Beiträge von KarinS

    Jetzt, wo ihr es sagt, die Prügelei hatte wirklich was von Western. :-)

    Und dass Anna sich mit den beiden betrinkt - naja. Mein Mann meinte nur: Komisch am Anfang ist das Bett so schmal, dass sie kaum zu zweit Platz haben und jetzt passen sie zu dritt rein.


    Ich fand den Darsteller von Favre sehr überzeugend. Er bringt beides rüber, das Charisma und den unbedingten Willen, den Tunnel zu bauen, egal was es kostet (an Geld und Menschenleben).

    Du hast viel recherchiert, doch gewisse Anhaltspunkte wie Temp. von Dynamit beim Transport, der Knebelvertrag für Favre etc. waren und sind Details, die Du natürlich auch in Deinem Buch integrieren musstest.

    Das sind einfach Tatsachen, die so passiert sind (oder fast, es ist nie ein Wagen beim Transport explodiert)

    und die man nachlesen kann. Ähnlich wie beim Untergang der Titanic die Eckpunkte immer gleich sind, die Geschichten, die darum gesponnen werden, dann doch alle unterschiedlich.


    Tatsächlich war ich bei der Recherche überrascht, weil viel im Film anders dargestellt wird, als es in in Wirklichkeit war. Das betrifft vor allem den zweiten Teil.

    Bisschen stört mich, dass beide Frauen Töchter von Fuhrunternehmern sind, beide einen Italiener beherbergen und sich in diesen verlieben. Die Johanna im Film finde ich beeindruckend und sie ist eine sehr starke Frau (ist ja auch erwachsener als Helene). Immerhin, die Beweggründe zur Hochzeit unterscheiden sich. Ich bin gespannt auf den zweiten Teil.

    Du meinst Anna? Die ist doch aber gar nicht in Tommaso verliebt, sondern in Max. Sie macht ihm ja quasi einen Heiratsantrag. Nur er geht nicht darauf ein und deshalb heiratet sie Tommaso.

    Außer Fuhrhaltern, Bauern, einem Hotel und einer Kneipe gab es ja vor dem Bau in Göschenen nichts. Und die Fuhrhaltertochter hat sich angeboten, weil es mit den Fuhrhaltern den Konflikt mit der Gotthardbahngesellschaft gab und halt auch die Möglichkeit, ein bisschen über die Grenzen von Göschenen hinauszugehen. Eine Bauerntochter hat dann doch ein anderes Leben.

    Und, wer hat den 1. Teil gesehen und wenn ja, wie fandet ihr ihn?

    Ich gucke ihn jetzt ganz anders als vor meinem Gotthard-Projekt. Die Eröffnungsszene ist eine gute Idee, Eisenbahn und Fuhrwerk so nebeneinander zu inszenieren und damit schon auf den Konflikt hinzuweisen.

    Nur gab es 1873 noch keine Bahnstrecke in Uri, die wurde erst Jahre später gebaut.

    Die Szenen im Tunnel gefallen mir immer noch sehr gut, auch die Musik dazu.

    Ansonsten habe ich versucht, herauszufinden, wer die wirklichen Personen hinter den Filmfiguren sind.

    Das Vorbild für den Herrn Knecht ( Joachim Krol) ist eindeutig der Bauleiter Robert Gerwig, der nach Unstimmigkeiten mit der Gotthardbahngesellschaft, bei denen es auch um die Sicherheit ging, seinen Rücktritt eingereicht hat (1875).

    Bachmann ( der arrogante Dunkelhaarige) ist teilweise Ernest von Stockalper nachempfunden, nur dass Stockalper als Bauleiter Nord wirklich was zu sagen hatte, anders als der im Film.

    Wer wirklich toll getroffen ist, ist der Dorfpolizist Augustin Walker ( im Film "Wagner".) Der ist genauso, wie er auch in den Quellen beschrieben wird.


    Vorbild für Tommaso war Luigi Dissune. :-)

    Übrigens mussten die Arbeiter für die Krankenversicherung und den Unterhalt der beiden Spitäler bezahlen. Es gab einen Lohnabzug von 3 %.

    Es gab Krankengeld:

    Im Spital

    Ledige 0,30 Franken,

    Verheiratete 1,30 F


    Zu Hause:

    Ledige 1,25 F

    Verheiratete 2,25 F


    Und es gab auch Entschädigung bei Unfällen, siehe Bild 1.

    Bild 2 ist eine Liste der Arbeitsunfälle von April bis Juni 1875. Man sieht, die Hauptunfallursache waren Explosionen, gefolgt von Unfällen mit Rollwagen.

    Lese-rina schrieb:

    Erschrocken bin ich über die Passivität des Arztes. In den vorherigen Threads wurde der Bau des Hospitals durchaus positiv gesehen - nach dieser Behandlung von Pietro, der nur durch die traditionellen Heilmittel durchgekommen ist, frage ich mich schon, welchen Sinn ein studierter Arzt macht, der nur Verbände wechseln lässt. Es gab doch zu dieser Zeit schon wirksame Medikamente - wieso setzt er sie nicht ein?




    Die Frage ist berechtigt!

    Ich könnte mir vorstellen, dass der Arzt und das Hospital - wie alle Einrichtungen der Tunnelbaugesellschaft - nur mit dem allernötigsten ausgestattet war. Die guten Medikamente waren damals wohl auch zu teuer :/


    Beide Hospitäler, in Göschenen und in Airolo waren in miserablem Zustand. Warum, darüber kann ich auch nur rätseln. Personalmangel, uninteressierte Ärzte?

    Hier ein Ausschnitt aus dem Bericht des Arztes Jakob Sonderegger, der mit Hans Hold im September nach dem Streik in Göschenen war:


    Zitat

    Zum Spital:

    Die Betten sind grossenteils nicht aufgestellte, und wenn einmal mehrere Verwundete zugleich ankämen, müssten sie warten, bis die Anstalt zu ihrer Aufnahme wirklich bereit wäre.

    Das Badecabinet schein noch gar nie gebraucht zu sein und ist auch nicht dienstfähig, und in der Küche herrscht ein unfreundliches Durcheinandern, ein beliebiger Junge besorgt sie und der Krankenwärter ist ein Arbeiter. Abgesehen von der Abneigung, welche vieles Landvolk gegen jeden Spital zeigt, mang auch die unanmuthige Verwaltung dazu beitragen, dass sehr viele Arbeiter lieber in ihren allerschlechtesten Quartieren krank liegen, als dass sie in den Spital gehen.

    Ich finde es frustrierend, dass die Lage immer schwieriger wird für AutorINNen.


    Ich hoffe, ihr findet einen Verlag. Und bitte gerne hier mitteilen (oder bei mir ;)) wenn es Neues gibt. Wir Eulen freuen uns, wenn wir wieder etwas von dir lesen können. 8o

    Zur Zeit ist es wirklich sehr schwierig, das höre ich von ganz vielen.


    Natürlich melde ich mich, sobald es etwas Neues von mir ( oder uns) gibt. :-)

    :write




    Mit etwas Abstand hat das Buch einen sehr guten Eindruck bei mir hinterlassen. Ich stehe noch zu meiner Aussage, daß es mir teilweise zu viel Dramatik war, aber der letzte Abschnitt hat die "Wogen" beruhigt und zu einem guten Ausklang geführt, was ein gutes Gegengewicht ist.

    Auch habe ich möglicherweise ein neues Thema für mich entdeckt: Eisenbahntunnelbau. Nicht so intensiv, daß ich ein Buch schreiben könnte, aber eine Weile wird mich das schon noch beschäftigen. Das Buch "Wir durchbohren den Gotthard" werde ich mir sicher besorgen (und auch lesen). Altertümliche Sprache kann mich nicht schrecken - eher im Gegenteil.

    Ich freue mich, dass das Ende dich dann gewissermaßen "versöhnen" konnte. Eisenbahntunnelbau ist sehr spannend. Ich war auch überrascht, wie sehr mich das Thema an sich fasziniert hat. Ursprünglich ging es mir ja um die Arbeiter, das Dorf und die Menschen dort.

    Der Möschlin ist gar nicht altertümlich geschrieben, der Stil und seine verschiedenen Perspektiven sind ungewöhnlich. Eines noch: Das Buch hat 700 Seiten, die ersten 300 geht es nur um die Planung und die Finazierung, die habe ich nur quer gelesen, weil das für mich nicht relevant war. Aber ich lese das Buch bstimmt nochmal ganz.

    Liebe dracoma

    vielen Dank :-) und nein, das hört sich gar nicht gönnerhaft an. Ich weiß, was du meinst. Oft werden auch Dialoge dazu benutzt, Fakten zu transportieren und die wirken dann meistens auch so "gewollt".


    Ich freu mich sehr, dass die Geschichte dir gefallen hat. :-)

    Liebe KarinS kannst du schon verraten, worum es in deinem nächsten Buch gehen wird? Ich nehme mal an, du bist schon wieder fleißig am recherchieren. :)

    Im Moment hänge ich in der Schwebe. Nach dem Gotthard habe ich mir erst einmal eine Auszeit genommen. Jetzt habe ich zwar eine Idee für ein Projekt, das ich total spannend finde, Aufbau will es aber nicht machen. Wir ( es ist ein Gemeinschaftsprojekt mit einer befreundeten Autorin) probieren es bei anderen Verlagen, nur ist die Lage gerade extrem schwierig. Alle Verlage haben ihre Programme zurückgefahren, veröffentlichen nicht mehr so viel und sind mit Zusagen sehr vorsichtig. Wir werden sehen ...

    Ja, dass es in dem alten Tunnel wegen den von Dir genannten Gründen immer wärmer wurde wundert mich nicht. Aber bei der modernen Lüftungstechnik sollte doch auch eine Kühlung möglich sein.

    Bin gespannt, was Du noch herausfindest.

    Das hat nichts mit dem Menschen und den Arbeiten zu tun. Die Erdwärme heizt den Tunnel auf. Die Ingenieure der Gotthardbahngesellschaft wussten das. Einer hat Favre ziemlich in Panik versetzt, als er sagte, er rechne mit Temperaturen über 40°C im Inneren des Gotthards. Da hätte dann wirklich niemand mehr arbeiten können.

    Hier ist ein Artikel dazu: https://www.swr.de/wissen/1000…rdtunnel-so-warm-100.html

    :/ Keine Ahnung, ob das im Verlagswesen üblich ist, aber kann nicht gleich eine 2. Auflage vereinbart werden, wenn die erste so mangelhaft ausgeführt wurde?


    Bei anderen Produkten gibt es Rückrufaktionen bei offensichtlichen Mängeln und manche Bücher wurden wohl auch schon eingestampft, wenn irgendwelche betroffenen Erben gegen die Erscheinung geklagt haben.:gruebel

    Nein, das ist nicht üblich. Dazu sind die Papaier- und Druckkosten viel zu hoch. So was wird gemacht, wenn es sich um massive Fehldrucke ( fehlende oder vertauschte Seiten) handelt.

    Aber so wie es aussieht, könnte die 2. Auflage bald kommen. :-)

    Da habe ich auch gegrübelt, wie da wohl der Übertragungsweg war, denn Johanna war wohl kaum im Tunnel. Vielleicht hat sie sich doch wieder näher mit einem Mineur eingelassen und die Eier wurden durch das Küssen weitergegeben, oder in der Gastwirtschaft wurde von den Infizierten viel gehustet, so dass Johanna beim Bedienen in Kontakt kam? Oder sie hat die Toiletten reinigen müssen? :gruebel

    Da die Larven zumnächst in der Lunge sind und dort das Husten auslösen, können sie durch husten (Hand vor den Mund, dann hat man sie an den Händen, oder andere anhusten) aber auch küssen weitergeben werden. Sicher ist, dass die erkrankten Arbeiter, die nach hause geschickt wurden, dort ihre Familien angesteckt haben. Nur fehlte den Eiern der Würmer dort halt die richtige Umgebung, deshalb verbreitete sich die Krankheit nicht weiter.

    Wenn ich eure Beiträge hier im Thread richtig interpretiere, hat es auch den Streik der Arbeiter, der gegen Ende des Abschnitts beginnt, tatsächlich gegeben. Da bin ich sehr gespannt, wie das weitergeht! Favre steht ja unter einem wahnsinnigen Zeitdruck, viel Zeit mit den Arbeitern wird er da nicht verplempern wollen. Ich hoffe, dass er gerade deshalb zu Zugeständnissen bereit ist!

    Alles, was den Tunnelbau betrifft, auch die Unfälle, die Explosionen usw. haben wirklich so statt gefunden.