Beiträge von KarinS

    Die Überfahrten nach Amerika waren zum Teil wirklich grausam. Es gibt ein Buch über die Auswanderungswelle 1816/1817 ( "Aufbruch nach Amerika"), da wird von Schiffen berichtet, auf denen mehr als ein Drittel der Passagiere gestorben ist . Auf dem Schiff "April" hat der Kapitän schon ein paar Tage nach dem Auslaufenkurzerhand die Nahrungsmittelrationen gekürzt. Bei den hygienischen Verhältnissen unter Deck brachen auch schnell Krankheiten aus.

    Zitat

    Mädchen werden nicht Zwangsverheiratet. Hochinteressant.

    Weil mir das gerade auffällt: Da ist auch der Hintergrund, dass es bei den Amisch keine Ehe aus wirtschaftlichen oder politischen Gründen gab. Und auch interessant: Bei einer Eheschließung mussten beide Elternteile zustimmen, nicht nur der Vater. So ein bisschen von der anfänglichen Gleichberechtigung aus den Gründerjahren ist geblieben.

    Hier mal ein Buchtipp für diejenigen, die mehr über die Amisch wissen möchten. Bernd Längin "Die Amischen"

    Bernd Längin hat seit 1972 immer mal wieder bei Amisch in Ohio gelebt. Sein Buch bietet einen durchaus kritischen, aber auch sehr humorigen und liebevollen Blick auf die Amisch und es ist auch schön zu lesen.

    Leider gibt es das nur noch gebraucht.

    https://www.amazon.de/dp/3471780491 (incl. Amazon Affiliate-ID from this website)

    Gewaltlosigkeit hat ich immer sehr beeindruckt. aber es so konsequent zu leben, wie die Amisch oder Quäker, würde ich nicht fertig bringen. Wie Findus sagt, es ist ein hehres Zeil.


    Zu "du sollst nicht töten!" habe ich kürzlich etwas interessantes gefunden. Es gibt Stimmen, die sagen, es sei falsch übersetzt worden. Eigentlich heiße das Gesetzt "Du sollst nicht morden!" Und das hat ja nun eine andere Bedeutung.


    Hier ist die Quelle: https://www.juedische-allgemei…n/du-sollst-nicht-morden/


    Zitat

    Gewiß ist »töten« auf deutsch ein umfassendes Verb, das alle Arten, jemanden ums Leben zu bringen, beinhaltet und für alle Arten von Opfern gilt. Diese allgemeine Bedeutung wird im Hebräischen durch das Verb »harag« ausgedrückt. Das Verb jedoch, das in der Tora für das Gebot verwendet wird, ist ein ganz anderes, nämlich »ratsah«, das mit »morden« übersetzt werden sollte. Diese Wurzel bezieht sich nur auf verbrecherische Tötungshandlungen.

    Ach, was für ein schönes Buch, das ich ohne die Leserunde und die Eulen wahrscheinlich nie in Erwägung gezogen hätte.

    Hach :love: Danke. ihr seid ja hier die Ersten, die es lesen und es ist immer wieder eine Zittertour, auf die ersten Rückmeldungen zu warten, wie die Geschichte ankommt. Die Amischen waren auch für mich von den Figuren her völliges Neuland, meine bisherigen Frauenfiguren waren alle eher kämpferisch. Vor "Rebekkas Weg" habe ich einen Roman über Anita Garibaldi geschrieben, der Schritt von der rebellischen Freiheitskämpferin zur braven Amischtochter war schon groß. Wobei Rebekka durchaus ihren Weg geht und sich gegen ihren Vater durchsetzt.

    Gibt es da Berichte von Leuten, die nach einer längeren Abwesenheit, doch wieder zurück kehren wollten?

    Die gibt es bestimmt. Es gibt einige Dokus über Aussteiger und hier ist eine über Jugendliche, die ihre Rumpringa in London erleben. Ich habe sie nicht gesehen, kann also nichts über die Qualität sagen.

    Grundsätzlich ist die Rückkehr in die Gemeinde möglich, wenn man seine Sünden "bekennt und bereut".

    Zitat

    Als "Amish-Film" habe ich bessere Erinnerungen an "Wie auch wir vergeben" ("Amish Grace"), der das Massaker in einer Amish-Schule von 2006 thematisiert (also nicht das Massaker, sondern in der Folge den Umgang damit, wie man damit zurecht kommt).

    Den habe ich im Zuge der Recherche gesehen und fand ihn sehr beeindruckend. Vergebung ist ja ein ganz großes Thema bei den Amisch. Ich habe auch die Biografie der Frau des Attentäters hier ( Gottes Liebe trägt ) habe sie bisher aber nur angelesen.

    Zum Thema Rumspringa:


    Die wenigsten Eltern werden ihre Kinder dazu ermutigen. Ich habe meine auch nicht dazu ermutigt, über die Stränge zu schlagen ;-) Sie haben es einfach getan.

    Sicher gibt es auch Amisch Eltern, die versuchen, ihre Teenager zu kontrollieren, aber im Allgemeinen ist es wohl so, dass die Teenies alles ausprobieren dürfen.

    Ich habe schon mal Bernd Längins sehr schönes Buch über die Amisch erwähnt, er beschreibt das ganz gut.

    Da fahren dann Buggys durch die Straßen, aus denen laute Rockmusik schallt. Die Mädels steigen mit der Kapp auf den Haaren in den Buggy und ziehen sich irgendwo um (Und ich , Jahrgang 1959, erinnere mich daran, wie ich mich mit 13 heimlich vor der Schule geschminkt habe und meine Freundin ihre Hose gegen den Minirock getauscht hat.

    Die meisten Amisch entscheiden sich nach ihrer Rumspringe für die Taufe – und da wird es tricky: Die Amisch haben eigene Schulen. Die Schulzeit dauert nur acht Jahre ( 6 – 14), es wird lesen, schreiben (Deutsch und Englisch ) und rechnen gelehrt. Das wars. Alles andere lernen die Kinder auf den Höfen, in den Betrieben ihrer Eltern. Sie wissen von klein auf alles über Landwirtschaft, Tiere, sie helfen von Anfang an bei allen Arbeiten. Nur hilft das nicht, eine Arbeit oder eine Ausbildungsstelle zu finden. Und dazu kommt, dass der gesamte Rückhalt der Familie und der Gemeinde wegfälllt. Denn wer sich gegen die Amisch entscheidet, verliert sein soziales Netzwerk aus Familie und Freunden und das starke Gefühl der Zugehörigkeit.

    Ist das dann wirklich eine Wahl?

    Caleb gehört zu meinen Lieblingsfiguren. Er ist stark im Glauben, hat aber großes Verständnis für menschliche Schwächen und er liebt seine Gemeinde.

    Die Trauerriten fand ich auch sehr tröstlich.


    Die Ursache für das "Jahr ohne Sommer" war der Ausbruch des Tambora auf Sumatra 1815. Aber das wusste damals niemand. Der Canstatter Wasen wurde wegen dieser beide Hungejahre 1816/1817 das erste Mal veranstaltet. Über die Entstehung gibt es eine sehr sehenswerte Spiel/Doku, in der auch die Not der einfachen Leute geschildert wird. Ist 1,5 Stunden lang. Lohnt sich. :

    Zitat

    stelle ich mir immer besonders im "Teenager-Alter" besonders schwer vor...........

    Bei den Amisch gibt es eine Zeit, die "Rumspringa" oder "Rumschpringe" genannt wird, in der die amischen Teenager genau das machen dürfen, was der Name sagt. In dieser Zeit ( ab 14 oder 15 Jahren bis ca 18) dürfen sie alles ausprobieren. Autofahren, sich "weltlich" kleiden, tanzen gehen, Alkhol trinken - alles, was andere Teenager auch tun. Danach müssen sie sich entscheiden, in welcher Welt sie leben wollen. Wenn sie sich für die Amisch entscheiden, was die meisten tun, werden sie getauft.

    Genau, so muss eine Leserunde sein, SiCollier Mach Dir keine Sorgen, wir diskutieren nur eifrig. Und wenn weitere dazu kommen werden wir sicher noch mehr diskutieren. Es ist einfach eine sehr lebhafte Leserunde, was mir viel Spaß macht!

    Zitat

    Genau, so muss eine Leserunde sein,

    Ich finde das ganz großartig!

    Es haben ja noch mehr ihr Buch erst heute bekommen SiCollier .


    Ich freue mich, dass dir der Einstieg gefallen hat. Amisch gab es sogar bis 1937 in Deutschland. Die letzte Gemeinde war in Ixheim.

    Zitat

    Und ich könnte mir vorstellen, dass er selber auf seine große Lieben verzichten musste und seine Ehe mit Sarah nicht ganz unfreiwillig war. Das könnte eventuell das letzte Quentchen gewesen sein, um ihn dann doch noch umzustimmen. So hatte ich jedenfalls die Andeutungen und kleinen Hinweise interpretiert.

    Richtig interpretiert. Das hatte ich als seine Geschichte im Hinterkopf.

    Mir scheint, dass sie damals wohl eher fortschrittlich waren, was sich aber jetzt in der heutigen Zeit ins Gegenteil gewendet hat. :/

    Sie sind nicht per se gegen Fortschritt. Sie haben eigentlich alles ausprobiert und dann wurde geprüft, ob es sich mit ihrem Glauben vereinbaren lässt. Als Anfang des 20.Jahrhunderts Traktoren auf den Markt kamen, hatte die Amisch als erste welche. Ich vermute, sie haben sie dann abgeschafft, weil sie mit ihnen nicht autark waren. Sie waren abhängig vom Diesel und den konnten sie nicht selbst herstellen. Also sind sie zu den Arbeitspferden zurückgekehrt ( wie gesagt, nur meine Vermutung) Mit Autos was es ähnlich. Interessant ist, dass die heutigen Old Order Autos benutzen. Sie lassen sich von "Englischen" zum Einkaufen fahren. Sie besitzen nur selbst keine und fahren nicht selber. In einem amerikanischen Amisch_Histo habe ich gelesen, dass sie auch Flugzeuge nicht sofort abgelehnt haben. Dafür finde ich aber leider keine Quelle.

    Zitat

    Naja, in den Dörfern wurde sicherlich schon genau geschaut, wer regelmässig zur Kirche ging und wer mit wem was gemacht hat. Und ob die Mädchen sich auch gottgefällig verhalten haben. Der Pfarrer hatte da ja schon sehr großen Einfluß.

    Oh ja. Und wenn jemand aus der Reihe tanzte, wurde er von der Dorfgemeinschaft geschnitten. Im Grunde nichts anderes, als das "Meiden" der Amisch.