Buchmeinung zu Tom Finnek – Vor dem Abgrund
„Vor dem Abgrund“ ist ein historischer Roman von Tom Finnek, der 2013 im Bastei Lübbe Verlag erschienen ist. Das Taschenbuch ist 2015 erschienen.
Klappentext:
Im Herbst 1888 kommen zwei junge Menschen ins Londoner East End, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die verarmte Celia Brooks versucht verzweifelt, ihren Vater zu finden. Der Hotelierssohn Rupert Ingram will hingegen seine Pflichten im sündigen Treiben vergessen. Doch im East End hat alles seinen Preis, Antworten ebenso wie das Vergessen.
Und während die Huren ihre Dienste feilbieten und ein Mörder namens Jack the Ripper in den Schatten lauert, stoßen Celia und Rupert auf Geheimnisse, die ihr Leben für immer verändern ...
Meine Meinung:
Ich habe diesen letzten Teil der London-Trilogie ohne Kenntnis der ersten beiden Bände gelesen und hatte keinerlei Verständnisprobleme.
Schon das Titelbild macht Lust, sich mit dem London dieser Zeit zu befassen.
Die sechszehnjährige Celia Brooks macht sich nach dem Tod ihrer Mutter auf nach London, um ihren Vater zu suchen. Dies ist im London von 1888 eine schwierige und gefährliche Aufgabe. Auf ihrem Weg lernt sie einige zum Teil skurrile Personen kennen. Sie lernt das harte und trostlose Leben verarmter Bevölkerungsteile kennen. Mit Unterstützung der sich gerade etablierenden Heilsarmee gelingt es ihr, die ersten Tage in London zu überstehen. Die andere Hauptfigur ist der Hotelierssohn Rupert Ingram, der ohne rechtes Lebensziel ein ungewöhnliches Doppelleben führt. Etliche Nächte schlägt er sich als verkleiderter Rabauke im East End um die Ohren. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Geschichte ist die Story der Überlebenden der Mignonette, die ihr Überleben nur durch Kannibalismus sichern konnten. Zusammen mit der Entwicklung der beiden Hauptfiguren nimmt eine spannende Geschichte ihren Lauf, die jede Menge Ansatzpunkte zum Nachdenken bietet. Die Hauptfiguren sind nicht sonderlich sympathisch dargestellt. Trotzdem fiebert man irgendwie mit. Man erlebt ihre Entwicklung mit und erhält zusätzlich einen umfassenden Eindruck vom Leben in dieser Zeit, das der Autor in schnörkelloser Form darstellt. In Teilen ist es eher ein Sittengemälde als ein Roman.
Eine Karte des East End, ein Personenregister und umfangreiche Anmerkungen des Autors runden das Buch ab.
Fazit:
Dieses Buch ist spannend und faszinierend, aber zum ganz großen Wurf fehlt doch etwas. Es kann jedem empfohlen werden, der sich für die Geschichte Londons interessiert.
8,5 von 10 Eulenpunkten