Beiträge von Taubenschlag

    Mich hat das offene Ende nicht gestört, da nur einige Fragen offen bleiben, die Haupthandlungsstränge aber schon abgeschlossen werden. Die Autorin bricht also nicht mitten in der Handlung ab, so sollte man es nicht verstehen, aber das Buch ruft schon nach einer Fortsetzung. Man sieht noch weitere mögliche Geschichten um diese Familie.

    Auch ich durfte dieses Buch in einer Leserunde lesen und es hat mir richtig gut gefallen. Hier meine Rezension:


    Melfi und Salerno 1054: Der junge Normanne Gilbert wird auserwählt, Comtessa Gaitelgrima, Gemahlin des Grafen von Ampullen, mit ihrem neugeborenen Sohn nach Salerno zu geleiten. Ihr Bruder herrscht dort und ihr Sohn soll an seiner Seite getauft werden. Salerno ist eine reiche, moderne Stadt, doch hinter den Fassaden braut sich ein Machtkampf um die Herrschaft in der Grafschaft zusammen. Auf Seiten des Grafen kämpft Gilbert um die Sicherheit der Comtessa und ihres Kindes und beeinflusst dabei den Aufgang des Machtkampfes erheblich.


    Der Roman wird durchgehend von grosser Spannung getragen und nimmt den Leser mit auf eine Reise in eine unruhige Zeit in Süditalien, die von Machtkämpfen verschiedener Grafschaften, Byzanz und dem Papst geprägt ist. Die politischen Zusammenhänge werden detailliert beschrieben ohne den Fluss der Geschichte zu stören. Grade für die Leser, die den ersten Teil der des Buches nicht gelesen haben, ergibt sich zu Beginn eine Flut an Informationen und neuen Personen, dieser Wust sortiert sich aber bald und auch ein Neueinsteiger kommt gut in die Geschichte hinein.


    Die Charaktere sind durchweg gut beschrieben und man kann sich die einzelnen Personen gut vorstellen und sich in sie hineinversetzen. Insbesondere die Person Gilbert wird in ihrer Entwicklung gut dargestellt und man kann sein Vorgehen und die Veränderung seiner Einstellung zur Herrscherfamilie gut nachvollziehen.


    Verbunden mit schönen Beschreibungen der Ortschaften und Landschaften sowie des Lebens der Menschen, ergibt sich ein sehr stimmungsvolles Bild der damaligen Zeit. Die Geschichte ist durchweg logisch aufgebaut und ich könnte als Leser die Handlungen der Hauptpersonen immer gut nachvollziehen. Gut gefallen hat mir auch, dass die zum teil dramatischen Kampfszenen nicht zu blutrünstig dargestellt wurden, ohne dass sie an Wirkung verlieren.


    Es handelt sich um einen durchweg lesenswerten, spannenden Roman aus dem Mittelalter, der viel Spass beim Lesen macht.

    Dürn und Mainz 1391: Die Junge Magd Fronika wird im Mainzer Dom zu Unrecht des Diebstahls bezichtigt. Ich gelingt die Flucht aus dem Kerker und entgeht dadurch dem Prozess. Ihre Flucht führt sie zu ihrem Grossonkel, der Pfarrer in Dürn ist. Vor seinem nahen Tod vertraut er ihr sein grosses Geheimnis an, das ihn nicht sterben lässt. Bei einer Wandlung während einer Messe hatte er Wein verschüttet. Dieser Wein nahm auf dem Altartuch die Form des Anlitz von Jesus an. Er versteckt dieses Tuch im Altar. Er beauftragt Fronika, das Tuch aus dem Altar zu holen und in die richtigen Hände zu geben. Nach den ersten vermeintlichen Wundern in Zusammenhang mit dem Tuch gerät Fronika in höchste Gefahr.


    Es entwickelt sich eine wirklich spannende Geschichte um das Tuch und das weitere Leben von Fronika. Der Leser bekommt einen tiefen Einblick in das Leben und Fühler der Menschen in der damaligen Zeit. Kurz nach einer Pestepidemie war dieses Tuch für viele Menschen ein Zeichen der Hoffnung und bestärkt sie in ihrem Glauben. Es tauchen aber auch Leute auf, die versuchen das Tuch zu erlangen, um sich damit zu bereichern. Andere Menschen sind der Meinung, dass Wunder nicht notwendig sind, da der wahre Glauben genug Belohnung im Himmelreich bringt. Die Autorin beleuchtet das Thema Wunder von verschiedenen Seiten, die mich auch etwas nachdenklich zurück gelassen haben.


    Die Charaktere werden sehr facettenreich beschrieben und verkörpern die unterschiedlichen Herangehensweisen zum Thema Wunder sehr glaubwürdig. Auch Alltagsszenen aus dem damaligen Leben werden sehr schön beschrieben, so dass insgesamt ein stimmungsvolles Bild der Zeit entsteht. Die Jagd nach dem Korporale, Fronikas Flucht vor den Verfolgern und die Aufklärung von Morden sind aber auch für sich genommen schon eine spannende Kriminalgeschichte, verbunden mit einer gefühlvollen, von einigen Hindernissen belasteten Liebesgeschichte zwischen Fronika und Jakob. Insgesamt wird dieses Buch zu keiner Zeit langweilig.


    Ein absolut lesenswertes Buch mit einer besonderen Stimmung.

    Zürich 2008: Dominik Ehrmann, ein junger, schweizer Journalist wird mit Nachforschungen zum Verbleib von Andreas Winter beauftragt. Vor 16 Jahren hat sein Grossmutter jeden Kontakt zu ihm verloren. Andreas war nach dem Tod seiner Eltern Schüler in einem Internat in Gabrielsberg, das in letzter Zeit Schlagzeilen wegen Missbrauch durch Patres gemacht hat. Andreas Spur verlor sich nach einer Flucht aus einer psychiatrischen Klinik. Dominik nimmt sich des Falls an und taucht bei seinen Recherchen tief in die Abgründe von sexuellem Missbrauch und der Verwicklung der Kirche ein.


    In diesem Buch wird ein trauriges, aktuelles Thema aufgenommen und zu einem spannenden, flüssig geschriebenen Thriller verarbeitet.
    Leider konstruiert der Autor eine etwas unglaubwürdige, von vielen Zufällen geprägte Geschichte, die sehr bald von dem eigentlichen Thema abschweift und in einer Verfolgungsjagd und Liebesgeschichte endet. Das Thema Missbrauch mit den persönlichen Konsequenzen für die Opfer, wird nur am Rande gestreift und nicht weiter vertieft. Schnell wendet sich das Buch der Verfolgung der Täter zu, die mittlerweile in hohe Kirchenkreise aufgestiegen sind. Es entwickelt sich eine hektische Jagd auf die Verantwortlichen, die durch seltsame Zufälle und mächtige, vermögende Freunde und Verwandte geprägt ist, die jederzeit unterstützend eingreifen und so zum Erfolg der Jagd beitragen. Es bleibt nicht beim Thema Missbrauch, schnell geht es um weitere brisante Themen, wie Waffenschmuggel, Anlagebetrug und medizinische Versuchen in der 3. Welt. So entwickelt sich eine wirre Geschichte, in der die Charaktere mit ihrer persönlichen Geschichte nicht ausgearbeitet werden und die weiteren Themen nur am Rande gestreift werden. Leider hat der Autor versucht, zu viele Themen in seinem Buch aufzugreifen, ohne dabei eins richtig auszuarbeiten.
    Es war mir einfach zu viel und zu oberflächlich.

    Die Frau des Dorfarztes wird ermordet und der Neffen des Herrn von Windermere wird des Mordes verdächtigt. Die Anwältin von Pierre, dem vermeintlichen Täter, glaubt nicht an seine Schuld und bittet Olivia Lawrence, einer Journalistin aus London, verdeckte Ermittlungen in dem kleinen Ort Windermere anzustellen. Unter dem Vorwand für eine Zeitung typisch englische Geschichten zu suche, fährt sei an den Ort des Geschehens und nimmt die Ermittlungen auf.
    Dieses Buch ist eine sehr ruhige Geschichte, ohne Action oder viel Blut. Olivia ermittelt, indem sie die beteiligten Dorfbewohner befragt und so Hinweis auf Hinweis bekommt, die sie geschickt zur Lösung des Falls kombiniert. Die Autorin beschreibt die Charaktere dabei sehr genau, man hat als Leser das Gefühl die jeweilige Person gut zu kennen und einschätzen zu können. Die schönen Beschreibungen des Dorfes und der Landschaft läßt eine für mich typische Stimmung englischer Krimis entstehen. Ein Herrenhaus, ein idyllisches Dorf, eine alte Dame mit Hunden, ein Dorfarzt ein Pfarrer, Regen und Gummistiefel, alles ist da. Die Lösung des Falles war für mich logisch nachvollziehbar, was für mich immer sehr wichtig ist und man kann, da man die gleichen Informationen hat, wie Olivia, selber mit rätseln, wer wohl der Täter ist.
    Leider hatte das Buch im mittleren Teil gewisse Längen. Die gleichen Erkenntnisse wurden immer wieder von verschiedenen Seiten betrachtet und bei mir machte sich eine gewisse Ungeduld breit, da nichts voran ging.


    Es handelt sich also um einen klassische Kriminalroman, der den Leser zum Mitraten einlädt und einen Hauch von Miss Marpel verströmt. Wirklich lesenswert.

    China und Japan im frühen 17. Jahrhundert: Günter Kaufmann ist unter unklaren Umständen im Shaolin Kloster in China gelandet und hat dort die Kampfkunst der Mönche gelernt. Date Masamune befindet sich auf der Rückreise von einer diplomatischen Reise zum Kaiser von China und Günter und sein Freunde retten ihm das Leben bei einem Überfall. Überzeugt von Günters diplomatischem Geschick lädt Masamune Günter ein, mit ihm als diplomatischer Berater nach Japan zu reisen. Günter nimmt die Einladung an und taucht in eine privilegierten Rolle in das Leben am Hofe des Daimyo Date Masamune ein. Er wird ein treuer Hatamoto des Daimyo und findet in Kazuko, der Tochter des Daimyo, seine grosse Liebe.
    Durch die geschickte Wahl der Hauptperson und der Erzählperspektive Günters wird der Leser an das Leben in Japan und die besonderen Sitten und Gebräuche des Landes herangeführt. Wir bekommen einen tiefen Einblick in die politischen Veränderungen, weg von der klassischen Kriegertradition der Samurai hin zu einer auf Diplomatie basierenden Politik. Sehr schön wird diese Entwicklung am Leben des Daimyo Masamune beschrieben. Viel Raum nimmt auch die spirituelle Seite des Lebens in Japan ein. So werden wir Zeugen des Schmiedevorgangs des Schwertes für Günter aber auch von Teezeremonien und der Kampfkunst. Sehr gefühlvoll wird auch die Annäherung von Kazuko und Günter beschrieben, sie zunächst von kulturellen Unterschieden belastet ist.
    Das Buch ist sehr gefühlvoll und regt zum Nachdenken über Gewalt und das friedliche Lösen von Konflikten an. Auch bekommt man einen guten Einblick in das Leben in Japan zur damaligen Zeit mit ihren gesellschaftlichen Umbrüchen.
    Nicht so gut gefallen haben mir einige übersinnliche Szenen grade im Bereich der Kampfkunst und der Krankenheilung. Beschreibungen von Gesprächen durch Gedankenübertragung oder Heilung durch Handauflegen haben für mich mit der wirklich guten Geschichte nicht zu tun und haben auf mich störend gewirkt.
    Insgesamt ein wirklich lesenswertes Buch, dass sich mit der spirituellen Seite und dem Leben in Japan in der damaligen Zeit beschäftigt.

    Hamburg 1911: Der verwitweter Reeder Viktor Dornhain lebt mit seinen 3 Töchtern und seiner Mutter in einem prächtigen Herrenhaus an der Alster. Mit unkonventionellen Mitteln setzt seine Tochter Lavinia ihren Heiratswunsch mit dem Architekten Konrad Michaelis durch. Leider verbindet diesen eine tiefe Liebe zu Lavinias Schwester Helene, die als Kunststudentin und Malerin im pulsierenden München lebt. Gleichzeitig kommt Klara, Viktors illegitime Tochter aus Glücksburg als Hausmädchen in Viktors Haushalt. Im Sohn des Uhrmacher findet sie ihre grosse Liebe. Dann bricht der 1. Weltkrieg aus und bringt weitgehende Veränderungen aller Familienmitglieder und ihrer Angestellten.


    Abwechselnd verfolgen wir als Leser das Leben der einzelnen Charaktere und lernen diese mit ihren Eigenarten kennen. Sie selbständig Helena mit ihrem freien, für die Zeit sehr fortschrittlichem Leben in München, Lavinia mit ihrem Kampf um den Mann, den sie meint unsterblich zu lieben, die kühle, pflichtbewusste Ellionor mit ihrer wohltätigen Ader, Klara, das freundliche Hausmädchen mit den unbekannten Eltern, sowie den übrigen Personen, die die Geschichte prägen.
    Die Charaktere werden dabei sehr lebendig beschrieben und der Leser erkennt schnell die Besonderheiten der einzelnen Personen und kann sich so gut mit ihnen identifizieren. Dazu kommen noch sehr detaillierte Beschreibungen des alltäglichen Lebens in der damaligen Zeit. Strassenszenen mit aufkommender U-Bahn und Strassenbahn, der Bau des Elbtunnels, der Strassenverkehr mit Autos und Pferdefuhrwerken, aber auch das Leben im Haus mit den neu aufkommenden Dingen wie Telefon, Bügeln oder anknöpfbaren Bettbezügen. Auch die Not während des Krieges wird gut beschrieben, die Mangelversorgung an Lebensmitteln, Kleidung und Seife, die Not und Proteste der einfachen Bevölkerung, das Bangen um die Männer an der Front. Durch die Perspektive des Hauspersonals werden auch die Nöte der kleinen Leute deutlich. So entsteht ein Bild der Zeit, das den Leser mit in die Jahre 1911 - 18 nimmt und ihn in das Geschehen eintauchen lässt.

    Diese tollen Szenen der Zeit gleichen dann auch die etwas seichte Geschichte der Haupthandlung aus. Es handelt sich hier um eine typische Dreiecksbeziehung in der eine Schwester den unglücklichen Ehemann der anderen Schwester liebt und man hofft während der ganzen Geschichte auf ein Happy End der beiden. Die Autorin schafft es eine fesselnde Familiengeschichte zu schreiben, ohne dabei zu weit ins Kitschige ab zu gleiten. Vielmehr entsteht ein faszinierendes Bild der Zeit mit einer Rahmengeschichte, die ans Herz geht.


    Das Buch ist absolut lesenswert für Leser, die sich für interessante Familiengeschichten gewürzt mit einem tiefen Blick in die entsprechende Zeit wünschen.

    Jetzt möchte ich auch hier meine Rezi zu diesem wirklich tollen Buch einstellen.


    1613: Überall in Deutschland greift die Hexenverfolgung um sich. Bisher konnten diese Prozesse von der kleinen Eifelherrschaft Neuerburg ferngehalten werden, aber Unwetter und Krankheiten lassen auch hier den Glauben der Bevölkerung an Hexen als Schuldige wachsen. Nach mehreren Lynchmorden und dem ungeklärten Todesfall der eigenen Tochter sieht sich auch der Landesherr von Neuerburg gezwungen, aktiv gegen Hexen vorzugehen. Wir werden Zeuge, wie sich aus kleinen Anfängen eine Hatz auf Unschuldige entwickelt. Einzig die Nichte des Landesherren Claudia mit ihren Freunden versucht sich gegen die Verfolgung zu stellen. Als ihre Freundin Barbara der Hexerei beschuldigt wird ersinnt sie einen Plan, um das Verfolgungssystem mit den eigenen Mitteln zu schlagen.


    Die Autorin schafft es sehr gut, dem Leser deutlich zu machen, wie sich eine Verfolgungswellen entwickeln kann. Die Not der Bevölkerung, zusammen mit dem geringen Bildungsstand kann in Verbindung mit einigen Aufwieglern einen wahren Brand entfachen, den auch eigentlich besonnene Bürgermeister und Landesherren nicht mehr löschen können, wenn sich nicht selber Gefahr laufen zu wollen, ihre Herrschaft zu verlieren oder selber Opfer der Verfolgung zu werden. Dieser Aspekt wird in eine wirklich sehr lesenswerte Geschichte mit sympathischen Charakteren eingearbeitet. Auch die seelischen Abgründe der Verfolger, bei denen häufig auch die Gier nach Reichtum eine Rolle spielten, werden sehr gut herausgearbeitet. Hier bleibt kein menschlicher Abgrund unbeleuchtet. Einige Folterszenen sind wahrscheinlich nichts für schwache Nerven, aber dieses grausame Kapitel ist natürlich in einem Roman mit dieser Thematik zu erwarten und die Autorin geht auch nicht mit Übertreibung an dieses Thema heran.


    Es handelt sich hier also um einen spannend zu lesenden Roman mit einer guten Handlung und einem gut recherchiertem Hintergrund. Die Glaubwürdigkeit der Entwicklungen war immer gegeben. Wer also Lust hat, einen Roman mit geschichtlichem Hintergrund und einem guten Schuss Psychologie zu lesen, wird hier gut bedient.

    1987 wurden im kleinen Ort Wittenrode 3 grausame Morde begangen, der Volksmund taufte sie die "Teufelsmorde". 20 Jahre später wird ein weiterer Mord in diesem Ort begangen, der in seiner Ausführung sehr dem Muster von 1987 ähnelt. Julia ist im Waisenheim dieses Ortes aufgewachsen und als eine Jugendfreundin dieser Tat beschuldigt wird, kehrt sie nach Wittenrode zurück, da sie nicht an die Schuld ihrer Freundin glauben kann. Dort angekommen stellt sie Nachforschungen zu dem Mord und dem Leben ihrer Freundin an und stößt schnell auf Ungereimtheiten, die auch ihre eigenen Vergangenheit betreffen. Beim Blick hinter die Kulissen der Dorfidylle offenbaren sich weitere Abgründe und dunkle Geheimnisse.


    Schon auf den ersten Seiten schafft es die Autorin, den Leser in die Geschichte hineinzuziehen. Sehr beeindruckend beschreibt sie die Dorfbewohner mit ihren Geheimnissen und ihrer Abgrenzung zum Leben draussen. Schnell baut sich ein Gefühl der Bedrohung auf, das die Spannung im Buch bis zum Ende aufrecht erhält. Denn schnell wird klar, der Täter von damals ist wieder aktiv und bedroht weitere Dorfbewohner. Ein Abgrund aus Geheimnissen, Erpressungen und gegenseitiger Abhängigkeit tut sich auf, verbunden mit einem eigenartigen Selbstbild der Dorfgranden. Da Buch lebt dabei von der sehr guten Charakterisierung der Hauptakteure, die in sich selbst und ihren Familien- und Dorftraditionen gefangen sind.
    Auch Julia, Eva und Sandmann, die gemeinsam eigentlich nur zur Beerdigung der Freundin nach Wittenrode zurückgekehrt sind, werden sehr gut charakterisiert. Mit viel Engagement machen sie sich daran die Unschuld der Freundin zu beweisen. Dabei stossen sie auf eine Mauer der Ablehnung, die sie aber nicht davon abhält, hinter das Geheimnis zu kommen.


    Leider lässt das Buch am Ende einige Fragen offen, die in einem Folgeroman beantwortet werden sollen. So ein Ende lässt mich immer etwas unzufrieden zurück. Ansonsten ist das Buch aber absolut lesenswert mit einer guten Spannung und einer logischen Handlung. Insbesondere die Stimmung in diesem nach aussen hin sehr abgeschlossenen Ort hat mich sehr gefangen genommen.

    Zitat

    Original von Buchplauderer
    Versuch´s doch mal mit bookcrossing! Ist eine tolle Idee, Bücher freizulassen.


    Hast Du damit Erfahrungen? Ich habe einfach Angst, dass irgendwelche Leute die Bücher einfach mitnehmen und sich nie bei Bookcrossing melden. Ansonsten stelle ich mir das Ganze auch recht witzig vor.

    Jette erwischt ihren Freund Tom bei einem Schäferstündchen mit ihrem besten Freund. Zusammen mit ihrem Mops und zwei Meerschweinchen flüchtet sie zum Essener Bahnhof und kauft sich dort eine Fahrkarte an einen Ort, den sie nicht kennt, nach Herbertingen in Schwaben.



    Dort angekommen trifft sie auf Trude, eine schwäbisches Urgestein, die sie mangels Alternativen in diesem kleinen Ort, bei sich aufnimmt. Jette nimmt den Kampf um ein neues Leben an. Sie lernt die Menschen zu verstehen und freundet sich mit dem Landleben an. Langsam baut sie sich ein neues Leben auf.



    Schnell freundet sie sich mit Trudes Sohn Felix an, doch auch Georg, sein bester Freund zeigt Interesse an Jette. Es entwickelt sich eine nette Dreiecksgeschichte.



    Die Geschichte ist spritzig und flott zu lesen. Die Charaktere werden sehr sympathisch herausgearbeitet und der Leser bekommt einen guten Eindruck von den schönen Orten und Landschaften in Schwaben.


    Leider war die Handlung doch sehr schnell absehbar und es gab nur wenige überraschende Wendungen. Fraglich ist auch, ob ein Neuanfang in einer fremden Umgebung realistisch gesehen so glatt und einfach laufen kann, wie in Jettes Fall.


    Insgesamt handelt es sich aber um eine schöne Geschichte, die nett zu lesen ist und auch zum Schmunzeln anregt. Eine perfekte leichte Lektüre für schöne Sommerabende oder den Strand. Wirklicher Tiefgang ist hier jedoch nicht zu erwarten. Da das Buch mir aber doch viel Spass beim Lesen gemacht hat, vergebe ich hier 7 Punkte.

    1917 in Westpreussen: Der junge Kommandojäger Wilhelm Berger wird nach einer Kriegsverletzung nach Jatty versetzt. In der Region der Tucheler Heide treibt ein Wilderer sein Unwesen. Ein Förster wurde bereits ermordet und auch der Täter Franz Kleinschmidt ist bekannt. Mithilfe der kleinen Leute in der Region entzieht er sich immer wieder der Festnahme durch die Polizei. Als der Kommissar Paul Marquardt ebenfalls nach Jatty versetzt wird geht die Jagd auf den Wilderer in die entscheidene Phase.


    Auch wenn die Haupthandlung in diesem Buch die Jagd auf den Wilderer darstellt, geht das Buch deutlich weiter. Der Autor schafft es, dem Leser die politische Situation in Westpreussen zum Ende des Ersten Weltkriegs deutlich zu machen. Weite Teile er polnischen Bevölkerung strebt nach Freiheit von der deutschen Regierung und lehnt sich gegen die tägliche Unterdrückung der polnischen Kultur auf. Kleinschmidt, der Pole ist, ist somit mehr als ein Mörder und Wilderer, er ist für die Bevölkerung ein Freiheitskämpfer.


    Sehr schön arbeitet der Autor die Charaktere der handelnden Personen aus und geht bei der Analyse des deutsch-polnischen Konflikts in der Region wirklich in die Tiefe. So kann man Leser die Nöte und Ungerechtigkeiten, die die polnische Bevölkerung täglich erlebt gut nach vollziehen, auch die Arroganz, die die deutschen Herrscher an den Tag legen, wird deutlich. Insofern bekommt man hier ein gut nachvollziehbares Stimmungsbild.


    Leider leidet die Spannung etwas unter den Beschreibungen. Bei mir kam nach einer gewissen Zeit etwas Langeweile auf, weil immer weitere Szenen beschrieben wurden, in der Kleinschmidt den Jägern entkam. Die Handlung kam an diesen Stellen nicht voran.


    Insgesamt ist das Buch wirklich lesenswert, eine schöne Wilderergeschichte mit viel geschichtlichem Hintergrund. Die Bezeichnung Kriminalroman finde ich bei diesem Buch etwas irreführend, da der Täter und das Geschehen eigentlich bekannt ist, es also nur noch um die Ergreifung des Täters geht. Wichtig ist auch noch zu sagen, dass das ganze Geschehen auf einer wahren Geschichte beruht, die der Autor aus alten Dokumenten rekonstruiert hat.