Beiträge von KarinS

    Ich bin begeistert - das war so ziemlich der beste Amisch-Roman, den ich je gelesen habe. :anbet Gerade weil es keine „typische Amish-Romance oder "christliche" Geschichte“ war, sondern die Religion als das behandelt wurde, was sie im Leben von gläubigen Menschen wie Amisch ist: selbstverständlich. Ohne zu missionieren, ohne darauf „herumzureiten“, ohne zu verherrlichen. Ich muß, man verzeihe es mir, einen „meiner“ Western-Autoren zitieren, weil seine Aussage genau auch auf dieses Buch zutrifft. Über seine „Spanish-Bit-Saga“* hat Don Coldsmith sinngemäß geschrieben, daß er bewußt in keinem der Bände den Begriff „Indianer“ verwendet hat. Er hat sie als ganz normale Menschen darstellen wollen, ohne einen Unterschied zu anderen Menschen zu machen.


    Exakt so habe ich es hier im Roman mit den Amisch empfunden, und das hebt ihn von allen anderen solchen, die ich kenne, sehr positiv ab. Hier wird nicht verherrlicht, verniedlicht oder Probleme unter den Tisch gekehrt. Sondern das Leben so geschildert, wie es vermutlich wirklich gewesen ist (soweit man das von heute aus beurteilen kann).

    Herzlichen Dank :love: , ich bin gerade sprachlos. Das war meine Intention beim Schreiben, die Amisch nicht als "Kulisse" zu benutzen oder irgendwelche religiösen Botschaften zu transportieren, sondern die Leute „mitzunehmen“ n die Welt der Amisch, die ja auch für mich völlig neu war. Ich bin kein besonders religiöser Mensch und manches , was ich während der Recherche gelesen habe, fand ich doch befremdlich. Ich habe aber versucht, mich darin einzufühlen bzw. dem Ungewohnten mit Respekt zu begegnen

    Oh je, nachdem mir dieses Buch so gut gefällt, will ich mir auch die beiden hinten in der Verlagswerbung genannten zulegen. Da weiß ich dann ja, was auf mich zukommt. ;-)

    Das erste Buch in der Werbung ist der zweite Band einer Trilogie ( Keine Ahnung was Aufbau sich da gedacht hat.) Der erste Band heißt "Die Tochter der Toskana" und spielt am Anfang auch in einer Gemeinschaft, die sehr ungewöhnlich gelebt hat. In den Apuanischen Alpen zwischen Modena ( Emilia Romagna) und La Spezia (Toskana) konnten ganze Dörfer im Winter nur überleben, weil die Männer mit den Schafen im Oktober in die Toskana gezogen sind und erst im Mai zurückkehrten. Die Frauen, Kinder und die Alten ernährten sich den Winter über fast ausschließlich von Esskastanien, die zu allem möglichen verarbeitet wurden. Mehl, Nudeln, Brot. "Il pan dei poveri" nannte man die Maronen . "Das Brot der Armen".

    Was für eine schlimme Zeit. Es regnet ohne Ende und die Sonne zeigt sich kaum. Ich mag es nicht, wenn zu lange alles so novembermäßig dunkel ist, dann geht meine Stimmung schnell in den Keller.

    Ich freue mich auch jedes jahr, wenn die Tage wieder länger werden. Ich mag Novemberstimmung auch nicht.


    Zitat

    Auch Daniel trennt sich ziemlich leicht von „seiner“ Mühle. Aber es ist schön, dass sich da einige zusammengefunden haben, die dieses Wagnis eingehen.

    Der neue Pächter hätte sie ihm früher oder später weggenommen.

    Es sind in dieser Zeit wirklich ganze Dörfer ausgewandert. Nachdem die Regierenden am Anfang ganz froh waren, die Hungerleider loszuwerden, hatten sie nach dem ersten Jahr der Auswanderung plötzlich Bedenken, dass ihnen die Arbeitskräfte abhanden kommen und haben den Leuten die Auswanderung so schwer wie möglich gemacht.


    Tambora und das Jahr ohne Sommer: Wie ein Vulkan die Welt in die Krise stürzte - Wolfgang Behringer


    1816 spielte das Klima verrückt. Der Winter brachte extreme Kälte; sintflutartige Regenfälle führten in Asien zu gewaltigen Überschwemmungen. In Westeuropa wie in Nordamerika erlebte man das „Jahr ohne Sommer“. Die Ursache kannte damals niemand: Es war der Ausbruch des Vulkans Tambora im heutigen Indonesien – der größte Vulkanausbruch in der menschlichen Geschichte. Der renommierte Klimahistoriker Wolfgang Behringer erzählt in seinem Buch zum ersten Mal die globale Geschichte dieser Klimakatastrophe, die die Welt auf Jahre hinaus in politische und soziale Krisen stürzte.

    Durch Missernten wurde 1817 zum „Jahr des Hungers“. Es folgten Seuchen, die ganze Regionen lahmlegten, riesige Auswanderungswellen, politische Unruhen und Attentate, die eine vorrevolutionäre Stimmung erzeugten. In Deutschland machte man die Juden zum Sündenbock der Misere, in Südafrika die Hexen, und in China untergruben Geheimgesellschaften die Autorität des Staates. Noch nie zuvor wurden all diese Ereignisse auf ihren gemeinsamen Ursprung bezogen. Der Tambora-Ausbruch testete die Fähigkeit der menschlichen Zivilisation, mit der dramatischen Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen umzugehen. Wolfgang Behringer zeigt, wie unterschiedlich die einzelnen Länder und Gesellschaften reagierten. Am Ende trug die Klimakatastrophe auch zu einer Umschichtung der Weltpolitik bei: dem Niedergang Chinas, Indiens und der islamischen Welt sowie dem Aufstieg Europas, Russlands und der USA.

    ASIN/ISBN: 3406676154

    Das habe ich mir für die Recherche gekauft. Ist ganz spannend zu lesen. Damals gab es auch einige Verschwörungstheorien ;), die den Weltuntergang voraussagten. Eine davon war, dass die Sonne ihre Kraft verlieren und erlöschen würde. Agenkündigt war das für den 25. Mai 1816, als der vorbei war, wurde der Termin auf den 18. Juli "verschoben".

    Hier ist noch ein Artikel in der "Zeit" vom Autor des Buches: https://www.zeit.de/zeit-gesch…ite-krise/komplettansicht

    Apropos, das hatte ich im ursprünglichen Post vergessen. Ich habe mich gefragt, ob von Anfang an geplant war, daß Sarah stirbt oder ob sich das während des Schreibens "entwickelt" hat? I

    Das hat sich während des Schreibens ergeben. Bei meinen Protagonisten weiß ich immer vor recht genau, was sie tun und was passiert, die Nebenfiguren haben da mehr "Freiheit" und entwickeln sich oft unerwartet.

    Zitat

    Ich entsinne mich, ein Buch gelesen zu haben, in dem eine Figur nur auftrat - um zu sterben. Das war offensichtlich und darob um so härter für mich als Leser.


    Ich habe in einem meiner Romane zwei Leute sterben lassen, um einen Charakterzug einer Hauptfigur zu zeigen ( Er wagt zu viel und kann ihnen dann nicht helfen). Da hätte ich auch zwei total unwichtige Charaktäre über Bord gehen lassen können. Das hätte aber niemanden besonders berührt. Das wäre dann so ähnlich bei Star Trek - die mit den roten T-Shirts - wenn da in einer Folge einer, der nicht zur Stammcrew gehörte, auftauchte, wusste man schon vorher, dass der wohl stirbt, und da der auch nicht wichtig war, hat mich das immer kalt gelassen.

    Deshalb habe ich zwei genommen, die den Lesern und auch mir ans Herz gewachsen waren. Das hat mir selbst auch richtig weh getan. Aber die habe ich nicht erfunden, um sie sterben zu lassen.

    Caleb ist ein Mann, der mit beiden Beinen auf der Erde steht, pragmatisch denkt und handelt - auch im Hinblick auf die Auslegung der Bibel. Ich mußte mehr als Schmunzeln, als er (S. 294f) bei den Plünderern auftauchte. Groß von Gestalt, rußverschmiert und „zufällig“ einen Hammer in der Hand. Da muß er recht imposant (oder sollte ich schreiben drohend?) ausgesehen haben. :grin

    Caleb gehört zu meinen liebsten Figuren. Der hat sich während des Schreibens selbstständig gemacht, ursprünglich war er anders, "braver" geplant. ^^

    Etwas später heißt es, Sarah habe eine „zehrende Krankheit“ Ist damit TBC gemeint? - doch hätte es da nicht schon länger Anzeichen geben müssen, bevor es so offensichtlich wird? - Der Tod Sarahs tat mir leid, damit hatte ich nun so gar nicht gerechnet (jedenfalls nicht, bevor von den ersten Krankheitsanzeichen die Rede war).

    Gemeint ist Krebs. Z.b Bauchspeicheldrüsenkrebs, der lange unbemerkt bleibt und dann sehr schnell zum Tod führen kann.

    Meine Mutter ist vor 28 Jahren an Brustkrebs gestorben, da war ich mit meinen Zwillingsmädchen schwanger.

    Eigentlich gat sie als geheilt, die Ersterkrankung lag schon acht Jahre zurück. Dann kam ein Rezidiv und und sie ist innerhalb einiger Monate gestorben.

    Gewundert hat ich mich, daß Daniel alles so hinbekommen und immer genügend Geld hat. Aber irgendwo im Text stand, daß er noch Geld von seinem Vater übrig habe und das, was er so braucht, sich verdient hat. Dennoch - Pferd kaufen, Möbel kaufen, Material kaufen - aber sonst würde die Geschichte nicht funktionieren. ;-)

    Er brauchte ja bei den Amisch bis dahin gar kein Geld. Er hat gearbeitet und wurde in Naturalien entlohnt. Außer dem Fingerhut hat er dort nichts gekauft. Und sein Vater hat ihm schon viel mitgegeben, weil klar war, dass er nicht mehr heim kommt.

    Zitat

    Übrigens tauchte auf S. 251 dann der Begriff auf, auf den ich gewartet habe: Kleiekotzer. :grin Ich denke, um den kommt man nicht herum, wenn die Funktionsweise einer Mühle erklärt wird. Aus dem Büchlein „Mühle und Kleiekotzer“ ist mir der Begriff bekannt; darin wird auch die Funktionsweise einer Mühle recht anschaulich in Text und Zeichnung beschrieben.

    Ja, der Kleiekotzer musst ins Buch. :grin

    Leider aber hat er gesagt, dass er bereits getauft ist.

    Das bezog sich aber auf die Taufe bei den Amisch. Da wird man nur als Erwachsener getauft (meistens zwischen 16 und 20 Jahren), wenn man sich entscheidet, der Gemeinde anzugehören. Kinder sind nicht amisch, erst wenn sie sich taufen lassen. Da Daniel schon 22 ist, wäre es für Amisch seltsam, wenn der da noch nicht getauft wäre.

    Ist schon seltsam, dass ihm das auffällt. Er ist ein Müllerssohn, da sollte man eigentlich auch annehmen, dass dort Reinlichkeit sein sollte.

    Inwieweit Müller reinlich waren, weiß ich nicht. Aber Daniel war zwei Jahre bei den Soldaten und die haben sich bestimmt nicht jeden Tag gewaschen.

    Nein danke, ich auch nicht.


    Die Reinlichkeit der Amisch war ebenfalls religiös begründet. Man geht sorgsam mit Gottes Gaben um, dazu gehört auch der eigene Körper, den man gut behandelt. Daher rührt auch der Anspruch, den Boden, den man besitzt, so gut zu bearbeiten, dass er reiche Ernte trägt. Essen wird nicht weggeworfen, nichts wird verschwendet. Das, was man heute unter "Achtsamkeit" versteht, leben die Amisch schon lange.

    Mich beeindruckt in diesem Abschnitt einmal mehr der Zusammenhalt der Gemeinschaft. Sei es in der Familie oder allgemein unter der ganzen Gemeinde. Alle helfen, als Sarah stirbt. Die Familie ist nicht alleine, alle kümmern sich untereinander.

    Das hat mich auch bei der Recherche beeindruckt. Es wird alles getan, damit die Familie in Ruhe Abschied nehmen und trauern kann und sich um nichts kümmern muss.

    S

    Interessant fand ich auch die Stelle, als beschrieben wurde, dass Verlobte sich schon auch mal gemeinsam ins Bett legen dürfen..............und es danach auch sein kann, dass es mit der Heirat "pressiert".:lache

    Überhaupt hat mich manches an dem gesprochenen Dialekt an das Schwäbische erinnert.........

    Das wird von manchen sehr konservativen Amisch auch heute noch praktiziert. Das nennt sich "Bundling". Früher (so im 18. Jahrhundert) war das in den USA wohl ziemlich verbreitet. Da wurden die Verlobten jeder in einen Sack eingenäht, wo nur der Kopf rausguckte, damit nichts passiert. In dem Filn "The Patriot" von Mel Gibson, wird es auch erwähnt.

    Der Dialekt ist pfälzisch und das Pennsylvania Dutch der Amish klingt wohl immer noch so.


    Ich hatte für 2020 drei Wochen Recherche in Pennsylvania geplant, wir hatten auch eine Woche auf einer Amisch Fram gebucht. Leider kam kam Corona dazwischen. :cry

    Gleich auf S. 89 habe ich etwas gestutzt, nämlich über die Seitenverteilung beim Gottesdienst. Ich kenne es von meiner Kindheit her genau anders herum: die Frauen links, die Männer rechts. Außer Familien, da gab es schon etliche, die gemeinsam in der Bank waren. Selbst heute noch, da sich diese Dinge verwischt haben, gehe ich, wenn ich in eine Kirche komme, automatisch auf die rechte Seite. Alte Gewohnheit eben.


    Daß Daniel „der Hintern weh tat“ ob des langen Gottesdienstes, kann ich mir vorstellen. Ich kenne einen Amisch-Gottesdienst auch nur aus Büchern oder wenn in einem Film eine entsprechende Szene vorkam, aber wenn ich das recht im Kopf behalten habe, dauert der so um die zwei Stunden. (Das ist, wenn ich es richtig erinnere, bei den Orthodoxen nicht viel anders.)

    Ich kenne die sitzordnung auch so ( Männer rechts, Frauen links) , bin aber bei Bernd Längins Buch auf die andere sitzordnung gestoßen und auf einer Web-Site über Amisch in USA auch (Quelle: https://amishamerica.com/atten…sh-church-as-an-outsider/)


    Zitat

    The wooden-bench seating was arranged in three sections. The men sat (by age) on the left side, and the women (also by age) on the right – both groups facing each other. The two center rows where these sections met were the seats of honor, using folding or other portable chairs. This is where local and visiting ministers were seated.

    Der Amisch Gottesdienst dauer 3-4 Stunden. Da braucht man richtig Sitzfleisch.


    Zitat

    Was mich den ganzen Abschnitt lang gewundert hat ist, daß weder Rebekka noch Daniel sich an die erste Begegnung erinnern konnten. Anscheinend haben sie da noch keinen großen Eindruck aufeinander gemacht.


    Welche erste Begegnung? Rebekka sieht ihn das erste Mal bei der Gemeeh. Sie treffen sich erst später.

    Zitat

    Bezüglich der Mühle: die steht doch auf dem Grund der Familie Lehmann. Ist der dann nicht der Pachtherr, weshalb muß noch jemand anders gefragt werden ? Vgl. S. 137, zumindest
    habe ich das so verstanden.

    Die Lehmanns habe das Land auch gepachtet, es ghört ihnen nicht.