Beiträge von Torshavn

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    Original von Ayasha


    Ich habe das gar nicht so verstanden, dass Hans Wilhelm angegriffen hat. Ich kann mir das auch gar nicht vorstellen und glaube an einen Unbekannten Angreifer. Habe ich möglicherweise etwas überlesen? :gruebel


    Ich glaube da hast Du etwas überlesen. Es ist eindeutig Hans der Wilhelm verprügelt.



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    Ich weiß nicht wie ich die Prügelattacke von Hans finden soll. Ich hätte ihm das auch nicht zugetraut. Vor allem nicht gegen Wilhelm. Der hat ihm doch gar nichts getan.


    Zugetraut habe ich ihm das schon. Aber ich denke Wilhelm hat es stellvertretend abbekommen. Er ist ja ein Student, und auf die ist Hans nun gar nicht gut zu sprechen. Dann hat er ihm auch noch nachgestellt, um mit ihm zu reden. Das ist Hans dann alles zu viel geworden.

    Interessant. Hier im zweiten Leseabschnitt hat Julius sein Verhalten im Umgang mit den Menschen in Marburg geändert. Er verfolgt immer noch geradlinig sein Ziel. Aber er versucht sich Freunde mit Einfluss zu verschaffen. Wachtmeister Schmidt ist der erste. Das Resultat, Schmidt läßt ihn zur Leiche von Emilie Breuer, und versorgt ihn mit Informationen zum Background der Toten. Mal schauen, wie weit Julius so kommt.

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    Original von bienchen69
    Und um was für ein Dokument ging es im Gespräch mit Emilie, die ja nun auch dem Mörder zum Opfer fiel.


    Ich denke das Dokument steht im Zusammenhang mit Emilies Testament. Ihr recht ordentliches Vermögen erbt ja wohl Katharina. Wachtmeister Schmitt erzählt Julius am Fundort von Emilie ja davon.


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    Wer ist die Frau und der rothaarige Mann, die sich auf dem Friedhof streitet?


    Wenn ich die Stelle richtig deute, ist die Frau Greta, die Hausangestellte von den Wittgens. Und ich vermute der 'rote Fuchs' ist ihr Freund, der sie ja dazu nötigt im Hause der Wittgens zubleiben und Katharina auszuspionieren. Wenn man Hans glauben kann, scheint der 'rote Fuchs' ja durchaus kein unbeschriebens Blatt in Marburg zu sein.


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    Schön finde ich auch Lottes Entwicklung. Dass sie sich durch Brentanos Besuch umstimmen lässt.


    Das ist wirklich eine wunderbare Szene. (es ist überings Savigny der sie hier besucht, der gute Freund ihres Mannes), die zeigt wie unrecht Sophie ihrer Mutter tut, die ja durchaus eine weltoffene belesene Frau ist. Die Szene macht aber auch deutlich, wie sehr der Mensch am Erreichten hängt, und wie schnell er seine Ideale bei Seite schiebt, wenn es um den Erhalt des Wohlstandes geht.

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    Original von Ayasha
    Sprach ich in meinem ersten Posting (nachdem ich etwa erst die Hälfte des Abschnittes gelesen hatte) noch von Sophies Schwärmerei, hat mir diese Szene gezeigt, dass doch wohl mehr Gefühle im Spiel sind. Und auch hier bestätigt sich Sophies etwas ungestümer Charakter, indem sie auf einen Kuss hofft. Meine romantische Seite hat natürlich auch darauf gehofft - aber da hat uns Wilhelm einen Strich durch die Rechnung gemacht und da müssen Sophie und ich wohl noch Geduld aufbringen. ;-)


    Ich denke auch, das von Sophies Seite mehr Gefühle im Spiel sind als simple Schwärmerei, das zeigt die Szene ja ganz deutlich.
    Für Wilhelm, glaube ich, ist diese Situation eher ungewohnt. Er ist sich seiner Gefühle ja auch nicht so sicher. Er erwähnt es Paul gegenüber auch mal. Außerdem scheint er mir mehr der typische Gelehrte zu sein bzw. auf dem Weg dahin zu sein. Geselligkeit ist ihm zwar sehr wichtig (wenn auch meist in Männerrunden) als Ausgleich zur akademischen Tätigkeit. Aber irgendwie scheint ein intimeres Verhältnis zu einer Frau nicht so in seine Vorstellungswelt zu passen. Vielleicht lebt er aber auch schon zu lange mit seinem Bruder zusammen. (Vielleicht habe ich aber einfach auch zu viel Grimm- Biographien in letzter Zeit gelesen, die mir jetzt ein bißchen im Weg stehen.)

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    Original von Gronik
    Von Julius, dem weitgereisten und studierten jungen Mann, erwarte ich hingegen ein bisschen mehr Vernunft und Bedacht in seinem Tun.


    Aber wieso? Er kommt aus einer weltoffeneren Stadt, in eine klein(geistige) Stadt, die auch noch die zum Teil ungeliebte Heimat ist.
    Er hat gelernt seinen Verstand zu benutzen, und nach der 'objektiven' Wahrheit zu streben. Dann trifft er auf Ignoranz, Standesdünkel, Stadträson, Machterhalt u.a..
    Ich kann mir gut vorstellen, das er sich erst mal wie im Knast vorkommt. Dann macht er sich ja auch noch den Vorwurf, selbst zurück gegangen zu sein, der Mutter zu liebe.
    Das sind, meiner Meinung nach, keine gute Vorraussetzungen um ruhig, gewand und offen den Menschen dort (wieder)zubegegnen.



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    Julius hingegen lässt mich als Leser - genauso wie seine Mitfiguren im Buch auch - nicht wirklich an sich ran. Er wirkt auf mich in gewisser Weise unnahbar, was ich immer mehr als seine eigene Art von Selbstschutz zu verstehen glaube.


    Ja das ist ein interessanter, für mich nachvollziehbarer Grund für sein offen provozierendes Verhalten, Ayasha.
    Aber ich glaube er macht es nicht bewußt. Es kommt mir auch ein bißchen wie ein Automatismus vor.
    Doch unsympathisch macht ihn sein Verhalten meiner Meinung nach nicht, wie Du ja auch sagst. Für mich ist eher der Reiz bzw. der Wunsch da, Julius näher kennen zu lernen.

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    Original von Gronik
    Sophie ist mir auf Anhieb sympathisch, Julius finde ich noch ein bisschen zu sehr mit dem Kopf durch die Wand


    Ich nehme Deine Bemerkung, Gronik, mal zum Anlass zu fragen:


    Wieso kommt Sophie bei den Sympathie- Werten so viel besser weg als Julius?
    In meinen Augen sind sich die beiden sehr ähnlich. Beide setzen ihre Denkweise gegen die herrschende Meinung von Familie, Freunde und Gesellschaft absolut durch. Den einzigen wirklichen Unterschied sehe ich darin, das Julius seine Meinung, seine Sicht mit Wissen füllen kann, während Sophie (da sie ja auch noch relativ jung ist) eher aus dem Bauch heraus argumentiert.

    Eine Frage spukt mir schon die ganze Zeit beim Lesen im Kopf herum, und stellt sich jedesmal wieder, wenn Julius um eine Autopsie der toten Helene kämpft: Hätte er in der damaligen Zeit durch die Leichenöffnung denn die vermutete Vegiftung zweifelsfrei nachweisen können?

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    Original von Heike
    Zur Entstehung des Romans habe ich übrigens einige bei dem Interview gesagt, das ich Birgit Berloni von der Histo-Couch zum Erscheinen des Romans gegeben habe (ich bin mal so frei und verlinke):


    http://www.histo-couch.de/interview-mit-heike-wolf.html


    Vielen Dank für den Link. Das Interview ist recht aufschlussreich.


    Du spielst ja auch Rollenspiele (DSA) und schreibst Fantasy. Wie wird das denn von den Lesern historischer Romane aufgenommen, wenn sie hören, das Du von der Fantasy herkommst? Mußt Du dich dafür rechtfertigen?


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    Ich finde die Zeit faszinierend, und Marburg hat den besonderen Reiz, dass hier auf kleinstem Raum einige wirklich bedeutende Geistesgrößen zusammengekommen sind, bzw. einige Jahre in der Stadt verbracht haben.


    Das ist ein Phänomen, das man ja öfter findet. Was meinst Du ist der Grund dafür, das sich Geistesgrößen zu bestimmten Zeiten am selben Ort treffen? Hast Du für Marburg speziell eine Antwort darauf?



    Gut gefällt mir beim Lesen, wenn immer mal wieder Wissen einfließt, das für die eigentliche Geschichte nicht relevant ist, wie z.B. im Gespräch zwischen Dr. Hinrichs und Julius am Frühstückstisch über Kaffee. Hast Du Spaß an solchen Szenen?


    Als Julius dann später vor der Medicinal Deputation stand, hatte ich ja einen Augenblick gedacht, er knickt wirklich ein. Die Szene war so dramatisch und packend erzählt, das ich am Ende wirklich das Gefühl hatte, ich stehe jetzt neben dem armen Kerl und leide mit.
    Gott sei Dank ist ja schon ein paar Seiten später klar, das er nicht aufgibt.
    Überings auch etwas, das ich Sophies Sturheit anrechne. Sie treibt dadurch die Aufklärung des Verbrechens voran, was sonst vielleicht langsamer gehen würde.


    Schön fand ich auch, etwas über den familären Hintergrund von Julius zu erfahren. Auch wenn mir die Szene beim Abendessen im Elternhaus zu kurz war. Sie ist meines Erachtens zu schnell eskaliert. Da hätte ich gerne noch mehr erfahren. Vielleicht noch eine intensivere Szene mit der Mutter.

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    Original von bienchen69


    Das geht mir genauso.


    Die 'Jugendlichkeit' der Grimms ist schon richtig, wenn man im Auge behält, das sie von Anfang an zur Selbstständigkeit erzogen wurden. Und bereits mit 11, 12 Jahren von zu Hause weg sind, um zur Schule zu gehen. Sie waren also schon früh gezwungen auf eigenen Beinen zu stehen, und auch zum Familienunterhalt beizutragen.
    Die Grimms sind schon zwei interessante Typen.


    Eine meiner bisherigen Lieblingsszenen im Buch ist z.B. auch das Treffen zwischen Sophie und Wilhelm am 'maurisch anmutenden Gartenhaus' (S.118 ff).
    Eine Szene voller Naturromantik, zarter Liebesannäherung zwischen den beiden und Gedankenarbeit an der Lösung des Mordfalles. Eine großartige Stelle im Buch.


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    Im Moment würde ich gerne mehr über Sophies Oma und ihre Märchen erfahren


    Ja Sophies Oma ist interessant. Irgendwie wirkt es immer 'richtig', wenn sie etwas sagt bzw. einwirft. Sie scheint die Welt der Märchen auf eine andere Art zu sehen, als die Menschen um sie herum. Sie scheint in ihnen die Wirklichkeit abgebildet zu sehen. Deshalb bleibt sie wohl auch im Wolfsbild.


    Interessant finde ich eh die eingestreuten Märchenelemente: der böse Wolf, die böse Stiefmutter, die Hexe. Ich bin gespannt, was sich davon bewahrheitet. Oder ob es wegen der offensichtlichen Assoziationen, vielleicht eine ganz andere Wendung mit diesen 'Märchentypen' gibt.



    Was mir wirklich fehlt ist ein historischer Stadtplan von Marburg und Umgebung. Mir fehlt so ein bißchen die Vorstellung, wie weit die einzelnen Orte von einander entfernt sind.

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    Original von kissy
    Bin ich die einzige, die jetzt erst einstiegt und alle anderen sind schon fertig?!? Schaut fast so aus ...


    Nein, bist Du nicht. Ich bin auch erst seit heute Morgen dabei, und habe mich schon ein bißchen erschreckt, das das Buch offensichtlich von einigen fast in einem Rutsch durchgelesen wurde.


    Den ersten Leseabschnitt habe ich jetzt durch. Ich bin wirklich fasziniert.
    Da mich beim Krimi eigentlich nie die Frage interessiert, wer es getan hat, sondern eher die Entwicklung der Figuren, bin ich nicht wirklich ein klassischer Krimileser.


    Der historische Hintergrund (Romantik trifft auf Aufklärung) ist in meinen Augen sehr gut gelungen.
    Die Charakterzeichnung ist überzeugend und glaubwürdig. Ich sehe die Figuren beim Lesen richtig vor mir. Sehr gelungen ist die Darstellung von Wilhelm und auch Jakob Grimm, deren Lebensumstände mir durch einige Biographien zwar vertraut sind, die mir hier aber zum ersten Mal richtig mit Leben erfüllt erscheinen (sogar überzeugender als in Kai Meyers Geisterseher).


    Was stand für dich Heike beim Schreiben eigentlich im Vordergrund: der Krimi, der historische Roman oder die Darstellung der Grimms (passend zum Grimmjahr 200 Jahre Kinder- und Hausmärchen)?

    Danke Heike für den Link auf facebook, sonst hätte ich nicht hierher gefunden.


    Das Buch hatte mich sofort neugierig gemacht, durch zwei Dinge:
    das wunderbare Titelbild und der Button 'Wilhelm Grimm ermittelt'.


    Schon der Prolog hat mich direkt in die Geschichte gezogen, die Figuren sofort meine Neugierde geweckt (ein Personenregister vermisse ich gar nicht).


    Der Roman ist fesselnd geschrieben, und macht mir große Freude.