Alberto Manguel erzählt in seinem unterlhaltsam und interessant geschriebenen Buch über die Geschichte des Lesens und des Lesers.
Dabei spinnt er gekonnt seine eigene Geschichte als Leser mit den historischen Entwicklungen von den Anfängen der Schrift und des Lesens bis in die Gegenwart (meist seine Gegenwart).
Er ist ein grossartiger Fabulierer im besten Sinne. "Ein gelehrter Plauderer" habe ich mal gelesen, klingt nach leichter Kost, und kann es auch sein, wenn man sich seinem Erzählen hingibt und mit Neugier seine biografischen Episoden und historischen Miniaturen lauscht, ohne dringend etwas mitnehmen zu müssen. Es bleibt allemal einiges hängen.
Er deckt dabei alles ab, was mir persönlich zum Lesen einfallen würde. Von der privaten (egoistisch) und politischen Bedeutung des stillen Lesens (aufrührerisch), über das Lesenlernen, das Vorlesen, Bilder lesen und Bücher als solche. Er macht sich Gedanken über das geschriebene Wort und seine "Verwertung" wie das Orakeln mit Büchern (vor allem Vergils Werke wurden da genutzt), die symbolische Bedeutung des Lesens, den Autor als Leser und den Übersetzer als Leser, schließlich den Büchernarren, der in verschiedenen Formen auftritt.
Manguels Buch ist so reichhaltig an Geschichten zum Lesen, dass es wie ein Spaziergang durch ein Schlaraffenland der Kultur des Lesens ist, und mit einem Gang nicht genug sein wird. Man kann immer wieder zu einzelnen Passagen/Kapiteln zurück kehren und wieder Neues entdecken.
In sofern ist es vielleicht eine unterhaltsame und sehr anregende Lektüre mit dem lauten Versprechen mehrerer Besuche im Buch. Nicht zuletzt, weil Manguel einfach wunderbar erzählt.
Edit: Autorenname im Threadtitel ergänzt. LG JaneDoe