Um euch mal chronologisch "abzuarbeiten":
Delphin: Selbstverständlich ist eine Übersetzung aus dem Original vorzuziehen, keine Frage. Dass die Übersetzung eines Drittwerks selbst wieder geschützt ist, wusste ich nicht sicher, danke für die Aufklärung.
Es ist schon richtig, dass die Verlage Wirtschaftsunternehmen sind. Mir fehlt dann an der Stelle irgendeine öffentlich-staatliche Einrichtung/Stiftung/Vereinigung, die Übersetzungen/Eindeutschungen/Herausgaben historisch und kulturell bedeutender Werke der Weltliteratur subventioniert oder in irgendeiner Weise mitfinanziert. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass es nicht sowas in die Richtung gibt. Dann aber vermutlich nur auf die eigene Landesgeschichte und -kultur bezogen.
Aber sowas braucht es nicht einmal. Wenn die Verlagswelt etwas innovativer wäre, hätte sie schon mal von dem Zauberwort "Crowdfunding" gehört. Die erfolgreichen Verlage der Zukunft werden das Kickstarter-Konzept kopieren und einfach die Leser entscheiden lassen, welches Werk sie geschrieben oder übersetzt haben möchten. Die Leser finanzieren die Umsetzung vor, wie das derzeit für zehntausende Projekte auf aller Welt passiert. Die Spieleplattform Steam verfolgt mit ihrer Early Access-Kampagne eine verwandte, aber andersgeartete Strategie. Viele Möglichkeiten der Vor- und Mitfinanzierung sind denkbar, man muss sich nur die Systemfrage stellen. Es wird aber noch ein paar Jahre dauern, bis die Verlage dahinter gekommen sein werden, dass das Internet - richtig genutzt - eine mächtige Waffe sein kann. Die einzige Art des Crowdfundings, die Verlage aber bis heute zu kennen scheinen, sind Abonnements.
Buchdoktor: Verzeih, aber deine Haltung kommt mir etwas elitär vor. Ich hatte beispielsweise keine guten Englischlehrer ("th spricht man wie s!") und habe mein Englisch hauptsächlich von der Realschule, obwohl ich nachher noch studiert habe. Vieles kann ich auf Englisch lesen, aber schon bei Sherlock Holmes im Original wird mir ob der vielen fremden Vokabeln übel. Hättest du die Vokabeln "endeavouring" für "bemühend", "effusive" für "exaltiert" oder "gasogene" für "Siphonflasche" gewusst? Ich jedenfalls nicht. Und bei einem 500-jährigen chinesischen Buch ist es sicher nicht einfacher. Es befehlsmäßig in Englisch zu lesen, kommt daher für mich leider nicht in Frage.
Ushuaia: Stimmt, kann ich mal machen, wenn ich meinen derzeitigen Bücherstapel abgearbeitet habe. 
magali: Dein Beitrag hat mir ein bisschen die Augen dafür geöffnet, wie langweilig und auch fremd die ganzen Werke sein können. Ich erinnere mich noch daran, dass Darwins "Entstehung der Arten" im Original zu lesen nicht nur unnötig und langweilig, sondern richtiggehend anstrengend ist, so ausführlich er die ganzen Merkmale der Vererbung in ihrer Dutzend- und Hundertschaft aufzählt, während dem modernen Leser drei Sätze zu jedem Kapitel gereicht hätten. Aber er hat das Buch geschrieben, was die damalige Zeit erforderte. In seiner peniblen Detailliertheit ist das Werk heute nicht mehr zeitgemäß.
Dein Beispiel von 1001 Nacht hat mich überzeugt, dass es vielleicht tatsächlich nicht notwendig ist, gerade als unbedarfter europäischer Leser das Komplettwerk zu lesen. Ich habe immer gern gleich das Komplettwerk, aber das ist so ein Faible von mir, der von meinen zahlreichen CDs, DVDs und BRs stammt, deren Content zumeist wesentlich kurzweiliger ist.
Ob uns die Filme so befremdlich erscheinen würden, weiß ich nicht. Ich habe schon davon gehört, dass es bei vielen Produktionen europäisierte oder amerikanisierte Fassung gibt. Gerade auch am Beispiel US-Releases japanischer Filme merkt man, dass eine große Nachfrage nach amerikanischer Dramaturgie da ist (oder ist es nur der unterschwellige Rassismus?) Tatsächlich sind ostasiatische Filme oft die letzte Grütze und auch aus China gibts selten Gutes. Vermutlich hast du Recht und es wirkt befremdlich auf uns europäische Leser, wenn plötzlich ein Ehrenselbstmord für den Protagonisten unausweichlich scheint wegen irgendeiner Lappalie. Zumindest wäre es aber interessant, auf diese Weise etwas über eine fremde Kultur zu lernen. Und umgekehrt scheint es ja schließlich auch zu funktionieren, den Sonderfall China mal außen vor gelassen.