Beiträge von SimonJ

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    Original von Rumpelstilzchen


    Allerdings finde ich immer noch, dass ein Glossar fehlt. Wer sich nicht ausführlich mit der Berliner Geschichte zu dieser Zeit beschäftigt hat (oder die Kutscher Bücher gelesen), weiß nicht, was es mit den Ringvereinen auf sich hat und was im Osten Deutschlands und den früheren Reichsgebieten passierte. Da wäre ein wenig Nachhilfe sicher hilfreich um die politischen Dimensionen besser zu erkennen.


    Ja, darüber hatte ich auch nachgedacht. Ist allerdings vom Lektorat als zu "wissenschaftlich" und deswegen Leserunfreundlich abgeblockt worden :wave ;-(

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    Original von maikaefer
    [quote]Original von logan-lady
    maikaefer  
    Ich habe irgendwie nicht "geschnallt", wie ich die erwähnte alphabetische Reihe mit den 3 abgedruckten Reihen verbinden soll. :gruebel ?(


    Ich gebe zu, das Verfahren ist kompliziert, vor allem, wenn man es nur im Text beschreibt und nicht sieht, wie es gemacht wird. Vielleicht kann folgender Link Aufschluss geben:


    http://de.wikipedia.org/wiki/Polyalphabetische_Substitution


    Im Prinzip nimmt man bloß einen Buchstaben (Klartext), weist den einem anderen, vorher definierten Buchstaben zu (vorgegeben durch das Codewort) und komm dann mittels einer Tabelle auf einen dritten (verschlüsselten) Buchstaben.


    Geheimtinte wäre auch gut gewesen, das hätte man allerdings nicht so ausführlich beschreiben können... :grin

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    Original von logan-lady



    Ah und eine frage habe ich: warum mietet sich dalus ein zimmer anstatt einfach nach hause zu fahren??


    An der Stelle handelt Dalus aus purem Selbsterhaltungstrieb. Ihm wird die Sache einfach zu viel, die Emotionen kommen hoch, er denkt nicht lange nach und will einen Rückzugsraum haben, deswegen das Zimmer.

    Hallo Allerseits,


    hier nur ein paar Erklärungen:


    - Rohrpost: das Rohrpostsystem galt als der absolut letzte Schrei und wurde unterirdisch unter ganz Berlin ausgebaut. (Es war auch noch bis in die 60er aktiv, wenn ich mich nicht irre). Das Verteilersystem lief allerdings vor allem über Ämter, das heißt die Rohrpost wurde aufgegeben, per Druckluft über verschiedene Umleitungsstationen an das betreffende Amt gesendet und dann dort von einem Boten zu der genauen Adresse weitergeleitet. Einige, größere Gebäude (zB Verwaltung) hatten auch ihren eigenen Rohrpostzugang.


    - Hedwig: nein, keine festen Arbeitszeiten. Sie lebt von ihrer politischen Tätigkeit, ist Mitglied bei verschiedenen Arbeiter-Vereinigungen, lebt also sozusagen von den im Rahmen ihrer Tätigkeit gesammelten Spenden u.a. durch reiche Mäzen und durch Vereinsgelder. Auch kommt sie bei Freunden unter und lebt einen sparsamen Lebensstil.

    Buchdoktor hat natürlich völlig recht. :-)
    Ist im Übrigen auch ganz interessant: hinter der Front gab es spezielle Kliniken, wo sie die Zitterer mit Elektroschocks wieder in Form geschockt haben. So im Sinne von: wenn man mehr Angst vor der Behandlung hat, als vor dem Krieg selbst, geht man vielleicht lieber wieder an die Front. Überhaupt wurde das Krankheitsbild vor allem als Feigheit bzw. Simulation bewehrtet, die man den Entsprechenden austreiben wollte...

    Hallo Eskalina,


    tja, das ist natürlich eine gute Frage :-)
    Für mich war das Historische gerade das reizvolle daran. Es stimmt zwar: so hat das Schreiben des Buches ein ganzes Stück länger gedauert. Aber mich in diese Art von Details zu vertiefen: wie haben die Leute damals gelebt, gedacht, gesprochen, was hatten sie an, welche Technik stand ihnen zur Verfügung usw. - das macht mir einfach sehr großen Spaß. Das ist für mich so was wie Fantasy in der Wirklichkeit. :-) Für mich bedeutet Geschichte vielleicht, das man eine andere Perspektive auf die Gegenwart bekommt...
    :gruebel :-) :gruebel

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    Original von Buchdoktor
    Mit dieser Ansicht, egal, ob von vorn oder hinten, verbinde ich die Vorstellung von mager, verhungert und den Gedanken, dass die Person lange gefangengehalten wurde, um so abgemagert zu wirken.


    Abgemagert ja, aber nicht wie jemand der nur noch Haut und Knochen ist und kurz vor dem Verhungern steht... So war es gemeint.

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    Original von Buchdoktor
    31.5. bis 1.6.1920


    Für einen Plot, in dem man als Leser selbst Hinweise sammeln könnte, Vermutungen anstellen und überprüfen, finde ich bisher die Beschreibung des eines Fundorts wenig präzise.


    Hallo Buchdoktor,
    bin gespannt, wie deine Beurteilung hier weiter verläuft. Man soll schon mitraten können. Das entwickelt sich noch, aber darüber sollte man vielleicht später noch mal sprechen?

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    Original von Buchdoktor
    31.5. bis 1.6.1920


    Auf den ersten paar Seiten tappt man als Leser noch völlig im Dunklen, besonders, weil Mohrfels als Person noch nicht einzuordnen ist. Ist er alt, jung, Kriegsteilnehmer, ist er Berliner oder kommt er von außerhalb, hat er Verantwortung für eine Familie? Als Kommissar müsste er mindestens 30 sein und „gedient“ haben. Er wäre deutlich vor 1890 geboren und ich schätze ihn als älter als Dalus ein.


    Ist auch so gedacht. Mohrfels ist deutlich älter (60), was sich vielleicht ja auch in einen Knochenschmerzen und seinem Wegdämmern zu Beginn seiner ersten eigenen Szene (S. 24) andeuten könnte, und auch dadurch, dass er mit Winterberg über die veränderten Zustände seit dem Kaiserreich spricht. Bei Dalus ist es natürlich klarer, da er als junger Arzt geschildert wird.

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    Original von Buchdoktor
    31.5. bis 1.6.1920



    In Berlin wird eine weitere Frauenleiche gefunden. Die Beschreibung der Auffindung ist nicht sehr präzise, gibt es dünne Leichen oder eher Leichen sehr schlanker Personen? Wenn die Frau mit dem Gesicht nach unten liegt, wie kann ich als Beobachter ihre Beckenknochen sehen? Ist der Kopf vom Körper getrennt oder liegt sie mit dem Kopf nach unten an der Böschung?


    Gemeint waren die Beckenschaufelknochen, die bei einer dünnen Person - ich denke man kann auch "dünne Leiche" sagen - die auch noch kopfüber die Treppe runter zu liegen gekommen ist, hervortreten können. Der Kopf ist nicht abgetrennt.

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    Original von maikaefer
    Zuviele wars und hattens umtänzelten mich. :lache :gruebel :wave


    Das ist interessant. Ich habe diese nie als Stilmittel gesehen, sondern bloß als zeitanzeigende Verbform. Die Zweite Szene die Du zitierst ist eine Rückblende, in der die Hintergrundgeschichte um Legner berichtet wird. Da kam ich um das Plusquamperfekt nicht herum.


    Nein, wird nicht übelgenommen...

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    Original von Rumpelstilzchen
    Maikäfer, auf dieser Seite habe ich auch ein wenig gefremdelt mit der Sprache.


    Zur Sprache allgemein kann man natürlich wenig sagen... Außer das gerade die Eröffnungsszene, in der Dalus und Mohrfels das erste Mal aufeinander treffen, im Endeffekt auch nicht zu meinen Lieblingsszenen gehört... Das soll keine Entschuldigung sein, bis zum Schluss habe ich den Abschnitt immer wieder überarbeitet, aber manchmal ist es eben einfach so.


    Ansonsten kann es sein das man sich an den Stil etwas gewöhnen muss. Ich persönlich wollte ihn so - gerade das kurze, stakkatohafte, die Geschwindigkeit - und war dann mit der Form auch dementsprechend zufrieden, aber das muss ja jeder für sich entscheiden. Ich habe versucht verständlich zu bleiben, also ohne zu viel "Vokabular" auszukommen (Begriffe und Redewendungen die man heute ev. nicht mehr kennt), und dennoch in die Zeit der 20er einzutauchen. Natürlich in der Hoffnung, dass die gegebenen Bezugspunkte genügen, um die 20er im Hintergrund vor dem geistigen Augen entstehen zu lassen...


    Aber auf jeden Fall auch von mir aus: nicht aussteigen - dran bleiben :wave

    Hallo, jetzt bin ich auch endlich online... :wave
    Ich freue mich auf die gemeinsam Leserunde von meinem Buch. Ein detailliertes Feedback zu der Erzählung zu bekommen: Handlung, Form, Figuren etc. ist für mich extrem wertvoll.
    Ich hatte zuerst gedacht ich frage Euch vor allem nach den Figuren, wie sie auf Euch wirken und ob sich bei der Handlung ihre Emotion mitteilt. Aber jetzt hat es schon so interessante Beiträge gegeben, dass ich den Fokus eigentlich wirklich nicht einschränken möchte.
    Ich bin gespannt auf positive, kritische oder wie auch immer geartete Anmerkungen und stehe gerne für Fragen (im anderen Thread und hier) zur Verfügung.
    Mit netten Grüßen,

    Hallo liebe Bücher-Freunde und Krimi-Fans,


    Auch wenn es ja noch ein paar Tage hin ist: vielen Dank schon mal für Euer Interesse an meinem Buch, das im Oktober bei Rowohlt erscheint. Es handelt sich um meine erste Veröffentlichung und ich freue mich schon total auf das Feedback zu meinem Krimi.


    An dem Buch habe ich insgesamt etwa vier Jahre lang gearbeitet. Man denkt ja am Anfang nicht, wie lange so etwas braucht - von der ersten Idee, über die Figurenentwicklung, Recherche und Plot, bis zu den letzten Korrekturgängen mit dem Verlag.


    Genau aus diesem Grund freue ich mich jetzt, das es endlich fertig ist und ich es auf Euch los lassen kann. Ich freue mich auf jede einzelne Frage und Meinung zu dem Buch! Auch finde ich es klasse, dass dieses Forum die Möglichkeit dazu bietet, bei dessen Betreibern ich mich auch schon mal herzliche bedanken möchte!!!


    Vielleicht kurz zum Inhalt: Das Buch spielt im Berlin der 20er Jahre, also kurz nach dem ersten Weltkrieg. Eine Zeit in der vieles im Aufbruch gewesen sein muss. Aber auch eine Zeit der politischen Unruhen und großen Utopien. Diese erwartungsvolle und etwas unheilvolle Atmosphäre war für mich ein toller Hintergrund für eine Kriminalstory. Ich wollte vor allem eine schnelle, spannende und düstere Geschichte erzählen, in der mir aber auch eine psychologische Ebene wichtig gewesen ist - was ja bei Krimis nicht immer so im Mittelpunkt steht. Eine kleine Love-Story sollte auch vorkommen. Ich hoffe, das ist mir zumindest in Teilen gelungen...


    Ich freue mich auf den Austausch und werde mich bemühen, alle Fragen und Kommentare so weit es geht, oder sinnvoll ist, zu beantworten.


    Mit netten Grüßen,


    Simon Jaspersen