Beiträge von Cyriacos

    Ehrlich gesagt wollte ich sogar was mir "Europa" im Titel haben statt "Welt", weil es doch um Europa geht - was Verlag und Agent aber mit einem kollektiven Entsetzensschrei von sich gewiesen haben. Wenn ich es denn partout darauf anlegen wollte, dass das Buch wie Blei in den Regalen läge, müsse ich nur noch was mit "Versicherungen" ergänzen, dann sei die Sache ausgemacht. :grin


    An dieser Stelle - und warum nicht hier - allen Eulen einen guten Rutsch ins Jahr 2015! :wave Irgendwo da draußen scheint der Express gerade unterwegs zu sein, der Geräuschkulisse nach. Herr, schmeiß Hirn vom Himmel. - Ist doch mal ein Neujahrswunsch. :-)

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    Original von Lese-rina
    Der Kurzeinsatz des indischen Yogi wurde ja bereits angesprochen. Auch ich hätte gerne mehr von ihm und seiner sicher ebenfalls interessanten Geschichte gelesen. Frage an Cyriacos: War sein Einsatz so geplant oder fiel er dem Rotstift zum Opfer?


    Der Yogi war eine der Figuren, die mir beim Schreiben einfach so zugelaufen sind. Wobei mir da so Einiges zugelaufen ist. Im Exposè, das ich dem Verlag überreicht habe, waren eigentlich nur die Figuren aufgeführt und ein Satz zu ihrer Situation: "Die Amerikaner Paul und Vera Richards hatten eigentlich nur eine romantische Hochzeitsreise geplant, die sie sich durch den Kriegsausbruch nicht verderben lassen wollen." Will sagen: Dass Vera überhaupt nicht schwanger sondern als Attentäterin auf Carol angesetzt ist, war auch mir auf den ersten zweihundert Seiten nicht bewusst. - Der Yogi ist vor allem deswegen dabei, weil unsere Geschichte nun einmal im Orient Express spielt, der unter anderem auch eine wichtige Verbindung zwischen Großbritannien und seiner wichtigsten Außenbesitzung war. Ein Aspekt der unter den Umständen des Mai 1940 zwar kaum noch eine Rolle spielt - aber er ist eben doch wichtig für das komplette Bild. Andererseits ist unsere Erzählung die Geschichte vom Untergang des Alten Europa und dem schrecklichen Krieg, der über diesen Kontinent hereinbricht. Insofern kann dieser Aspekt in dieser Geschichte, die sich auf Europa konzentriert, nur eine Nebenrolle spielen.


    Ohne bereits zuviel zu verraten: Ich könnte mir vorstellen, dass genau dieser Aspekt im nächsten Machwerk Monferats sehr viel deutlicher zum Tragen kommt. :-)

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    Original von Lese-rina
    Ja, aber trotzdem fand ich diese Abwechslung außerhalb des Zuges zwischendurch ganz schön! Anfangs tat es mir zwar leid, denn Zug verlassen zu müssen, aber das hat sich spätestens bei Carols dramatischen Auftritt gelegt. Wobei ich es schon sehr zufällig finde, dass Betty ihre Bühnenausrüstung mitgeschleppt hat!


    Carol legt wohl auch nicht mehr allzuviel Wert auf seine Braut. Und das obwohl er so großen Wert auf einen "Konstantin" als Sohn legt. Bei dieser Szene kam er mir schon sehr größenwahnsinnig vor!


    Mal wieder sollte der Autor den Mund halten über Dinge, die so nicht im Buch stehen. :-) Vielleicht darf er trotzdem einen Gedanken anregen, den man haben könnte (nicht muss): Betty ist ja praktisch veranlagt. Und sie muss davon ausgehen, dass Xenia und Raoul sich in den Händen der Miliz befinden, die auf jeden Fall stark in der Übermacht ist. Wenn man sie da rausholen will, kommt offene Konfrontation nicht in Frage - eher eine List. Dass sie da Vorsorge trifft, ist vielleicht gar nicht so zufällig. - Ich hoffe, jetzt ist der Hinweis, dass sie vor dem Aufbruch zur Verfolgung unbedingt noch einmal an ihre Koffer im Gepäckwagen wollte, auch wirklich noch drin. Wir haben drei Monate am Lektorat gesessen; ich mag da spontan für nichts garantieren.


    Was den "Konstantin" anbetrifft, gibt es da einen realen Hintergrund: Als Griechenland im 19. Jahrhundert vom Osmanischen Reich unabhängig wurde und 1868 ein Thronfolger zur Welt kam, gab es regelrechte Massendemonstrationen, dass die Königsfamilie dem Jungen doch unter allen Umständen den Namen "Konstantin" geben solle - mit Hinweis auf diese geheimnisvolle Prophezeiung/Überlieferung. Was dann auch geschah. Tatsächlich konnte das griechische Territorium zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts dann auch bis knapp vor die Tore von Konstantinopel ausgedehnt werden (wobei die Stadt selbst nicht erobert wurden). - Auch hier also eines der historischen Echos, die sich an einigen Stellen des Textes finden.


    Meine Lektorin Grusche Juncker fand Carol an dieser Stelle übrigens ebenfalls zu größenwahnsinnig. Ich persönlich finde, es passt zu ihm. - Geht also eindeutig auf meine Kappe. :-)

    Sei gespannt, Uthred, sei gespannt. :-) Also in Bezug auf das Finale.


    In Sachen Verfilmungen kann ich mich Dir nur anschließen. Seltsamerweise (oder vielleicht auch gerade nicht) habe ich die Geschichte zeitweise auch als Fernsehserie gedacht. Nicht von Anfang an, obwohl Downton Abbey natürlich eine Referenz war mit dem Upstairs Downstairs-Aspekt (der natürlich auch schon bei Upstairs Downstairs/Eaton Place bzw. eben Onedin mit drin ist) ... aber nach und nach. Vielleicht, weil ich relativ lange an der Geschichte gearbeitet habe und selbst spüren konnte, wie sie "episch" wurde. Eine Geschichte für mehr als einen Abend. Wobei ich neben den großen BBC-Serien auch immer Echos aus Kindheit und Jugend im Kopf hatte ... "Mathias Sandorf" z.B., das war einer dieser Advents-Vierteiler im ZDF.

    SiCollier Hehe, ich wusste, dass Dir das gefallen würde. :-)


    Zu der Wagenreihung - und das lässt sich gerade auf der verlinkten Seite sehr schön beobachten: In der Graphik findet sich nur ein einziger WSP, ein Salonwagen also, und zwar in der Wagenreihung, die auch tatsächlich im Film fährt. Keine der folgenden Wagenreihungen, der historischen Wagenreihungen nämlich, hat einen solchen Salonwagen geführt, und deshalb hat auch unser Express in "Welt in Flammen" keinen. Genau das, weil ich da authentisch sein wollte, erwies sich an einer bestimmten Stelle des Buches aber als mittelgroßes Problem:



    Die Wagen im Film sind übrigens dieselben, die ich Anfang des Jahres in Paris gesehen habe. Vom Salonwagen habe ich leider keine guten Aufnahmen. Ich wusste ja, dass keiner mitfährt. :-)

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    Original von Uhtred
    Jetzt schalte ich mal den Oberlehrermodus ein: :chen
    Auf Seite 348 schreibt der Autor: "...Männer wie Feldmarschall Keitel..."
    Da dieser Abschnitt am 26. Mai 1940 spielt, ist diese Aussage leider fehlerhaft - Keitel wurde erst am 19. Juli 1940 zum Generalfeldmarschall befördert! Richtigerweise hätte es also heißen müssen: Generaloberst Keitel!


    Ich weiß ja, dass der Autor dankbar ist für solche Hinweise...


    :yikes :yikes :yikes ARRRRGHHH!!!!!!!!!!! :yikes :yikes :yikes :fetch :fetch :fetch


    Ihr habt ja schon verschiedene Fehler gefunden. Und jeder Fehler ist einer zuviel. Trotzdem kann man sich sagen: Gut, es sind fast achthundert Seiten, und da gibt es immer Fehler. Immer. Verlage kriegen ständig Post von Leuten, die sich echauffieren, wenn auf mehreren hundert Seiten ein, zwei Vertipper drin sind, und es gibt da eigentlich nur eine Reaktion: Man lernt irgendwann, müde darüber zu lächeln. Außerdem kann man das alles verbessern in der nächsten Auflage (wobei viele Verlage dafür zu träge sind; ich habe gerade Eschbachs Jesus-Video gelesen und den Kopf geschüttelt, was für Klopper da nach fünfzehn Jahren noch drin sind.) Jedenfalls ... niemand ist fehlerlos und ...


    VERDAMMT! Es gibt Dinge, die dürfen passieren, und es gibt Dinge, die dürfen einfach nicht passieren. Und DAS hätte nicht passieren dürfen. Was hab ich recherchiert, wann genau Charles de Gaulle Général de brigade wurde (am Tag vor der Abfahrt unseres Zuges, wovon am Anfang unserer Geschichte zwar Lourdon weiß, Eva dagegen noch nicht, die von Colonel de Gaulle spricht). Und dann SOWAS. SOWAS!!! Ich könnte mich ... Wenn man eine Peitsche braucht, hat man keine im Haus! :cry :cry :cry

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    Original von Paradise Lost
    Faszinierend dieser Simplon-Tunnel.
    Man fährt am 26. Mai rein, und kommt am 25. Mai wieder raus. Eine Reise in die Vergangenheit! :wow :grin


    Ich sammle Eure Anregungen ja bereits, hatte auch schon einen Packen zusammen; leider war das bereits zu spät für die dritte Auflage. - Du musst das vor dem Hintergrund dessen betrachten, was Mr. Fitz-Edwards Eva erzählt: Denselben Sonnenaufgang zwei Mal erleben auf Reisen. Es ist alles ein teuflischer Plan. ;-)

    Zitat

    Original von SiCollier


    Nochmals danke - und ja, das ist auch für Nicht-Facebooker zu sehen (da ich keine Ahnung habe, wofür ich einen Facebook-Account brauchen sollte, habe ich nämlich keinen).


    Das verstehe ich. Ich bin mir auch nicht sicher, ob sich selbst dort wäre, wenn ich nicht eben die Autorenseite hätte, mit der ich dann doch eine Menge Leute erreiche. - Zwanzig Mal gefällt mir, wenn ich diesen wundervollen Zug vorstelle. Fünfzig Mal gefällt mir, wenn wenn ich eine unserer Katzen vorstelle. :grin

    Ertappt. :-) Nein, leider nicht. Für die Schilderung war ich auf Fotos angewiesen und musste immer wieder aufpassen, dass am Ende nicht Andermatt und Göschenen (da war ich nämlich) drin ist, wo Brig draufsteht. - Aber unbedingt möchte ich mir das alles einmal live ansehen, vorzugsweise natürlich mit 'unserem' Express :grin . Schon das Stockalperschloss ... Ach, das wird. Mit Sicherheit. :-)


    Vielleicht natürlich, dass ich eher die typisch deutschen Verbindungen nach Italien kenne ... Gotthard und Brenner. Wobei ich gerade gesehen habe, dass ihr auch einen Bränner habt in Eischoll, mit ä. (Ich musste doch mal schauen, wie weit Dein Heimatort von Brig entfernt ist.) Ich war schon am Zweifeln, ob Eva und Mr. Fitz-Edwards den Sonnenaufgang überhaupt vom Fenster aus verfolgen können, wegen der Himmelsrichtung. Wenn Du Dich an Deine Kindheit erinnerst: Wo geht die Sonne auf im Mai? Hinter den Bergen? Oder direkt über dem Rhônetal? ... Ach, schon die nächste Frage: Oder sagt ihr "Rotten"?


    Zum Interieur unseres Zuges habe ich übrigens hier einige Fotos eingestellt, die ich in Paris aufgenommen habe. Müsste auch für die Nicht-Facebooker sichtbar sein.

    *hüstel* Okay. Vielleicht hätte ich da etwas schneller schalten sollen. Eine Winzigkeit. Eigentlich haben mich erst Johanna und Regenfisch drauf gebracht - tausend Dank an Euch - aber ich habe ja recherchiert wie ein Irrsinniger und mich sonst wohin auf den Weg gemacht. (Falls mein Finanzbeamter oder meine Finanzbeamtin mitliest: Ja, ich bin diese Kilometer wirklich gefahren. Ehrlich.) Hier nun also (müsste auch für die Nicht-Facebooker zu sehen sein) meine Ausbeute aus dem April, gesehen dort, wo unsere Reise ihren Anfang nimmt: in Paris.

    Paul hat sich nicht erschossen. Das Opfer war eine Bourbonflasche. :-)


    "Unser Kommuniqué über Eure bevorstehende Eheschließung und die Rückkehr nach Carpathien ist am selben Abend an die Presse gegangen, an dem wir aus Paris abgereist sind. Sie mussten nur die Zeitung lesen, schon wussten sie, wann und wo sie Euch abpassen konnten." (Graf Béla, S. 568)

    Okay, okay ...


    Christoph Waltz als Boris Petrowitsch
    Das HB Männchen als Gaston Thuillet, Chef des Bordpersonals (der kann sich immer so schön aufregen)


    Aber im Ernst: Aus irgendeinem Grund sah ich bei Katharina Nikolajewna wiederholt die späte Romy Schneider vor mir. Ingolf dagegen ist nun recht eindeutig Pfeiffer mit drei f. Bei Betty ist es keine Frage; Louise Brooks.


    Wird natürlich schwierig, weil die alle tot sind.

    Der Eintrag ist ein Witz, das Geburtsdatum aber zutreffend. :-)


    Warum nur bis 1914 ... Eine Frage, die ich nicht nur an Dich richte, sondern die mir insgesamt immer wieder durch den Kopf geht. Mir ging das lange Zeit ganz ähnlich. Ältere historische Epochen erschienen mir farbig und spannend, näher zurückliegende Zeitabschnitte, grau, schwarz-weiß und sepia - wobei sicherlich eine Rolle gespielt hat, dass aus dieser Zeit fotografische Dokumente existieren, die zum größten Teil genau diesen Farbton haben. :-) Die Rittergeschichten kamen mir immer sehr, sehr viel spannender vor. Ich habe neulich gesehen, dass die Eulen vor kurzer Zeit Dahns 'Kampf um Rom' gelesen haben. Dieses Buch habe ich mit neun oder zehn Jahren verschlungen, so oft in der Bücherei entliehen, dass die Bibliothekarin es mir schließlich geschenkt hat, als es ausgesondert wurde.


    Ich glaube, dass wir als jüngere Menschen Fragen nach dieser weniger zurückliegenden Zeit auch deswegen nicht an unsere Eltern stellen, weil uns diese Zeit eben noch nicht historisch erscheint. Vielleicht erachten wir sie gerade deswegen nicht als relevant für uns, weil sie eben die Zeit einer anderen Generation, der Elterngeneration war. Was dagegen noch weiter weg ist ... nun, das ist auch spielerisch. Das gehört wieder uns. - Ich bekomme das gerade nicht auf die richtigen Begriffe gebracht, fürchte ich.

    Du bist ja noch einmal einige Jahre älter als ich (zumindest glaube ich das rausgelesen zu haben :-) ), so dass Du noch stärker schon in Deinem eigenen Leben eine historische Perspektive hast. Als ich ein Kind war, war es mehr oder weniger selbstverständlich, dass ein Mann, der sich damals in mittleren Jahren befand, "im Krieg" gewesen war. Das fühlte sich noch nicht historisch an; da wurde im Familienkreis diskutiert - durchaus kontrovers. Mit acht oder zehn habe ich da sicherlich nicht im Einzelnen bewertet, aber man merkte das schon, wenn mein Vater und meine Onkel auf einem Haufen waren ... oha, jetzt kommt wieder der Krieg. Gleich fliegen die Fetzen. :hau Mein Opa - der Otto aus unserer Geschichte - war zwar nicht mehr am Leben, aber es gab einige, die auf seiner Linie lagen und andere, bei denen das ganz entschieden nicht der Fall war. Auf jeden Fall fühlte sich das ganz und gar gegenwärtig an und keineswegs historisch.


    Und irgendwie hatte ich das Foto vergessen.

    Hallo Dazzled,


    im Nachwort (und irgendwie auch ständig hier in der Leserunde *g*) erläutere ich ein wenig, wo die Grenzen zwischen Fakten und Fiktion verlaufen. Die überlieferte Geschichte ist die überlieferte Geschichte und hat ihre eigenen Qualitäten, die nicht zwingend einen guten Romanstoff abgeben. :-) Was von Papen und die Türkei anbetrifft, war er allerdings tatsächlich seit 1939 deutscher Botschafter in Ankara.

    So ähnlich, SiCollier, sieht das auch in meiner "Ahnenreihe" aus. Mein Großvater war Kriegsteilnehmer im Ersten Weltkrieg - ich lege das Foto hier noch mal an; auf der Webseite ist es nur so klein zu sehen. Aufgenommen irgendwo in Frankreich im März 1918. Meine Onkel und mein anderer Opa im Zweiten Weltkrieg, und alle kamen mit Verletzungen zurück. Einer meiner Onkel hat die letzten Jahre seines Lebens in der Schmerzklinik verbracht.


    Diese Männer waren keine glühenden Nazis, aber sie haben eben doch für ihr Land gekämpft. Wie das auch Canaris getan hat. Und Stauffenberg. Das Ziel des Widerstands in Deutschland bestand nicht darin, dass das Land den Krieg verlieren sollte. In unsrem Buch findet sich das im Zwischenspiel mit Canaris wieder: Oster und Dohnanyi (übrigens der Vater des späteren Hamburger Bürgermeisters) waren bereit, weiter zu gehen als er und den Alliierten die Aufmarschpläne zu stecken. Für Canaris wäre das nicht in Frage gekommen.


    Für die heutige jüngere Generation klingt da sicherlich sehr stark von Weizsäckers Rede im Kopf. Sie stellt eine Perspektive dar, die Dinge zu betrachten. Die in unserer Zeit angemessene Form. Doch mit Sicherheit war sie nicht die Perspektive der Zeitgenossen. Und genau da haben wir ihn wieder, den historischen Roman mit seinen Fallen: Soll er von heute aus denken? Dann ist er nicht historisch. Soll er von damals her denken? Dann ist er kein moderner Unterhaltungsroman.


    Ich habe an den Sitzbezügen geschnuppert, SiCollier, und gedenke das ... wer weiß ... noch mal zu vertiefen. :-)