Dieser Klassiker war bislang an mir spurlos vorübergegangen.
Mein erstes Hineinlesen ins Buch war total "dahingehuddelt", weil ich vorher ein paar Seiten aus Brigitte Schwaigers Buch "Der Mann fürs Leben" gelesen hatte (seltsame Schreibe).
Dass Schwaigers internationaler Debüterfolg von mir eine 2. Chance bekommen hat, ist purer Zufall. Und ich muss nun zu meiner Schande gestehen, dass mir fast eines der besten Bücher in meinem Leserinnendasein entgangen wäre.
Ein schonungsloser Blick in das Schlafzimmer einer Frau, die einen "tollen Hecht" geheiratet hat. Besonders schockiert hat mich die lapidare Schilderung der vom Liebhaber selbst durchgeführten Abtreibung.
Das zentrale Thema - deformierende Einengung der Ich-Erzählerin durch ihren Partner - hat mich an Sylvia Plaths "Glasglocke" und Marlen Haushofers "Die Mansarde" erinnert. Dennoch ein vollkommen anderer Akzent, weil sich die Ich-Erzählerin als "begnadet untalentiert" darstellt. Nach einem abgebrochenen (weil aufgezwungen) Medizinstudium war anscheinend ein katastrophaler Knick in der selbstverantworteten Ausbildungswahl eingetreten. Sogar der Lateinlehrer erlaubt sich später als die Ich-Erzählerin schon verheiratet ist, eine süffisante Anspielung, seine ehemalige Schülerin hätte in ihm bereits in ihrer Gymnasialzeit eine Vorahnung aufkommen lassen, dass ihr später einmal mit voraussagbarer Gewissheit keine akademische Laufbahn beschieden sei. Nach ihrer Scheidung vom promovierten Techniker (Maschinenbaustudium ?) findet die Ich-Erzählerin dann doch irgendeinen "vorzeigbaren" Frauenjob.
Das Ende des Romans hat mich verblüfft: Ich hatte mit einem Selbstmord der Ich-Erzählerin gerechnet.
Meine Bewertung: Kategorie 10 (eindeutig !!!)
Besonders begeistert hat mich die handliche Taschenbuchausgabe (mit abgerundeten Ecken, was ich sooo sehr liebe)