Beiträge von Swansea

    upps, da hast Du ja eine Reise vor Dir rienchen

    SchwiePa wird sich aber ganz bestimmt sehr freuen - und ich hoffe, das verstehen auch die kids dann...

    Zur Dekofrage: Ich finde einfache Dinge so schön; z.B. kleine Tannenzweige (feinere) mit einer Klammer an eine Serviette heften - evtl. noch ne Christbaumkugel nebendran. Fertig ist die Deko zum xmas-Dinner :weihnachtsbaumIch würde alles so effektvoll, aber einfach wie möglich halten, evtl. die kids einbeziehen (kleine Zweige sammeln, Messer mitnehmen ;))

    Gibt da auch unendlich vieles bei yt....


    Ich wünsch Dir auf jeden Fall gute Reise und dass die gemeinsame Familienzeit an der Mosel (unweit von mir übrigens ;) so schön wird, wie Du/ihr es euch vorstellt!

    "Die Bücher, der Junge und die Nacht" von Kai Meyer erschien (HC, geb. 496 Seiten) 2022 im Verlag Droemer Knaur. Auf diesen Roman war ich aufgrund der Thematik (die Liebe zu Büchern und Zeitgeschichte) mehr als neugierig; da ich Kai Meyer's "Die Alchimistin" vor Jahren sehr begeistert gelesen habe und vom Stil des Autors, der es mühelos schafft, den Leser mit auf Zeitreisen zu nehmen und eine unglaubliche Nähe zwischen den sehr gut ausgeleuchteten ProtagonistInnen und den LeserInnen herzustellen, sehr beeindruckt bin. Er zählt damit zu meinen favorisierten deutschen Erzähltalenten durch seine Themen und seinem atmosphärischen Schreibstil.


    Die Haupthandlung dieses Romans dreht sich um das Auffinden eines verschollen geglaubten mysteriösen Buches, das nur einmal gedruckt wurde und im Grunde zum Selbstgebrauch bestimmt war:


    Leipzig, Graphisches Viertel : (Zeit des 2. Weltkriegs)


    "Das Alphabet des Schlafs" bekommt 1943 Jakob Steinfeld, Inhaber des Antiquariats "Montecristo" (spezialisiert auf Abenteuerliteratur, Geheimbund und Logenromane sowie romantische Literatur) von einer jungen Frau mit der Bitte unterbreitet, das Buch zu binden; mit dem Vater, einem Verleger namens Konrad Pallandt, hat sich Jakob nicht grundlos überworfen hat. Jedoch hat Jakob die Tochter namens Juliane (Juli), sofort nach ihrem Erscheinen in der Buchbinderwerkstatt bereits in sein Herz geschlossen und eine dramatische Liebe beginnt, da Juli nach wenigen Tagen ihres Kennenlernens spurlos verschwindet...


    40 Jahre später; Barockschloss der Verlegerfamilie Pallandt, bei München:


    Marie, eine bekannte Bibliothekarin und Sachverständige für Bibliotheken und wertvolle Bücher, soll die Bibliothek von Maximilian Pallandt, Sohn des Verlegers Konrad P. schätzen und veräußern: Sie entdeckt darin ein Konvolut von Büchern, die von Jakob Steinfeld gebunden wurden; einer der besten Buchhändler Leipzigs zu Beginn des vorigen Jahrhunderts. Gemeinsam mit Robert Steinfeld, mit dem sie nicht nur den Beruf und die Leidenschaft für Bücher teilt, sondern auch eine Liaison vor Jahren hatte, begibt sie sich auf Spurensuche und hilft ihm fortan, der Geschichte um das Geheimnis des "Alphabet des Schlafs" auf den Grund zu gehen; denn dieses Buch könnte letzten Endes die wahren Eltern von Robert und den Grund seiner Gefangenschaft als Junge während der ersten 10 Lebensjahre enträtseln.


    Wir begegnen vielfältigen Charakteren auf dieser literarischen und für Robert sehr persönlichen "Spurensuche" - sowohl in der Vergangenheit als auch 1971: So lernen wir Grigori Gomorov, Gärtner und besonders im Winter Mitarbeiter von Jakob sowie sein bester Freund in der Zeit der Nazidiktatur kennen (und schätzen); Juli, die Verlegertochter Pallandt, die im Roman eine Hauptrolle einnehmen wird; ihren Bruder Maximilian und die Mutter Aurelia. Die Mutter frönt der okkulten Literatur und ist so besessen von derartigen Werken wie einige historische Figuren der Nazis, z.B. Himmler: Sie verlegt diese Bücher (zum Mißfallen ihres Mannes Konrad) in einem eigenen, sehr reaktionären Verlag und macht auch vor "Experimenten" nicht halt, der ihre Töchter anheimfallen. Auch Mena, Julis Schwester sollten wir später einen Besuch abstatten. Mit Grigori begegnen wir auch der legendären "Rabenfrau", die nachts über die Dächer Leipzigs auf einem Seil tänzelt und Grigoris Herz eroberte.


    Ein wichtiger Hauptcharakter ist ausser den Büchern, um die es in oftmals poetischer Weise geht, ausser Jakob, Juli, Robert und Marie von Beginn an der mysteriöse "Maskenmann", der Bücherdieb, der Robert aus der brennenden Villa rettete und ein Jahr während des Krieges mit ihm durchs zerstörte Deutschland ziehen sollte: Immer auf der Suche nach Raritäten, die nicht den Flammen zum Opfer gefallen waren. Ist dieser Bücherdieb identisch mit dem finsteren Bibliothekar der Pallandts; Mercurio oder auch Flügelschlag genannt, mit dem Konrad Pallandt einst einen Pakt einging?


    Die beiden Zeitebenen, die immer wieder wechseln, lassen die Spannung fast unmerklich sich steigern und sind historisch interessant, da man einige Fakten über die alte Bücherstadt Leipzig und das Graphische Viertel erhält; zudem fand ich Informationen zu wertvollen und vergessenen Büchern, dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels und Buchmessen sehr interessant (ich habe auch einige Dokus über Leipzig vor dem 2. WK angeschaut, die die beschriebene Atmosphäre des Romans noch verdeutlichen können). Großen Respekt habe und hatte ich vor Jakob, der als einer der besten Buchbinder Leipzigs galt und ein sehr aufrichtiger, sympathischer Mensch und Buchfreund war; ebenso wie Grigori, der den Garten beim Antiquariat "Montecristo" hegte und pflegte. Im letzten Romandrittel nimmt das Buch gar kriminalistische Züge an, so dass man als Leser schier den Atem anhält. Aber auch die Poesie, die trotz der historischen Zeitgeschichte hier und da einfließt, hat mir sehr gefallen:


    Etwa am Ende, als Robert und Marie, die mit Büchern handeln und somit Traditionen fortführen, feststellen, dass "die eigene Bibliothek zu platzen droht, aber dennoch immer mehr Bände hinzukommen:


    - vor allem die alten, die verblichenen, die Geschichten, aus denen ein Ruf ertönt, der durch die Jahrhunderte hallt." (Zitat S. 495)


    Fazit:


    Mit sehr großem Erzähltalent verwebt Kai Meyer sehr gekonnt und mit atmosphärischer Dichte, teils düster, teils hoffnungsvoll in seinem neuen Roman Zeitgeschichte und Historisches zur Bücherstadt Leipzig; zwei Liebesgeschichten (anno 1943/1971) sowie vor allem die Liebe zu Büchern und die Spannung eines Kriminalromans. Der Roman ist gleichbedeutend mit einer abenteuerlichen Suche nach dem Geheimnis und auch dem Vermächtnis eines Buches, das für Robert Steinfeld existenziell wichtig ist und in dem es Kai Meyer gelingt, seine Leserschaft auf eine spannende Zeitreise mitzunehmen - sehr große Nähe zu den Figuren herzustellen: Großartig, spannend und eine Liebeserklärung an die Welt der Bücher!

    "Feldpost" von Mechtild Borrmann erschien (HC, 297 S.) 2022 im Verlag Droemer-Knaur: Hatte mich vor Jahren bereits der Stil und die thematische Aufbereitung in Romanform von "Der Geiger" sehr beeindruckt, so vermochte es dieser zeitgeschichtliche Roman, der die Leser in das düsterste deutsche Kapitel des 2. WK führt, ebenso sehr!


    Eingerahmt wird die Geschichte der Familien Kuhn und Martens von einer Story aus der Gegenwart, die durchaus authentisch erscheint: Cara Russo, Rechtsanwältin, sitzt in einem Kasseler Café kurz vor Weihnachten, als sich eine alte Frau an ihren Tisch setzt und sie in ein kurzes Gespräch verwickelt: Sie wundere sich, so die Frau, dass in der Burgstraße auf der Wilhelmshöhe nie eine Frau namens Adele Kuhn gewohnt haben solle... Kurz darauf ist die Frau verschwunden, hat jedoch Cara eine Tüte mit Papieren und einem Aktenordner hinterlassen. Das Interesse und die Neugierde ist bei Cara geweckt, als sie später zu Hause den Unterlagen entnimmt, dass es sich um Feldpostbriefe - und in einem Geheimversteck eines alten Ordners um einen Kaufvertrag einer alten Villa in der Burgstraße handelt, die 1937 von einem gewissen Gerhard Kuhn an den Freund und Apother Wilhelm Martens überschrieben und verkauft wurde. Zu einem Spottpreis.


    Gerhard Kuhn hatte bereits kurz nach der Machtergreifung Hitlers wegen "verleumderischen Äußerungen gegenüber dem Führer und dem Reich" eine Gefängnisstrafe absitzen müssen; während Apotheker Martens NSDAP-Mitglied der ersten Stunde wurde - und ihn trotz Warnungen nicht von seiner politischen Meinung abhalten konnte. Die Verhaftung hatte zur Folge, dass dem Spediteur sämtliche LKW's und die Lizenz entzogen wurden, so dass die Familie (Adele und Albert sowie seine Frau Katharina) vor dem existenziellen Ruin standen. So entscheiden die Eltern von Adele und Albert, das Land zu verlassen und bei Freunden im Süden Frankreichs unterzukommen, wo sie auf einem Weingut mitarbeiten könnten. Die dramatischen Fluchtaktionen der Eheleute (deren Kinder zu diesem Zeitpunkt nicht mitkommen wollten) bis nach Portugal bewegen beim Lesen sehr; ganz besonders ein dramatisches Ende, mit dem ich schwer zu kämpfen hatte.


    Mechtild Borrmann verknüpft hier Zeitgeschichte und das Schicksal zweier Familien miteinander, in dem sie als verschollen gegoltene Feldpostbriefe (die der Sohn des Apothekers schrieb) durch die Recherchen einer Rechtsanwältin dem Eigentümer und Schreiber der Briefe aushändigt: Dr. Richard Martens. Was diese Briefe (die durch eine Botin an den eigentlichen Empfänger überbracht wurden) in Martens auslösen sollten, ist ebenfalls Bestandteil und Dokumentation dieses hervorragenden Romans mit historischem Hintergrund. Auch die Bombardierungen und Fakten des Kriegsgeschehens (Einmarsch in Polen; in Finnland etc.) hat die Autorin nicht ausgespart und lässt den Leser sowohl eine tragische Liebesgeschichte, eine Flucht und das Auseinanderreißen von Familien in dieser Zeit miterleben. Es geht zum Einen um die Auswirkungen einer ersten Liebe, die nicht in das moralische Korsett der Nazi-Diktatur passen will und um eine Dramatik, die mit dem Verkauf der "Kuhn-Villa" auf der Kasseler Wilhelmshöhe zu tun hat: Gerhard Kuhn verkaufte sie damals, um sie später ("wenn der Spuk vorbei wäre"), zurückzukaufen. Dies war auch im Kaufvertrag so vereinbart. Doch es sollte alles ganz anders kommen....


    Der vorliegende Roman liest sich zum einen düster, zum anderen mehr als spannend, da die Schicksalswege der ProtagonistInnen gut dargestellt und verfolgt werden können: Auch die meisten Entscheidungen, die Gerhard Kuhn, Albert, Richard Martens und Adele Kuhn treffen, sind nachvollziehbar. Allerdings gibt es wiederum andere Entscheidungen, die wirklich Böses anrichten und dennoch sehr authentisch wirken. Die Autorin hat im Dankeswort das Tagebucharchiv in Emmendingen gewürdigt und sicher an wahren Schicksalen zu dieser dunklen Zeit Anteil genommen.


    "Feldpost" ist sehr atmosphärisch, dramatisch und hochspannend zu lesen. Der Stil der Autorin ist glasklar und schnörkellos. Die Figuren sind sehr realistisch und authentisch dargestellt; ich mochte sie (fast) alle; ganz besonders aber Gerhard Kuhn, dem ich ein anderes Schicksal von Herzen gewünscht hätte!


    Fazit:


    "Feldpost" ist eine unglaublich spannende, im historischen Kontext des Nazi-Regimes spielende, bewegende Geschichte zweier Familien, deren Geheimnissen, Lügen und Verrat, die erst 60 Jahre später ans Licht kommen sollten. Mich hat besonders die Authentizität und der glasklare Schreibstil wieder sehr begeistert und ich empfehle den Roman daher absolut weiter! 5*



    Liebe Frau Borrmann,


    ich konnte die Leserunde nicht abwarten - und habe den neuen Roman (vom Geiger bin ich bis heute sehr fasziniert; Trümmerkind werde ich im Winter noch lesen) bereits "vorab" gelesen.... In der Herbst/-Winterzeit fröne ich meinem Lieblingsgenre Historisches besonders - und da durfte "Feldpost" nicht fehlen ;)


    Ich habe gerade gelesen, dass Recherche und das eigentliche Schreiben 2 Jahre dauern; wow: chapeau! Und auch ich kann gut verstehen, dass man als Autorin eine Weile braucht, um sich von den Figuren zu verabschieden.

    (Ich denke, dass geht LeserInnen ebenso zuweilen; ich habe vor Kurzem "Das Wolfsmädchen" von Christian Hardinghaus gelesen; diese 'schwere' Kost - ebf. im 2. WK verortet zeitlich, hat bei mir dazu geführt, dass ich einige Tage Zeit brauchte, um das Buch (autobiografisch, Ursula Dorn) verarbeiten zu können.... - erst dann konnte ich zu etwas "Leichterem" greifen.


    Ich gehe nun nicht auf die Handlung von "Feldpost" ein, wollte Ihnen nur mitteilen, dass es mich ebenso fasziniert und sehr beeindruckt zurückließ wie "Der Geiger"!

    Besonders begeistert bin ich von Ihrer glasklaren und schnörkellosen Art, zu schreiben! Auch an Atmosphäre fehlt es dem Roman nicht und wie ich es in Ihrer Dankesrede verstanden habe, hatten sie wohl Einblicke in das Tagebuch-Archiv in Emmendingen?


    Für dieses interessiere ich mich auch sehr - und werde (falls kein Interesse besteht in der Familie) meine Tagebücher (von 1969 bis dato) ebf. dort "einreihen" - es sei denn, mein Sohn möchte es zuvor lesen.


    Meine Frage wäre: Gab es dort ähnliche Geschichten, die Sie zu dem Roman inspiriert haben? Besonders die Geschichte mit der Villa könnte ja exemplarisch für viele wahre "Verkäufe" unter sog. Freunden stehen.... - mein Lieblingscharakter ausser Adele war übrigens Gerhard Kuhn!


    Ich freu' mich schon sehr auf die nächste Geschichte aus Ihrer Feder - und grüße herzlich aus dem Südwesten mit Dank für spannende und wundervolle, historisch interessante Lesestunden!

    Ich hab die ersten "Plätzchen" gerade gemacht, gebacken habe ich nicht:

    ich hab sehr gemütlich mit Schoko Crossies begonnen da ist Plätzchen und backen eigentlich zu viel gesagt ;-)

    apropos Plätzchen ;-)


    Ich freu mich wie Bolle auf die vielen Adventskalender im Netz: Besonders der Verlage; aber auch auf eins vom Münchner Flughafen (obwohl ich von dort noch nie abgeflogen bin... - eher FRA/KLN.... ^^ aber der Adventskalender ist immer klasse (gibt's Flüge zu gewinnen, z.B. nach Irland <3


    "Take a Plätzchen" ist das Motto des Flughafens München ^^

    sooo schön: Mein "Ast" wartet auch schon auf die Adventszeit. Das ist viel kreativer, als alles fertig zu kaufen - in der xmas-Kiste findet sich immer was. Dein Ast sieht sehr weihnachtlich aus <3

    "Rosa kocht vegan" von Rosa Roderigo erschien (HC, 190 Seiten, 2022) im GU-Verlag (Gräfe und Unzer, München). Es ist das erste Kochbuch der Autorin; die Aufmachung sehr gelungen und bunt - wie die wirklich guten zahlreichen Rezepte ("voller Liebe und mit viel Schmackofatz", wie Rosa untertitelt), die durch geniale Fotografien (Food: Silvio Knezevic; People: Jennifer Braun) stilistisch in Szene gesetzt werden und in der Tat äußerst lecker schmecken!


    Untergliedert ist das vegane Kochbuch in die Themenbereiche:


    -Raus aus den Federn

    - großartige Kleinigkeiten

    - Süppchen und Salätchen

    - Heftig deftig

    - für süße Mäuse und

    - Picknick - Party (incl. Specials zu xmas, Geburtstagen und einigen Feiertagen).


    Ein Register schließt dieses tolle Kochbuch ab, das zusätzlich eine gute Rezeptübersicht - je nach Gusto - liefert.


    Was die vegane Küche angelangt, zähle ich mich eher zu den newbies, da ich oft entsprechende Rezepte, die durchaus alltagstauglich sind, vermisste: Dem kann ich nun mit Hilfe von Rosas veganen leckeren Rezepten auf positive Weise entgegenwirken: Besonders angetan sind wir von den (teils bereits nachgekochten und lecker befundenen) Rezepten wie "Komplett krasses Kürbiscurry, Perfekte Paprikapasta, Prall gefüllte Paprika, Gemütliche Graupen-Gemüse-Suppe, Blueberry Pancakes, Semmelknödel auf Pilzsauce und Bananen-Marmorkuchen.


    In Sachen "Schmackhaftigkeit" verrät Rosa zu Anfang ihre Geschmacks-Nerven-Kicks (z.B. gebratenes Paprika-Pulver), die ihre Experimentier-Favoriten sind sowie "7 goldene Gadgets", also unentbehrliche Küchenutensilien, die beim Kochen mehr Fun bringen (z.B. Mörser, Hochleistungsmixer etc.)


    Der Ton dieses humorvollen Kochbuchs sprach mich total an; es ist etwas anders, "frozzeliger" zu lesen als gewohnt (z.B. "Werf den Ofen an; schnapp dir den Lauch; schmeiß deine Cashew-Kerne in eine Schüssel" und erinnert an Jamie Oliver, der seine Koch-Shows ebenso humorvoll "rüberbringt". Kurzum - es macht wirklich Spaß, die ausgefallenen und dennoch tollen Rezepte von Rosa nachzukochen, zumal sie allesamt gut erklärt und mit weiteren "Tipps" versehen sind.


    Fazit:


    Ein witziges, humorvolles, etwas ausgefallenes und trotzdem alltagstaugliches Kochbuch voller veganer Rezepte, die für Einsteiger wie auch für Profis unter den VeganerInnen wärmstens zu empfehlen ist, daher von mir die Bestnote und 5*.


    ASIN/ISBN: 3833884029

    "London Rules" (Ein Fall für Jackson Lamb 5) von Mick Herron ist ein würdiger weiterer Nachfolge in Sachen humorvolle, schwarzhumorig und tiefgründig geschriebene Spionage-Thriller der bisher erschienenen Bände, die vom Englischen von Stefanie Schäfer ins Deutsche übersetzt wurden. Erschienen ist die Reihe um die "Abservierten" im Slough House, Finsbury, Aldersgate Street (als ungeliebter Ableger des Geheimdienstes MI5), London im Verlag Diogenes, Zürich (brosch., TB, 2022).


    Da Mick Herron ausser viel Spannung und wendungsreiche Plots auch ein Faible für Poesie zu besitzen scheint, führt den geneigten Leser (zu denen ich mich seit Bd. 1 zähle) dieses Mal die Morgendämmerung ins Slough House: So schweben wir durch den Flur mit dieser in die Büros von Jackson Lamb, Catherine Standish (trockene Alkoholikerin), River Cartwright (Enkel des 'Old Bastard', der inzwischen in einem speziellen Pflegeheim lebt, nachdem klar ist, dass er nicht mehr weiß, welche Wahrheiten er verschweigt und welche Lügen er verbreitet), Luisa Guy, Shirley Dander, Roddie Ho und J.K. Coe. Letzterer ist noch nicht lange in der Truppe, die allesamt einen Fehler machten und daher ins Slough House abserviert wurden; wobei die Dogs um Whelan (Leiter des MI 5) und dessen Stellvertreterin Lady Di (Diana Taverner) allesamt hoffen, dass einer nach dem anderen freiweillig kündigt, um der stupiden Langeweile im Slough House zu entgehen. Doch sie haben nicht damit gerechnet, dass unsere schlauen und ehrgeizigen "Slow Horses" sich nicht so schnell verdrängen lassen; Jackson Lamb schon überhaupt nicht, "regiert" er doch das Slough House, nachdem er einst ein "Joe" war....


    So hat unsere Truppe es schon bald mit einer Reihe von Attentaten zu tun: Eine Söldnergruppe mäht ein englisches Dorf nieder; ein Pinguingehege fliegt durch eine Rohrbombe in die Luft, in einem Zug explodiert eine Bombe (zum Glück ohne Todesopfer) und ein Attentat wird auch auf den IT-Nerd Roddie Ho verübt, der dank dem blitzschnellen Eingreifen Shirley Dander's (die gerade eine Therapie durchführt, um ihre Aggressionen besser im Griff zu haben) vereitelt wird. Was haben diese Vorgänge gemeinsam und wie kann (wenn auch widerwillig, Ho ist nicht sehr beliebt in der Truppe), Ho vor weiteren Anschlägen auf sein Leben geschützt werden?


    Diesen Fragen stellen sich die Slow Horses und es stellt sich heraus, dass der MI5 alle Gründe hat, einiges unter den Teppich zu kehren, da es sonst auf Fehler des Geheimdienstes selbst zurückzuführen sein könnte. Hier schafft Mick Herron wiederum amüsante und sehr realistische Einblicke in die Realpolitik, wo Intrigen, Missgunst u.a. vorherrschen und jeder auf der Abschussliste des anderen steht. So ist nicht nur der Premierminister, sondern auch Whelan als Chef des MI5 mehr als bedacht, bloß keinen Fehler zu begehen...


    Wir lernen "zwielichtige" Freundinnen kennen (besonders jene von Roderick Ho) wie auch zwielichtige Politiker, wie Zafar Jaffrey, der alles dafür unternimmt, Bürgermeister zu werden. Auch die Selbstverliebtheit wird aufs Korn genommen, die so manchen Politiker umgibt; hier in persona von Gimball: Sowohl der MI5 als auch die Slow Horses befürchten, dass einer dieser beiden zu Tode kommen könnte und so kommt es zum showdown, als klar wird, dass eine mächtige Organisation dahinter stecken könnte, die ein weiteres Attentat "vor laufender Kamera" verüben könnte: River und Coe 'sichten das Gelände' eines möglichen Tatorts, während Shirley und Louisa nach Birmingham fahren (wobei alle nicht interessiert, dass sie offiziell im "Lockdown" sein sollen). Einer der Agenten, bisher noch blass und sehr "maulfaul", hat jedoch den richtigen Riecher und eine Vergangenheit als "Wiesel", so dass er eins und eins zusammenzählen kann - und mehr redet als im Band zuvor.


    Wenn ich es richtig sehe, könnte eine sehr clevere, wenn auch gehandicapte Person des MI5, die durch das "Mistvieh" - die Mutter aller Datenbanken - demnächst ihre Stelle verlieren soll, im Slow House einziehen: Lamb gelingt es in einem "Gentleman agreement" mit Lady Di, dieser den Weg in die Chefetage durch gewisse Informationen zu ebnen; als Gegenleistung will er Molly Doran.


    Nach einem spannenden und verzwickten weiteren Fall und sehr schwarzhumorigen Passagen; das Markenzeichen von Mick Herron, die er meisterlich beherrscht, verabschieden wir uns mit der Abenddämmerung (der Zwillingsschwester der Morgendämmerung, die sich jedoch niemals treffen) aus Slough House: Auf Wiedersehen in Band 6, auf den ich mich bereits jetzt sehr freue! Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung und 5 *


    *****


    ASIN/ISBN: 325730093X

    Es war abzusehen, aber dennoch endet mit dem Tod von Elizabeth II. (die auch mein Leben begleitet hat und meine Sympathie für Großbritannien nicht schmälerte, eher im Gegenteil) eine Ära. Ich persönlich ziehe den Hut vor einer fast 100jährigen Frau, die ihr "Gelübde" hielt und bis zum letzten Tag ihrem Land diente. Wie Johanna bin auch ich sehr interessiert an der mehr als spannenden britischen Geschichte. Sicher wird sie auch nach dem Tod der Queen nicht minder spannend bleiben.

    Denn Veränderungen machen auch vor Königshäusern und Dynastien nicht Halt - was ja jetzt bereits der Fall ist ....

    Wenn jemand Respekt verdient, dann diese Frau - trotz Absehbarkeit war/bin ich traurig, denke aber auch, dass sie genug geleistet hat und hoffe, sie ist mit ihrem Prinzgemahl wieder vereint (den ich auch sehr mochte sowie dessen Geschichte).


    Mein Vater war Monarchist und das fand ich sehr viel besser als z.B. Nationalsozialist. Niemand muss Monarchien mögen und ohne nun auf den Wortwechsel einzugehen, sei noch gesagt, dass ich durchaus denke, dass auch dort einige sehr aufrichtige Menschen zu finden waren/zu finden sind - als auch das absolute Gegenteil.

    Den Untergang des British Empire konnte auch die Queen nicht aufhalten. Den Wandel der Zeiten wohl auch niemand.


    Folgerichtig gibt es gerade aktuell jedoch Autokraten, die sich schlimmer als viele Herrscher aufspielen, die diese Welt bisher gesehen haben. Diese finde ich im Ergebnis weitaus schlimmer als Monarchen, deren Bedeutung eben heute eine andere ist als zu früheren Zeiten.

    "Die Köchinnen von Fenley" von Jennifer Ryan wird im Oktober 2022 (brosch, 504 S.) im Verlag Kiepenheuer & Witsch verlegt: Ich hatte das Vergnügen, diesen sehr herzerwärmenden und atmosphärischen Roman vorab lesen zu dürfen.


    England, 1942, Dorf Fenley:


    Um die Moral der Menschen in Kriegszeiten zu stärken, in der die Bevölkerung mit Rationierungen der Lebensmittel auskommen musste, soll Ambrose Hart, der BBC-Moderator der Radiobeiträge "Kitchen Front", einen Wettbewerb ausrufen, um einen weiblichen Co-Moderation zu gewinnen. Diesem Kochwettbewerb stellen sich 4 sehr unterschiedliche Frauen, die allesamt von einem neuen und vor allem besseren Leben träumen. Wer der Ladys wird den Wettbewerb gewinnen?


    Meine Meinung:


    Wir lernen hier vier sehr liebenswürdige junge Frauen kennen wie auch ihre familiären Hintergründe (gut, eine der Frauen ist anfangs alles andere als liebenswürdig; wandelt sich jedoch im Laufe der Handlung, so dass immer mehr Verständnis und auch Sympathie aufkommt). Zwei sehr ungleiche Schwestern bewerben sich: Audrey und Gwendoline: Erstere verlor ihren Mann Matthew im Krieg und hat drei Söhne durchzubringen sowie die Angst auszuhalten, ihr Haus zu verlieren, das ohnehin sanierungsbedürftig ist. Gwen hat es da gut getroffen: Sie hat Sir Strickland, einen sehr reichen und ebenso ehrgeizigen und an Aufstieg bedachten Mann geheiratet, hilft Audrey finanziell, lässt diese jedoch spüren, dass "sie es bereits schaffte" und auch den Kochwettbewerb mit Selbstverständlichkeit gewinnen will: Dabei greift sie auch auf unerlaubte Unterstützung durch einen Chefkoch, der wiederum bereits im Leben von Zelda Dupont (ihr eigentlicher Name lautet anders) Spuren hinterlassen hat. Als Quartiersmeisterin bringt Gwen eine schwangere Evakuierte bei Audrey unter, die ihrerseits bereits mehr als ausgelastet ist, zumal sie ihr Zubrot durch Backen und Kochen damit verdient, bis in die Nacht hinein in ihrer Küche zu stehen (u.a. versorgt sie Fenley Hall, das Gwen mit Sir Strickland bewohnt, mit diversen Köstlichkeiten aus ihrem Garten). Zelda arbeitet als Chefin in der Küchenbrigade der Fabrik und legt als gelernte Köchin ("Haute Cuisine") viel Wert auf Qualität - in Zeiten des Krieges allerdings mehr als schwierig, wie sich herausstellen sollte. Auch sie ist ehrgeizig und will ein selbständiges Leben führen, in einem sehr guten Restaurant arbeiten wie zuvor in London. Die vierte im Bunde ist Nell Brown, ein Küchenmädchen von Fenley Hall, einst im Waisenhaus aufgewachsen, unsicher mit wenig Selbstwertgefühl, allerdings sehr talentiert und kreativ in der Küche, die sie mit ihrer Mentorin, Mrs. Quince, der alten Köchin von Fenley Hall, teilt: Besonders diese Figur geht aus ihrer anfänglichen Schüchternheit heraus und wird selbstsicherer, um ihres italienischen Freundes willen und besonders für Mrs. Quince! So begleiten wir die Frauen, die sich immer mehr annähern und feststellen, dass Solidarität in schwierigen Zeiten unerlässlich ist für das persönliche Glück und Weiterkommen, durch die 3 Teile des Wettbewerbs, die stilistisch für die drei Romanteile stehen: Die Vorspeise, das Hauptgericht und - das Dessert.

    Wie im Romanvorgänger (Der Frauenchor von Chilbury) versteht es Jennifer Ryan auch hier, sehr viel Atmosphäre in die Handlung zu bringen; die Figuren sehr gut und detailliert auszuleuchten und es zu ermöglichen, Sympathie beim Lesen für jede Frau zu empfinden, die sich durch Stärke, Freundschaft und Zusammenhalt in Kriegszeiten auszeichnen. Zudem hervorragende Köchinnen sind und sich dem Wettbewerb stellen.


    Fazit:


    Eine gelungene Hymne an die Freundschaft und den Zusammenhalt sowie Solidarität, zu der Frauen gerade in schwierigen Zeiten wie hier dem 2. Weltkrieg, fähig sind: EngländerInnen lieben Wettbewerbe und die Radiosendung "Kitchen Front" hat es in der Tat bei BBC gegeben, wurde ab 1942 ausgestrahlt. Die Basis dieses Romans waren Gespräche mit Zeitzeugen und ist eine Hymne auf die menschliche Stärke in schweren Zeiten sowie Solidarität! Da zudem ein hoher Unterhaltungsfaktor hinzukommt, gebe ich die volle Punktzahl und empfehle den Roman sehr gerne weiter!

    "Das Glück auf der letzten Seite" von Cathy Bonidan wurde in deutscher Übersetzung von Ina Kronenberger im Verlag Zsolnay, Wien (HC, geb., 269 S.) veröffentlicht: Der Roman ist für mich einer der schönsten Briefromane, die ich bisher lesen durfte und sei jedem Leser ans Herz gelegt, der jemanden kennt - oder selbst "ein Zeichen braucht", um das Leben wieder positiver zu gestalten!


    Inhalt:


    Der geneigte Leser/die Leserin findet hier eine ausgefallene, frische und sehr lebendige Romanidee in Briefform, in dem ein vor 30 Jahren verschollenes Manuskript (das überdies von zwei verschiedenen AutorInnen zu stammen scheint!) die Hauptrolle spielt: Anne-Lise Briard, eine Literaturagentin aus Paris, die gerade bei ihrer besten Freundin Maggy in der schönen Bretagne weilt, findet per Zufall in ihrem Hotelzimmer (genauer gesagt in der Nachttischschublade in No. 128 des Beau Rivage) ein Manuskript, das sie liest und das sie sehr berührt: Da sie nicht weiß, von wem diese zeitlosen und wundervollen Zeilen, "die ein Leben verändern können", wie wir erfahren, stammen, macht sie sich gemeinsam mit Maggy auf die Suche nach dem Autor.....


    Meine Meinung:


    Die beiden Freundinnen Anne-Lise und Maggy stehen bei der Suche in regem Briefaustausch mit allen, die das Manuskript besessen und gelesen haben - was jedoch trotz aller Beharrlichkeit kein leichtes Unterfangen ist. Umso vergnüglicher, berührender, menschlicher ist die Freude, all' die Briefe, die Korrespondenz zwischen den auftauchenden ProtagonistInnen William Grant, David, Nahima, Roméo, Sylvestre, Elvire und Claire zu lesen, die sehr humorvoll, aber auch mit viel Tiefgang und seitens Anne-Lises großer Beharrlichkeit geschrieben sind!


    Wie ein Ariadne-Knäuel entwirrt sich nach und nach der Faden zu den Anfängen des besagten Manuskripts, dessen Seiten einer der ProtagonistInnen lediglich bis Seite 156 schrieb und alle mehr und mehr rätseln, wer den Rest "hinzukritzelte"; so dass der Roman ein Ganzes ergab. Als LeserIn dieser Korrespondenz ist es spannend und teils köstlich, sowohl Maggy als auch William und Sylvestre, ganz besonders aber Anne-Lise, die man einfach sofort (durch ihre Offenheit, Unverblümtheit, aber auch Ehrlichkeit und Neugierde sowie durch die Freude, die sie daran empfindet, anderen Menschen zu helfen, diese auch mal zu analysieren) immer besser kennenzulernen. Auch ihren jeweiligen persönlichen Hintergrund, der selten ohne Narben verläuft. So bleibt die Suche nach den/r "Urhebern" des Manuskripts durch den Briefwechsel mehr als spannend und man freut sich, wie sich einige menschenscheue Personen allmählich zu öffnen beginnen, deren Verhalten zuvor wie einer verschlossenen Auster war. Die "Recherche-Reise" geht von Paris über die Bretagne bis ins Lozére und nach Montpellier; auch machen wir einen kleinen Abstecher nach London (William Grant) und Schottland sowie nach Montréal in Kanada. Zum Schluss wohnen wir dem Fest bei, das Sylvestre im Lozère organisiert und an dem alle Menschen, die das Manuskript gelesen haben, anwesend sind.


    Dieser (Brief)roman ist ein Appell:

    Da es ein Leben ohne Narben (zumeist) nicht gibt, geht es darum, sich dennoch immer wieder Neuem zu öffnen, sich nicht zu verschließen oder gar zu verbittern: Wenn das Glück an die Türe klopft, sollte man es hereinbitten!


    Fazit:


    Eine Hommage an die Freundschaft, an das Briefe schreiben und an Bücher, die Literatur selbst, die zuweilen in der Lage ist, ein Leben zu verändern; oftmals zum Positiven! Ein grandioser, lebensbejahender und humorvoller Briefwechsel, den ich zu meinen Buchhighlights 2022 hinzufüge (zugegeben, ich liebe Briefromane sehr :-) und bedingungslos weiterempfehlen möchte: Meine Wertung ist daher die Bestnote und 5*!

    Weißdornzeit" von Melissa Harrison erschien (HC mit Lesebändchen; 286 S.) 2022 im Dumont-Verlag, Köln. Nach dem Début (Vom Ende eines Sommers), das mir sehr gut gefallen hat, konnte die Autorin mich auch dieses Mal durch Romanhandlung und Schreibstil "mitnehmen". Und so landete ich im fiktiven Dörfchen Lodeshill, irgendwo im ländlichen England....


    Hier begegnete ich Jack, einem natur- und freiheitsliebenden jüngeren Mann, der gerne abseits ausgetretener Pfade, einen Bogen um jede Stadt machend, zu Fuß unterwegs ist. Immer auf der Suche nach einer Aushilfsbeschäftigung, um für sich selbst aufzukommen. Menschen geht er allerdings gerne aus dem Wege, ist jedoch lyrisch veranlagt (er erscheint singend in einem Garten in Lodeshill, was die Einwohner verunsichern sollte), schläft am liebsten unter freiem Himmel und kennt auch die Nahrungsmittel, die die Natur völlig unentgeltlich für ihn bereithält. In der Vergangenheit hatte er einige Gefängnisstrafen zu verbüßen wegen Landstreicherei und Betreten privatem Eigentums: Von daher allzu verständlich, dass Jack nie mehr in einem "Menschenkäfig" (Gefängnis) einsitzen will.


    Dann traf ich Howard und Kitty, einem Ehepaar, das aus London nach Lodeshill gezogen ist, um dort seinen Lebensabend zu verbringen: Während Howard eher pragmatisch ist, gerne alte Radios repariert, die er im Internet aufstöbert; jedoch unsicher ist, ob ein Leben auf dem Lande wirklich 'seines' ist; hat Kitty (für die Howard deren Traum erfüllte, im Alter auf dem Lande zu leben) guten Zugang zur Dorfbevölkerung, geht gerne in die Kirche und malt gerne die Schönheiten der Natur, die nunmehr vor ihrer Haustür liegen.

    Während ich Howard und besonders Jack sehr mochte, sehe ich in Kitty eher einen ambivalent angelegten, nicht aufrichtigen Charakter, von dem ich nicht sehr angetan war.


    Während des Romans, der bereits im Prolog das Unheil schildert, das sich anbahnt, lernte ich noch einen weiteren Protagonisten und dessen Familie kennen: Jamie. Als der beste Freund von der benachbarten Farm (Jamie wuchs in Lodeshill auf) Culverkey wegzieht, bricht für den Jungen (er ist 13) eine Welt zusammen: Wissend, dass seine Mutter 'anders' ist als andere Mütter, geht es nun bei ihm bergab. Er verdingt sich im Lager eines Logistikunternehmens, lernt Megan kennen und träumt davon, eines Tages mit ihr (und der Clique) ins Pub zu fahren: Mit seinem Corsa, den er aufwendig tunt, bis er sehen will, "was in dem Wagen steckt". Der Großvater von Jamie hat beginnende Demenz und läuft weg: Auch bei Howard und Kitty brechen Familienkonflikte durch, als sich die beiden erwachsenen Kinder für ein Wochenende ankündigen und Howard seine Tochter, die in China war, vom Flughafen abholen möchte...So nimmt das Schicksal seinen Lauf, als sich die Figuren unerbittlich einander nähern...


    Der Stil von Melissa Harrison ist sehr atmosphärisch, die Natur spielt wie auch im vorigen Roman eine bedeutende Rolle , er entbehrt auch nicht einer gewissen Poesie - für mich jedoch auch immer wieder Momente der Melancholie, da man als Leser weiß, worauf die Romanfiguren zusteuern.


    Die Autorin versteht es außerordentlich gut, zum einen bildhafte Landschaften des ländlichen Englands vor dem inneren Auge des Lesers zu erschaffen, als auch die Gefühle und Gedanken der ProtagonistInnen sehr einfühlsam und prononciert auszuleuchten. Am sympathischsten war mir Jack mit seiner bedingungslosen Liebe zur Freiheit und seinem Lebensstil, der daraus resultiert: Kompromisslos und sicher nicht der einfachste, aber ein sehr ehrlicher Weg! Howard hätte ich mehr Durchsetzungsvermögen und Offenheit, wenn es um eigene Gefühle ging, gewünscht - und Jamie mehr "Weitblick" und Reife.


    Ein schöner und lesenswerter Roman, den ich gerne weiterempfehle, auch wenn mich dieser etwas traurig und auch melancholisch zurückließ. Gerne vergebe ich gute 4 Sterne.

    "Dunkle Tiefen" von Elizabeth Kay ist (tb, brosch., 411 S.) bei Lübbe erschienen (2022) und trägt auf dem Cover den Genrenamen: Thriller

    Ich muss dazu sagen, dass der 2. ins Deutsche hier von Rainer Schumacher aus dem Englischen übersetzten Buch der Autorin für mich eher ins Genre Sozio- oder Psychogramm einer Familie als ins Genre Thriller passt. Denn mir hat während des Lesens der dennoch interessant konstruierten Geschichte der "Thrill" sehr gefehlt....


    "Ein abgelegenes Cottage an der Steilküste Englands. Es ist kurz vor Weihnachten, als die drei Schwestern Jess, Ella und Lydia in dem einstigen Ferienhaus der Familie eintreffen. Um kurz darauf festzustellen, dass keine von ihnen die Einladungen für das gemeinsame Weihnachtsfest verschickt hat. Doch wer sollte sie an diesen Ort gelockt haben, an dem vor zwanzig Jahren ihre jüngste Schwester Rosa unter mysteriösen Umständen ums Leben kam? Hat ihr Tod etwas mit der rätselhaften Einladung zu tun? Als unheilvolle Erinnerungen alte Zweifel wecken, drängen lang gehütete Geheimnisse an die Oberfläche - und mit ihnen eine tödliche Gefahr...."

    (Quelle: Buchrückentext)


    Meine Meinung:

    Drei Schwestern kehren an den Ort zurück, an dem 20 Jahre zuvor ihre jüngste Schwester ums Leben kam: War es ein Unfall oder steckt doch mehr dahinter?

    Seit diesem Ereignis gingen sich die Schwestern aus dem Weg; 9 Jahre haben sie sich vor diesem Treffen im Cottage ihrer Kindheit nicht gesehen - und begegnen sich von Beginn an mit Misstrauen und Ablehnung; doch wer steckt tatsächlich hinter den Einladungen, die sie bekommen haben? Als am Weihnachtstag noch ihre Mutter Bernadette auftaucht, die "nur helfen will", wie sie sagt, ist das (Gefühls)chaos perfekt und die Frage drängt sich geradezu auf (und deren Lösung), was sich wirklich an jenem Sommertag an den Klippen ereignet hat.

    Der Roman ist in zwei Zeitebenen unterteilt, die sich immer wieder abwechseln: Mal lernen wir die Schwestern in der Kindheit kennen (1997), in der sie - fast immer sich selbst überlassen und m.E. emotional sehr vernachlässigt - sich allerlei Streiche ausdenken, die die Ferienzeit im Cottage füllt und alle Spaß haben. Was niemand merkt, ist die Tatsache, dass ein Streich aus dem Ruder läuft - mit ungeahnten Folgen. Die Mutter packt stets Brote für den Strand und verköstigt ihre Töchter; Zeit jedoch darf man hier nicht erwarten, denn sie ist nach der Trennung ihres Mannes von der Familie alleinerziehend und hat ihre Arbeit (Buchhaltung) mit ins Feriencottage gebracht. Sie wirkt auf mich seltsam achtlos, überfordert und immer gestresst. Das Ereignis und die Familienkonstellation sollten sich auch im Erwachsenenleben (2007 - 20 Jahre später) auf alle Schwestern auswirken; Lydia entwickelt sich zu einer Person mit Panikattacken und Ängsten; in Ella's Leben findet Sport, besonders Joggen einen hohen Stellenwert und am 'normalsten' lebt wohl die Älteste, die dennoch von Schuldgefühlen geplagt wird. Zur Mutter besteht kaum bzw. kein Kontakt bis zum Zusammentreffen im Cottage.

    Wird es der Familie gelingen, Dunkel ins Licht von damals zu bringen? Wer war maßgeblich am Tod der jüngsten Schwester beteiligt?


    Leider passte inhaltlich einiges für mich nicht zusammen; die Düsterkeit lag eher in den Personen begründet als in der Handlung und auch die Nachbarin, die ebenfalls ein Kind vor langer Zeit verloren hat, ändert nichts an dieser Tatsache. Der dennoch gut und flüssig zu lesende "Thriller" ähnelte für mich eher einer Familientragödie, einem Drama, das seinen Anfang in einer völlig überforderten Mutter und emotional vernachlässigten Schwestern nahm. Auch der Vater spielte hier keine Rolle, er hatte sich einfach "verdünnisiert". Fehlende Tiefe und fehlender Thrill lassen mich leider maximal 3* vergeben - allerdings kann ich mir vorstellen, dass Elizabeth Kay, eine junge brititsche Autorin, sehr gut noch "Potenzial" hat - und so besteht zumindest 'Luft nach oben'.

    3 (knappe) ***


    ASIN/ISBN: 3785727283