Beiträge von KarinS

    Ich wollt noch etwas zu den Schilderungen von Camp Hoffman/Point Lookout erzählen.

    Ursprünglich hatte ich das gar nicht so drastisch geplant.

    Ich hatte irgendwann mal von den Horror-Lagern im Süden: Libby und Andersonville, und im Norden: Rock Island und Elmira, gehört. Libby wird sehr drastisch im Roman "Liebe und Krieg" beschrieben, in der Serie (Fackeln im Sturm) kommt es, glaube ich, nicht vor.


    Ich wollte eigentlich nur, dass Jack in Gefangenschaft gerät und später wieder frei kommt und habe ein Lager gesucht, dass nicht allzu weit weg von Esthers Zuhause ist. So fand ich Point Lookout. Bei der Recherche darüber bin ich dann über erschütternde Berichte über "die Hölle am Potomac" gestoßen und darüber, dass es wohl das schlimmste Lager in den Nordstaaten war.

    Einen Teil, wirklich nur einen Teil, der Beschreibungen dessen, was sich dort abgespielt hat, habe ich ins Buch aufgenommen.


    Offiziell sind ca. 3500 Soldaten der Südstaaten dort gestorben, aber es heißt, man hatte später nochmal 8600 Gräber außerhalb der Begrenzung gefunden. Ein Quelle spricht von 14.000 Toten.


    Wer nachlesen möchte:

    http://www.wadehamptoncamp.org/hist-p-plo.html

    https://oldtowncrier.com/2015/…c-point-lookout-maryland/


    Beide Quellen sind auf Englisch


    Hier sind die jeweiligen Seiten übersetzt:

    https://www-wadehamptoncamp-or…&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=sc


    https://oldtowncrier-com.trans…&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=sc

    Natürlich ist Ruth eine Person, die man gleich im Verdacht hat, aber ich glaube, dass sie wegen der Familie sich zurückgehalten hätte.

    Ich löse mal auf: :-)

    Hinter dem Zettel in der Post des Sheriff steckt Isaacs Mutter Lydia. Isaac ist zu der Zeit schon verheiratet, und hat eigentlich keinen Grund, dass zu tun. Seine Mutter hat Esther und Jack "ertappt" und ärgert sich, dass es keine Folgen für die beiden hat - auch weil Rebekka die beiden deckt und die Sache herunter spielt. Ich finde, das passt auch zu Lydias Charakter.

    Ich gehe davon aus, daß die mir gefallen. :-) Allerdings werde ich dieses Jahr nicht mehr zum Lesen kommen. Ich habe kürzlich von Giuseppe Tomasi di Lampedusa den "Gattopardo" gelesen und dabei festgestellt, daß ich von der Geschichte Italiens so gut wie keine Ahnung habe.

    Ich habe das Buch gelesen und den Film gesehen. Mit dem Buch habe ich mich schwer getan. Die Sprache ist wunderbar, aber die Art der Erzählens fand ich gewöhnungsbedürftig. Und ich finde, man braucht Vorkenntnisse, sonst wird es schwierig, die Ereignisse zuzuordnen. Garibaldi wird gar nicht beim Namen genannt, wenn ich mich recht erinnere, oder nur einmal.

    Der Film hat mir sehr gefallen.

    Die Geschichte Italiens ist sehr kompliziert. Manchmal wussten die selber nicht mehr, wer gerade gegen wenn kämpft/intrigiert und warum.

    Wobei es heute schon wieder ganz anders ist als zur Zeit der Hochleitners.

    Die Amish leben nicht mehr so isoliert wie for Jahrzehnten und -Hunderten. Die "Englischen" haben ihre Städte ausgeweitet, sind ihnen näher gekommen. Und während der "Rumspringa" die im Buch nicht erwähnt wird (gab es die damals schon?) kommen sie schon mehr in Kontakt mit den Versuchungen den modernen Lebens. Damals war es einfacher sich abzuschotten.


    Gibt es da Zahlen dazu, wieviel der Gemeinschaft den Rücken kehren? Also heutzutage?

    Nur 30 % der Amisch sind Old Order Amisch, die anderen 70 % sind liberaler. Wenn es den Menschen in der Gemeinde zu streng wird, suchen sich viele Gruppen andere Gemeinden. So sind z.b. die Beachy Amisch entstanden. ->https://de.wikipedia.org/wiki/Beachy-Amische


    Hier gibt es eine Liste mit den Unterschieden im Technikgebrauch der verschiedenen Gruppierungen:https://de.wikipedia.org/wiki/…chiede_im_Technikgebrauch


    Ab wann es die "Rumspringa" gab, konnte ich nicht herausfinden. Ich vermute, seit der Unterschied zwischen den Amischen und den "Englischen" was Fortschritt und Lebensweise angeht, gößer geworden ist.


    Ich habe in Teil 3 "meinem" Bischof Folgendes in den Mund gelegt:


    Vor vierhundert Jahren haben unsere Vorfahren beschlossen, ihre neugeborenen Kinder nicht mehr taufen zu lassen, weil man erst als Erwachsener in der Lage ist, eine Wahl zu treffen und sich für oder gegen den Glauben zu entscheiden. Dafür wurden sie verfolgt, aber sie hielten daran fest und tun es bis heute. Wir alle finden es richtig so.

    Aber damals ging es nur um das Bekenntnis zum Glauben, die Lebensweise der Amisch unterschied sich nur wenig von der anderer einfacher Menschen. Seit einiger Zeit hat sich das geändert. Es gibt viele neue Erfindungen. Manche nutzen wir, andere lehnen wir ab. Das Leben der Englischen ist mittlerweile sehr verschieden von unserem.

    Wenn sich heutzutage junge Menschen entscheiden sollen, unserer Gemeinde beizutreten, geht es nicht mehr nur um die Glaubensfrage. Sie müssen wählen, ob sie auf die Vorteile, die der Fortschritt ihnen bietet, verzichten, weil unser Glaube das verlangt. Doch man kann nur wählen, wenn man die Wahl hat, wenn man weiß wofür oder wogegen man sich entscheidet. Und deshalb plädiere ich für die Rumspringa.


    Es gibt bestimmt irgendwo Zahlen, wie viele die Gemeinschaft verlassen. Ich weiß aber nicht, wo man die finden kann.

    Aber jemanden, der seiner eigenen Überzeugung folgt, gleich zu verbannen, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Ich finde das einen sehr harten Schritt. Vor allem auch, da auch die betroffene Familie quasi mit bestraft wird. Das widerspricht sich mit der Idee der Nächstenliebe, finde ich.

    Zitat

    Ich kann nicht sehen, dass Gott es gewollt hat, dass die Menschen so streng reglementiert leben und ich kann nicht akzeptieren, dass man Familienmitglieder mit einem Bann belegt, damit sie einander nicht mehr hören und sehen dürfen und nicht mal etwas von einander annehmen sollen.



    Ganz so ist es nicht.


    Jemand wird gemieden, wenn er gegen die Ordnung, die Regeln der Gemeinde verstösst. Und das passiert heute auch nicht mehr sofort, sondern derjenige zunächst belehrt. Wenn er seinen Fehler einsieht und bereut, passiert nichts. Wenn er trotzdem wieder gegen die Regel verstößt, wird er gemieden. Das heißt nicht, dass er ausgestoßen wird. Er muss nicht weggehen und man darf mit ihm reden. Aber derjenige darf nicht mehr mit anderen Amisch an einem Tisch essen und keine Geschäfte mit ihnen machen. Der Ehepartner muss das gemeinsame Schlafzimmer verlassen.

    Amische dürfen nichts von ihm annehmen, aber sie dürfen ihm etwas geben.

    Wenn derjenige seine Verfehlung einsieht, bekennt und bereut, wird der Bann aufgehoben.Es gibt also immer einen Rückweg.

    Das Christentum ist eine Religion (Oberbegriff). Eine "Kirche als Glaubensgemeinschaft" ist eine Konfession. Die landläufig als "katholische Kirche" bezeichnete Konfession heißt eigentlich richtig bzw. vollständig "Römisch-Katholische Kirche". Soweit ich weiß, werden die Amisch unter die Protestantischen Kirchen gezählt (ich wüßte auch nicht, worunter sonst). Wie das allerdings genau ist, weiß ich jetzt auch nicht.

    Die Amisch sind eine täuferisch-prostestantische Glaubensgemeinschaft, wie auch die Mennoniten und die Hutterer.


    Über die Entstehung der Täufer gibt es hier beim mennonitischen Geschichtsverein einen Artikel:

    https://www.mennonitischer-ges…te/geschichte-der-taufer/

    Wo muss ich mich melden, wenn ich für diese coole Idee voten will. :thumbup::love:

    Beim Verlag. :-)

    Allerdings wartet nach Amisch 3 schon das nächste Projekt auf mich. Wieder ein historischer Roman, aber ein völlig anderes Thema. Es wird ein Einzelband und ich freue mich schon sehr darauf, es zu schreiben. Verraten darf ich leider noch gar nichts, nur dass es wohl im ersten Halbjahr 2023 erscheinen wird.

    I Weiß man eigentlich, wie viele Amish prozentual wegen ähnlicher Gründe verließen bzw. wie viele Engländer in diesen Gemeinschaften aufgenommen wurden? Ich komme nochmal auf das Thema eines ziemlich kleine Genpools, wenn die Amish IMMER NUR UNTEREINANDER geheiratet haben. Ich könnte mir vorstellen, dass das mancherorts schon ein Problem war. Beim Lesen dachte ich auch, es gibt doch eigentlich immer mehr Mädchen als Jungs. Da müssen doch welche übrig geblieben sein. :/

    Ich habe keine Ahnung, ob es dazu Zahlen gibt. Aber der kleine Genpool macht Probleme. Es gibt bei den Amisch eine Reihe sehr seltener Erbkrankheiten. Es gbit Ärzte, die sich darauf spezialisiert haben.

    Bei den Amischen gibt es mehr sehr kluge oder sehr beschränkte Kinder als in der "normalen Welt". Alle Kinder werden in die Gemeinschaft integriert, denn jedes Kind ist ein Geschenk Gottes. Das ist wieder ein sehr schöner Zug der Amisch, finde ich.

    Vor Jahren hatte ich in einem Sachbuch gelesen, daß bei Neuerungen (z. B. neue Technik) quasi eine Diskussion stattfindet, in der untersucht wird, ob man das übernehmen kann. Bzw. was für Änderungen in der Lebensweise die Einführung einer Neuerung mit sich bringen würde. Würde die Lebensweise (das strenge Folgen der Bibel) verändert, wird die Neuerung abgelehnt. Kann man sie benutzen, ohne die eigene Lebensweise zu kompromittieren, wird sie angenommen. So gibt es etwa Telefone - nicht im eigenen Haus, aber als öffentliche Telefonzelle (das ist das Beispiel, was mir hängen geblieben ist).

    Als Telefone aufkamen, hatten die Amisch auch welche. Das führte aber wohl zu sozialen Unterschieden innerhalb der Gemeinde, weil sich nicht jeder ein Telefon leisten konnte. Es gab die "Privilegierten", die mit ihren Freunden und Verwandten telefonieren konnten, und andere, die halt immer noch hingehen "mussten". Das war eine der Begründungen, weshalbb sie dann wieder abeschafft wurden - habe ich mal gelesen, ich weiß aber nicht mehr wo.


    Ob Autos erlaubt waren, weiß ich nicht, aber Traktoren und Erntemaschinen hatten sie. Hier ist ein Ausschnitt aus einem Zeitungsartikel dazu:


    "Obwohl sie so einfach wie möglich leben und auf jeglichen Luxus verzichten, zögern sie nicht, Geld auszugeben, um das Beste zu bekommen, was es an Maschinen und Vieh für ihre Farmen gibt. Die besten Dresch- und Erntemaschinen sind auf amischen Farmen zu finden."


    Hier ist übrigens der ganze Artikel von 1911. "Give up Church" . Es geht um zwei junge Männer, die sich geweigert haben, ihre Autos aufzugeben und deshalb unter den Bann gestellt wurden.

    https://chroniclingamerica.loc…14/1911-07-25/ed-1/seq-5/




    Sie nehmen ja die ganze Bibel - und aus der kann man so ziemlich alles begründen. Ich lese derzeit u. a. die Paulusbriefe und - jetzt wird es schwierig - habe so meine Probleme damit. In der Radikalität paßt das teilweise schon zu dem Denken der Amisch.

    Paulus wird (lt. Bernd Längins Buch) auch sehr oft herangezogen bei den Amisch. Und da kann man auch, wenn man will, die Befürwortung der Sklaverei herauslesen.

    Die Verhältnisse und Figuren sind glaubhaft und nachvollziehbar gestaltetes gibt - was mir besonders gefallen hat - keine Wertung, kein Verdammen, kein Beschönigen oder in den Himmel heben, sondern Beschreibung, Darstellung. Wenn schon unbedingt gewertet werden muß, so muß dies der Leser selbst tun.

    Vielen Dank. :-) Das ist meine Intention in allen meinen Büchern. Menschen zu zeichnen, die "echt" sind. Mit Ecken und Kanten. Keine Superhelden, keine absoluten Bösewichte - und die Wertung dem Leser zu überlassen.

    Was mir auch immer sehr wichtig ist: dass meine Figuren in ihre Zeit passen. Zu den jeweiligen Moralvorstellungen. Ein Seemann 1904 benimmt sich nicht wie ein Mann der 100 Jahre später lebt. Der haut dann auch mal zu, wenn es Konflikte gibt.