Beiträge von Teresa

    Achtung! einige SPOILER!
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    Liebe Hollyhollunder,


    danke für Deine Rückmeldung zu meinem Beitrag.


    Ich wusste gar nicht, dass es zu diesem Buch bereits eine Leserunde gegeben hat, allerdings hätte mich schon interessiert, die Meinung des Autors zu seinen Abweichungen zu erfahren.


    Mein Problem mit Peter Prange ist sicher, dass sich für mich hier zum ersten Mal (wegen seines Nachwortes) zwingend die Frage gestellt hat, inwieweit Abweichung von den historischen Fakten tatsächlich zulässig ist.


    Bevor ich Pranges "Maximilian"-Roman gelesen habe, war ich immer der Meinung, dass solche Abweichungen / Veränderungen bei einem Historischen Roman durchaus legitim sind, da es sich noch immer um einen Roman und kein Fachbuch handelt. Zudem war ich auch bereit, Autor/in zu zugestehen, dass Veränderungen (z. B. leichte Abweichungen von chronologischen Ablauf, Reduktion historisch belegter Figuren bzw. auch Zusammenlegung mehrerer Figuren) zur Verbesserung der Dramaturgie akzeptabel sind. Dort, wo es historisch "Lücken" oder unterschiedliche Sichtweisen gibt, hat Autor/in zudem ohnehin eine gewisse Freiheit, zudem auch ein Historischer Romane alle Voraussetzungen eines gelungenen Romans zu erfüllen hat.


    Ich erinnere mich noch gut z. B. an einen Roman wie "Desiree" von Annemarie Selinko, den ich als junges Mädchen gelesen habe. Hier gab es kein Nachwort und keine Klarstellung. Natürlich gab es da eine ganze Menge Dinge, die nicht historisch waren. Wenn z. B. die Titelheldin persönlich anwesend ist, als sich Napoleon mit Josephine offiziell verlobt, sich in der Folge in die Seine stürzen will und in letzter Minute von ihrem späteren Ehemann, den sie bei dieser Gelegenheit auch kennen lernt, gerettet wird, so werden wohl die meisten Leser/innen eine solche Szene zwar genießen, aber wohl kaum glauben, dass sich das alles genauso abgespielt haben wird. Trotzdem hatte ich durchaus den Eindruck, dass die dargestellte Zeitepoche einigermaßen gut getroffen ist und dass die Hauptfiguren eine gewisse Glaubwürdigkeit hatten, was ihre Historizität betraf.
    Nachdem ich den Roman fertig hatte, war ich übrigens sehr daran interessiert, mehr über die historische Desiree und ihren Napoleon zu erfahren, also auf in die Bücherei zur Fachliteratur. (Ich war übrigens sehr überrascht, als ich dabei entdeckt habe, dass sich die historische Desiree, nachdem ihr Ehemann schwedischer Thronfolger geworden war, tatsächlich noch Jahre lang in Paris aufgehalten hat, denn das hätte ich eigentlich auch weitgehend für eine Erfindung der Autorin gehalten.)


    Auch bei Prange gibt es eine ganze Reihe Szenen, bei denen wohl kaum Leser/in glauben wird, dass das wirklich so war. Allerdings gibt es halt auch eine ganze Reihe von einschneidenden Veränderungen, die nicht sofort auffallen und daher tatsächlich für historische Fakten gehalten werden können, obwohl sie vollkommen falsch sind.


    Bisher war ich immer der Meinung, dass Leser/in (und somit keineswegs Autor/in) Schuld ist, wenn sie alles, was in einem Historischen Romans vorkommt für bare Münze nimmt. Pranges Nachwort allerdings und seine dort zitierte Aussage (siehe oben) vermitteln aber den Eindruck, dass das, was er da berichtet, sich tatsächlich so abgespielt hat bzw. abgespielt haben könnte. Insofern liegt es in diesem Roman sicher nicht an Leser/in, wenn diese plötzlich eine ganze Reihe falscher Vorstellung von Zeit und Figuren hat.
    Insofern finde ich, dass Prange seinen Leser/innen gegenüber nicht ehrlich und vor allem unfair ist.


    Natürlich ist es schön, wenn sein Roman manche Leser/in dazu bringt, mehr über den historischen Maximilian I., der selbst wesentlich an seinem "Nachleben" beteiligt war (er dürfte der erste Habsburger gewesen sein, der das, was wir heute als Imagepflege oder Public Relations kennen, für seine Person erfolgreich betrieben hat) bzw. über die eine oder andere historische Figur erfahren will. Nur dürfte das Nachwort bei vielen Leser/innen den Eindruck vermitteln, dass in Pranges Roman ohnehin das Wesentliche über Maximilian erzählt wurde. (Und was die Nebenfiguren betrifft: Wer möchte nach der Lektüre z. B. wirklich mehr über den armen Charles VIII. oder seine ältere Schwester wissen? Möchte jemand wirklich nur herausfinden, dass der "Superschurke" Commynes in Wirklichkeit als Chronist und Diplomat bekannt ist, und wahrscheinlich gar kein Schurke war - parteiische Geschichtsschreibung ist schließlich kein Schurkenwerk! :chen)
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    Leider habe ich auch den Eindruck, dass das "Flair" keineswegs so überzeugend rüber kommt. Sicher, einige Themen kommen vor, wie die Stellvertreter-Hochzeit, Maximilian muss in Folge eines Gelübdes einige Wochen sexuelle Enthaltsamkeit üben und Ähnliches, aber auf mich wirken sie eher, wie Versatzstücke, die nur der Unterhaltung von Leser/in dienen, allerdings kaum der Darstellung einer Epoche.


    Das 15. und 16. Jahrhundert war eine Zeit des Übergangs, worauf auch bei der Bewerbung des Romans hingewiesen wird. Wo ist das in dem Roman durchgehend umgesetzt?
    Mein Eindruck: es hätten sich da eine ganze Reihe von Möglichkeiten angeboten (z. B. Maximilians Umfeld, das sicher sehr stark vom "Mittelalter" geprägt war, und Burgund, wo die "Renaissance" schon wesentliche Spuren hinterlassen hatte), aber Prange hat diese nicht wirklich genutzt. (Ich werde den Eindruck leider nicht los, dass es ihm da wichtiger war, die "Großartigkeit" seines Helden Maximilian noch dadurch zu steigern, dass er ihn halt aus Verhältnissen stammen lässt, die eindeutig zweifelhaft wirken.)
    Oft habe ich den Eindruck, dass Prange solche Möglichkeiten gerade deswegen zugunsten der Komik opfert. (Wobei ich finde, dass er oft dabei viel zu dick aufgetragen hat.)


    Manchmal ergab sich für mich eine unfreiwillige "Komik" auch dadurch, dass Veränderungen der historischen Fakten in der Romanhandlung diese ins gänzliche Gegenteil verkehren.
    Beispiel: Sigmund ist im Roman fast durchgehend in Gesellschaft von Maximilians Vater anzutreffen (sozusagen dort der Dauergast, wie es in einer Beschreibung / Rezension recht treffend heißt). Nachdem ich mich aber vor einiger Zeit ein wenig mit diesem relativ unbekannten Habsburger näher beschäftigt habe, weiß ich halt zufällig, dass der historische Sigmund nach Antritt seiner Herrschaft über Tirol und die Vorlande diese Situation nach Möglichkeit vermieden hat.
    Vielleicht auch ganz interessant, mit Blick auf die genaue Recherche, die Prange angeblich gemacht haben soll und seine Faktentreue, es gibt z. B. keinen historischen Beweis dafür, dass Sigmund Alkoholiker war, und was die Anerkennung von unehelichen Kindern betrifft, so scheint der histotische Sigmund zumindest darauf Wert gelegt zu haben, dass er als möglicher Vater tatsächlich in Frage gekommen wäre. Beide Veränderungen werden zudem nicht etwa für die Handlung selbst genutzt, sie sollen offensichtlich nur für eine negativ-komische "Charakteristik" dieser Figur (Witzfigur?) beitragen.
    (Zu Herzog Siegmund gibt es z. B. eine wissenschaftlich fundierte Biographie, die bereits vor etwa 25 Jahren entstanden ist. Daher lässt sich keineswegs hier als Entschuldigung anführen, dass der Autor diese Biographie nicht kennen konnte, weil sie halt erst vor kurzem erschienen ist. Da sie ihm bei einer fundierten Recherche für seinen Roman entgangen ist, lässt doch die Frage zu, wie genau und ausführlich er tatsächlich für seinen Roman recherchiert hat.)
    Doch gegen Veränderungen selbst ist nichts einzuwenden, da es ein Roman ist. Allerdings für historische Genauigkeit spricht das nicht gerade, und im Nachwort erfahren wir keineswegs, dass der Autor das mit Absicht geändert hat.


    Dort, wo sich Prange auch historische Fakten einbezieht, ergeben sich immer wieder Widersprüche zur Handlung, was die Notwendigkeit für eigenen "Erfindungen" bzw. "Veränderungen von Fakten" wenigstens zum Teil fragwüdig erscheinen lässt.

    Ein Beispiel:
    So sind Maximilians Entscheidungen vor seinem Tod historisch belegt, und damit gelingt Prange ein packender Einstieg in seine Geschichte. Was aber als einzelnes Detail (isoliert betrachtet) gelungen ist, erscheint mit Blick auf den Roman als Ganzes aufgesetzt, da der Maximilian im Roman eigentlich mit Religion (und Themen wie Sünde, Buße und Ähnliches) nichts am Hut hat. (Nicht einmal, wenn er in Nöten ist, kommt Pranges Maximilian erst einmal der Gedanke, dass das die Strafe Gottes für etwas sein könnte, was er begangen hat.)
    Das ist umso auffallender, als im Roman selbst einige Geschehnisse sich dafür sogar angeboten hätten, wie z. B. die Beziehung zu seiner Freundin Rosina (Verstoß gegen das 6. Gebot / Sex außerhalb der Ehe), die Ablehnung / Verachtung für seinen Vater (Verstoß gegen das 4. Gebot) und die Notwendigkeit, Entscheidung zu treffen, die zwar nicht in Ordnung sind, aber aus politischer Sicht notwendig scheinen / z. B. Verstöße gegen das 5. und 8. Gebot).


    Was die Verwendung von Begriffen wie z. B. die "Schlafmütze" (korrekt müsste es übrigens: „des heiligen Römischen Reiches Erzschlafmütze“, heißen) oder "Maitresse en titre" betrifft, sind das für mich keine sprachlichen Freiheiten des Autors, sondern Begriffe aus ganz anderen Zeitepochen, die daher in einem Roman, der ausdrücklich Wert auf Historizität legt, nichts suchen haben, da sie verfälschend sind. (Zumindest wäre hier eine Klärung Leser/in gegenüber nur fair gewesen.)
    In Bezug auf Friedrich III. hätte Prange statt der "Schlafmütze" überlieferte Aussagen von Zeitzeugen verwenden können. (Dazu gibt es sogar eine wissenschaftliche Arbeit von Brigitte Haller, immerhin aus den 1960er-Jahren.)


    Die "Maitresse en titre" wiederum gehört in die Barockzeit, wo Ludwig XIV. als erster Herrscher die Position seiner Maitresse zu einem offiziellen Teil des Hofes (sozusagen zu einem Hofamt machte) mit Funktionen / Aufgaben. Natürlich gab es zuvor auch Maitressen, aber ihre Rolle am Hof war allein von der Gunst des Herrschers abhängig, und es war auch seine Entscheidung, welche Rolle sie an seinem Hof einnehmen bzw. ob sie überhaupt am Hof in Erscheinung treten durften. Dieses Hofamt wurde in der Folge auch von Zeitgenossen Ludwigs XIV. übernommen, die Habsburger gehörten allerdings nicht zu diesen. (Maximilian hatte übrigens eine ganze Reihe von Maitressen, von denen allerdings nur die Namen bekannt sind. Eine öffentliche Rolle hat keine gespielt.)


    Im Roman darf Maximilian diese Idee mit der "Maitresse en titre" übrigens verwirklichen, wie z. B. die Anfangsszene und die Szene, als er "erwählter römischer Kaiser" durch den Papst wird, zeigen. Aber leider entsteht nicht etwa der Eindruck, dass Maximilian in diesem Punkt seiner Zeit "eben voraus war", denn auf die Idee mit der "Maitresse en titre" wird er z. B. erst von Sigmund gebracht, wodurch wiederum der Eindruck entsteht, dass es diese Position eben bereits gegeben hat. (Im Nachwort ist außerdem ausdrücklich an die Auflistung der historischen Fakten angehängt, dass Rosina Maximilians offizielle Maitresse wurde. Hier wird also etwas als Fakt präsentiert, für das es keine historischen Belege gibt. Rosina ist lediglich in der Zeit vor der Eheschließung mit Marie als Geliebte Maximilians historisch nachgewiesen.)


    Maria wiederum ist dagegen, dass Maximlian Rosina als seine Maitresse an den Hof holt, aus persönlichen Gründen. "Wir lieben uns schließlich." Dass Maximilians Plan im historischen Kontext auch eine schwere Beleidigung ihrer Person und Familie bedeutet hätte und nebenbei ihrem persönlichen Ansehen erheblich schaden würde, hat dagegen keine Relevanz. (Abgesehen davon, dass er in den Niederlanden nur Herrscher durch sie und nicht aus eigenem Recht ist, und seine Position von ihr abhängt.)


    Mit Blick auf das 15. Jahrhundert wäre es vermutlich glaubwürdiger gewesen, dass Maximilian mit Rosina eine "Ehe zur linken Hand" oder "zudritt" (evt. mit päpstlicher Dispens) überlegt, dass er sie tatsächlich mit einem anderen verheiraten will, um sie so in seinem Umfeld zu haben, oder dass beide eben eine Beziehung haben, über die offiziell nicht gesprochen werden darf, auch wenn alle davon wissen. Vielleicht hätte es auch gereicht, wenn Prange nur die Bezeichnung Maitresse verwendet hätte.


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    Vielleicht wäre Pranges Roman gut für eine Diskussion geeignet, wieweit Abweichungen von historischen Fakten noch zulässig sind und inwieweit Autor/in seiner Leserschaft gegenüber "verpflichtet" ist, diesbezüglich für Transparenz zu sorgen.

    Ich habe den Roman auch gelesen, und kann mich den begeisterten Rezensionen hier überhaupt nicht anschließen und sie in diesem Fall großteils auch nicht nachvollziehen. (So bedienen die Romanfiguren fast ausschließlich Klischees, aber selbst da habe ich schon Besseres, weil wenigstens Unterhaltsames erlebt.)


    Auf mich wirkt das Buch, gerade mit Blick auf die positiven Rezensionen (bei Amazon gibt es zurzeit bereits über 15 und keine unter 5 Sternen), sehr zwiespältig.


    Dabei ist der Roman wenigstens unterhaltsam (allerdings fällt er eindeutig in die Kategorie historischer Trivialroman, Niveau: Schundroman / Groschenroman), und die vielen historischen Abweichungen, die sich der Autor erlaubt hat, auch wenn ich über manche nicht wirklich glücklich bin, würde ich ihm eigentlich im Sinne von schriftstellerischer Freiheit zugestehen, wenn er wenigstens dramaturgisch etwas daraus gemacht hätte und wenn er auf das Nachwort überhaupt verzichtet hätte oder es wie andere Autoren/innen (z. B. Tanja Kinkel) wirklich dazu genutzt hätte, auf seine historischen Abweichungen etwas näher einzugehen.


    Nach welchen Kriterien hat er eigentlich seinen (historischen) Figuren ihre Rolle in seinem Buch (als Gutmensch, Schurke, Witzfigur, "reine Maid", "Wanderhure", antisemitische Karikatur etc.)/ zugeteilt? Welche Gründe hatte für das Zusammenlegen mehrerer historischer Figuren? Und mich hätte auch sehr interessiert, aus welchem Gründen er es unbedingt für notwendig gehalten hat von vielen historisch belegten Fakten abzuweichen. (Ich werde leider den Eindruck nicht los, dass diese Veränderungen gar keine vom Autor beabsichtigten Abweichungen sind, sondern einfach nur historische Fehler, die dem Autor passiert sind, weil er sich nun einmal mit dem Spätmittelalter und historischen Zeitepochen nicht auskennt.)


    Prange orientiert sich zwar an relativ vielen Geschehnissen, die historisch belegt sind (wie auch die Auflistung im Nachwort zeigt), bei ihrer Ausgestaltung oder Erwähnung weicht er jedoch in wesentlichen Details erheblich von den historisch belegten Fakten ab. Das hat in vielen Fällen zur Folge, dass historische Geschehnisse in Bezug auf ihre Bedeutung ins Gegenteil verkehrt werden, also sich so etwas wie eine "Verfälschung" der Fakten ergibt.
    Interessanterweise werden nun diese Abweichungen in der Auflistung im Nachwort nicht etwa angeführt, obwohl sich diese dazu angeboten hätte.


    Dazu nur ein signifikantes Beispiel von vielen: In der Auflistung der belegten Geschehnisse findet sich die Beinamputation von Kaiser Friedrich III., allerdings war Maximilian I. dabei anwesend, was im Buch nicht der Fall ist. Hier hätte doch z. B. ein Hinweis diesbezüglich eingebaut werden können, zudem diese Änderung doch keineswegs etwas ist, was Leser/innen verschwiegen werden muss. (Leser/innen, die nur absolute Faktentreue gelten lassen, sollten sich Pranges Roman gar nicht antun.)


    Ein weiteres Problem dieser Szene ergibt sich aus einer früheren Abweichung von den Fakten:
    Fakt: Kaiser Friedrich III. verbrachte seine letzten Lebensjahre in Linz, wo die Operation stattfand und wo er wenig später auch gestorben ist. (Ein Faktum, das im Gegensatz zu manch anderen auch auf den einschlägigen Websites korrekt wieder gegeben wird.)
    Pranges Romanversion: Friedrich III. ist nach der Rückeroberung von Wien wieder dorthin zurückkehrt. Daher muss Prange ihn für die Operation extra nach Linz bringen lassen, damit die historischen Fakten in seinem Roman zumindest in diesem Fall, wo sie wirklich jede/r Leser/in problemlos überprüfen kann, stimmen. Mal ehrlich, würde es uns in einem Gegenwartsroman wirklich überzeugen, wenn z. B. der deutsche Bundespräsident für eine unvermeidliche gefährliche Operation aus Berlin in ein kleines Nest in Bayern verlegt wird, was bedeutet, dass die Ärzte aus Berlin gleich miteingeflogen werden müssen. (Ich vermute einmal, wir würden wenigstens vom Autor erwarten, dass er das schlüssig begründet, den selbst im Zeitalter des Flugverkehrs dürfte eine solche Entscheidung nicht sehr sinnvoll wirken.)
    Da es für die Handlung selbst keine Rolle spielt, wo Pranges Friedrich III. seine letzten Lebensjahre verbracht hat, stellt sich die Frage, warum er hier die Fakten geändert hat. (In einem guten und gelungenen Roman sollten die Abweichungen viel die Handlung so viel bringen, dass sie sich vom schriftstellerischen Standpunkt von selbst rechtfertigen?)


    Das Hauptproblem jedoch - gerade durch das Nachwort und die Auflistung wird der Eindruck vermittelt, Prange hätte sich sehr genau an die historischen Fakten gehalten, was eben nicht der Fall ist. Wozu aber dann überhaupt ein Nachwort? Wäre es nicht der Sinn eines Vor- oder Nachworts, für Leser/innen den eigenen Umgang mit historischen Fakten zu zeigen?


    Zwar lässt Prange im Nachwort seine Leser/innen wissen, dass er leichte Veränderungen in der Chronologie vorgenommen hat, um die Handlung schlüssiger zu machen und so den Geist der zeitlichen Epoche, die er beschreibt, mit ihren Auswirkungen bis in die Gegenwart besser umsetzen zu können.


    Beispiele dafür, hat er leider nicht angegeben, und ich hatte beim Lesen keineswegs den Eindruck, dass sich seine Abweichungen sich nur auf Kleinigkeiten beschränken. (Abgesehen davon, mehrere Kleinigkeiten ergeben in Summe kein Kleinigkeit).
    Ein paar Beispiele, wo Prange eindeutig die geschichtlichen Fakten geändert hat. (Oder sind ihm hier doch historische Fehler passiert?)
    Anne de Beaujeu z. B. wurde von ihrem Bruder König Charles VIII. nicht, wie im Roman behauptet, in ein Kloster abgeschoben, wo sie nun warten muss, ob sich noch ein Mann findet, der sie heiratet, als er selbst die Regierung übernahm. (Die historische Anne de Beaujeu war bereits zu jenem Zeitpunkt verheiratet, als sie die Regierung über Frankreich für ihren Bruder übernahm, auch wenn ihr Ehemann offensichtlich in ihrem Schatten agiert hat.)
    Die Herzogin von der Bretagne war (anders als im Roman) keineswegs genötigt, Charles VIII. zu heiraten, sondern ihr wurde durchaus erlaubt, zu ihrem "Ehemann" Maximilian zu reisen, allerdings hätte sie in diesem Fall ihr Land, die Bretagne aufgeben müssen. Der historischen Anne war offensichtlich ihre Bretagne wichtiger als der Habsburger Maximilian. Zudem dürfte der historische Charles keineswegs das Kretin gewesen sein, als der er im Roman rüberkommen, und die beiden scheinen auch eine ganz gute Ehe geführt zu haben.
    Kaiser Friedrich III. hat Wien nach 1483 nicht mehr betreten, erst als Toter kehrte er hierher zurück. (Siehe oben) Wenn er also im Roman nach der Rückeroberung der Stadt durch Maximilian und seinen Sohn Philipp dort wieder als Herrscher eingesetzt wird und sich in der Folge auch wieder in Wien aufhält, weicht Prange hier von den historischen Fakten ab. Außerdem nahm Matthias Corvinus die Stadt Wien nach einer längeren Belagerung erst 1485 ein. Friedrich musste also keineswegs bei Nacht und Nebel aus Wien ins "Reich" flüchten, wie im Roman behauptet wird.


    Zudem zeigt das letzte Beispiel auch ganz gut, dass Prange sich offensichtlich keineswegs wirklich genau mit der Sekundärliteratur zu seinem Roman befasst haben kann. Die Behauptung mit der Flucht aus Wien findet sich in einigen populärwissenschaftlichen Büchern, die nach wie vor den Buchmarkt dominieren, aber auf fragwürdigen Ergebnissen aufbaut, die im 19. Jahrhundert aufgekommen sind und in der seriösen Forschung der letzten fünfzig Jahre längst als Unsinn widerlegt wurden. Prange bleibt in seinem Nachwort jegliche Erklärung schuldig, warum er neuere Forschungsergebnisse letztlich nicht berücksichtigt hat. (Auch Wiesflecker, obwohl mit Recht zurzeit noch immer ein Standardwerk zu Maximilian I. und die einzige Literaturquelle, die Prange, der angeblich toll recherchiert hat, anführt, ist vor 1990 entstanden und somit klarerweise kein Werk auf neuestem Forschungsstand.) Da stellt sich doch die Frage, warum er die Probleme in Bezug auf die Sekundärliteratur und die Überlieferung nicht einmal ansatzweise in seinem Nachwort zur Sprache gebracht hat.


    Dass gewisse Änderungen für die Chronologie und den Handlungsablauf etwas bringen, diesen Eindruck hatte ich leider oft auch nicht. So fand ich z. B. die Geschehnisse um die Belagerung von Friedrichs Residenz durch Matthias Corvinus, bei der Maximilian durch den Kehrbach schwimmt, verwirrend, zudem sie etwa zeitgleich mit der Belagerung der Stadt Neuss durch Karl den Kühnen (ein historisches Geschehnis, bei Prange auf einen angeblichen Racheakt Karl des Kühnens am Kaiser für das Scheitern der Verhandlungen in Trier reduziert) stattfindet. Diese Belagerung von Friedrichs Residenz, wie sie Prange erzählt, ist eindeutig nicht historisch, sie fehlt auch bei der Auflistung im Nachwort. Dort findet sich allerdings auch keine Erwähnung, dass Friedrich III. bei der Belagerung von Neuss das Reichsheer dorthin führte und somit am Entsatz der Stadt beteiligt war, also zu diesem Zeitpunkt gar nicht persönlich in einer seiner Residenzen von Matthias Corvinus belagert werden konnte.
    Was diese fiktive Belagerung betrifft, dürfte Prange hier einige historische Geschehnisse, die sich vor und nach Neuss ereigneten, verwendet haben. Warum auch nicht, aber vermutlich wäre es besser gewesen, Neuss überhaupt wegzulassen, denn die Zusammenlegung von einigen Geschehnissen ergibt hier keine schlüssige, übersichtliche Handlung. (Ob es sich dabei um eine leichte Veränderung der Fakten handelt, stellt sich als weitere Frage?)


    Zudem finden sich im Roman noch eine ganze Reihe Anachronismen. Da zitiert z. B. eine Person eine Aussage von Kardinal Wolsey zu einem Zeitpunkt, wo dieser noch gar nicht Kardinal und auch noch nicht für Henry VIII. tätig war. Friedrich III. wird von allen möglichen Figuren als die "Schlafmütze" geschmäht, eine Bezeichnung, die sich erst bei preußischen Historikern im 19. Jahrhundert findet, und das "Du, glückliches Österreich, heirate", ein Ausspruch aus dem 17. Jahrhundert (der übrigens in der Legende nicht den Habsburgern, sondern Matthias Corvinus zugeschrieben wird), ist hier eine Maxime der Habsburger. Maximilian will Rosina zu seiner Maitresse en titre machen, diese Position einer Maitresse en titre am Hof gab es aber erst unter Ludwig XIV.


    Auch das Verhalten der Figuren wirkt keineswegs zeitkonform, so wird z. B. auf das damalige religiöse Empfinden der Menschen überhaupt nicht eingegangen. Rosina und Maximilian wirken eher wie Menschen von heute. Für sie ist z. B. nur wichtig, dass er sie wirklich liebt und sich offiziell zu ihr bekennt, er hat wiederum traut sich zunächst nicht, seiner Ehefrau, alles zu gestehen, weil er sie ebenfalls liebt, und deshalb nicht verletzen will. (Dass es im 15. Jahrhundert durchaus eine Beleidigung für Maria und ihre Familie bedeutet hätte, wenn Maximilian seine Geliebte an Marias Hof holt, besonders da sie eigentlich die Herrscherin ist, das scheint bei Prange keineswegs das Problem.) Weder Rosina noch Maximilian machen sich Gedanken darüber, dass ihre Beziehung für Kirche (und Gesellschaft) eine Sünde ist. Themen wie die Beichte, Besuch der Messe und Ähnliches kommen nicht vor. Rosinas Selbstmordversuch, aus damaliger christlicher Sicht eine schwere Sünde, scheint sie im Nachhinein nicht wirklich zu belasten. ...


    Pranges Buch ist vielleicht ein gut gemachter Unterhaltungsroman, was sicher nicht wenig ist. Warum aber in allen Rezensionen, die ich bisher zu dem Roman gelesen habe, immer wieder die Faktentreue und wie genau der Autor recherchiert hat, hervorgehoben wird, ist für mich nicht verständlich. Diesen Eindruck hatte ich beim Lesen überhaupt nicht, und durch das Nachwort, das die Faktentreue und das historische Wissen des Autors "bestätigen" will, rückt das Buch, obwohl es doch nur ein Roman ist, leider noch in die Nähe einer Geschichtsverfälschung.


    Fazit: als Unterhaltungsroman vielleicht noch akzeptabel, aber der (historische) Wissenswert wird eindeutig sehr überschätzt.


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    (Beitrag wurde nach einem ReRead im Juni 2015 leicht ergänzt.)

    Ich denke, es hängt davon ab, wie bekannt historische Figuren sind, und wie weit es dazu auch verbreitete Vorstellungen bei der Leserschaft gibt.


    Bei Manduchai (oder auch Sarah Belzoni in "Säulen der Ewigkeit" hat Kinkel sicher davon profitiert, dass beide Frauen den meisten Lesern/innen unbekannt waren, bis ihre Romane erschienen. Selbst wenn neuere Forschungen da zu anderen Ergebnisse kommen sollten, bleibt ihr in jedem Fall der Verdienst, diese Frauen überhaupt bekannt gemacht zu haben.


    "Im Schatten der Königin" profitiert sicher davon, dass Kinkel sich für ihren historischen Kriminalroman eine Lösung einfallen hat lassen, die zwar eher nicht historisch sein dürfte, aber glaubwürdig genug ist, um als Möglichkeit durchzugehen, und mit Blick darauf, dass es auch ein Kriminalroman / Whodunit ist, auch als überraschende Auflösung funktioniert.


    Die Verrisse, die Kinkel für das "Lied der Nachtigall" erhalten hat (Grundtenor: sie habe sich mit diesem Stoff übernommen), haben mir mehr über die beruflichen Kritiker verraten als über das Buch. Die konnten offensichtlich nicht gelten lassen, dass da jemand einen Roman über Walther von der Vogelweide geschrieben hat, der für sie als "literarisches Denkmal" sakrosankt ist. Allerdings profitierte Kinkel auch hier wieder davon, dass über Walther kaum etwas Biographisches bekannt war.

    Herzlichen Dank vor allem an Charlie für seine / ihre aufbauenden Meldungen. Ein wenig Ermutigung tut immer sehr gut.


    Danke auch für die Leseempfehlungen: "Manduchai" habe ich mir ohnehin bereits vorgenommen, da ich mit einigen von Tanja Kinkels Romanen gute Erfahrungen habe.
    Allerdings gehe ich davon aus, dass ein Roman über jemanden wie Manduchai den Vorteil hat, dass die Hauptfigur, das Umfeld, das historische "Setting" und ihre Geschichte selbst für historisch versierte Leser/innen unbekannt sind. Das dürfte doch wesentlich mehr Freiheit beim Schreiben zulassen, gerade auch, was historische Details betrifft, und auch Schutz vor "überkritischen" Leser/innen bedeuten.

    Zurzeit versuche ich einen historischen Roman zu schreiben, und da habe ich zurzeit mit folgendem Problem zu kämpfen. Die Hauptfiguren sind historisch, das heißt, die haben tatsächlich gelebt und sind zumindest bekannt genug, dass sie auf der Wikipedia zu finden sind (und wahrscheinlich zum Teil durchaus bekannt.)


    Wenn ich mir aber heute den Buchmarkt ansehe, wo sehr viel unter dem Etikett "Historischer Roman" zu finden ist, so ist mir aufgefallen, dass die meisten Romane, die als "erfolgreich" gelten, eher dem Schema folgen (das sich bereits bei Walter Scott Anfang des 19. Jahrhunderts findet, nur war dem der historische Hintergrund wichtiger): Fiktive/r Held/in nimmt an historischem Geschehen teil oder fungiert vor historischer Kulisse (oder etwas, was als historische Kulisse durchgehen soll).


    Wie aber ist es mit Romanen, wo historische Figuren im Mittelpunkt stehen?


    Hier beschäftigen mich zurzeit zwei Fragen?


    1.)
    Hat so etwas bei Verlagen heute überhaupt noch eine Chance?


    2.)
    Gewöhnlich ist bei einer historischen Figur einigermaßen klar, worauf die Handlung hinzielt bzw. wie es enden wird? In der Vergangenheit habe ich daher immer wieder Bücher gefunden, in denen vor allem mit Wendungen gearbeitet wird, die den Eindruck vermitteln bzw. die Hoffnung aufbauen, dass es doch anders enden könnte.
    Würde eine solche Methode heute noch ausreichen, um ein Buch bei Verlagen / Leserschaft anzubringen?
    Oder gibt es da noch andere Möglichkeiten.



    Ich würde mich sehr über Rückmeldungen freuen.

    Passt nicht ganz in diesem Thread, aber einen Passenderen habe ich nicht gefunden, und einen eigenen Thread dazu möchte ich nicht eröffnen, da doch die Chance besteht, dass er den zu meiner Fragestellun schon gibt.


    Daher die kleine Frage, um die es mir geht, hier: Kann mir jemand in diesem Forum oder auch außerhalb Threads empfehlen, wo es zum Thema Historische Romane Diskussionen gibt. (Allerdings keine ausschließlich wissenschaftlich fundierten Diskussion zu diesem Thema und keine Diskussionen zu dem einen oder anderen konkreten historischen Roman. (Hier habe bereits das Forum mit der Suchfunktion zu durchforsten versucht, aber bei zu knapper Angabe gibt es zu viele Ergebnisse und bei sehr genauer Suche klappt es überhaupt nicht.)


    Mich interessiert zurzeit eine allgemeine Diskussion zum Thema "einen historischen Roman schreiben". Ich würde mich sehr freuen, wenn mir jemand da weiterhelfen kann.

    Kamen die Romane wirklich erst um 1700 auf? Was aber ist mit Prosa, die vor dieser Zeit publiziert wurde, wie z. B. "Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch ..." von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen. Dieser Schelmenroman ist um 1668 erschienen, ist er also kein Roman.
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    Mein Problem mit "seichter" Literatur ist, dass offensichtlich die Leser/innen heute nur mehr seichte Literatur zugemutet werden kann. Jedenfalls wurde mir dieser Eindruck in einer Schreibwerkstatt mit angeblich toller Autorin mit Erfahrung vermittelt.


    In dieser Schreibwerkstatt wurde mir jedenfalls folgender Eindruck von einem "guten" Text vermittelt:
    - Die Literatur vor 1945 kannst du vergessen, vor allem um Bücher aus dem 19. Jahrhundert mache einen großen Bogen.
    - Eine Figur ist nur dann charakterisiert, wenn auf den ersten Seiten folgende Informationen gegeben werden: Altersangabe, Haarfarbe, Augenfarbe, Figur und Ähnliches. Indirekte Charakteristik, z. B. durch ihre Vorlieben, was sie / er tut etc. unbedingt vermeiden, weil so etwas Leser/innen gar nicht kapieren. (Von einer Autorin wurde mir später noch mitgeteilt, dass eine Heldin / weibliche Hauptfigur heute nur dann bei Verlag (Publikum?) eine Chance hat, wenn sie schön und schlank ist und außerdem in ihrer Kindheit von den einem Familienteil missbraucht wurde.)
    - Alles muss Leser/innen direkt erklärt werden, also z. B. warum eine Figur etwas tut.
    ...
    (Kurzes Detail zum Abschluss - als ich in dieser Schreibwerkstatt eine andere Teilnehmerin gefragt habe, warum die weibliche Hauptfigur bei ihr zuerst mit dem Auto und dann mit dem Fahrrad unterwegs ist (ich fand ihre Wahl der Transportmittel in ihrem Text überaus stimmig), stellte sich heraus, dass die Schreibwerkstattleiterin (eine erfahrene Autorin, die sogar für Preise nominiert war) es eindeutig für unnötig hielt, dass ich zu so einem Detail eine Frage stelle, denn es spiele doch keine Rolle, mit welchem Fahrzeug jemand unterwegs ist.)


    Mein Eindruck nach dieser Schreibwerkstatt war jedenfalls, dass heute nur mehr "seichte" Literatur (am deutschsprachigen Buchmarkt) eine Chance hat, weil Leser/innen nichts selbständiges Denken nicht mehr zugemutet werden kann. (Natürlich hoffe ich sehr, dass dieser Eindruck keineswegs die Realität am Buchmarkt wiedergibt.)
    Ist das nun die Meinung der Verlage, die darüber entscheiden, was am Markt vertrieben wird?
    Trifft das wirklich auf die Leser/innen zu?
    Oder soll uns das nur eingeredet werden


    Nach dieser Erfahrung muss ich wohl davon ausgehen, dass es gegen "seichte" Bücher (wo Leser/in nicht mitdenken muss) gar keine Einwände mehr gibt, zumindest nicht, was den Buchmarkt betrifft.


    Für mich stellt sich daher inzwischen die Frage - wie anspruchsvoll darf ein Buch heute überhaupt noch sein, dass es eine Chance hat, überhaupt am Buchmarkt zu landen und dort auch Leser/innen zu finden?

    Als ich vor Monaten zu diesem Buch nach Rezensionen gesucht habe, habe ich sogar zwei in Zeitungen entdeckt, wo Bücher einer Tanja Kinkel normalerweise nicht beachtet werden. (Leider ist verlinken nicht möglich, da ich beide Artikel inzwischen im Netz nicht mehr finden kann. Ich bitte daher um Nachsicht.)


    Beide Rezensionen waren jedenfalls sehr negativ, und es war eindeutig erkennbar, dass die (männlichen) "Kritikerprofis" in erster Linie in ihren Kritiken ihrer Empörung darüber Ausdruck gaben, dass sich eine "Autorin" wie diese Kinkel gewagt hat, sich an dem Minnesänger Walther von der Vogelweide bzw. an einem so anspruchsvollen Thema zu vergreifen, und diesem Thema nicht im Geringsten gerecht wurde. :lache
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    Gleichzeitig habe ich mich an eine Vorlesung erinnert, in der diskutiert wurde, wie sich die Menschen im 18. und 19. Jahrhundert bzw. wir aus der Gegenwart einen Minnesänger vorstellen. Die Idee, dass Walther ein gesellschaftlicher Außenseiter und Aufsteiger (bzw. "Selfmademan" ) war, dürfte tatsächlich unsere heutige Vorstellung von einem Künstler sein, ebenso die Vorstellung, dass er das, was er dichtete, auch selbst erlebt haben könnte. Andererseits ist außer den Werken nichts über Walther bekannt, also hatte die Autorin ziemlich viel Freiraum.


    Abgesehen davon hat es mir schon immer gefallen, wenn Hauptfiguren nicht gleich Schwert oder Revolver einsetzen, sondern sich ganz anderes behaupten müssen bzw. Können. (Was bei Walther und Judith der Fall ist. Vgl. dazu auch ihre eigenen Informationen aus der "Leserunde".)


    Originell finde ich auch die Idee, dass Judith einen eigenen Beruf und Hintergrund hat, und somit nicht wirklich auf Walther angewiesen ist. Sie ist Magistra / Ärztin und eben nicht die unerreichbare Burgdame oder Minnesängerin, die bei einem Minnesänger wie Walther zu erwarten gewesen wäre. Dass sie auch für seine Liebeslyrik mal seine Muse ist, ändert nichts daran, als gleichberechtigte, wenn gleich fiktive Hauptfigur, darf sie ihm auf Augenhöhe begegnen, und das trägt wesentlich dazu bei, dass die Beziehung der beiden sich durchaus spannend entwickelt.


    Gefallen hat mir auch, dass die Autorin nicht ständig Klischees bedient. Die Rivalin Jutta (eine historische Figur) ist nicht etwa böse, Judiths jüdischer Onkel und ihr Cousin dürfen durchaus auch unerfreuliche Züge haben. Überhaupt sind gerade die fiktiven Nebenfiguren großteils gelungene und recht differenzierte Charaktere.


    Zu kritisieren ist allerdings sämtliche historische Figuren an deren Höfe Walther und vor allem Judith kommen, ziemlich farblos bleiben. Diese Szenen hätten reduziert werden können.


    Was die ganzen Aktivitäten im Dienste der Königin und Ähnliches betreffen, das ist zwar sicher erfunden, aber schließlich sollte es kein historisches Dokumentarwerk, sondern ein spannendes Buch werden, und da finde ich es in Ordnung, wenn die Hauptfiguren außer ihrer Beziehung auch anderswo beschäftigt sind. Zudem die meisten Handlungsstränge innerhalb des historischen Rahmens bleiben, und auch durchaus schlüssig umgesetzt sind.


    FAZIT: Eine Leseempfehlung bzw. ein Buch, das eine Chance verdient, und wenn es dem Minnesänger einige neue Fans beschafft, hat sie vielleicht sogar damit mehr geleistet, als so manche/r "anspruchsvoller" (Sekundär-)Literat/in. :-)

    Nach ihren bisherigen Büchern gehört Brigitte Riebe für mich zu jenen Autorinnen, die zwischen Trivial- und Unterhaltungsliteratur anzusiedeln sind. Neben einige wirklich guten, sehr interessanten Romanen, so z. B. "Die Pforten der Nacht" oder "Mond" (recht skurril und vielleicht ein wenig zu schräg, aber eindeutig unterhaltsam und originell), gibt es leider auch eine ganze Reihe von Trivial- und (Drei-)Groschenromanen, auch wenn die Themen gewöhnlich gute Ansätze hätten.


    "Die Pestmagd" (mein Eindruck) gehört leider zu den letzteren, obwohl ich die Beschreibung der Pest und des Pesthauses selbst gut gefunden habe.


    Nicht überzeugen konnte mich aber die Handlung, die um diesen Aufhänger gesponnen wurde, weil hier einfach zu viele Klischees bedient werden. Hinzu kommt noch eine arge "Schwarzweiß"-Zeichnung selbst bei den Hauptfiguren und ein recht glattes und kitschiges Ende für die "Guten"


    Nehmen wir z. B.

    Grauslich, was die "Ärmste" da über sich ergehen lassen muss, aber die Erwähnung hat mich nicht irgendwie berührt. Offensichtlich wäre hier eine eindringliche Beschreibung, bei der einem die Ängste und Verzweiflung der Protagonistin vermittelt werden, notwendig gewesen.


    FAZIT: Als Schundroman für Zwischendurch vielleicht geeignet. Wer ein wenig mehr Ansprüche an ein gutes Buch stellt, muss sich diese Buch nicht antun.

    Historische Kriminalromane sind seit vielen Jahren in Mode, und die Idee, aus einen ungelösten historischen Fall einen Kriminalroman zu schreiben, ist nicht neu. (Wobei anzumerken ist, dass viele dieser ungelösten historischen Fälle nur angeblich ungelöst sind.)


    Der Fall um Amy Robsart dürfte allerdings zu jenen Kriminalfällen gehören, die bis heute tatsächlich ungelöst sind und zu denen es unterschiedliche Auflösungstheorien gibt. Abgesehen davon finde ich es aber auch vorstellbar, dass Robert Dudley vielleicht tatsächlich jemanden mit Ermittlungen beauftragt haben könnte.


    Tanja Kinkel ist eine Autorin, die seit mehr als zwanzig Jahren regelmäßig publiziert, wobei ich finde, dass die Qualität ihrer Romane schwankend ist. Allerdings würde ich sie eindeutig der Unterhaltungsliteratur zuordnen, ein Werk, das ich eindeutig als Trivialroman oder (Drei-)Groschenroman einstufen würde, habe ich bisher von ihr noch nicht gelesen.


    "Im Schatten der Königin" gehört (mein Eindruck) zu ihrem besten Werken und funktioniert besonders als Whodunit. Dass mit Thomas Blount der "Privatermittler" weder besonders fähig noch sehr "clever" ist, fand ich recht unterhaltsam.

    Positiv fand ich auch, dass


    Robert Dudley als "Hauptverdächtiger" ist auch sehr gelungen, einerseits kommt er, nicht zuletzt, da ihm der Erzähler Thomas positiv gesinnt ist, recht sympathisch rüber, andererseits ist er aber undurchsichtig genug, dass vorstellbar ist, dass er Amy tatsächlich ermordet haben könnte.


    Die Einschübe um Kate Ashley sind wohl dazu da, um auch die Sicht Elizabeth einzubauen. Kinkel zeichnet ein ganz anderes Bild von ihr als die aktuellen englischen Romanautorinnen, die zurzeit im deutschen Sprachraum publiziert werden / wurden.


    Ein weiterer Pluspunkt ist auch die Figur Amy Robsart, die hier einmal nicht als armes Hascherl oder hilfloses Opfer dargestellt ist, ohne dass sie gleich zur Negativfigur gemacht würde.


    Auch wenn ich nicht glaube, dass Kinkels Auflösung des Kriminalfalls Amy Robsart tatsächlich historisch zutrifft, ist diese sehr gelungen. Sie ist einerseits originell genug, um zu überraschen und andererseits schlüssig aus den bekannten Fakten entwickelt.


    FAZIT: Eine Leseempfehlung für einen sehr gelungenen historischen Kriminalroman (Whodunit), verdient eindeutig eine Chance

    Nichts gegen eure Meinung, aber das Buch ist viele Jahre vor der Zeit des Nationalsozialismus geschrieben worden, es ist somit kein Werk, das unter den Nationalsozialismus entstanden ist, und hier sollte doch differenziert werden. (Abgesehen davon war der Autor zu dieser Zeit bereits längst verstorben, er hatte daher auch nicht die Möglichkeit, sich gegen eine bedenkliche Auslegungen des Nationalsozialismus, mit denen er womöglich nicht einverstanden gewesen wäre, zur Wehr zu setzen bzw. sich davon zu distanzieren.)

    Zitat

    Original von Josefa
    Was mich gestern bei der Leseprobe am meisten irritiert hat: daß Marie, sobald man sie am Vorabend ihrer Hochzeit der Hurerei beschuldigt (noch nicht mal offiziell anklagt, weit und breit ist kein Vertreter der Obrigkeit in Sicht!), aufgrund eines Gesetzes das Haus ihres Vaters verlassen muß. Daß sie den Schutz ihres Vaters aufgeben muß, ermöglicht die Mißhandlung und setzt die weiteren Ereignisse überhaupt erst in Gang. Gab es so ein Gesetz wirklich?


    Als Tochter untersteht Marie ihrem Vater als Herr des Hauses, der übrigens für ihr Betragen verantwortlich ist. Insofern ist das mit dem Gesetz unglaubwürdig. Selbst wenn die Obrigkeit (in diesem Fall der Rat der Stadt) darauf bestanden hätte, dass gegen Marie eine Untersuchung eingeleitet wird und sie daher woanders untergebracht werden muss, wäre das Mädchen ziemlich sicher in einem anderen Haushalt oder z. B. in einem Kloster untergebracht (und dort unter Hausarrest gestellt) worden.


    Realistischer wäre wegen dieser Beschuldigung eine Anklage wegen Verleumdung durch den Vater gewesen.


    Zitat

    Original von JosefaAnsonsten scheint mir der Konflikt - jetzt mal rein von außen betrachtet - kein grundsätzlich mittelalterlicher zu sein. Es ist eben eine Verschwörung, die von langer Hand geplant wurde und bei der alle Zeugen bestochen sind

    .


    Es ist eine Intrige oder Verschwörung, die auch in der späteren Neuzeit oder in der Gegenwart spielen könnte.


    Zitat

    Original von blackrose
    Das Einzige, was mir wirklich ein wenig unrealistisch vorkam, war, wie irre schnell Marie am Ende des Buches rehabilitiert wurde, nachdem die ganze Intrige ans Licht gekommen ist. Das ging mir dann doch ein bisschen zu einfach. :lache


    Mein Eindruck:
    "Die Wanderhure" ist das, was ich seinerzeit als Dreigroschenroman kennen gelernt habe. Tugendhaftes Mädchen aus ehrlichen Verhältnissen wird durch böse Intrige aus ihren Umfeld verbannt und ist gezwungen, sich in dubiosen Verhältnissen herumzuschlagen, ehe die Intrigen aufgeklärt werden und sie rehabilitiert und mit Mister Right in ein neues Leben aufbrechen kann, das nicht selten auch einen gesellschaftlichen Aufstieg für sie bedeutet. Der einzige Unterschied zu den alten Groschenroman, damals bewahrte die Heldin selbst im Bordell ihre Tugend, das wurde in "Der Wanderhure" sozusagen ins Gegenteil verkehrt. (Wobei der Umstand, dass Marie von Geschlechtskrankheiten verschont bleibt und tatsächlich so etwas wie eine "Edelwanderhure" wird, ebenfalls in die Richtung deutet.)


    Übrigens wird sogar im Roman angesprochen, dass Marie selbst, wenn sie das Bürgerrecht zurückerhält, wegen ihrer Vergangenheit trotz ihrer Unschuld für immer eine "Gezeichnete" bleibt. (Eine realistische Auflösung hätte vielleicht ein Eintritt ins Kloster gebracht, für den sozusagen als Entschädigung die Stadt oder auch der Kaiser die Mitgift zahlt.)


    Allerdings ist es ein Scheinkonflikt, denn die Lösung bedeutet: Marie wird für ihre Leiden belohnt, sie kriegt letztlich den "Mann ihrer Träume" und steigt mit ihm gesellschaftlich auf, lässt also ihre bürgerliche Herkunft hinter sich.


    Eigentlich der typische Dreigroschenromandes ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts. Aber Dreigroschenromane galten zwar als wertloser Schund, wurden allerdings gerne gelesen, kamen also beim Publikum an. :wave

    Dass Dahn ein Gleichnis im Sinn hatte, bezweifle ich. Sicher, beide Teja und Cethegus töten eine Person, die ihnen viel (oder vielleicht auch das meiste) bedeutet hat, weil sie diese für ihren Feind halten, aber die Unterschiede überwiegen: in einem Fall ist es die Geliebte, mit der vielleicht eine Zukunft möglich gewesen wäre, im anderen Fall ist es der Ziehsohn, mit dem es längst zum Bruch gekommen ist.
    (Abgesehen davon: es ist die einzige gotisch-griechisch (byzantinische) Beziehung, die im Roman erwähnt wird. Dagegen gibt es zumindest mit Kamilla-Athanarich und Valeria-Totila zwei gotisch-römische Liebesbeziehungen, die nicht glücklich enden, aber als Liebesbeziehngen jedenfalls nicht scheitern.) Vielleicht ein bereits ein Hinweis darauf, dass der Kampf mit den Griechen niemals gut enden kann. :cry


    Außerdem ist die Tötung seiner Geliebten nicht die einzige persönliche Tragödie, die Teja sozusagen zu der Figur gemacht hat, als die er in die Handlung eingeführt wird, sondern es ist nur der endgültige Moment, wo er sozusagen jeglichen Optimismus, positive oder christliche Einstellung aufgibt. In der Handlung selbst kämpft er dann engagiert für die Sache seines Volkes bzw. der Goten, aber in dem Bewusstsein, dass ihr Untergang nicht aufgehalten werden kann und auch ohne sich etwas für sich persönlich zu erwarten, außer dass sein Volk oder wenigstens dessen Endkampf nicht in Vergessenheit gerät. (Ein Ziel, für das er als Krieger, Held und Sänger beste Voraussetzungen mitbringt.)


    Im Vergleich dazu liegt die Lage bei Cethegus ganz anders. Im Gegensatz zu Teja ist Cethegus kein gebrochener Mann. In seiner Vergangenheit ist halt einiges nicht so gelaufen, wie er es gerne gehabt hat. Cethegus ist stolz auf seine Herkunft (Nachfahre von Julius Caesar), von sich selbst und seinen Fähigkeiten überzeugt (die er tatsächlich hat) und begegnet seiner Umwelt mit Arroganz. Als sozusagen der "letzte" Römer entwickelt er dann seinen eigenen (bei Dahn bzw. aus der Sicht des 19. Jahrhnderts unzeitgemäßen) Plan, das alte Rom wieder auferstehen zu lassen, den er dann ohne Rücksicht auf Verluste verfolgt. Am Schluss ist gehört er (wie seine gotische Gegner) zu den Verlierern. (Aber ohne ihn und seine Aktivitäten würden wir wahrscheinlich den Roman gar nicht fertig gelesen haben. :lesend :grin)


    Dahn bzw. Narses gesteht ihm einen eindrucksvollen Abgang zu. Cethegus, der "letzte Römer", und Teja, der "letzte Gotenkönig" töten sich gegenseitig. Syphax, Cethegus ein treuer Sklave bis zuletzt (obwohl Cethegus ihm am Ende die Freiheit schenkt), entzieht den Leichnam seines Herrn dem Zugriff seiner Feinde und bewahrt ihm so vor Entehrung. Das ist zwar ein durchaus würdiges Ende für Cethegus, aber gleichzeitig hat dieses Ende auf der Werteebene auch eine bittere Ironie, ist also keineswegs nur positiv zu sehen.


    - Um die Leiche von Cethegus zu schützen, wählt Syphax für sich jenes Ende, dass auch die gotischen Überlebenden des "letzten" Kampfes zu wählen bereit waren.
    - Außerdem hat Cethegus zuletzt froh zu sein, dass es natürlich die Heldenfigur des Tejas ist, durch den er seinen Tod findet. Relativ früh im Roman allerdings hatte er Teja schwer beleidigt, als er diesem mit der Begründung auf seine (aus kirchlicher Sicht zweifelhafte) Herkunft, den Zweikampf verweigerte, um so auf eine gerechtfertigte Aussage Tejas gegen ihn nicht eingehen zu müssen. (Teja bezeichnet Cethegus gegenüber Witigis bei ihrem Gespräch bei Theodahads Krönung, als "den Mann, der ihm die Ehre nahm".)
    - Cethegus ist am Schluss eindeutig gescheitert und er hat die Figuren, die ihm wirklich wichtig waren (Julius, Prokop) durch eigene Schuld verloren. (Syphax ist im Unterschied zu ihnen von ihm bis kurz vor dem Ende des Romans abhängig.)


    Ganz anders ist dagegen der Tod des von ihm "verachteten" Feindes Teja zu sehen, dem auf symbolischer Ebene und Handlungsebene positive Elemente zugefügt sind.
    - Teja, der tapfer und unermüdlich für seine Sache gekämpft hat, obwohl er sicher war, dass sie längst verloren ist, stirbt in der Erkenntnis, dass sein Handeln doch nicht umsonst war.
    - Teja tötet seinen (persönlichen) Feind Cethegus, bekommt also seine Rache.
    - Teja erfährt die Anerkennung (die ihm von Cethegus einigen anderen verweigert wurde) auch durch seine Feinde. (Sein heldenhafter Kampf am Mons Vesuvius wird ausdrücklich von Narses als Mitgrund angeführt, dass er den gotischen Überlebenden freien Abzug gewährt / hinzu kommt noch die Lorbeerkranzgeste des Narses.) (Mit solchen Details erreicht Dahn übrigens auch, dass selbst die "bösen" Griechen nicht nur als die Schurken / gänzlich Bösen rüberkommen.)
    - König Teja erfährt nach seinem Tod eine Gleichsetzung mit König Theoderich, was im Roman eindeutig eine besondere, vermutlich die höchste Ehre ist. (In diesem Zusammenhang ist vielleicht nicht uninteressant, dass Teja bei Hildebrand aufgewachsen ist, also sich schon aus diesem Grund als legitimer Nachfolger Theoderichs empfiehlt.)


    Während der Tod von Tejas Geliebter Teja letztlich zu der Figur macht, die wir im Roman kennen lernt und sich seine Taten im Roman meistens durchaus positiv auswirken, da andere (gewöhnlich die eigenen Leute) davon profitieren, ist der Tod von Julius nur der traurigste Höhepunkt von Cethegus Taten, die niemandem außer seinen eigenen Plänen nützen. (Wie Geschichtsschreiber Prokop in seinem (fiktiven) Brief klar stellt: Cethegus hat seinen Zielen alles geopfert, als er ihm die Freundschaft aufkündigt.)


    Cethegus tötet seinen Ziehsohn (und Erben) Julius, mit dem es allerdings längst zum Bruch gekommen ist, während Teja zuletzt mit dem jungen Adalgoth einen Schüler (und Nachfolger) findet. (Überhaupt lässt Dahn ab dem vorletzten Buch Teja ein wenig zugänglicher und weicher werden, wie z. B. die Beziehung zu Totila zeigt.)
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    In der neuer Sekundärliteratur zu Dahns Roman, die nicht sehr umfangreich ist und die ich in den letzten zwanzig Jahren gelesen habe (daher bitte Verständnis, dass ich leider keine Titel nennen kann), findet sich übrigens immer wieder die Bemerkung, dass Teja Dahns Lieblingsfigur war. (Allerdings habe ich das selbst überprüfen können.)
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    Ich habe auch einige andere Romane von Felix Dahn gelesen (auf Amazon / über Kindle ist zurzeit einiges kostenlos zu bekommen und dabei sind mir zwei Dinge aufgefallen: erstens, der Mann konnte gute Schurkenfiguren schreiben (Cethegus ist nicht der einzige Schurke) und zweitens Dahn soll ziemlich kirchenfeindlich eingestellt gewesen sein, und das dürfte, wenn man andere Bücher ansieht,

    , tatsächlich stimmen, auch wenn es immer wieder auch positive Figuren gibt: hier z. B. Julius oder Cassiodor. (Aber beide können im Grunde nicht viel ausrichten, was den Handlungsablauf betrifft.)


    Der Papst, den Dahn in "Ein Kampf um Rom" vorkommen lässt: Silverius, kommt eindeutig nicht gut weg, und bei Theodora ist da ohnehin ein eigener Fall.

    Es ist vielleicht auch nur mein subjektiver Eindruck, aber ich finde, dass auch ihr am Ende eine gewisse Würde gelassen wird.


    Um den Kampf weiterzuführen und die Söldner zu bezahlen, begibt sich Gothelindis in die Katakomben, um dort einen Schatz zu heben. Sie hat sich offensichtlich verirrt und wurde schließlich wahnsinnig, als sie endlich gefunden und herausgebracht wurde, starb sie. (Details werden nicht beschrieben.)


    Dahn lässt sie also bei dem Versuch umkommen, den Kampf um die Macht weiterzuführen. (Auch wenn das ein fragwürdiger Kampf ist, eine Sache nicht aufgeben und weitermachen, trotz Niederlage oder auf verlorenen Posten, ist im Roman eigentlich positiv besetzt.)


    Dahn hätte Gothelindis auch anders enden lassen können, z. B. durch Selbstmord. Oder sie hätte sich auch damit abfinden und Theodahad folgen können, was sie ausdrücklich ablehnt.


    Außerdem ist Gothelindis trotz ihrer Untaten eigentlich eine ambivalente Figur. Sie bekommt (im Gegensatz zu Theodahad) eine eigene Geschichte (wie auch Mathaswintha). Wenn ihr Amalaswintha nicht das Gesicht zerstört hätte oder sie ihren Eutharich oder zumindest jemand anderen als Theodahad hätte heiraten dürfen, wäre für sie durchaus ein ganz anderer Werdegang vorstellbar.