Was ich mich bei Charlotte gefragt habe: Hat sie kein Küchenfenster? Ich wäre vermutlich aus dem Küchenfenster getürmt, statt am Wohnzimmer vorbei zur Haustür zu rennen.
Die Lage des Küchenfensters wird in den Vorgängerbänden noch ausführlicher thematisiert – es geht nach hinten raus. Direkt auf den kleinen Grünstreifen, über den der Täter eingestiegen ist ... 
An dieser Stelle muss ich auch den armen Pierre in Schutz nehmen. Wie zu Beginn beschrieben, hat er sehr wohl das Gespräch mit Suzanne gesucht, was es allerdings verschlimmert hat. Sie hat ihn belagert, sich in seinen Freundeskreis gedrängt und ihm in seinem Lieblingscafé aufgelauert, was – gelinde gesagt – mehr als grenzüberschreitend ist.
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Zitat aus dem Buch S. 46:
Er hatte versucht, es ihr zu erklären, hatte es damit allerdings noch schlimmer gemacht. Jedes nachfolgende Gespräch, auf das er sich auf ihr Bitten hin einließ, näherte in ihr die Hoffnung auf einen Neuanfang, bis er schließlich die Segel strich, sich überhaupt nicht mehr meldete und jeden ihrer Versuche ignorierte, mit ihm in Verbindung zu treten.
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Stalker reagieren auf jede positive Zuwendung mit der Intensivierung ihrer Bemühungen. Sie leiden unter einer Art Zwangsstörung, geben sich mit einem Nein nicht zufrieden. Jedes Gespräch ist ihnen Ansporn, weiterzumachen, um ihr Ziel zu erreichen. Psychologen raten daher zu strikter Kontaktvermeidung, um diesen Teufelskreis zu unterbrechen. Pierres Fehler war es also nicht, kein klärendes Gespräch zu suchen, sondern eben dies zu tun.
Suzannes Verhaltensmuster hatte sich wie im Buch beschrieben ja schon vor dem Urlaub angekündigt. Sie hatte seine Sachen druchwühlt, ihn kontrolliert und ausspioniert. Die Sache mit dem Ring war also nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Pierre hatte trotzdem versucht, darüber hinwegzusehen, bis er merkte, dass er damit nicht klar kommt. Andere wären sicher schon vorher auf Distanz gegangen.
Übrigens sind die Folgen für Stalkingopfer verheerend. Vor allem, wenn sich der/die Betreffende umbringt. Die Schuldgefühle für den Zurückbleibenden sind massiv; Ängste, jemanden wieder zu nahe heranzulassen, beherrschen sämtliche Folgebeziehungen. Viele Opfer stürzen in tiefe Depressionen, was bei Pierre zum Glück nicht der Fall ist.
Pierre hat trotz all dem Eines geschafft: Seine Empathie für andere zu bewahren, selbstkritisch zu bleiben, seine eigenen Handlungen zu korrigieren und sich um Lösungen zu bemühen. Also kein "typisch männliches Verhaltensmuster", oder? 