Beiträge von BGiersche

    In der Tat muss man erst lernen, mit Kritik umzugehen, das ist aber ein all zu oft wiedergekäutes Thema in allen Foren, weswegen ich mich dazu nicht mehr auslassen mag. Unstrittig ist, dass derbe Negativkritik etwas mit einem Autor macht. Geht mir ja nicht am Allerwertesten vorbei. Schmerzt und piekt im ersten Moment. Aber das geht vorüber und wenn sich der Pulverdampf verzogen hat, kann man drüber nachdenken, ob denn etwas dran ist, am Verriss. Voltaire war hart und unmissverständlich, er verzichtet auf relativierende Floskeln und sagt, was er davon denkt. Dieser Ruf eilte ihm voraus und er wurde ihm gerecht. Alles gut also. Ich bin auch sehr froh darüber, nicht so eine Art Welpenschutz bekommen zu haben. So nach dem Motto: Ist ja der Debutroman, dafür ist er akzeptabel...sondern es wurde mit den gleichen Maßstäben gemessen, wie bei jedem anderen auch. Und das macht dann eine Rezension, auch wenn sie eher vernichtend ist, wertvoll.
    Und nicht alles, was mir von anderen über das Buch gesagt wurde, war positiv. Nicht jede Beurteilung und Meinung steht im Internet. Manches in Voltaires Worten habe ich an anderer Stelle auch gehört. Manches, lange nicht alles. Und dieses "Manches" betrachte ich nun genau und stelle für mich selber fest, dass ich heute das Buch wahrscheinlich doch etwas anders schreiben würde....mehr Tiefe, weniger Breite. Trotzdem bleibe ich dabei: Ich mag das Buch, seine Idee und den Plot. Und ich schreibe weiter und freue mich schon darauf, hier dann das nächste Buch zu präsentieren um zu sehen, ob es "objektiv messbare", positive Entwicklungen gibt :-)


    Würde ich im wesentlichen nur Rezensionen, wie die von Voltaire bekommen haben, dann hätte ich schon lange aufgegeben. Dem ist aber eindeutig nicht so und das macht mich recht zufrieden. Lernen und mich verbessern ist mein tägliches Geschäft, seit ich schreibe. Objektive Kriterien gibt es vielleicht....doch primär ist Buchkritik subjektiv. Ansonsten würde ja eine einzige Rezension reichen, eine einzige Bewertung massgeblich sein, ob der Daumen hoch oder runter geht. Zu sagen: "Objektiv ist das Buch Mist"....klingt da schon ziemlich...sagen wir mal...selbstbewusst.


    Die Bewertung "Geschwätz" nehme ich jetzt mal nicht übel. :fetch
    1. Informeller Kodex: Bedeutet, dass es "Benimmregeln" innerhalb der Autorenschaft gibt, die ohne, dass sie formell irgendwo fixiert sind, Bestand haben und allgemein respektiert werden. Dazu gehört auch, sich niemals selbst zu rezensieren, keine Gefälligkeitsrezis einzufordern, Kollegen, und schreiben sie noch so grottenschlecht, nicht zu bewerten u.v.m.
    2. Der Vergleich mit dem Säugling ist eine farbige Metapher. Der Säugling ist allumfänglich ein unbeschriebenes Blatt. Und wie ein Säugling in besagter metapher ins Leben gestossen wird so wird ein Autor nach der Veröffentlichung seines ersten Buches in das Schriftstellerleben gestossen.
    Ausnahme: Er/Sie war schon vorher in diesen Kreisen unterwegs und griff erst später zur Feder...dann kennt er/sie sich aus.
    3. Das frage ich mich auch manchmal....das war ein Zitat aus einem vorhergehenden Beitrag
    4. Gelernt habe ich viele Dinge...nennen wir sie "Regeln"? Insbesondere im Bereich Rezensionen hat der Jüngling ganz viel Lernbedarf. Man ist als Schreiberling zunächst einmal ganz alleine mit seinem Buch. Man schreibt, denkt, fabuliert und erschafft da diese Welt....formuliert seine Fantasie..alles im stillen Kämmerlein und dann das Coming out...das werk in Händen einer Leserschaft.....da tut jeder kritische Kommentar weh, trifft einen persönlich und dekompensiert das Gemüt. Zu lernen, das einzuordnen, das ins positive zu wandeln und auch für sich nutzbar zu machen ist eine Kunst, die erlernbar ist.
    Dann gibt es noch diese Ego-Dinge...weil man ja selbst sich für den grössten hält, wenn man tatsächlich mal ein Buch in Händen hält, dessen Rücken den eigenen Namen trägt. Hier muss man ganz schnell ganz viel Demut lernen.
    Und dann noch Neid. Man vernetzt sich und andere machen die dollsten Leserunden und haben 67 Rezensionen..alles 5 Sterne...und man selbst knabbert gerade an der dritten Verriss-Rezi...
    Und dann schreibt man weiter und denkt....einmal Verlag, immer Verlag und stellt fest...nööö..ist gar nicht so...auch ein Lernprozess...
    UND VIELES MEHR
    Und was ich ablehne: Mich zu verbiegen um irgendwann einmal "everybodys darling" zu sein. Immer stets dem zu folgen, was andere (auch und insbesondere Rezensenten und Blogger) fordern und anregen. Ich bin ich, und ich schreibe, wie ich schreibe. Viele mögen das, andere nicht. Wenn es aufhört Spass zu machen und zum Handwerk wird, lasse ich es sein.
    5. Verwandschaftsverhältnis mit dem Verleger:


    Ist mein Bruder. er gründete den Verlag, als ich noch nicht ans Schreiben dachte. Ich hatte keinerlei Bezug zu dem, was er da tat. Ende vorletzten Jahres fragte er mich, in Kenntnis dessen, dass ich gerne und viel geschrieben hatte, bei einem Bier, ob ich nicht Spass hätte, zu einer Anthologie etwas beizutragen. Ich lehnte ab, weil mir das Thema zu abgeschmackt erschien (Weltuntergang).
    Ich kam dann eben doch auf eine relativ neue und unverbrauchte Idee und er war begeistert und bot mir an, ein Buch draus zu machen. Thats it. Bruderbonus und Familienkram kann man unterstellen, ist aber nicht angezeigt. Ich denke eher, dass ich es schwerer habe als die anderen Autoren des Verlages, weil die Erwartungshaltung eine viel höhere ist. Und ob mein Buch nun nur deswegen verlegt wurde, weil mein Bruder einen Verlag hat, muss der Leser entscheiden...es besteht ja auch der Hauch einer Chance, dass es einfach ein gutes Buch ist.

    Zitat

    Original von Dieter Neumann
    Der Thread heißt "Autorenknigge". Also soll hier darüber diskutiert werden, was sich für SchriftstellerInnnen gehört, in diesem Falle mögliche Rezensionen von Werken anderer SchriftstellerInnen betreffend. Dazu kommen mir spontan zwei Gedanken:


    Ein Regelwerk über den Verhaltenskodex von Geistesschaffenden untereinander ist unsinnig, da sich diese eh niemals in Regeln pressen lassen dürfen, wenn sie sich selbst ernst nehmen.


    Der / die Schriftsteller/-in soll schreiben. Gelegentlich vielleicht auch zu anderer Leute Büchern. Lieber aber eigene.


    Ein sehr schöner und deeskalierender Beitrag, wie ich finde. Aber vertun sollte man sich nicht. Es gibt in der Tat einen, natürlich vollkommen informellen "Kodex" für Autoren. In den ersten sechs Lebensmonaten eines Autors ( also das halbe Jahr nach Erscheinen des Erstlings) lernt der Verfasser eines Buches genauso viel wie ein Säugling. Was man so macht, als Autor, der man ja jetzt ist, was man besser nicht macht und was man auf keinen Fall machen sollte. Wir Jungspunde haben alle dieselben Fehler gemacht....und lernen täglich dazu. Wir lernen also, "was sich für Schriftsteller gehört, und was nicht". Und je reifer wir werden, umso mehr erhalten wir ein eigenes Bild von der "Szene" denn eine solche ist es. Bevor ich zum Griffel griff, ahnte ich nichts davon. Erst danach erhielt ich einen Einblick und den Eintritt in diesen neuen Kosmos. Und lernte Regeln....manche hinterfragte ich und manche lehne ich kategorisch ab. deswegen fand ich den Thread interessant und ich denke, er hat das Potential, solche Fragen wirklich auch einmal offen zu bereden. Und wisst ihr was? Am liebsten schreibe ich Bücher....sollen andere dann ihre Meinung darüber äussern....

    "Aber selbst eine Gefällkeitsbeurteilung durch eine Kollegin oder einen Kollegin macht aus einem schlechten Buch kein gutes Buch. Man sollte von Autorenseite die Leserinnen und Leser nicht unterschätzen. "


    Da hast Du recht....ohne Zweifel. Den Imageschaden durch eine offensichtliche Gefälligkeitsrezension erleidet auch weniger der Rezensierte, sondern der Rezensent, weil er natürlich an Glaubwürdigkeit einbüsst. Gerade in den Sphären, in denen Newcomer und "Schreib-Küken" ihren literarischen Lebensraum finden, sind die Bücher eng an die Person des Verfassers gekoppelt. Ich erlebe das oft, dass gute Bücher nur deswegen keine Käufer finden, weil die Autoren es nicht verstehen, sich ganz direkt mit den potentiellen Lesern zu befassen, mit ihnen den Austausch zu wollen. Und eben wegen dieser relativ engen Verbindung "Buch--->Autor" kann man sich durch, auch absolut ehrliche und objektive, Rezensionen selbst das Wasser abgraben. Wie an anderer Stelle bereits bemerkt wurde, sind Schriftsteller sich gegenseitig nicht automatisch zugetan, eher im Gegenteil. Viele bemühen sich eloquent darum, anderen Hilfestellung zu geben und zu unterstützen. Aber eben nicht alle. Ich hätte genügend Beispiele.

    Naja John passt insofern, weil sein Schicksal als Beispiel dient, was geschehen kann, wenn man daneben langt....wie auch immer. Die drei Fragezeichen unter meinem Beitrag waren ja nicht wirklich eine konkrete Frage....ich vermutete daher, dass sie die Fragezeichen auf den zitierten Abschnitt bezogen und da schien mir das Beispiel durchaus gerechtfertigt zus ein.

    Gemeint ist das so:
    Um als Neu,oder Jungautor heute auch nur ein kleines bisschen Aufmerksamkeit zu erregen, bedarf es vieler Mühe und vieler Ideen. Der gängige Weg ist die Vernetzung über das Internet. Hier etabliert "man" sich in einschlägigen Foren und Gruppen und beginnt so die Vernetzung. Natürlich findet das auch im "echten Leben" statt, jedoch in weitaus geringerem Masse.
    Das ist allerdings Fluch und Segen zugleich. Denn kommt es zu einer Fehlleistung, einer verbalen Entgleisung oder nur zu einem profanen Missverständnis, einer konträren Meinung an falscher Stelle, dann KANN es passieren, dass sich die Wut des (gefühlt) gesamten Internets entlädt. In Neudeutsch nennt man das, glaube ich "Shitstorm". Das geht ganz fix und wer dies einmal mitmachen musste, weiß, dass es danach extrem schwer wird, sich davon zu erholen als Autor. John Asht sei hier nur als Beispiel genannt.
    Das meinte ich damit.......

    Vielleicht kann man die Fragen nicht einfach pauschal beantworten. "Grosse" Literaten sind sicher auch bei ihren Kollegen willkommene Rezensenten. Doch schon bei jenen, die schriftstellerisch im Mittelfeld spielen, haftet jeder Rezension auch immer Befangenheit an, wie ich meine. Und selbst, wenn es diese gar nicht gibt, so wird sie doch von einem nicht geringen Anteil der Leser unterstellt. Und somit geriete man in Erklärungsnot. Ich habe leidvoll erfahren müssen, dass es auch in der schreibenden Zunft Menschen gibt, die sich und ihre Werke dadurch erhöhen, indem sie andere herunterziehen durch schlechte Rezensionen. Manchmal geben sie sich dann selbst unter dem selben Pseudonym die ersehnten 5 Sterne.
    Viele Autoren sind durch social Media untereinander vernetzt und stehen auch mit Lesern und Bloggern in engem Kontakt. Hier entwickelt sich auch so eine Art "Ehrenkodex", der besagt, dass Gefälligkeitsrezensionen unerwünscht sind. Im Gegensatz dazu gibt es aber auch Gruppen, zum Beispiel bei Facebook, indem sich Autoren (oder solche, die denken, sie seien welche) versammeln, nur zu dem Zwecke, sich gegenseitig gut zu bewerten in den einschlägigen Seiten. Derlei Leutchen sind im Kreise der Blogger und Schriftsteller extrem verpöhnt, weswegen die Aussage: "Ich rezensiere keine Kollegen", durchaus ihre Berechtigung hat, wie ich finde, alleine schon, um nicht in den Verdacht der "Vorteilsgabe" zu geraten. Nichts ist schneller ruiniert als der Ruf eines Schriftstellers.


    Was Kommentare zu Rezensionen angeht, bin ich, wie viele meiner Vorredner der Meinung, dass man abwägen muss, wo man kommentiert und wo nicht. Prinzipiell ist der Dialog mit dem Leser unentbehrlich und von diesem ja auch meistens sehr gewünscht. Hier "sprachlos" zu bleiben, halte ich für den falschen Weg.

    Oh man....gleich hagelt es wieder Schmährufe, weil Eigenwerbung ja bekannterweise stinkt.
    Ich sollte im letzten Jahr eine Kurzgeschichte zum Thema "Weltuntergang" schreiben, verweigerte mich jedoch, weil ich dachte, dass die Welt in der Literatur auf alle erdenklichen Arten bereits untergegangen sei, und jeder Versuch, es erneut zu versuchen, immer auch ein Aufguss einer bereits vorhandenen Geschichte sei. Bis zu dem Moment, an dem mir tatsächlich eine ganz neue Methode eingefallen ist.

    Vielleicht lässt sich die Frage nicht ganz so einfach beantworten. King wird immer mit "Horror" in Verbindung gebracht, und "Horror" wird fast immer gleichgesetzt mit Monster, Blut und Splatter-Kram. Mit maskierten Irren, die mittels Kettensäge ihre Mitmenschen entleiben oder solchen Typen wie weiland Hannibal Lecter, der auch gegen ein Human-Steak nichts einzuwenden hat.
    Dabei bietet das Genre sehr viel mehr und King versteht es, die ganze Bandbreite abzudecken. So finden sich in seinem Portfolio jede Menge Bücher, die Angst machen ( KERN des Horror-Genres) und in denen nicht das geringste an Übernatürlichem zu finden ist. Und diese Werke des "Meisters" finde ich persönlich am besten. "Sie" oder "Das Mädchen" und nicht vergessen "Das Spiel" sind sehr gute Beispiele dafür.

    Na eben drum freut es mich, dass Voltaire zugegriffen hat. Ehrliche und fundierte Meinungen liegen mir sehr, auch wenn ich vielleicht Tage brauche, um sie zu verdauen. Und sein Ruf eilt ihm ja voraus, weswegen ich ab morgen nur noch mit Stahlhelm herumlaufen werde :lache

    Lieber Voltaire,


    ich fühle mich geehrt und gleichwohl wegen der berechtigten Kritik auch peinlich berührt. Nun bleibt mir, zu hoffen, dass das Buch Gefallen findet :-) Viel Spass damit :-)

    Naja Kai, es nervt schon, wenn man den Eindruck erweckt, nur der Werbung willen hier zu posten. Wir kennen das ja von anderen Gruppen, vor allem bei Facebook, die zur Messe für unbeachtete Autoren verkommen und wo sich Autoren gegenseitig mit ihren Versuchen auf den Wecker gehen, ihre Werke an die Leser zu bringen. Mir ist das ausgesprochen peinlich, nun auch in diese Schublade gelangt zu sein....und abgesehen davon, fände ich es wirklich gut, wenn ich zur Erheiterung der Leserschaft beigetragen habe, denn dann habe ich wenigstens mit dem Fauxpas etwas Positives bewirkt :-)

    Auf der Text & Talk Buchmesse in Oelde lernte ich Achim Albrecht, den Autor des Buches "Der Engelmacher" kennen, der dort auch eine Lesung aus dem Buch präsentierte. Ich war sofort hin und weg von der wirklich fulminanten Verbalakrobatik, die Albrecht vorführte. Enormer Wortwitz und das Spiel mit Formulierungen paaren sich mit einem genialen und bemerkenswerten Plot.


    Klar, dass ich mir sofort mein Buch habe signieren lasse. Ich lese es gerade mit heller Begeisterung und empfehle es uneingeschränkt der Leserschaft. Rezi wird folgen, wenn ich es durch habe :-)