Beiträge von Swansea

    Ich würde hier auch sehr gene mitlesen, da ich Leserunden sehr mag - und dieses Buch mich sehr anspricht: Von der Ostpreußen-Trilogie bin ich absolut begeistert; mag den Schreibstil von Ulrike Renk sehr - und freue mich derzeit auf "Die Zeit der Kraniche"! :)

    Zudem habe ich bis dato noch nicht an einer Leserunde bei den Büchereulen teilgenommen: Es wäre also eine ganz besondere Erfahrung, auf die ich mich auch freue (auch wenn es noch eine Weile hin ist ;)


    update, 07.11.18:


    Die "Ostpreußensaga" ist komplett gelesen: Absolut empfehlenswert, toller Schreibstil! Bin Fan der Autorin und freue mich auf die neue Reihe!

    Das ist sooooo ein schönes Buch. Viel Spaß damit!:wave

    danke, liebe Rouge - ich hab jedoch noch 2 Vorgänger-Bände zu lesen (Das Lächeln der Fortuna und Die Hüterin der Rose....) Das erste subbt schon seit ca. 3 Jahren oder länger - und ist schon gut nachgedunkelt. Bevor die Waringham-Reihe also unleserlich wird, muss ich's endlich angehen ;)

    (Bd. 3 ist allerdings ein HC, die halten länger :grin wohingegen Bd. 1 ein tb ist :augenreib

    Ich war auch sehr begeistert von "Der Frauenchor von Chilbury" - ein sehr schöner Roman und ein Stück Zeitgeschichte; diesmal aus englischer Sicht.


    Übrigens wird das Buch verfilmt!!


    hier auch meine Rezension zum Buch:



    Eine Hommage auf die Kraft der Musik und des Gesangs - und an starke Frauen!


    Bei dem Roman "Der Frauenchor von Chilbury" von Jennifer Ryan handelt es sich um das (sehr gelungene) Début der Autorin, das durch Geschichten ihrer Großmutter inspiriert wurde und teils auf authentischen Grundlagen in Form von Tagebüchern (Journals) der Frauen basiert, die zum Schreiben von staatlicher Seite auf der "Home Front" aufgefordert wurden. Diesen Frauen widmete die Autorin auch diesen Roman. Verlegt wurde der Roman im Verlag Kiepenheuer & Witsch (HC, gebunden, 2017).


    England, Grafschaft Kent, Ende März 1940:


    Da die männlichen Stimmen im Krieg sind, löst der Vikar in Chilbury kurzerhand den Kirchenchor auf. Da sich die Frauen diese Gemeinsamkeit, im Chor zu singen, jedoch nicht nehmen lassen, gründen sie - auch mit Unterstützung der Chorleiterin Primrose Trent, die sie zu diesem Schritt ermutigt - den Frauenchor von Chilbury, der diesem sehr lesenswerten Roman seinen Titel gab. Die Frauen stellen fest, dass sie auch ohne Männer vorzüglich singen können, einige sogar besonders gut, so z.B. Kitty Winthorp (13), ihre Schwester Venetia (18), Mrs. Tilling, eine engagierte und sympathische Krankenschwester, Mrs. Quail u.a.; und sie begreifen, wie wichtig die Musik und das Singen gerade in schweren Zeiten ist.


    Viele der Frauen haben bereits ihren Mann oder ihren Sohn im Krieg verloren; manche bangen um diese und so finden sie in den Chorproben Trost und Stärke, diese schwere und belastende Zeit gemeinsam durchzustehen.


    Stilistisch interessant ist der Roman besonders dadurch, dass 5 Hauptprotagonistinnen durch ihren Briefwechsel (Venetia an ihre Freundin in London), Mrs. Edwina Paltry, (eine zwielichtige, geldgierige Hebamme mit zweifelhafter Vergangenheit an ihre Schwester Clara), durch Tagebucheinträge (Kitty) oder durch ihre Journale (Mrs. Tilling) einander abwechseln und man die einzelnen Charaktere im Romanverlauf immer besser kennenlernt. So liest man vom Alltagsleben der Dorfbewohner, von Geburten und einem zweifelhaften Ruf der Hebamme, einem rabiaten Gutsherrn, dem Vater von Venetia und Kitty, der dringend einen männlichen Erben benötigt, einer aufmunternden und begeisternden Chorleiterin, die das Leben im Dorf Chilbury weiterführen, während die Ereignisse des Kriegsgeschehens, z.B. der Einmarsch der Deutschen in Norwegen und Belgien ebenfalls benannt werden. So gab es auch Einquartierungen, die der netten Mrs. Tilling einen Colonel Mallard beschert, den sie ausgerechnet im Zimmer ihres eingezogenen Sohnes David unterbringen muss...


    Kitty, die mit ihrer Schwester Venetia ihre Probleme hat, versucht Sylvie, das Mädchen aus der Tschechoslowakei, das bei den Winthorps unterkam nach der Evakuierung, mit Spielen und Picknicks aufzuheitern - man ahnt schon, aus welchem Grunde Sylvie ihre Familie und ihr Land auf dem schnellsten Wege verlassen musste. In Chilbury selbst werden zwei Invasionskommitees gegründet und das Aufeinandertreffen dieser zwei Gruppen wird mit feinstem britischen Humor - der realen Kriegsbedrohung Englands durch die deutsche Wehrmacht zum Trotz - beschrieben; diese Episode gefiel mir - abgesehen von dem hintergründigen Humor, der oftmals in den Tagebucheinträgen Kittys lauerte - besonders gut.

    Die durchweg sehr sympathischen Frauen werden sehr facettenreich und authentisch beschrieben; Mrs. Tilling schließt man ebenso wie Kitty und mehr und mehr auch Venetia unwillkürlich in sein Leserherz, da sie allesamt ihr Herz am rechten Fleck tragen. Auch der Hebamme Edwina kann man am Ende kaum ernsthaft böse sein. Sehr gut eingefangen hat die Autorin das Zeitgefühl und die tiefe Solidarität unter den Chorfrauen, die in Umarmungen, Wohltätigkeitskonzerten und Andachtsmessen für die Gefallenen zum Ausdruck kommt.So stellt Mrs. Tilling in einem ihrer Journal-Einträge fest:


    "Erstaunlich, wie ein bisschen Singen so viel Nähe erzeugt. Da standen wir, jede in ihrer eigenen Welt, mit ihren eigenen Problemen und plötzlich löste sich alles in Luft auf (.....); wir spürten, dass wir diese Zeiten gemeinsam durchleben müssen, einander Halt und Unterstützung geben können."(Zitat, S. 197)


    Nachdem der Krieg auch vor Chilbury selbst nicht Halt macht und im benachbarten Litchfield Bomben fallen, es Opfer und Kriegsschäden gibt, ist die Antwort des Frauenchors eine Veranstaltung:


    "Momentan ereignet sich so wenig Erfreuliches, alles ist rationiert oder verboten, da können wir wenigstens singen. Es ist erstaunlich, wie sehr es die Stimmung hebt!" (Venetia an ihre Freundin Angela, Zitat S. 442)


    Ein sehr positiver, zutiefst menschlicher und 'runder' Abschluss krönt diesen schönen Débutroman, der zeigt, welche Kraft die Musik und besonders das gemeinsame Singen erweckt, gerade in Zeiten wie dem 2. Weltkrieg... Der Frauenchor entwickelte eine Eigendynamik, die die Solidarität unter den Frauen entfachte, zumal es sich hier um ganz wundervolle (zumeist) und starke Hauptprotagonistinnen handelt; allen voran Mrs. Tilling, Kitty und auch Venetia, denen die Musik ihrem Leben einen zusätzlichen "Schub" gab, gerade im Jahr 1940!

    In Konzerten und Veranstaltungen gibt "Der Frauenchor von Chilbury" diese positiven musikalischen Schwingungen weiter - dafür gibt es für einen sehr gelungen Roman von der englischen Home Front und starken Frauen von mir sehr überzeugte 5 * und einen Dank an die Autorin für sehr schöne, berührende, informative und interessante Lesestunden!

    Herr Palomar :


    Ich meine, das Gerichtsurteil ging neulich durch die Medien. Ich habe es im Radio gehört - und war entsetzt, da das Strafmaß mehr als milde ausfiel - von Reue überdies keine Spur...


    Heute per Post angekommen:


    Pierre Martin - Madame le Commissaire und die tote Nonne


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    Der 3. historische Roman von Liz Trenow "Das Haus der Seidenblüten"(Originaltitel "The Silk Weaver") erschien 2018 als im blanvalet-Verlag.


    England, 1760:


    "Das Leben der jungen Anna Butterfield ändert sich grundlegend, als sie vom idyllischen Suffolk zur Familie ihres Onkels nach London zieht. Kurz nach ihrer Ankunft begegnet sie dem französischen Seidenweber Henri und wird hineingezogen in die faszinierende Welt des Seidenhandels. Henri arbeitet an seinem Meisterstück, während Anna sich danach sehnt, Künstlerin zu werden, anstatt einen reichen Anwalt zu heiraten wie von ihrer Familie gewünscht. Henri erkennt, dass Annas Blütenzeichnungen ihnen beiden die Chance auf Unabhängigkeit schenken könnten. Doch sein Leben als Einwanderer wird täglich gefährlicher, bis die dramatischen Zeiten ihn und Anna für immer auseinanderzureißen drohen." (Quelle: Buchrückentext)


    Meine Meinung:


    In der Zeit der Aufklärung begegnen sich die 18jährige Pfarrerstochter Anna Butterfield und Henri Vendome, der seine 7jährige Lehre bei dem hochgeachteten Meisterweber Monsieur Lavalle fast beendet hat und das künstlerische Zeichentalent von Anna entdeckt: Die beiden verlieben sich ineinander, obgleich sie aus verschiedenen Standesschichten kommen und eine gemeinsame Zukunft perspektivlos scheint. Anna lebt im Hause ihres Onkels, einem Tuchhändler, und ihrer Tante Sarah, deren größter Wunsch der gesellschaftliche Aufstieg ist. Die Nichte erlebt London, aus Suffolk kommend, wo sie inmitten der prächtigen Natur im Pfarrhaus aufwuchs, als eine Metropole mit solch pulsierendem Leben, das sie zuvor nicht kannte. Jedoch fühlt sie sich eingesperrt und einsam, da der Standesdünkel ihrer Tante, die sich eine gute Partie für sie wünscht, jede Eigeninitiative, das Haus zu verlassen, zum Scheitern verurteilt. Doch Anna findet einen Weg und verlässt mit Korb, Papier und Zeichenstiften das Haus des Onkels...

    Der Roman ist flüssig und leicht zu lesen. Liz Trenow gelingt es, eine Atmosphäre des Londons aus dem Jahre 1760 zu schaffen, die mir sehr gut gefallen hat, da sie alles gewohnt bildhaft und detailreich schildert. Jedem Kapitel geht ein Auszug eines Buches über die "Umgangsformen der feinen Dame" (Anna) bzw. ein Auszug des "Handbuch für Lehrjungen und Gesellen oder Wie man zu Reichtum und Ansehen kommt" (Henri) voraus; diese sind zwar mitunter amüsant zu lesen, hätten jedoch m.E. auch weggelassen werden können. Schön und sehr passend fand ich die französischen Dialog-"Einsprengsel", da die zugewanderten Hugenotten natürlich ihre Muttersprache sprachen - und es gab sehr viele französische Seidenweber anno 1760 in London!

    Es geht um die Themen Einwanderung, Henri ist als verfolgter Hugenotte mit seiner Mutter aus Frankreich geflohen und diese sehr bedrohte Minderheit der Calvinisten fand in England anfangs eine Willkommenskultur vor, die jedoch abnahm, je mehr weitere Wellen von Einwanderern damals ins Land kamen. Diese politischen bzw. religiösen Bezüge und die Not der Hugenotten hat Liz Trenow sehr gut anhand der Familie Vendome beschrieben. Hauptsächlich geht es jedoch - neben der Liebesgeschichte zwischen Anna und Henri, die sehr anrührend und romantisch erscheint - um das Handwerk der Weber, um ihre Arbeitswelt und die schlechte Entlohnung, die sie erfuhren und die zu Aufständen führte, die teils gewaltsam waren. Die Informationen über die Seidenweberei fand ich äußerst interessant, da es hier um die Übertragung der Skizzen Annas auf die textile Webfläche auf Henris Webstuhl ging: Ein Botaniker und ein bekannter Maler, der vor allem für seine naturnahen Werke geachtet war, und deren Bekanntschaft Anna im Roman machen kann, fließen ebenfalls in den Roman ein und geben ihm damit eine kreativ-künstlerische Note. Manches fand ich sehr informativ, manches inspirierend, jedoch konnte mich dieser Roman nicht ganz so mitreißen wie seine beiden Vorgänger. Die Figurenzeichnung sowohl der beiden Hauptprotagonisten Anna und Henri als auch der Schneiderin Charlotte, Meister Lavalle, dem Cousin William u.a. ist jedoch sehr gelungen und die jeweiligen Charaktere sind feingezeichnet. Besonders der eigenwillige Charakter von Anna, die sich über die vorherrschenden Standesdünkel hinwegsetzte, war mir sehr sympathisch.


    Die Anmerkungen der Autorin zur Romanidee, eine Zeittafel und literarische Quellen des gutrecherchierten Romans runden den Roman ab.


    Fazit:


    Wer sich in die Zeit der Aufklärung ins London des 18. Jahrhunderts, in eine Tuchhändler- und in die Seidenwebergilde begeben möchte, einen sehr informativen und unterhaltsamen Roman lesen möchte, in dem es natürlich um Liebe, aber vorrangig um Kunst, Naturmotive, Mode, edle Stoffe, das Handwerk des Webers geht, ist hier gut beraten, zuzugreifen. Ich fühlte mich gut unterhalten, habe selbst einen Bezug zum Weben und kann den neuen Roman von Liz Trenow weiterempfehlen. 4* und 85° auf der Histo-Couch