht einfach in die Hosentasche stecken kann (Quelle: Felix Möschlin, "Wir durchbohren den Gotthart" 1947)

    Ich schätze Favre so ein, dass er einen Lebenstraum hat und den will er mit aller Macht so schnell wie möglich umsetzen. Solange die Männer mitspielen, ist er ihnen wohlgesonnen. Aber keiner soll sich ihm in den Weg stellen. Man muss natürlich auch sagen, dass damals die Arbeiter noch sehr wenig Rechte hatten und die Arbeitgeber sich allesamt nicht so viel um deren Wohlergehen kümmerten. Soziale Absicherung und sowas war ja noch schwierig. Ich war überrascht, dass es immerhin schon eine Krankenversicherung gab. Die zumindest die Kosten für die medizinische Versorgung übernahm. Ich bin gespannt, ob die Arbeiter dem Favre noch Schwierigkeiten machen werden oder alles mit sich machen lassen.

    Favre hat sich auch auf ruinöse Geschäftsbedingungen eingelassen. Ich sehe es auch so. er hatte diesen Traum, er wollte den Tunnel unbedingt bauen und hat alle seine Mitbewerber unterboten.

    Er hinterlegte eine Kaution von acht Millionen (!) Franken und versprach eine Bauzeit von acht Jahren. Falls die vereinbarte Bauzeit überschritten würde, drohte eine Geldstrafe von fünftausend Franken täglich (!) im ersten halben Jahr - und zehntausend Franken täglich in der folgenden Zeit. Im Falle einer vorzeitigen Fertigstellung galt der gleiche Betrag als Prämie. Sollte die Verzögerung mehr als ein Jahr betragen, würde die hinterlegte Kaution verfallen.

    Angesichts dessen kann man seine Eile beim Vortrieb schon verstehen.

    Ich bin gespannt was jetzt noch kommt. Der Tunnel muss ja noch fertig gestellt werden und kommt es noch zu einem versöhnlichen Ende zwischen Peter, Piero und Helene? Ich finde es ja erstaunlich wie gelassen Peter es hingenommen hat, dass Helene sich in Piero verliebt hat. Da ist er das genaue Gegenteil von Ruedi. Er muss Helene wirklich sehr lieben.

    Da kommt noch Einiges. ;-)

    Erinnert mal wieder an Sissi. :grin Die zweite italienische Hymne. Naja, Bella ciao vielleicht noch.

    Wobei sie in der Scala in Wirklichkeit nicht Verdis Và pensiero gesungen haben. Es wurde "Norma" aufgeführt und bei der Arie "Guerra, guerra" haben die Italiener gejubelt. Trotzdem war Và pensiero im Risorgimento die heimliche Hymne der Italiener und Verdis Name wurde als ein Akronym für die Losung der Societa Nazionale gesehen: "Vittorio Emmanuele Re D’Italia" = V.E.R.D.I. (Vittorio Emmanuele, König von Italien) - was die Habsurger gar nicht lustig fanden. ( Weiß ich alles noch von der Recherche für die "Sterne über der Toskana". ;-)

    Damit einher geht, daß ich von der Geographie der Schweiz nur sehr wenig Ahnung habe und mich mit der geographischen Einordnung sehr schwer tue. Ich werde mir erst mal Kartenmaterial zusammensuchen (einer der zahlreichen im Haushalt vorhandenen Atlanten sollte das hergeben), um eine genauere Vorstellung zu bekommen. Insofern fehlt für meine Begriffe dem Buch eine Karte. Dieses Bild hat mir weiter geholfen.

    Ja, ich hätte auch sehr gerne eine Karte im Buch gehabt. Weiter vorne habe ich zwei alte Postkarten von Göschenen und Umgebung hochgeladen, die helfen auch bei der geographischen Einordnung, und einen Paln von der Baustelle in Göschenen.

    Ich hab gestern auch angefangen zu lesen und bin recht gut rein gekommen. Spannend finde ich, dass der Prolog in der Zukunft der eigentlichen Geschichte liegt, ohne zuviel zu verraten. Wir erfahren, dass Urs und Helenes Vater zerstritten sind und früher beste Freunde waren, dass Helene verheiratet ist und Kinder hat und dass der Bau einige Todesopfer gefordert hat.
    Das lässt einen schonmal sehr gespannt in die Geschichte eintauchen.
    Helene ist mir seit Beginn der Geschichte sehr sympathisch und ich finde es bewundernswert, wie sie sich in die Arbeit mit einbringt. Peter gefällt mir auch, ich denke auch, dass er Gefühle für Helene hat.
    Mir gefällt vor allem die sehr atmosphärische Landschaftsbeschreibung und was so alles bei so einem Projekt benötigt wird. Der Transport vom Dynamit: Ich finde es krass, wie wenig früher auf die Sicherheit der Arbeiter geachtet wurde. Anstatt für einen sicheren Transport zu sorgen, wird quasi in Kauf genommen, dass die ganze Ware inklusive Lieferanten in die Luft fliegt, frei nach dem Motto „Shit Happens“.

    Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, wie es weitergeht.

    Der Prolog verrät eigentlich nichts, was nicht schon bekannt ist. :-) Und wer Helenes Mann ist, wird natürlich absichtlich nicht gesagt.

    Arbeitssicherheit war damals fast überall ein Fremdwort. Die Gotthardbahngesellschaft hat bei Unfällen im Tunnel oder mit Dynamit immer den Arbeitern die Schuld gegeben. Sie wären zu unachtsam, zu ungeschickt usw.

    Teresa, die Italienerin ist ja auch verschrien, weil sie ihre Meinung sagt und nicht nur brav zu Boden kuckt, wenn jemand ihr doof kommt.

    Teresia Chiodo gab es wirklich. Sie galt in Göschenen als ein "gefürchtetes und berüchtigtes Weib". Sie hat sich in der sehr männlich geprägten Welt des Tunneldorfs behauptet, wohl auch mal zugeschlagen, wenn ihr jemand blöd kam. Es gab ein Gerücht, dass sie einmal am Barbara-Tag an der Spitze von 20 Mann einen Italiener aus der Haft befreit hat. Die Göschener haben ihr so ziemlich alles zugetraut - was ihr dann zum Verhängnis wurde, als sie und ihr Mann 1876 in einen Mordfall verwickelt wurden. Sie muss eine sehr interessante Frau gewesen sein. Leider habe ich nicht rausbekommen, was aus ihr nach dem Mordprozess geworden ist, deshalb habe ich diesen Teil ihrer Geschichte im Buch auch nicht erzählt.

    Wenn ich jetzt so nachdenke, hätte ich locker einen Zweiteiler aus dem Gotthard machen können, es gibt so unglaublich viel Stoff.


    Quelle: Alexandra Binnenkade "

    Ein gefürchtetes und berüchtigtes Weib : zur

    fiktionalen Qualität von Gerichtsquellen"

    KarinS Hast du Piero und Peter eigentlich absichtlich so benannt? Die Namen bedeuten ja im Prinzip beide das Selbe... Und apropos Namen. Meine Töchter haben sowohl Mädchen mit den Namen Helene, Johanna und auch Paula im Jahrgang. Anna kennen wir auch eine.... Sprich die alten Namen sind grad wieder arg in Mode

    Zunächst nicht. Piero hieß im ersten Entwurf noch Francesco.

    Peter war immer Peter ( er ist einem sehr netten Peter nachempfunden, den ich mal kannte - vor 40 Jahren). Ursprünglich sollte Enzo Piero heißen, und dann ist es mir immer wieder passiert, dass ich statt Francesco Piero geschrieben habe und das fühlte sich für die Figur viel passender an. Also habe ich umbenannt. Später ist mir dann aufgefallen, dass die beiden Männer damit quasi den gleichen Namen haben, fand ich aber gut.

    :love: Jedenfalls finde ich, dass gerade auch die Mentalität der Bergler auf den Punkt getroffen ist. Ich kann die Diskussionen in der "Beiz" richtiggehend hören wie da gewettert und geschimpft wird und wie die Beführworter versuchen, die Sturköpfe zu besänftigen. Denn stur sind sie, die Bergler - bin ja selbst so. :lache

    Das freut mich total :love:

    Oh, sorry... bin jetzt etwas ins erzählen geraten. :schaem Aber das Buch und das Thema fesseln mich gerade so sehr. :-]

    Erzähle gerne mehr, ich finde das total spannend. Und deinen "schweizer" Blick auf die Geschichte auch. (Ein bisschen mulmig war mir schon, ob der Roman auch den Schweizern gefällt.)

    Wir sind mit den Fahrrädern von Andermatt links der Reuss in Richtung Realp gefahren, das ist ja in Richtung Furkapass.

    Ah, wie gut, dass wir dich in der Leserunde dabei haben. Diese Infos sind mehr als interessant und erhellend. :anbet

    Lässt du so was raus, weil es zu umfangreich geworden wäre, darüber zu berichten?

    Zum einen, weil es wirklich zu umfangreich geworden wäre, zum anderen, weil mir die Beschreibung der Exkremente, die an den Hauswänden herunterlaufen, ( so steht es in Holds Bericht) dann doch zu eklig war und auch meine Lektorin meinte, so genau würde man das nicht wissen wollen. Ich habe dann lieber die Beschreibung, wie es im Tunnel zuging, reingenommen.

    Darüber hatte ich mir vorher auch keine Gedanken gemacht: Der Tunnel wurde ja täglich länger. Bei 5 Kiilometer dauerte der Weg zur Tunnelbrust gut eine Stunde, die Männer war bis zu zwölf Stunden im Tunnel.

    Da geht niemand raus, wenn er mal muss. Toiletten gab es aber im Tunnel nicht. Das Ganze bei über 30°C und 90% Luftfeuchtigkeit. Eigentlich verwunderlich, dass da nicht jede Menge Seuchen ausgebrochen sind. Kleine Ausbrüche von Cholera gab es - und dann später den "Tunnelwurm".