Beiträge von Evelyne_Marti

    Liebe Nadja


    Ein bisschen Schattenboxen machen wir schon hier, wär einfacher, wenn klar wäre, welche Schreibregeln konkret gemeint sind. Ohne Rechtschreibung geht´s nicht. Lektorat ist wichtig. Ein Text muss auch stilistisch überzeugen. Aber das sollte doch eigentlich klar sein. Wir sind hier ja keine Analphabeten oder Erstklässler, die den Bildungsort Schule anzweifeln. Worum geht es also denn nun? Und warum eröffnest Du laufend Threads und beendest sie, wenn Du keine Lust mehr hast?


    Normalerweise wird ein solches Schreibverhalten in Foren als Regelverstoß angesehen, seine Beiträge so sehr auf neueröffnete Threads zu streuen, obwohl es auch in einem einzigen Strang möglich wäre. Du hast zum Thema Schreibregeln nun schon mehr als einen Thread eröffnet, manche sogar ohne Antwortbeiträge. So regelkonform kommst Du mir deshalb nicht vor. Warum paukst Du so zwanghaft auf Regeln? Hast Du da irgendwelche Normen internalisiert?


    Das Ganze scheint mehr mit Dir zu tun zu haben und Du projizierst das jetzt auf andere Autoren, denen Du Deine Schreibdogmen aufdrängst, dies übrigens recht rüde (es gibt auch Höflichkeitsregeln). Es wäre doch sicherlich sinnvoller, wenn Du bei Dir selbst bleibst und diese Gedankengänge für Dich selbst verwertest und ausarbeitest. Ich denke, manche Autorenwerkstatt-Gespräche gehören ins interne Tagebuch, weil es niemanden sonst interessiert. Oder dann gib Kurse und such Dir Schüler, freiwillige, wenn Dein Belehrungsdrang so groß ist.

    Hallo ihr!


    Mir wird gerade wieder neu bewusst, dass ich nicht in solchen Schubladen denke. Wer gut schreibt, schreibt gut, egal ob mit oder ohne kommerzielle Absichten, auch ungeachtet von postulierten Regeln in irgendwelchen Schreibratgebern. Es kann jemand auch veröffentlichen wollen, um damit Geld zu verdienen, und trotzdem gut schreiben, weil ihm Qualität wichtig ist und er diejenigen Leser ansprechen möchte, die gerade das schätzen.


    Ich denke, wer gut schreibt, kann nur schwer unter seinem Niveau veröffentlichen. Wenn er davon leben möchte, wird er sich wahrscheinlich nicht so verbiegen können, dass er gleich das Gegenteil von dem macht, was sein Sprachgefühl ihm innerlich vorgibt. So gesehen findet jeder Schreibende die Regeln in sich selbst und seinem Stil, der wiederum durch seine Persönlichkeit geprägt wird.


    Was die Sprachregeln betrifft, gibt es für alle klare Vorgaben, aber schon in der Schule wurde uns beigebracht, dass Schriftsteller über eine gewisse künstlerische Freiheit verfügen, sie also durchaus die Regeln sprengen dürfen, wenn das Ergebnis ausreichend kunstvoll überzeugt. Ist ja in der Musik und in der Kunst ähnlich.

    Zitat

    Mit "allgemeines Lesepublikum" wollte ich darauf hinweisen, dass es auch Arten des Schreibens gibt, die eben nicht auf eine breite Leserschaft abzielen und von daher eben nicht primär auf das Einhalten von Handwerkregeln abzielen.


    Es gibt viele, die aus einem tiefen Bedürfnis heraus schreiben und trotzdem oder vielleicht gerade deshalb qualitativ besonders gut schreiben aufgrund eines feinfühligen Gespürs für die Sprache und Texte, so wie andere aus Freude Musik machen. Ich glaube nicht, dass jemand, der kommerziell absichtslos schreibt, deshalb automatisch weniger gut schreibt. Ich sehe diesen Zusammenhang überhaupt nicht, ganz im Gegenteil wollen viele kommerziell ausgerichtet schreiben, denen gerade die grundlegendsten Deutsch-Kenntnisse fehlen, wohingegen viele echte Talente nicht im Traum daran denken zu veröffentlichen, weil für sie Schreiben wie Atmen und Denken ist.

    Okay, nur bedeutet das Üben auch Lebenserfahrung. Ich stelle immer wieder fest, dass Künstler und Autoren auch dann Fortschritte machen in ihrem künstlerischen Prozess, wenn sie für eine Weile gar nichts erschaffen. In dieser Zeit werden oftmals wertvolle Lebenserfahrungen gesammelt, die wiederum den künstlerischen Prozess vertiefen. Jemand, der nichts erlebt hat, wird immer nur das Leben nachäffen, aber nichts Lebendiges entwickeln.

    Klar, aber es gibt musische Naturtalente und Autodidakten, die das von INNEN her entwickelt haben und ein gutes Sprachgefühl und Kompositionsempfinden mitbringen. Das lässt sich recht früh erkennen. Eine von innen natürlich entwickelte Geschichte ist auf jeden Fall lebendiger und aus meiner Sicht besser und authentischer.

    Zitat

    Aber interessant, wie sehr ich immer noch meiner Meinung bin, wenn ich meine alten Beiträge lese. ;-)


    Gerade schmökerte ich wieder in meinen früheren Beiträgen, diese sind mittlerweile 10 Jahre alt. Ich bin erstaunt, wie sehr meine Ansichten von damals auch jetzt noch gelten für mich. Obwohl in diesen 10 Jahren so viel dazukam an Eindrücken und Erkenntnissen, blieb ich in meinem literarischen Wesenskern davon unberührt, wie es scheint.


    Ja, es ist einiges dazugekommen an neuerworbenem Wissen, aber nicht konträr zum bisherigen Gedankengut, sondern ergänzend und anreichernd zu den damaligen Grundgedanken des poetischen Empfindens, die für mich persönlich immer noch stimmig sind, basierend auf dem damals bereits angelegten literarischen Wissen, worauf ich in den darauffolgenden Jahren aufbaute. Manche literaturwissenschaftlichen Bücher kamen mir durch einen Umzug abhanden, doch besorgte ich mir diese später wieder, weil ich immer wieder zu meinen literarischen Wurzeln zurückkehre, wie ich feststelle.


    Ach ja, die Kurzgeschichten hab ich mittlerweile bebildert. Hab leider nur wenig Zeit, sonst würde ich mehr machen. Ich hoffe, das wird sich in den nun folgenden 10 Jahren ändern - zum Guten natürlich! Einen lieben Gruß an mich in 10 Jahren, wenn ich diese Beiträge nachlese! ;-)

    Hallo ihr!


    Lektorat ist wichtig, aber das kann auch liebevoll geschehen. Außerdem braucht es Verständnis für die unterschiedlichen Autorenstile. Auch ein "perfekter Autor" bzw. jemand, der sich dafür hält, kann von Autoren, die ihm nicht zu liegen scheinen, einiges dazulernen, um das eigene Repertoire zu erweitern, denn jedes Talent trägt auch seine Einschränkung in sich. Es ist weitaus sinnvoller, den eigenen Fokus laufend zu erweitern und sich nicht zu sehr in den eigenen Stil zu verrennen und diesen als den allein seligmachenden anderen aufzuzwingen.


    Zum Thema Psychologie: Da es unterschiedliche Typen von Autoren gibt, kann die Schreibweise und deren Beurteilung unter Autoren niemals einstimmig sein. Autoren sind die schlimmsten Kritiker und die schlechtesten "Patienten", wenn sie von Kollegen "behandelt" werden. Ich persönlich halte mich mit Kritik eher zurück, wenn ich nicht eigens dafür bezahlt werde als Lektorin, wo ich dann kritisch sein muss und es auch gewünscht wird. Aber auch das kann liebevoll geschehen. Schließlich hat ein Autor viel Herz in sein Werk gegeben. Und warum sollte er sein Werk nicht für wichtig halten? Jeder Mensch ist wichtig. Dieses Neuautoren-Gemetzel empfinde ich einfach nur als lieblos und persönlich "abwertend", den Wert des Gegenübers herabsetzend. Kollegen-Platzhirschgehabe.


    Es kann einem Autor im Prinzip komplett egal sein, was andere Autoren sagen. Wichtig ist nur er und seine Zielgruppe, die Leser, die er mit seinen Texten berühren/erreichen will. Klar kann ich einen Text grottenschlecht finden, nur stellt sich immer die Frage, aus welcher Perspektive dies beurteilt wird. Vielleicht findet ein anderer wiederum die Texte desjenigen mangelhaft, der demjenigen davor die Richtlinien setzte. Alles ist relativ. Denkbar ist zudem, dass der beurteilte Autor ganz andere schriftstellerischen Ziele verfolgt als derjenige, der wiederum aus einer ganz anderen Warte heraus be- und verurteilt. Es bleibt ein Betrachten aus dem eigenen engen Fokus.


    Je überzeugter jemand von sich selbst ist, desto mehr steckt er in seiner eigenen Bahn fest und wird unflexibel für andere Perspektiven. Deshalb finde ich persönlich es wichtig, sich laufend weiterzubilden und an sich zu arbeiten, auch psychologisch sich selbst mal unter die Lupe zu nehmen. So entstehen ganz neue, spannende Sichtweisen. Aus meiner Sicht ist mehr gewonnen, sich selbst kritisch zu betrachten, über die eigenen Defizite nachzudenken und die anderen Autoren ihr eigenes Ding machen zu lassen. Was kümmert mich des Nachbarn Garten? Gegen ein nettes Gespräch und Inspiration ist nichts einzuwenden, aber mehr muss nicht sein. Das grenzt sonst schon an Bevormundung. Bekanntlich sind jedoch die Gedanken frei.

    Ich schreibe ins Notebook, eben weil ich das nicht alles abtippen will. Nur ist es bei mir leider auch so, dass ich ohne Papierschnitzel und Stift nicht auskomme. Sieht dann echt arg aus, all diese Papierfetzen oder auch Notizbücher. Meistens muss ich dann sowieso die Hälfte weglassen, weil ich die Tendenz habe, mich zu wiederholen bzw. etwas x-mal neu zu reflektieren.


    Am Ende verlasse ich mich dann doch auf meine Intuition und schaue nicht mehr alles genau nach, was ich da so zusammengekritzelt habe. Teilweise kann ich es sowieso nicht mehr lesen, wenn es schnell ging. :chen

    Interessantes Thema, hab ähnliche Eindrücke dazu gesammelt. Leider steht die Existenzsicherung im Vordergrund, weshalb AutorInnen, die länger an ihren Werken feilen, dann natürlich auch weniger auf den Markt bringen können oder viel länger brauchen, um überhaupt in die Gänge zu kommen, vor allem wenn dann noch eine Familie zusätzlich Arbeit bringt. Die Bemerkung mit den unterbeschäftigten Hausfrauen fand ich nicht so gut, weil es nicht der Realität entspricht, ist doch eher so, dass Mütter mit Kindern ihre Talente oft über Jahre hinweg hinten anstellen und von ihren vielfältigen Verpflichtungen total vereinnahmt werden. Man könnte mehr aus dem Thema holen, wenn solche Abwertungen wegfielen. Es geht auch nicht um Futterneid oder idealistische Vorstellungen, die jemand vertreten muss, sondern eher um die Fakten und wie sich die Situation zugunsten der Autoren verändern ließe. Da ist es sicher nicht verkehrt, über den Tellerrand zu gucken und zu beobachten, wie es in anderen Ländern gehandhabt wird bzw. Autoren sich besser durchsetzen.

    Ich kann mich noch an zwei Felidae-Romane von ihm erinnern, die mochte ich. Aber das neue Buch würde mich auch nicht reizen, klingt aber irgendwie nach Rap vom Stil her. Bei einem Rapper würde sich niemand aufregen. Also im Trend liegt er immerhin gerade noch, etwas verspätet vielleicht, wo doch der Rap auch schon wieder selbst veräppelt wird von den Rappern selbst. Ich dachte, nach den (für mich unverständlichen) Auszeichnungen für Baby***-Gedichte beim Ingeborg-Bachmann-Preis wär auch literarisch so gut wie alles erlaubt. :gruebel

    Ein tolles Thema. Man könnte es archetypisch betrachten, die ewigen Motive der Literatur, Aschenbrödel etc. Irgendwo muss die Frau zuerst leiden, um erlöst zu werden. Es steht für innerseelische Konflikte, die über Jahrhunderte so tradiert wurden und offenbar immer noch kollektiv archetypisch in den Imaginationen der Fantasy-Autoren wirksam sind, wenn sie nicht bewusst darüber nachdenken - was sie wohl nicht tun. ;-)

    Ich lese mehr Fachliteratur und weniger Romane, weil ich der investigative Typ Mensch bin. Ich möchte dazulernen, ich brauche Spannung, die Spannung, etwas herauszufinden, eine Lösung für eine Fragestellung aufzuspüren.


    Belletristik reizt mich, wenn auch dort ein Lerneffekt eintritt, z. B. durch den intelligenten Aufbau einer Handlung, philosophische und poetische Momente, die mich zum Nachdenken bringen und mir neue Perspektiven ermöglichen. "Nur" reine Unterhaltung reicht mir nicht. Humor kann mich eine Weile tragen, aber sie darf nicht vom Thema wegführen und plakativ oder gar neurotisch werden. Dann beginnt es mich zu langweilen. Man kann alles übertreiben und ausreizen. Na ja, wie gesagt lese ich mehr Fachliteratur, bei der Belletristik fast nur noch Klassiker und Weltliteratur. Ansonsten kann ich mich noch zu einer eher langweiligen Bestseller-Lektüre bewegen, wenn ich es mir in einer anderen Sprache kaufe, um die Sprache zu lernen. Es muss sich für mich irgendwie lohnen, ein Lerneffekt muss da sein, sonst ist es für mich Zeitverschwendung.