Beiträge von Jean Bagnol

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    Original von ti-do
    Mir hat das Buch auch sehr gut gefallen. Ich hatte zwar Ugo zwischendurch mal als Täter in Verdacht, aber das war nicht mein Hauptverdächtiger. Ich freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung, auch wenn es leider noch einige Zeit bis zum nächsten Band dauert. Die Leserunde hat viel Spaß gemacht, vielen Dank auch von mir nochmal für die Beteiligung der Autoren.


    Sehr gerne, lieber Ti-Do, uns - meist - auch! Liebe Grüße
    Nina / alias JB d.J.

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    Original von xania
    Habt ihr schon darüber nachgedacht, das Buch auf frz zu übersetzen? Ich kann mir vorstellen, dass diese Geschichte in Frankreich auch sehr erfolgreich sein könnte.


    Liebe Xania,
    das entscheiden nicht wir. So etwas wird zwischen den Verlagen bzw. den Agenten ausgehandelt. Sobald ein französischer Verlag "anbeißt", kümmert er sich um die Übersetzung.
    Gerade die Franzosen kaufen gern noir und polar Krimis ein, Mazan wäre schon ein Kandidat - aber in wie weit dort die Tradition des Katzenkrimis etabliert ist?
    Zudem sind Übersetzungen meist so, dass man schon einen SPIEGEL-Bestseller gelandet haben müsste, damit Verlage in anderen Ländern schnell zuschlagen. Hier muss ein wenig Aquise betrieben werden.
    Herzlichst
    Die Bagnols

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    Original von Rumpelstilzchen
    Kommt ihr eigentlich noch dazu, während eurer Recherche- und Schreibarbeit andere Bücher, die nichts mit eurem Thema zu tun haben, zu lesen? Oder lenkt das zu sehr ab?



    Liebe Rumpelstilzchen,


    ich - Nina - lese, um zu atmen. Zurzeit auch wieder mehrere Bücher gleichzeitig: Stephen Kings Doctor Sleep, Joe Hills (Kings Sohn!) Christmasland, Luca die Fulvios "Mädchen …".


    Während einer Buchschreibphase achte ich meist darauf, durchaus ähnliche Genres (ich liebe Krimis), ABER keine artverwandten Inhalte zu lesen (z.B. Katzenkrimis :-) ), und trotz der Schreibarbeit gehört die tägliche Dosis "Andere Welten" dazu, mindestens zum Einschlafen.
    Wenn ich mich recht erinnere, habe ich während der Mazan-Schreibzeit viel von Izzo gelesen, von Magnan und von Manotti; aber auch Don Winslow, Sara Gran (yeah! love her), viele deutschsprachige KollegInnen und ihre Neuerscheinungen, und ab und an einen Ausreißer, wie Anna Gavalda oder Alan Bennett, den "100jährigen", außerdem "Harriet Rose", zwei, drei Sachbücher.


    Wenn ich demnächst in den George-Nachfolger gehe, werde ich weiterhin Krimis als Ausgleich lesen. Liebe Grüße - JB die Jüngere.


    Ich - Jo - mache es mir da etwas schwerer. Ich bin wir ihr ein leidenschaftlicher Leser und liebe es in die Welt eines Buches einzutauchen und mich zu verlieren, bis ich mit Rückenschmerzen wieder aufstehe. Aber: In der Phase des Schreibens bin ich ebenso obsessiv in meiner eigenen Geschichte. Wenn ich dann etwas anderes lese, geschieht das nur mit einem fürchterlich schlechten Gewissen. Ich müsste ja eigentlich über unsere Geschichte nachdenken. Also betrüge ich mich damit, dass ich, wenn ich etwas anderes lese, alle drei Seiten aufspringe, um mir eine Idee zu notieren, die ich unbedingt verwenden möchte. Was natürlich so gut wie nie geschieht. Oder ich lese, wie in diesem Fall, etwas, was bei der Recherche hilft: Magnan, Izzo oder Descosse. Ist ja alles aus der Gegend und hilft mir weiter. Gute Ausrede oder?
    (Irgendwo zwischendrin hat sich auch ein Band von Game of Thrones eingeschlichen. Aber psst. Und wie war das neulich mit dem "Anschlag" von Stephen King?)
    Naja!



    ----


    Liebe Grüße von den VielleserInnen und VielschreiberInnen
    J&N

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    Original von Rumpelstilzchen
    Was mir nicht klar ist - wer hat den bedauernswerten Osteuropäer im Straßengraben ermordet? Oder war es ein Unfall und kam gerade recht, damit Minotte präparierte Spuren anbringen konnte?



    Liebes Rumpelstilzchen,


    der "kam gerade recht". In der Tat sind recht viele Einbrüche in Ferienhäuser in der Gegend, und, als wir schrieben, gab es in "unserer" Gegend gerade eine heftige Hausdurchsuchung in einer osteuropäischen Kommune, bei der es zwei (!) Tote gab. Die flossen prompt in die Geschichte ein.


    Liebe Grüße


    Die Bagnols.

    @Alle Eulen, die bisher die erste Woche schon "durch" haben:


    für uns ist es ein sehr berührendes und auch aufregendes Moment, mitzuerleben, wie "unsere" Figuren auf einmal gesehen werden, wer wird warum gemocht, wie wird wer verstanden - es hat uns große Freude gemacht, in diesen ersten sieben Tagen zu verfolgen, wie wir aufeinmal nicht nur zu zweit in dieser Geschichte sind. Sondern mit Euch alles noch mal "erleben". Oscar und seine Fresssucht, Tintin und das Dingeling, der Sargholztisch, Brells und Zadiras Annäherung … und das Malheur in Edouards Garage … wie Zadira das Auto wieder abschaltet und aussteigt … alles Szenen, die wir auch so gemocht haben beim Schreiben.
    Danke für Eure Lese-Leidenschaft. Es tut gut, künftig Geschichten zu schreiben mit Euch in Gedanken. Wir werden einiges von Eurem Lob und Euren Anmerkungen mitnehmen und beim nächsten Mazan (Juni 2015 ET) verwenden.


    So. Auf zur zweiten Woche.


    Herzlichst
    die Bagnols.

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    Original von LyFa
    Mir gefällt die Auflösung. Wie es Mattia gelingen konnte, das Chatteau als Geschäftsführer zu übernehmen, würde mich schon auch interessieren. Auf der einen Seite arbeitete er sich so zielstrebig in die Nähe der Erben, dann wieder tötete er Frauen, die mit den Erben nichts zu tun haben- wollte er die Morde den Erben nachträglich in die Schuhe schieben? Das habe ich jetzt nicht so ganz verstanden.
    Warum hat er zu jedem Mädchen eine Katze getötet? Die Katze seiner Verlobten damals ja auch. Hat der Kontakt der Erben mit seiner Verlobten den Wahnsinn bei ihm ausgelöst oder war der vorher schon latend da?



    Liebe LyFa,


    alle Motive für Mattia haben wir angelegt, sowohl, was die Katzen betrifft als auch die anderen Morde. Sie sind allerdings sehr fein gezeichnet, das wollten wir nicht "mit dicker Tinte" schreiben, um gleich ,hier, hier ist der Mörder' zu schreien.


    Hauptsächlich sind die Fährten in den Mattia-Perspektiven angelegt, zum Teil wird einiges durch Elaines Mutter gesagt, und dann kommt der Rest dazu, während Zadira im Stuhl sitzt und sie ihr Wissen wie ein Mosaik neu zusammen setzt.


    Also der Katzenhass:
    Das wird deutlich, als M./AU von seinem besoffen-religiösen Vater spricht. Zu der Zeit (in den 70er Jahren) war die Provence in den Berggebieten des Luberon noch armes Bauernland, da besaßen die Menschen ein bisweilen abergläubiges Verhältnis zur Natur, sie lasen aus Wetter, Tieren, aus der Wuchsrichtung der Bäume oder der Farbe der Flüsse.


    Natur war immer auch bedrohlich, und Katzen waren keine lieben Kuscheltiere, sondern – vormals - die Begleiter von Hexen als Stellvertreter des Teufels. Gerade in den bergdörfern gab es immer (ältere) Leute, die dazu neigten, Katzen als Boten, Augen und "Spione" des Teufels zu sehen.
    Ihre Unergründlichkeit, die Fähigkeit ungehört überall aufzutauchen, ihre Art zu starren – all das machte sie den schlichten, strenggläubigen Menschen unheimlich. Oft wurden besonders schwarze Katzen sofort ertränkt oder erschlagen, wenn sie auftauchten.
    In diesen Abgerlauben hinein wird Mattia erzogen. Sein Vater, ein tiefreligiöser Kirchenrestaurateur, sah in Katern sogar die Verführung der Frauen durch den Teufel zu einer hemmungslosen Sexualität, zu Untreue und zu einem unanständigen Unabhängigkeitsdrang, den Katzen gleich.


    In Mattias Fall kommt hinzu, dass er (auch ein wenig väterlich geprägt) eifersüchtig auf Lysanne, die Katze von Elaine, war, die ihm Zeit und Aufmerksamkeit stahl, die Elaine sonst ihm gegeben hätte (so glaubte er; es schimmert jedoch durch, dass Elaine gewaltig genervt war von seiner anhänglichen Art).
    Als M. Lysanne tötete, erfuhr er das erste Mal die Macht, die von da an sein Leben/Morden leitete. Vor jedem weiteren Frauenmord eine Katze zu töten, war nicht nur Ritual, sondern entsprach auch seinem perversen Verständnis von Perfektion. ---> in der Serienmörderforschung spielen übrigens Tierquälereien als Jugendlicher stets eine große Rolle; die Arglosigkeit eines Geschöpfes auszunutzen, um ihm Gewalt anzutun, ist ein häufig übereinstimmendes Merkmal von Serienmörderpsychen.


    Mit diesem ersten Mord, oder besser: Doppelmord, da er ja auch Elaine in Eifersucht und Demütigung tötet, ist die Mordlust geweckt, und will immer wieder befriedigt werden. Oder, vielmehr: es ist ein Mordzwang, weil Elaines Tod keine Erlösung brachte, was Mattia durch ihre Untreue erlitt: Abweisung, Demütigung, Beschämung, Beleidigung. Nicht nur durch Elaine, sondern eben auch durch die vier Erben.


    Als er aus der Legion, in der er seinen Namen ablegen konnte, um später mit einem neuen ausgestattet zu werden (Dialog Zadira - Djamal), wieder in seine Heimat zurückommt und erfährt, dass die Erben nun in Mazan ihr Werk weiterführen, streben seine Motive - Mordzwang und Rache - nach Vereinigung. Doch erst mit Julie erkennt er, dass er sein großes Werk vollenden kann. Sie ist seine zweite Elaine, und wenn er diesmal mit ihr zusammen die Erben vernichtet, kann seine Qual der Demütigung endlich erlöst werden.
    Meint er.
    Dass er, wenn er nicht erwischt worden wäre, immer weitergemacht hätte, will er sich vielleicht selber nicht eingestehen.


    Wir haben uns viel mit den bekannten Serienmord- und Mord-Forschungen und Erkenntnissen beschäftigt; und oft ist der Selbstbetrug von Serienmördern - die übrigens selten so hyperintelligent und reflektiert sind wie Hollywood das manchmal daher schnürt - sehr hoch. ihre Motive liegen für sie selbst im Dunkeln, aber oft spielen Angst, Demütigung, Scham und eine gewisse emotionale "Fehlstellung" eine Rolle.
    Aus diesen realen Erkenntnissen haben wir Mattia zusammen gesetzt. Aber nicht nur ihn, sondern auch alle anderen - ob die "Enarchen", die es tatsächlich so gibt, die 200 besten Familien Frankreichs mit enormem Einfluss auf Politik und Geld, ob die Nebenschauplätze, wie das rumänische Bordell mit sans-papiers und mittendrin ein Staatsangestellter oder die Polizeiskandale in Marseille, wo diverse Brigaden im Norden der Stadt mit den Drogenkartellen gemeinsame Sache machten (2011, 2012!), ob die Niggeligkeiten zwischen Brell und Saddie.


    Und natürlich ist die Realität so furchtbar irrational, und auch das bilden wir ab. Wir sind auch Chronisten dieser verrückten, verzweifelten, liebenswerten, grausamen, komischen Welt.



    Danke, dass wir das noch mal hier ausführlicher darlegen konnten! Liebe Grüße:
    Die Bagnols.

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    Original von Gronik
    Dass der unbekannte Osteuropäer oder gar Alexandre nur falsche Spuren gewesen sein können, fand ich recht offenkundig, wobei ich nicht so weit gedacht habe, dass Mattia diese Spuren mit voller Absicht und Detailkenntnis ausgelegt hat!



    Liebe Gromik,


    das hat er auch nicht – es war tatsächlich Commissaire Stephane Minotte, der u.a. Zugang hatte zur Asservatenkammer der Kriminaltechnik, in der Tatortspuren usw. asserviert und aufgehoben werden, sowie zur Rechtsmedizin.
    Als Dr. Hervé und Zadira telefonieren, kommt dieser Verdacht raus, und später fragt sich Zadira, ob sie Minotte, der diesmal damit davon gekommen ist, jemals an die E*** bekommt.


    Ganz liebe grüße, und danke Dir, liebe "Königin" unter den Eulen für das belesene Mitlesen.
    herzlichst - die Bagnols

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    Original von Macska
    Mich würde mal interessieren, wie lange hat es von der Idee bis zur Vorlage des fertigen Buches gedauert? Und wann können wir mit dem nächsten Teil rechnen?


    Liebe Macska,


    442 Tage.


    Solange dauerte es von der ersten, diffusen Idee am 6.7.2012, bis zur Auslieferung der ersten (Beleg)-Exemplare.
    Wir haben mal ein Romantagebuch erstellt, dass für die (registrierten) TestleserInnen bei Droemer Knaur anzuschauen ist (mit recht vielen bildhaften Beispielen für Recherche, Zusammenarbeit, Überarbeitung, und, natürlich: unserer "Lektorenkatze" Gigi.


    Hier der Link, händisch eingetippt:
    www.droemer-knaur.de/buch/7788…und-die-erben-des-marquis



    Die Arbeit an einem Roman ist dreiteilig.
    Sehr viel denken, dann planen und reden, dann schreiben.
    Anschließend: überarbeiten, "kneten", korrigieren und ggf. neu schreiben, anders schreiben oder "schleifen".
    Die reine Schreibzeit reicht leider nie :-)


    Zur zweiten Frage, wann der nächste geplant ist:


    Im Mai/juni 2015 soll Mazan II heraus kommen, im Mai/Juni 2016 Teil III.


    Dazwischen schreiben wir unsere Solo-Romane.


    Ganz herzlich zur Nacht
    les Bagnols.

    xania :


    Liebe Xania,


    von mir (JB d.Ä.) sind die meisten Pseudonyme, von Nina die meisten Bücher. Also:
    Jo Kramer schreibt romantische Komödien wie z.B. "Der Mann danach" und "Der Neurosenkavalier". Manchmal schreibt Jo auch bitterböse satirische Krimi-Kurzgeschichten.


    Jens J. Kramer historische und fundiert recherchierte (sorry für das Eigenlob) Romane ("Der zerrissene Schleier", "Das Delta") und
    Mike Schulz veröffentlicht schwarzhumorige Krimikomödien, wie etwa "Pussy erbt alles" und demnächst: "Inselkoller inklusive".


    Nummer Vier ist dann die volle Hälfte von Jean Bagnol
    Madame Bagnol soll selber antworten:


    (tut sie)


    Ich schreibe unter Anne West ("Kamasutra ohne Leistenbruch", "Absolut Sex"), Nina Kramer (Ein Leben ohne mich), Nina George (Das Lavendelzimmer: mein Klar- und Mädchenname), sowie Jean Bagnol - die jüngere volle Hälfte.
    Ein Pseudonym ist absolut geschlossen, das nenne ich hier nicht :-)


    Tucholsky hatte auch sieben Pseudonyme.


    Moin!


    Eure, Deine Bagnols.

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    Original von Brigia


    Ich glaube, das ist gerade eine der Aussagen des Buches - dass es eben nicht so klar schwarz/weiß ist… Vielleicht ist das Kiffen also auch ein Stück Resignation.
    Mich würde sehr interessieren, was die Autoren dazu meinen. :-)



    Uns gehen Leute, die andauernd Drogen nehmen, unglaublich auf den Keks.
    Aber wir wissen auch, dass sowohl im wirklichen Leben als auch in der Literatur Menschen manchmal Grenzen überschreiten müssen. Erst wenn sie diese Risiken eingehen, werden sie als Romangestalten interessant und spannend. Und auch erst jenseits der Grenzen erfahren wir, wer wir wirklich sein können.


    Es gibt auf dieses Thema, diese Frage, mehrere Antworten. persönliche, dramaturgische, gesellschaftliche.
    Beginnen wir mit der literarisch-dramaturgischen:


    Wir haben Zadira bewusst als eine Frau mit Schwächen angelegt. Sie hat Stärken, oh, ja; sie ist gerecht, zäh, mitfühlend, sie interessiert sich mehr für die kleinen Leute als den großen Schein.
    Aber sie ist auch verletzlich. Sie ist dunkel. Sie ist verwundet.
    Und Drogen sind ein Ausdruck ihrer dunklen, verletzten Seite.


    Die gesellschaftliche:
    Die Realität der Polizeiarbeit ist nicht immer hell. Ob in Frankreich, Deutschland, den USA oder sonstwo. Polizisten sind nicht die besseren Menschen. Und sie können nicht mal so glatt und klar zwischen schwarz und weiß, gut und falsch, trennen, wie wir (es manchmal auch nur wünschen, dass es ginge…).
    Polizisten sind drin in dem komplexen Gewirk, in dem nicht immer der der Böse ist, der zuschlägt (man denke nur an Notwehr oder späte Rache eines missbrauchten Kindes), und nicht immer der der Gute, der keine Gewalt ausübt (man denke an Betrüger, Investmentbanker oder Politiker).


    Anders gesagt.
    Die persönliche Antwort.


    Mein (Ninas) Vater war Polizist, zwölf lange Jahre lang. Durch ihn habe ich einen anderen Einblick in den Apparat, aber auch in die Seelen der PolizistInnen werfen können.
    Sie sind menschlich, nur zu menschlich.
    Und so etwas wie Alkohol, Dope, Schmerztabletten, Antidepressiva – die gehören zum Alltag. Zum Polizistenalltag. Beileibe, nicht jeder Amtsausüber ist auf irgendeiner Sucht, natürlich nicht - aber gerade diese Menschen, die so unter Druck stehen, fallen auch öfter der Erleichterung anheim, die leichte oder nicht ganz so leichte Drogen ihnen versprechen ...


    Wir, die wir nicht in diesem Kampf involviert sind, können leicht sagen: Es gibt nur gut und böse. Die, die drin stecken, müssen müssen mit den Unwägbarkeiten zurechtkommen.
    Und manchmal … aber nur manchmal, hilft da eine kleine Tüte Frohsinn.


    Und letztlich:


    Wir glauben fest daran, dass Romane keinen Erziehungsauftrag haben, und die Menschen dortdrin keine legal gesicherte Vorbildfunktion einnehmen sollten.
    (nicht mal Bullen, Schimanski haut ja auch gern mal aufs Maul :-D)
    Romane erzählen von Menschen, die mal was wagen, mal zu feige sind, die sich mal daneben benehmen, sich was trauen, die sich verführen lassen, was falsch machen, daran wachsen.
    Wären unsere Figuren alles so gut erzogene, ständig reflektierte, korrekt handelnde Leute, dann wären Romane einfach so … so …


    LAAAAANGWEILIG!


    So gesehen … wir haben einen Hang zum kreativen Realismus.


    Herzlichst, liebe Brigia und liebe Macska -
    die Bagnols

    Liebes Rumpelstilzchen,


    heute mal wieder WLAn geschnorrt beim Hafenmeister in Kappeln.


    Mein Mann sagte eben: "Wir gehen in jeden Abgrund hinein, wie Rotkäppchen in den Wald" - was so viel heißt, wie: Gerade als KriminalromanautorInnen sind wir einerseits wahnsinnig interessiert an den Geheimnissen, ABgründen, Grausamkeiten und komplizierten Psychen der Menschen. Andererseits fällt es uns leicht, uns selbst außen vor zu lassen. Wir beobachten, wir hören zu, wir bewerten nicht. Aber wir machen daraus eine Geschichte.


    Als wir in Mazan waren und erfuhren, dass der Marquis de Sade dort gewirkt und gelebt hatte, recherchierten wir, um mehr als das heraus zu finden, was allgemein über ihn bekannt zu sein scheint.


    So etwa, dass er nicht allein auf seine sexuellen Eskapaden zu reduzieren ist; zwar lebte er im privaten ein durchaus delikates, handfest und promisk zu nennendes Liebesleben aus – zu was ihn übrigens sein Onkel, ein Abbe aus der Gegend, angeleitet hat, als er ihn regelmäßig fesselte und geißelte - , aber er war auch ein überaus gebildeter und politisch revolutionärer Mann. Er hing "zwischen den Stühlen", da er adelig war und dennoch die Revolution begrüßte.


    So gehören die Essays, Studien und Meinungen zur Sozial- und Gewaltforschung de Sades zu den allerersten Werken auf diesem Gebiet.


    de Sade war ein Rechtswissenschaftler, intelligent, besessen, verführerisch, und vielleicht auch in mancher Art ein Vordenker (jenseits der sexuellen Konnotation gesprochen). Er zeigte genauso feminstische Ansätze, in denen er Frauen gleiche Rechte und Freiheiten zugestand, wie soziale Interessen, weil er kritisierte, dass dem einfachen Mann das Recht nicht so an der Seite stand wie dem reichen. Er war auch Hedonist und lustbetont.


    Kurz gesagt: Ja, wir haben uns mit de Sade beschäftigt, haben auch seine Theaterstücke und Essays gelesen, z.B. jenes, auf das sich die vier Erben beziehen: "Die Philosophie im Boudoir oder Die Unmoralischen Lehrmeister", wo vier angesehene Personen eine junge Frau "erziehen", in dem sie sie verführen, ihr Kritik an Religion, Gesellschaft, Muttersein und Treue einimpfen.
    Wir haben heraus gefunden, wie sehr sich de Sade von dem heute allgemein durch Privatfernsehen "bekannten" S/M unterscheidet - nämlich in allem.
    Lack, Leder, Peitschen, Rollenspiel 24/7, das wäre dem Grafen zu wenig gewesen, er wollte den Geist befreien, die Angst besiegen und wusste genau, dass der Mensch auch manchmal ein Tier sein kann...
    Also eine sehr komplexe und vielschichtige Person, von der auch wir nur einen kleinen Teil kennengelernt haben.


    Sooo … und das war es erstmal für heute.


    Morgen MACHEN WIR FREI!!!!


    Wir schauene rst Sonntagabend wieder hier hinein und freuen uns sehr auf Euch. Es macht uns großen Spaß, wie imemr, mit den BücherEulen.


    herzlichst
    die Bagnols.

    Dankeschön, liebe Nicigirl85; das haben wir in der Tat bewusst so entschieden - wir freuen uns dass es den gewünschten Effekt hat. Es war ja nicht ohne Risiko, üblicherweise liegt das Opfer früher auf dem Obduktionsstisch.
    Es war auch für uns ein gewagtes Experiment, Krimilesern, die gewisse Formate vermutlich eher gewöhnt sind – Leiche, Ermittlung, red harrings, Finale -, mit dem Konzept zu überraschen, dass wir das Opfer erst vorstellen. Und den Mörder, obgleich niemand weiß, wer er ist …


    Noch eine kleine Korrektur an xania :


    Das Haus in dem die Erben ihre Spiele spielen, gehörte nicht dem Tierarzt - der wohnt ja unterm Dach, bei Madame Blanche.


    Zuletzt gehörte das Haus der Erben dem SPOILERGEFAHR.


    Hups, das war knapp.


    Liebe Grüße!
    Die Bagnols

    Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Katzen sind ja schlaue Tiere, aber - die Katzenfans mögen es verzeihen - ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Katze eine andere Katze aus einer Tonne retten würde....
    Vielleicht eine Katzenmutter ihre Jungen verteidigen. Aber sowas erscheint mir schon sehr unwahrscheinlich.
    Ist euch wichtig, ob so etwas realistisch ist?



    JB d.Ä.:
    Liebes Rumpelstiehlchen,
    wir nenne es lieber: Die Realität ein wenig biegen, verdichten und weiter erzählen :-D


    Es gibt ja ganz erstaunliche Geschichten aus der Tierwelt, die mit unseren Bildern unserer vierbeinigen Genossen nicht zusammenpassen wollen. Wie ticken Tiere, im speziellen Katzen? Denken sie? Sind sie nur funktionale Fressmaschinen? Die klügsten Untersuchungen über Tiere haben ergeben, dass wir herzlich wenig von ihnen wissen. Sie zu sehr zu vermenschlichen ist ebenso falsch wie sie zu unterschätzen.
    Ganz nebenbei: Vor ein paar Jahren hat mein Hofkater Mikesch seine Freundin Katzelin rausgehauen, als sie bedroht wurde. Es scheint auch bei den als Egoisten verschrieenen Katzen einen Beschützerinstinkt zu existieren.


    J.B.d:J.:
    Ansonsten halten wir gerade bei den Katzenkenntnissen und Eigenarten sehr viel von dem (uns bekannten) Realismus – heißt: wie riechen, sehen sie, wie spüren sie Wind, wie nehmen sie Menschen wahr (Katzen riechen sehr gut, in ihrem Gehirn werden Düfte in Farben umgewandelt; sie sehen uns Menschen z.B. als unterscheidbare Farbwolken), wie erkennen sie, wer zu ihrem Revier gehört (über den Rudelduft, den sie u.a. auch an uns verteilen, wenn sie uns um die Waden streicheln - das ist eine Reviergeste, kein Kuscheln ...).
    Wir halten uns so dicht es nötig ist, an die Wirklichkeit - und biegen sie dort, wo die Geschichte es von uns als Erzähler verlangt.


    Liebe Grüße
    Die Bagnols.

    Liebe BücherEulen,


    heute schreiben wir aus Flensburg, und dem schottischen Fleischbrater (WLAN für eine Stunde) und rufen kurz dazwischen:


    Es ist für uns wunderbar zu sehen, wie auch unsere kleinen, subtilen Andeutungen und Hinweise - Atos, Parceval, Manon/die Oper - wahrgenommen werden. Gerade bei einem Krimi, wenn die Spannung ziehen soll, gehen die manchmal unter. Auch waren wir sehr gespannt, wir Ihr es empfindet, dass wir das Opfer erst ausführlich vorstellen, bevor es getötet wird; wir haben uns Mitgefühl für Julie gewünscht, das Mädchen vom Land mit Träumen, aber ohne Erfahrung.


    Bis morgen - die Bagnols.