Beiträge von Evelyne_Marti

    Ja, es gab da tatsächlich einen Traum bzw. mehrere Träume in der Familie, welche als Todesahnungen gedeutet werden können. Sie fielen auf, weil alle um meinen Vater kreisten und vorher nie grossartig von ihm geträumt wurde.


    Ich hatte einen Traum, mein Vater selbst (obwohl er sich sonst nie an seine Träume erinnern konnte) und meine Schwester. Die drei Träume wurden in der Familie thematisiert, vorher sprachen wir eigentlich nie detailliert über Traumdeutung.


    Alle drei Träume können auf den Tod meines Vaters hin gedeutet werden. Natürlich ist es leicht, im Nachhinein so zu interpretieren, doch wir alle hatten ein merkwürdiges Gefühl, es lag etwas Schweres in der Luft.


    Mein Vater starb an einem Herzschlag, es war also kein absehbarer Tod. Nach meinen bisherigen Recherchen scheinen viele Menschen sowas vorauszuspüren, man beachtet es nur nicht, weil die Signale oft sehr unscheinbar sind.


    Bei meinen Brüdern kann ich mich auch nicht an Träume oder ähnliches erinnern.

    Ja, danke, His, das hast Du. ;-)


    Ich glaube, der Tod hat derart viel Beängstigendes, weil es doch manche sogenannten letzten Fragen aufwirft.


    Meine Mutter erzählt mir manchmal von ihrem Vater und aus ihrer Kindheit. In der Gasse, wo sie als Kind wohnte, lebte gegenüberliegend eine Hellseherin (oder Zigeunerin), welche den Tod der Leute voraussehen konnte, tatsächlich starben dann wirklich die besagten Leute. Mehr weiss meine Mutter nicht, denn diese Frau zog bald darauf weg, bekam wohl selbst einen Schrecken über das Eintreffen ihrer Voraussagen. :wow
    Solche Dinge beschäftigen mich ebenfalls, kommt ja in allen Kulturen vor, auch in der Bibel.

    Ich finde es auch schön, wie offen wir hier darüber reden können und wie viele Gemeinsamkeiten und Parallelen da zu finden sind, irgendwie tröstlich, zu wissen, nicht als einzige solche bizarren Momente erlebt zu haben.


    Noch zweimal träumte ich danach von meinem Vater: In einem der Träume wollte ich meinen Vater aus seinem blumigen Grab rausholen, was mir irgendwie durch Zauberkraft gelang. Der Traum hatte absolut Volkssagencharakter.


    Aber durch dieses Zauberritual erweckte ich auch alle anderen Toten des Friedhofs, dabei die Bösen, und ich sah ein, dass es besser war, meinen Vater zurückzubringen und ihn ruhen zu lassen. Von da an träumte ich nur noch schemenhaft von ihm, mein Unbewusstes hatte endlich begriffen, dass mein Vater tot ist.

    Ich träumte vor und nach seinem Tod von ihm, in einem der Danach-Träume begrüsste er mich fröhlich, so wie ich es von ihm kannte und liebte. Da sagte ich ihm offen, er sei doch tot, worüber er völlig überrascht war, so wie es einem real erginge, wenn das jemand zu Dir sagen würde. Ein Traum, den ich nie vergesse.

    Was Ihr erzählt, finde ich kein bisschen zwiegespalten oder ähnlich, sondern völlig verständlich und natürlich in der Trauer, ganz normal. Wahrscheinlich geht es den meisten so, welche einen ganz engen Angehörigen verloren haben.


    Ich hab die Gitarre meines Bruders auch immer noch, total verstimmt, doch das bleibt Familienbesitz. Die Fotos meines Vaters kann ich auch nicht lange ansehen, auch jetzt nach 10 Jahren wird mir ganz elend und komisch dabei.


    Ich habe nur eine einzige zufällige Tonaufnahme von ihm. Diese musste ich komischerweise immer wieder anhören, denn sie ist so kurz, ein einziges bäriges Begrüssen des Babys (mein Neffe, der jetzt 11 ist), dass man automatisch das Bedürfnis bekommt, diesen Ton irgendwie zu verfestigen und anzuhalten.

    Also bei Rammstein hätte ich wohl auch nicht geweint. :grin


    Doch bei mir standen zu der Zeit nur Célin Dion und ähnliche Balladen im Regal. :cry


    Und Gustav Meyrink las ich gierig, weil die Romane so rätselhaft sind und ich viele Lebensweisheiten rauspicken konnte, weiss gar nicht mehr, wie ich gerade auf Gustav Meyrink kam, vielleicht, weil es ähnlich irrational ist wie der Tod, ja, da besteht irgendwie eine Gleichartigkeit.


    Zu diesem Thema gäbe es noch viel zu erzählen, für manche unangenehm oder gar unheimlich. Ich hatte z.B. noch einige aufwühlende Träume von meinem Vater.

    Ich glaube nicht, dass die anderen es bös meinten, ist wirklich reine Hilflosigkeit. Die lockeren Sprüche zeigen, wie unsicher sie sind. Sie wollen das Thema nicht anschneiden, weil es ihnen so vorkommt, als würden sie Wunden aufreissen, die heilen sollen. Und dann wollen sie einen auf andere, fröhlichere Gedanken bringen.


    Um diese peinliche Situation zu umgehen, hab ich gleich gesagt, dass ich an ein Weiterleben nach dem Tod glaube und deshalb OK sei. Trotzdem hat mich jemand auf ähnliche Weise verletzt, jemand, der wusste, wie sehr mich das Ganze wirklich mitnahm und es eigentlich besser hätte wissen müssen.


    Im ersten Jahr konnte ich keine Musik hören, sonst musste ich weinen, trotz aller Bemühung, es nicht zu tun. Gustav Meyrinks Romane haben mir über die schlimmste Trauerzeit hinweggeholfen, aber auch Paul Tournier kann ich empfehlen.


    Wir zogen auch bald um, war vielleicht nötig, um Abstand zu gewinnen, denn die Erinnerungen sind in den gemeinsam bewohnten Räumen zumindest in der ersten Zeit sehr lebendig, zu lebendig.

    Ich finde auch, dass man einer Mutter, welche ihr 5 jähriges Kind verlor, nicht mit solch unsensiblen Sprüchen kommen kann. Sie hat ein Recht zu trauern, so lange, wie sie dazu braucht. Der Tod eines Kleinkindes ist sowieso etwas derart Tragisches und Unüberwindbares...


    Ich war früher einmal in einer Familie länger zu Besuch, wo sie ganz offen über den Tod ihres drittjüngsten Mädchens sprachen. Sie war so present und in ihren liebevollen Schilderungen lebendig, das Haus war erfüllt von diesem Kind, sehr berührend, wie ein lieber Geist.


    Es war ein tragischer Unfall, doch irgendwie fand diese Familie wieder ihren Frieden, indem sie den Tod ihres kleinen Mädchens wirklich nur als vorübergehenden Abschied empfanden und auch gefühlsmässig davon ausgingen, dass es immer noch lebte, in einer anderen Welt.


    In ihren herzlichen Schilderungen konnten sie auch ihrem Schmerz Ausdruck verleihen und in dieser offenen Trauer besser leben. Die Mutter hielt ihr wenige Wochen altes Bübchen im Arm und sagte, wie sehr der kleine Bub sie tröste, denn er habe dasselbe Lachen wie ihr Mädchen.

    Zitat

    Original von Heaven
    Wenn ich an meine Oma denke fallen mir solche Bilder schwer, auch wenn ich mit ihr viel mehr schöne ZTage erlbte. Bei ihr schleicht sich immer dieses Leichenbild ein und das tut mir weh.


    Das geht mir auch so mit meinem Vater, deshalb riet ich meiner Schwester, ihn nicht mehr zu sehen. Meine Brüder sah ich nicht tot daliegen wie meinen Vater, deshalb sind diese Erinnerungen wirklich unbelasteter.
    Unter anderen Umständen könnte es aber sein, dass ich den Tod als solches nicht richtig realisieren kann, weil er mir so abstrakt vorkommt.

    Das ist sicherlich nicht unnormal, im Gegenteil. Es wäre wirklich inhuman, wenn der Tod wie irgendeine kleine Alltagsbagatelle betrachtet würde.


    Mein Neffe schauspielert gern, das macht er so authentisch, dass man nicht aus dem Staunen herauskommt. Doch als er seinen eigenen Tod spielte, liefen mir tausend Schauer über den Rücken und ich bat ihn, damit aufzuhören. Er begriff zuerst nicht, weshalb ich diesmal sein Schauspiel nicht zu würdigen wusste, doch dann sprachen wir eingehend darüber und er verstand. Allein der Gedanke ist nicht zum Aushalten...


    Ein Freund meines Neffen hat vor einem Jahr seine Mutter an Krebs verloren. Er kommt regelmässig zu uns nach Hause und wir versuchen, ihn im Trauerprozess zu begleiten. Er sprach zwar nur am Anfang darüber, aber man merkt, dass er langsam wieder Fuss fasst und der Schock nicht mehr so stark in seinem kleinen Körper festsitzt. Seine Bewegungen sind freier und er lacht wieder viel. Auch seinem Vater geht's wieder etwas besser, doch so was braucht seine Zeit.

    Ja, ich denke auch oft an meinen Vater, obwohl es jetzt schon zehn Jahre her sind, davor starben noch zwei Brüder...


    Der Tod meines Vaters war besonders einschneidend, denn wir lebten im gleichen Haus und hatten eine gute Vater-Tochter-Beziehung. Er war nicht einmal so alt, erst kurz nach 60.


    Ich kann schon verstehen, warum viele den Tod verdrängen. Der Gedanke daran hat enorm viel Beängstigendes, besonders wenn es ganz nahe Angehörige betrifft, ohne die man einfach nicht leben will.


    Meine Mutter ist jetzt 70 und der Gedanke, sie könnte sterben, ist für mich sehr schlimm. Sie ist einfach unersetzlich für mich und die gesamte Familie. Deshalb mein tägliches Gebet: Bitte jetzt noch nicht!


    Ich bin jedesmal ganz froh, wenn der Arzt ihr bei der jährlichen Kontrolle eine für ihr Alter relativ gute Gesundheit bescheinigt.


    Eine südländische Beerdigung mit Weinen und allem, was dazugehört, hab ich mit 10 miterlebt. Damals starb ein Junge, nicht viel älter als ich, er ertrank in unserem Fluss, ein sehr tragisches Ereignis für beide anliegenden Dörfer.


    Mein Vater bedrückte es ungemein, dass er den Jungen nicht retten konnte, er stand jedoch viel zu weit weg und auf der anderen Flussseite, um mehr als verzweifelte Anweisungen geben zu können, doch der Junge wurde in einen todbringenden Sog gezogen. Ich höre noch jetzt das herzergreifende Weinen der Mutter am Grab...

    Hallo His


    Da kann ich Dir nur zustimmen. Unsere westliche Gesellschaft tabuisiert den Tod unnötig. Das bringt nur psychosomatische Krankheiten mit sich, denn der Tod eines geliebten Angehörigen muss ja irgendwie verarbeitet werden.


    Ich persönlich rede mit meiner Familie ganz offen über meinen/unseren/aller Tod, was wann wie zu tun wäre, im Falle wenn.
    Da ich jedoch an ein Leben nach dem Tode glaube und meine engste Familie auch, betrachten wir den Tod eher als Aufbruch zu einer langen Reise, wobei derjenige, der früher stirbt, nur vorausgeht und auf die anderen wartet, bis auch ihre Zeit gekommen ist.


    So war es auch bei meinem Vater, es war sehr hart, ihn tot daliegen zu sehen, wo er doch noch eben mit mir gesprochen hatte, doch ich weiss für mich, dass ich ihn wiedersehen werde.

    Hi ;-)


    Normalerweise braucht es ja nur einen einzigen Nick in einem Forum, für die anderen Nicks gibt's andere Foren. :grin


    Ich kenne aber Foren, wo das mit den Nicks total locker gehandhabt wird. Da bekennen sich haufenweise Leute zu verschiedenen Nicks, ist vor allem in Foren üblich, wo man etwas mehr in die Tiefe geht. :grin


    Das Ratespiel um die Nicks kann allen Spass machen, solange eine gute Stimmung herrscht. Aber wenn es jemand zum Trollen missbraucht, ist's echt horrormässig, kann man aber genauso gut mit dem Erstnick. Das mit der Horror-Mailingliste (oben erzählt), war übrigens kein Witz. Ich verstehe also durchaus das Befremden bei Mehrfachnickern.


    Bei Doc bekomm ich aber auch so Panik. :lache

    Wenn der büchersüchtig-Thread im Portal hängt, lese ich wirklich jedesmal völlig perplex "heroinsüchtig" - das hat familiäre Hintergründe, für weitere Erörterungen wär allerdings wirklich ein Zweitnick nötig. :wow