Meine eindeutige Antwort auf Davids Thread ist ja.
Ich bin mit meinen Büchern in eine Zeit gekommen, in der Self-Publishing endlich möglich ist. Zu früheren Zeiten hieß der Wunsch nach Veröffentlichung jahrelanges Bombardieren der Verlage mit Bewerbungstexten, oder alternativ Druck der eigenen Bücher mit dem Risiko, sie auf Jahre in der Wohnung herumliegen zu haben.
Plötzlich erhalten auch Autoren eine Chance, die sonst niemals an die Öffentlichkeit gedrungen wären.
Was die Qualität der veröffentlichten Bücher angeht bin ich eine Verfechterin von Korrektorat und Lektorat. Und nicht nur das. In meiner Funktion als Verlegerin bekomme ich oft unausgereifte Texte, die auch durch ein Lektorat nicht mehr zu retten wären.
Ich wünschte mir bei vielen Neu-Autoren die Einsicht, dass es nicht reicht eine Geschichte im Kopf zu haben, die niederzuschreiben und auf den Markt zu bringen. Schreiben ist ein Handwerk, da man erlernen muss. Es gibt vielfältige Hilfsmittel, wie man es lernen kann: Bewusstes Lesen anderer Autoren im Hinblick auf Satzbau, Buchaufbau, Spannungsaufbau. Schreibstilratgeber. Schreibforen und Seminare. Und natürlich letztendlich die Arbeit mit den Lektoren.
Bücher unlektoriert/unkorrigiert zu veröffentlichen ist eine Unsitte, gegen die ich immer wieder predige. Das Argument, dass man sich keinen Lektor leisten kann, lasse ich nicht gelten. Wenn ich ein Brot verkaufen will, muss ich lernen wie man es ordentlich herstellt und bäckt. Es ohne Hefe und halbgar in den Laden zu legen, weil einem das Geld für Triebmittel und Strom für den Ofen gefehlt hat, ist ein Ding der Unmöglichkeit und die Kunden werden das Brot so nicht kaufen und einen zusätzlich noch auslachen. So wird es auch den Büchern ergehen.
Wer kein Geld hat, muss sich die Mühe machen und versuchen so viele Test-Leser wie möglich zu finden. Wobei Mutter, Schwester und Oma ausscheiden.
Jeder der schreibt und selbst veröffentlicht, sollte sich klarmachen, dass er vom Zeitpunkt dieser Entscheidung an kaum noch Freizeit haben wird, wenn er will, dass sich seine Bücher durchsetzen.
Die Arbeit eines Self-Publishers besteht zu 20% aus Schreiben, 30% Korrektur und 50% Marketing.