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Original von Dreamchen
Bardioc
Bei mir kamen unheimliche Aggressionen bei deinem Bezug auf *ärmere Familien* auf .... ich finde es eine unheimliche Frechheit ( auf alle die diese Aussage benutzen bezogen) das immer darauf hingewiesen wird das in Familien mit niederem Einkommen die Kinder geistig verkümmern würden.
Meinst Du das: ''Benachteiligung von Kindern aus ärmeren Schichten''?
Das ist eine Argumentation der Reformer, allerdings weiß ich jetzt nicht, wie die das konkret ausdrücken. Diese Aussage bedeutet aber noch lange nicht, daß ''in Familien mit niederem Einkommen die Kinder geistig verkümmern''. Es geht nur darum, daß nach den Reformern ungleiche Chancen bestehen, daß Kinder aus der Unterschicht höhere Bildung erlangen. Ich kann zu diesem Thema folgendes Zitat bieten:
Bemerkenswerte Auszüge aus sowie Kommentare zu Texten aus
Der ''stille'' Protest
Widerstand gegen die Rechtschreibreform im Schatten der Öffentlichkeit
Leibnitz Verlag, Matthias Dräger, St.Goar
S.159: Günter Loew
Auszug aus: Übersehene, vergessene und verdrängte Aspekte der Rechtschreibreform
Politisch motivierte Sprachmanipulation in den hessischen Lehrplänen
Günter Loew zitiert hier zwei Textstellen aus den hessischen 'Rahmenrichtlinien Sekundarstufe I Deutsch' aus dem Jahr 1972, für die der damalige Kultusminister Ludwig von Friedeburg und sein Staatssekretär Hartmut Holzapfel, der heute in Hessen amtierende Kultusminister, die politische Verantwortung tragen, und unterzieht diese Textstellen dann einer kurzen Analyse:
S.160,161:
''Der didaktisch vorgetragene Angriff auf die 'Hochsprache' erfolgt in diesen Texten unverkennbar aus sozialpolitischen Motiven.''
''Durch die ungerechtfertigte Bevorzugung der 'Hochsprache' werde die Chancengleichheit unmöglich gemacht, weil die Unterschichtkinder durch den Zwang, Hochdeutsch zu lernen, nicht nur aus ihrem vertrauten sprachlichen Milieu herausgerissen würden, sondern auch noch die Normen und Wertvorstellungen der bürgerlichen Schicht übernähmen und dadurch ihren Herkunftsgruppen entfremdet würden.''
Auf diese Weise würde durch eine Zerstörung des Hochdeutschen deren Entfremdung von ihren Herkunftsgruppen -- und somit ein gesellschaftlicher Aufstieg -- verhindert und damit die bestehenden Klassen zementiert. Ich dachte immer, daß diese Leute genau das Gegenteil erreichen wollen, Stichwort: klassenlose Gesellschaft?
''Wenn es nämlich ungerecht ist, daß die Mehrzahl der Schüler durch das Erlernen des Hochdeutschen aus ihrem vertrautem Sprachmilieu herausgerissen wird, während die privilegierte Minderheit sich darin ungehindert weiterentwickeln darf, dann sollte man, zumindest solange die alten Privilegien fortbestehen, im Interesse der Chancengleichheit nach Mitteln und Wegen suchen, wie man sie ebenfalls aus ihrer heilen Welt herausreißen kann.''
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Da die Eltern ja anscheinend selber geistig auf niedrigem Niveau leben würden. Das stimmt definitiv nicht. Das Beispiel des Mädchens das ich angeführt hatte kommt aus einer sehr vermögenden Unternehmerfamilie, die Mutter hatte schlicht keine Lust und wollte ihre div. Aktivitäten ( sie hat nicht gearbeitet, hatte eine Haushaltshilfe usw) nicht einschränken die Oma hat dem Mädchen schlussendlich das zusammenhängende Lesen beigebracht. Im Gegenzug hatte ich mal eine Freundin die nach der Scheidung von ihrem Verdienst, Sozialhilfe und Unterhalt für die Kinder gelebt hat. Da war kaum Geld mal um ein Buch zu kaufen . Zwei der Kinder wurden Leseratten und haben sich ihren Lesestoff dann überwiegend eben aus der Bücherei besorgt.Alle drei haben einen Schulabschluss eine Berufsausbildung.
S.140: Dr. Oliver Katte
''Ohne fleißige Hilfe der Eltern oder älterer Geschwister würden viele Kinder Analphabeten bleiben. Durch die von oben verordnete Rechtschreibveränderung ist es den Eltern nicht mehr möglich, ihren Kindern beim Schreibenlernen zu helfen.''
Und was ist mit den anderen Verwandten, besonders den Omas und Opas? Gerade die dürften viel dazu beitragen, daß Kinder schreiben und lesen lernen!
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Es ist nicht immer möglich, alle durch das Leben realisierte Kombinationen so abzubilden, daß niemand daran Anstoß nimmt. Natürlich gibt es immer Ausnahmen, wie in dem von Dir geschilderten Fällen. Aus meiner Sicht ist das Interesse, das ein Kind aus eigenem Antrieb dem Lesen -- oder den jeweiligen Inhalten -- entgegenbringt, der entscheidende Faktor. Dann genügt vielleicht schon ein geringer Anstoß durch Eltern oder Großeltern, um die Lesefreude zu entfachen.
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Es wäre die Aufgabe der Lehrer das Lesen beizubringen... den sie erreichen alle Kinder,im Rahmen des Deutschunterrichtes Lust auf lesen zu machen mit aktuellen und altersgerechter Lektüre und nicht mit 30 Jahre alten Lesebüchern die die sowieso niemand reinschaut.
Den Lehrern, zumindest nach meiner Erfahrung, ging es im Unterricht mehr darum, den Schülern linke Ideologie zu vermitteln, unterstützt durch entsprechende Lesebücher. Die Lesebücher werden natürlich tournusmäßig ersetzt, es sei denn, es muß gespart werden. Inwieweit die neuen Bücher dann altersgerechter oder aktuell sind, sei dahingestellt.
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Die Eltern können durchaus ihre Kinder in dem Bereich unterstützen, nur was wenn man Bücherunlustige Eltern hat, da wäre dann eben die Schule eine prima Möglichkeit das kennen zu lernen ... ich habe immer gelesen mal mehr mal weniger.
Ich habe mich dann für Perry Rhodan und Ren Dhark interessiert und auch mal ein Heft während der Schulstunde unterm Tisch gelesen. Meine Mutter hat mir auch mal ein Buch über Juri Gagarin aus der Bibliothek mitgebracht. Aber um mir viel vorzulesen, dazu hatte auch sie keine Zeit.
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Der Kleine hat es geliebt vorgelesen zu bekommen da war er sogar schon 9 .. der Große mochte das nie war ihm zu langweilig.. Fußballspielen und Fahrradfahren waren wichtiger :grin. Der Große liest trotzdem Fachzeitungen, div Tageszeitungen und viel im Internet, und verdummt ganz sicher nicht nur weil Bücherlesen nicht zu seinen Hobbys gehört.
Auch Kinder sind schon recht unterschiedlich, auch was das Interesse für div. Hobbies angeht. Den Begriff ''verdummt'' würde ich hier nicht so gerne benutzt sehen, er ist etwas unterhalb des Diskussionsniveaus und trifft auch nicht den Sachverhalt.