Beiträge von SternenTag

    "Alle glücklichen Familien ähneln einander; jede unglückliche aber ist auf ihre eigene Art unglücklich."


    Der wohl bekannteste erste Satz der Literaturgeschichte lockt auch mich schon seit Jahren ins Russland des späten 19.ten Jahrhunderts. Nun ist es endlich soweit!
    Mein erster Eindruck ist allerdings ein demütigend physischer: Zwischen den gut 1100 Seiten kann ich ein komplettes Herbarium anlegen ... ich werde es also nicht gut unterwegs, sondern stattdessen bei einigen Kannen Tee zu hause lesen.


    Inhaltlich packt es mich auch ab dem zweiten Satz sofort: Die Figuren, Umgebung und Lebensumstände sind so authentisch beschrieben, als erkenne ich sie wieder, anstatt sie gerade erst kennenzulernen, so dass ich mich schneller einlebe als bei den meisten zeitgenössischen Autoren. Zudem verband Tolstoi mit seinem Schreiben auch echten Lebenshunger: Sinnsuche. Tiefe. Leidenschaft. Was ich bei den meisten ach-so-toll-vermarkteten AutorInnen heute vermisse.
    (Auch ihm war der Wunsch nach Ruhm nicht fremd - why not? Die Mischung macht's: Solange es nicht nur darum geht.)


    Ursprünglich hatte ich mich hier auch eingeloggt, um eine Leserunde zu gründen ... aber ich kenne mich: Kann sein, dass ich Leselücken von 1, 2 Wochen habe und ich möchte weder mich stressen noch andere blockieren. ich lese emotional und nicht quantitativ orientiert, gern auch ganzheitlich: Wenn mir etwas Interessantes auffällt, recherchiere ich erst mal quer, bis ich zB historische Zusammenhänge besser zuordnen kann.


    Dennoch ... vielleicht mag sich ja die eine oder andere Eule über diesen Thread hier auch weiterhin über "Anna" austauschen?


    ... to be continued ...

    " ihr gelingt es, in einem einzigen
    Gedicht mehr Wirklichkeit einzufangen als andere in seitenlanger Prosa" lese ich über sie
    und das inspiriert mich, mal wieder zu einer Lesung zu gehen.
    Am liebsten natürlich in sympathischer Begleitung.
    Bitte meldet euch gern per PN bei mir, ich freue mich!


    Schöne Restwoche und viele Grüße.

    ... das mit dem "froh, dass es endlich vorbei ist" mag ebenfalls für Einzelschicksale gelten, aber nicht für alle. Es klingt verlockend einladend, sich auf das Negative einzuschwören und ein sentimentales "Wir" anzunehmen, das es so nicht gibt und übrigens auch nie gegeben hat.


    Ich gehöre zu denjenigen, die besagte "versemmelte Chance" gern gehabt hätten - diesem Konsumgetue kann ich nichts abgewinnen. Immerhin kann ich sagen, beide Systeme kennengelernt zu haben und die Nachteile der DDR erschienen mir leichter zu überwinden. Schon allein deshalb, weil die Menschen die Probleme offen erkannten und (ja, allen Vorurteilen zum Trotz, hier muss ich die Stasi-Spitzel-Theoretiker enttäuschen) untereinander auch offen diskutiert haben. Zumindest wesentlich offener als es heute möglich (und überhaupt erwünscht ist) über ein Bürgergeld/ Bedingungsloses Grundeinkommen oä. zu reden.


    Erschreckend, dass selbst das, was ich als Jugendliche nie glauben konnte, tatsächlich zutrifft: Hier geht es den meisten wirklich nur um die Kohle. Ich bin froh, es auch anders erlebt zu haben. Wenn man beides kennt (und ich vermute, das trifft auf die wenigstens hier zu, oder?), wird eines klar: Das "Andere" lässt sich durch Medien allein nicht vermitteln, bei denen lange Zeit die emotionale Maschinerie des kalten Krieges federführend war und auch heute noch oft, inzwischen nicht mehr ständig, nachklingt.


    Während ich das schreibe kommt mir gerade in den Sinn ob es nicht langsam an der Zeit wäre, von einem "neuen" Deutschland zu sprechen. Denn es ist offensichtlich, das weder das eine noch das andere im ursprünglichen Grundgedanken weiter besteht. Auch ich als Ex-Ossi bin für die Abschaffung des Solidaritätszuschlages - aber bitte zeitgleich mit der Einführung des 100%ig gleichen Lohns in Ost und West (eine "Kleinigkeit", die in diesem Zusammenhang gern vergessen wird ...) - das wäre doch ein guter NEUanfang. Und ein Zeichen für eine echte Chance.


    ... immerhin eint uns die Sprache.
    In diesem Sinne eine gute (Lese-)Nacht.


    T.

    Interessantes Thema. Bei John Updike bin ich hin und her gerissen:
    Ich liebe seine "Hexen von Eastwick", auch die "Witwen" in der Fortsetzung - aber an die vielgelobten Rabbit-Bücher komme auch ich aus den von euch schon genannten inhaltlichen Gründen nicht heran.


    Dennoch spricht aus dem Eastwick-Stoff sowohl menschlich als auch literarisch eine Weisheit, die mich sicherlich zu einem zweiten Versuch inspirieren könnte.


    Nur noch nicht heute ...