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Altmeister Neil Young plaudert u.a. über die Klangunterschiede zwischen Vinyl versus CD & Mp3 und über seine Angst vor Ghostwritern....
http://www.wired.com/gadgetlab…what-you-can-do-about-it/
Auszüge aus einem ins Deutsche übersetzten Interview in der SZ:
„Behaltet euren Dreck“
SZ: Auf Ihrem mittlerweile 34. Album haben Sie berühmten Protestliedern und Folk-Balladen die typische Neil-Young-Behandlung verpasst. Sie klingen sehr rau und improvisiert. Warum ist ungeschliffener im Rock besser?
Neil Young: Heute kann doch wirklich jeder ein Album machen - einfach wegen der ganzen technischen Hilfsmittel, die es so gibt. Selbst ein Schoßtier würde das hinkriegen. Und es gibt keinen Grund, denselben polierten Mist zu machen wie alle anderen. Das lenkt doch nur von dem ab, was wirklich wichtig ist.
SZ: Und was ist wirklich wichtig?
Young: Zuerst dachte ich, dass das klassische Konzeptalbum tot wäre. Aber das ist es nicht. Und als ich das erkannte, entschied ich mich, es einfach zu versuchen. Also Musik wieder als Medium zu benutzen. Diese Qualität der Musik ist nahezu vergessen - Pop ist zur reinen Unterhaltung verkommen. Zu einer Art Klangtapete, zu der man Kartoffeln schält oder Kreuzworträtsel löst. Also nichts, was einen groß ablenken oder beschäftigen könnte.
SZ:Ihr neues Album „Americana“ erscheint auch als Blue-Ray-Disc, für die die digitalen Daten nicht komprimiert werden. Warum?
Young: Eben deshalb. Weil dies die einzige Möglichkeit ist, die Musik wirklich zu hören.
SZ: Wie bitte?
Young: Die vollständige Musik lässt sich nur auf Vinyl und eben auf Blue Ray hören.
Andere digitale Medien bieten dagegen nur einen Bruchteil der Daten, die wir aufgenommen haben. CDs 15 Prozent, MP3s sogar nur fünf Prozent. Und es sind eben auch nicht die illegalen Downloads, die die Industrie bedrohen, sondern die technische Qualität des Produkts, das sie anbietet.
Minderwertige Trägermedien wie MP3 und CD ruinieren das ganze Hörerlebnis. Wer zwei gesunde Ohren hat, sagt sich: Da mache ich nicht mit. Behaltet euren Dreck. Ich gehe lieber fischen.
SZ: Wenn man Sie so hört, scheinen Sie auf einem regelrechten Kreuzzug zu sein.
Young: Ich versuche da etwas zu ändern, ja. Einfach, weil etwas passieren muss, und die Labels keinerlei Anstalten machen, aktiv zu werden. Also muss man sie dazu zwingen. Denn wenn sie sich nicht ein bisschen bewegen und Geld in neue Techniken investieren, werden die Leute bald überhaupt keine Alben mehr kaufen - weil sie sich Sachen aus dem Internet herunterladen können.
Selbst wenn du im Internet alles findest, klingt es schlichtweg scheiße. Ich empfehle jedem, mein neues Album auf Vinyl oder Blue Ray zu kaufen.
SZ: Sie halten nichts vom Netz?
Young: Nein, nein, im Gegenteil: Man findet da ja alles, was im Radio längst nicht mehr läuft - und für jedermann zugänglich. Das Problem ist eben nur die Klangqualität. Nur auf Vinyl oder Blue Ray hört man wirklich, was ich da mache.
SZ: Welche Musik hört Neil Young privat? Können Sie mit dem Pop und Rock der Gegenwart etwas anfangen?
Young: Warum nicht? Ich habe zum Beispiel erst vor ein paar Tagen Usher bei „Saturday Night Live“ gesehen. Ziemlich cooler Song! Das soll jetzt nicht heißen, dass ich ein Usher-Fan bin, aber er hat wirklich gerockt.
Und dann war da vor sechs oder acht Monaten eine Band im Fernsehen, die mir ebenfalls sehr gut gefallen hat. Sie hieß The Givers. Wirklich toll. Genau wie die Alabama Shakes. Oder Mumford And Sons. Das ist eine unglaublich gute Band mit viel Intelligenz, Soul und Tiefe. Leider bekommt man viele ihrer Songs nur als minderwertige MP3s zu hören. Aber ich will mich da jetzt nicht in Rage reden.
SZ: Sie sind jetzt 66 Jahre alt. Es gibt einen deutschen Schlager, der besagt, dass das Leben erst in diesem Alter anfange.
Young: Mit 66? Wer hat sich denn den Quatsch einfallen lassen?
SZ: Erleben Sie das Alter eher als beängstigend oder eher als befriedigend?
Young: Das Einzige, was zählt, ist, dass es nicht mit 66 vorbei ist.
SZ: Was hat Sie eigentlich veranlasst, Ihre Autobiografie zu schreiben?
Young: Ich würde das Buch eher als einen Hippietraum bezeichnen. Es sind lose Erinnerungen. Ich habe gar nicht erst versucht, das zu etwas Zusammenhängendem oder Chronologischem zu ordnen. Und es ist auch nicht so, als hätte ich da mit irgendwem gesessen und ihm einfach ein paar Geschichten erzählt, damit das anschließend zu einem Buch verwurstet wird, das ich nur noch unterschreibe. Das würde ich nie machen.
SZ: Es war also nicht wie bei so vielen Prominenten ein Ghostwriter involviert ?
Young: Nein, ich habe Angst vor Ghostwritern. Ich meine, haben Sie je einen gesehen ?
Also mir macht allein der Gedanke daran Angst. Vor allem nachts.
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PS:
Wie schon anderswo geschrieben:
Sammler & Vinyl-Liebhaber aus nah und fern zieht es am Wochenende in die Messehalle der niederländischen Stadt Utrecht. Dort findet zum 40. Mal die mit gut 500 Händlern und über 30.000 Besuchern aus aller Welt größte Plattenbörse in Europa statt:
https://www.recordplanet.nl/en/
https://www.recordplanet.nl/pdf/Tagesspiegel-2013-04-15.pdf
https://www.recordplanet.nl/pd…u-dortmund-2013-04-11.pdf
https://www.recordplanet.nl/pdf/Red-Bulletin-August-2011.pdf
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