Beiträge von Swansea

    Chroi

    Ich schließe mich den Gratulanten an: Eine gute Zeit außerdem für Dich bis zum Starttermin im April!


    .... weil ich eine Überraschungswoche hatte: Ein Bücherpaket von einer ganz lieben Lese- und Brieffreundin aus Kölle kam die Tage an - und gestern habe ich eine Gourmet "Lorraine-Kiste" aus dem benachbarten Lothringen gewonnen :kopfdreher

    nachdem wir endlich wieder einen Backofen haben (der alte war kaputt) auf Wunsch des Juniors gestern


    unser Lieblingsgericht aus dem "Gladiatoren-Kochbuch":


    "Placenta cum fungis et cepis" (Fladen mit Pilzen und Zwiebeln - 2. Blech mit Artischocken, Paprika, Tomaten, Knobi - also à la Pizza - Rest wird heute "vernichtet" ;) (plus gemischter Salat) und Walnusseis mit Schokosce.

    "Agathe" von der dänischen Autorin Anne Cathrine Bomann erschien (Hardcover, gebunden) 2019 im Hanser Verlag, München und ist eine weitere Ausgabe der Reihe "hanserblau", die sich durch ein edles Cover (es sieht aus wie Leinen) und ein handliches Format auszeichnet.


    Inhalt:

    Fontenay-sous-Bois, Vorort von Paris, Nachkriegsjahre:


    "Ein Psychiater zählt die Tage bis zu seinem Ruhestand. Die Probleme seiner Patienten erscheinen ihm längst banal, ihrem Schmerz steht er hilflos gegenüber. Doch eine letzte Patientin lässt sich nicht abwimmeln. Die Zeit mit Agathe verändert alles für ihn."
    (Quelle: Buchrückentext)


    Meine Meinung:

    Als Leser hat man anfangs den Eindruck, dass der Psychiater ohne Namen (nachfolgend daher im Pronomen genannt) seines Berufs äußerst überdrüssig ist: Er zählt die Sitzungen, die Tage - und ist doch unschlüssig, was er nach der Berentung mit seiner Zeit anfangen solle - ja, er ängstigt sich im Grunde davor - und vor dem Älterwerden.


    Seine Sekretärin, Madame Surrugue, erhält daher die Anweisung, keine neuen Patienten mehr aufzunehmen. Doch eine Patientin - die romantitelgebende Agathe - schafft es doch und der Leser erlebt einige Sequenzen der Sitzungen mit, die IHN aus der Reserve - bzw. hinter dem Diwan schräg sitzend, nach und nach herausholt und IHN, unseren Psychiater, sich mehr und mehr wieder dem Leben zuwendet. Meines Erachtens trägt hierzu eine bedeutende Rolle Madame Surrugue bei, die seit Jahrzehnten seine Administration in Ordnung hält und der sicher nicht entgangen ist, welche negative Veränderung in der Praxis mit dem Psychiater selbst vonstatten ging, denn einst hatte er einen guten Ruf und war sehr engagiert: Daher möchte sich Agathe auch nur von IHM helfen lassen...


    Die kurzen Kapitel fand ich sehr passend; denn zwischen den Zeilen, die in einfacher und schlichter Sprache daherkommen, hat der Leser viele Möglichkeiten der Interpretationsmöglichkeiten. Dies macht den Roman sehr interessant. Allerdings hätten nach meinem Empfingen einige "Leerstellen" - die Vergangenheit des Psychiaters oder Agathe's betreffend, hier gut getan: Andeutungen gab es, aber oftmals keine Erklärungen, das Gelesene besser zu verstehen.


    Die Lösung aus seiner (emotionalen) Erstarrung kommt auch den therapeutischen Sitzungen und damit seinen Patienten zugute: Er engagiert sich wieder und die entwaffnende Ehrlichkeit Agathe's ist wie eine Erweckung aus dem Dämmerschlaf. Allerdings empfand ich auch dies (evtl. wegen des Unwissens, in der uns die Autorin lässt) doch etwas märchenhaft und ein wenig surreal. Dennoch freut man sich mit IHM, wenn am Ende eine aufgehaltene Tür ins Café führt, genauso, wie er es sich wünschte...


    Fazit:

    Eine nachdenklich stimmende Geschichte in schlichter und einfacher Sprache, die diesem Roman einen gewissen Zauber gibt, über das Aufbrechen einer seelischen "Verkrustung" oder Erstarrung - und die Lust auf Nähe, die in jedem Lebensalter für die seelische Gesundheit von Bedeutung ist - mitten hinein bzw. zurück ins Leben! Besonders interessant fand ich persönlich, dass die Autorin ebenfalls Psychologin ist - sich also mit "der Materie Mensch" auskennt. Auf jeden Fall eine Hommage an (positive) Veränderungen, die in jedem Alter möglich sind!

    Bücherdrache : Das sehe ich auch so - das Hier und Jetzt ist wichtig und meine Schwester hat da eine Menge geleistet (er hat 3,5 Wochen bei ihr verbracht; ich kam immer mal wieder dazu).


    Doch um meine große (Lieblings)Schwester mache ich mir eigentlich größere Sorgen: Sie hat vor knapp 2 Jahren eine unheilbare Krebserkrankung diagnostiziert bekommen - das 1. kritische Jahr überlebt und man weiß nie, wie es weitergeht (es handelt sich um ein aggressives, kleinzelliges Karzinom). Ich denke, dass mir bei Krebserkrankungen in der Familie (will heißen, Menschen, die ich sehr liebe) zum einen Arbeit - und zum anderen Bücher helfen. Ich würde das sonst nicht sehr gut schaffen, damit umgehen zu müssen, dem Gefühl der Ohnmacht etwas Positives entgegenzusetzen, meine ich....