Beiträge von wampy

    Buchmeinung zu Gilbert Keith Chesterton – Die seltsamen Schritte


    „Die seltsamen Schritte“ sind zwei Pater Brown Geschichten von Gilbert Keith Chesterton. Neben der Titelgeschichte ist „Das blaue Kreuz“ auf der Doppel-CD enthalten. Jede CD ist etwa 55 Minuten lang und wird von Hans Korte gelesen. Es handelt sich um Produktionen des Bayrischen Rundfunks , die 2004 bei Diogenes veröffentlicht wurden.


    Klappentext:
    "Der kleine, rundliche Pater Brown ist ein liebenswerter katholischer Priester, der zur Ehre Gottes mit scharfer Intelligenz Kriminalfälle löst. Mit seinem großen schwarzen Hut und seinem unförmigen Regenschirm taucht er überall auf, wo er Menschen aus der Klemme helfen kann. Obwohl er auf den ersten Blick so sanftmütig wie ein Schaf wirkt und scheinbar so zerstreut auftritt, zeichnet er sich durch gesunden Menschenverstand, Beobachtungsgabe, Intuition und gutartigen, höchst schlagfertigen Witz aus."


    Meine Meinung:
    Die beiden Geschichten haben mich in den Bann gezogen. In der ersten Geschichte „Die seltsamen Schritte“ geht es um einen Vorfall in einem noblen Restaurant während eines Treffens des Clubs der Fischer. Die Beschreibung des Vorfalls und seiner Auflösung durch Pater Brown ist mehr als nur gelungen und enthält amüsante Seitenhiebe auf die bessere Gesellschaft. Noch besser hat mir „Das blaue Kreuz“ gefallen, in der sich die Polizei auf die „Verfolgung“ zweier verhaltensauffälliger Pfarrer macht. Leider kann ich nicht mehr zum Inhalt sagen, ohne zukünftigen Hörern die Spannung zu nehmen.


    Zum Sprecher:
    Hans Korte ist für mich die Idealbesetzung für diese beiden Vorträge. Er lebt die Rolle des Erzählers aus und gibt den Figuren ihren einzigartigen Charakter.


    Fazit:
    Die beiden Geschichten sind wahrhaft kleine Kunststücke und üben immer noch ihren Reiz auf mich aus. Sie haben sich locker vier Sterne verdient.


    Wertung 8/10 Punkten

    Buchmeinung zu Pierre Emme - Pastetenlust


    „Pastetenlust“ ist ein Krimi von Pierre Emme, der 2005 im Gmeiner Verlag erschienen ist. Meine Rezension bezieht sich auf die ungekürzte Lesung durch Carsten Wilhelm, die 2010 bei Audible als Radioropa-Hörbuch veröffentlich wurde.


    Klappentext:
    Neben der Erpressung eines großen Lebensmittelkonzerns beherrscht der Mord an dem berühmten deutschen Schauspieler Jürgen Lettenberg die Medien des Landes. Seine Freundschaft mit dem für den Fall zuständigen Inspektor Wallner führt den "literarischen Kriminologen" Palinski, vor dessen Wohnung in Wien die Leiche gefunden wurde, ins Zentrum der Ermittlungen. Mit seiner unkonventionellen, überwiegend auf Inspiration beruhenden Art findet er Zugänge zu dem Mordfall, die der Polizei nicht nur aus dienstrechtlichen Gründen verwehrt bleiben. Ein "wasserdichtes Alibi", das fast nicht angreifbare "Geständnis" eines vergifteten "Sündenbocks" und die Erkenntnis, dass nicht immer alles so ist, wie es zu sein scheint, sind markante Stationen auf dem Weg zur Lösung dieses ungewöhnlichen Falls


    Meine Meinung:
    Im ersten Fall des literarischen Kriminologen Mario Palinski geht es um einen Mord an einem deutschen Schauspieler, der quasi vor der Haustür des Protagonisten in Wien verübt wurde. Mario Palinski arbeitet an seinem ersten Kriminalroman und verdient sein Geld mit dem Schreiben von Groschenromanen und den Verkauf von Informationen aus seiner Kriminaldatenbank. Bei der Recherche hat er Inspektor Wallner kennengelernt und ist mit ihm befreundet. Gemeinsam, aber auf getrennten Wegen gehen sie den Fall an. Mario Palinski folgt dabei mehr seinen Gefühlen und seiner Intuition und beschreitet Pfade, die dem Inspektor nicht zugänglich sind.
    Mario Palinski ist ein sympathischer Chaot, der sich mit großer Begeisterung in die Ermittlungen stürzt. Wie auch bei seinem Freund Wallner läuft auch privat nicht alles rund. Mit typisch österreichischem Humor schildert der Autor seine Figuren. Man spürt die Liebe zu Wien und seinen Bewohnern. Dabei ist der Plot auch nicht ohne und am Ende gibt es eine vernünftige Lösung. Trotzdem bin ich mit der Geschichte nicht so richtig warm geworden, ohne sagen zu können warum.


    Zum Sprecher:
    Carsten Wilhelm macht seinen Job gut. Für mich war es okay, das es keinen österreichischen oder sogar wienerischen Sprecher gab. Aber auch hier fehlte mir etwas, was meine Begeisterung geweckt hätte.


    Fazit:
    Der erste Fall von Mario Palinski hat Humor, ist angenehm zu lesen, hat einen sympathischen Protagonisten und einen guten Sprecher – und doch fehlt etwas. Ich werde Mario Palinski eine weitere Chance geben, aber es gibt nur drei von fünf Sternen, aber das Potential für mehr ist da.


    Wertung: 7/10 Punkten

    Buchmeinung zu Tessa Korber – Tiefe Schatten


    „Tiefe Schatten“ ist ein Krimi von Tessa Korber, der 2001 im Aufbau Taschenbuch Verlag erschienen ist. Meine Rezension bezieht sich auf die ungekürzte Lesung durch Karen Schulz-Vobach, die 2007 als Radioropa-Hörbuch veröffentlich wurde.


    Klappentext:
    Für ihren zweiten Fall muss Jeannette Dürer nach Erlangen zurückkehren. Hier hat sie ihr Studium begonnen und wegen einer unglücklichen Liebesgeschichte abgebrochen. Die Stadt ist in heller Aufregung. In seinem Büro wurde ein Professor, ein renommierter Fledermausforscher, umgebracht, und dies buchstäblich zweimal. Jemand hat ihn mit einem Brieföffner erstochen - und in seinem Körper befindet sich Gift, so dass er auch ganz unauffällig an Herzversagen gestorben wäre.


    Meine Meinung:
    Der zweite Fall von Kommissarin Dürer wird von ihrem Liebesleben oder besser ihrem möglichen Liebesleben sehr deutlich in den Hintergrund gedrängt. So fällt der Spannungsbogen schon mal in sich zusammen. Dies ist bedauerlich, da der kriminalistische Hintergrund nicht uninteressant ist und durchaus folgerichtig präsentiert wird. Aber nach einiger Kriminalhandlung kommt unweigerlich ein amouröser Rückfall.


    Zum Sprecher:
    Karen Schulz-Vobach macht ihren Job ordentlich und sorgt für einen etwas besseren Gesamteindruck.


    Fazit:
    Bei diesem Fall stimmt die Mischung aus Kriminalfall und persönlichem Umfeld nicht. In weiten Teilen hatte ich eher das Gefühl, einen Liebesroman als einen Krimi zu lesen. So wurden meine Erwartungen nicht erfüllt und es reicht nur zu zwei Sternen.


    Wertung: 4/10 Punkten

    Buchmeinung zu Klaus Erfmeyer - Todeserklärung


    „Todeserklärung“ ist ein Krimi von Klaus Erfmeyer, der 2007 im Gmeiner Verlag erschienen ist. Meine Rezension bezieht sich auf die ungekürzte Lesung durch Manuel Kressin, die 2010 bei Audible als Radioropa-Hörbuch veröffentlich wurde.


    Klappentext:
    Als der Dortmunder Rechtsanwalt Stephan Knobel von seinem neuen Mandanten Gregor Pakulla den Auftrag erhält, dessen verschwundenen Bruder Sebastian zu suchen, wundert er sich zunächst, warum Pakulla hierfür einen Anwalt benötigt. Aber der Fall klingt interessant: Die Geschwister sind die alleinigen Erben eines großen Vermögens. Doch ohne Sebastian kann Gregor seinen Anteil nicht kassieren – wird sein Bruder hingegen tot aufgefunden, erhält er sogar alles. Schnell wird klar, dass Gregor mehr weiß, als er zugibt. Knobel folgt Sebastians Spuren bis nach Mallorca, wo sich ihm ein bis ins Detail durchdachtes teuflisches Spiel offenbart.


    Meine Meinung:
    Im zweiten Fall des Dortmunder Rechtsanwalts Stephan Knobel wimmelt es von unsympathischen Menschen. Dies fängt bei der Hauptfigur an, die neben der Ehefrau auch ein Verhältnis mit einer Studentin hat, die Ermittlungen für die Anwaltskanzlei durchführt. In der Kanzlei ist der Anwalt den Intrigen eines Kollegen ausgesetzt und als er sich von seiner Frau trennt bekommt er es mit seinem Schwiegervater zu tun, der auch ein erfolgreicher Rechtsanwalt ist. In die Riege der unsympathischen Menschen reiht sich der neue Klient Gregor Pakulla nahtlos ein. Er sucht seinen Halbbruder, einen Maler, um das Geld aus einem erheblichen Erbe ausgeben zu können. Von Anfang an wundert sich Herr Knobel, warum Gregor Pakulla nicht einen Privatdetektiv beauftragt hat. Anfänglich dümpelt die Geschichte vor sich hin, bevor sich die Ermittlungen nach Mallorca verlagern. Allein die privaten Probleme Knobels und sein Kampf mit seinem intriganten Kollegen sorgen für etwas Spannung.
    Die Lösung des Falles findet nicht in einem aktionsgeprägtem Ablauf statt, sondern sie wird in einem Gespräch erläutert. Dies passt nach meinem Eindruck sehr gut zum anwaltlichem Umfeld. Auch die Erläuterung der gesetzlichen Hintergründe war gelungen.


    Zum Sprecher:
    Manuel Kressin liest professionell und stellt die einzelnen Figuren überzeugend dar, ohne aber einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.


    Fazit:
    Dem zweiten Fall von Stephan Knobel fehlte ein Sympathieträger, Sympathie für Knobel ergab sich nur aus den noch weniger sympathischen Menschen in seinem Umfeld. Dabei ist der Fall durchaus interessant geplottet und hat eine nachvollziehbare Lösung. Auch wird zu Anfang zu viel Zeit für Nebenhandlungen verschwendet. Insgesamt halte ich diesen Roman für leicht überdurchschnittlich. Diese Wertung gilt auch für den Sprecher. So kann ich ohne zu zögern drei Sterne vergeben und kann den Krimi allen Lesern empfehlen, die einen ruhigen Ablauf bevorzugen.

    Buchmeinung zu Eva Rossmann – Wahlkampf


    „Wahlkampf“ ist ein Krimi von Eva Rossmann, der 1999 im Folio Verlag erschienen ist. Meine Rezension bezieht sich auf die Taschenbuchausgabe, die 2009 bei Bastei Lübbe erschienen ist.


    Klappentext:
    Mira Valensky wäre besser im Veneto geblieben. In Wien gerät die Journalistin mitten in einen Wahlkampf, bei dem die Mittel von mediengeiler Selbstdarstellung bis hin zu Mord reichen. Präsidentschaftskandidat Wolfgang A. Vogl kann nur gewinnen: Hinter ihm stehen die großen Parteien, die Wahlkampftruppe formt sein Image nach den jüngsten Meinungsumfragen, er hat das Geld. Die Journalistin Mira Valensky interessiert sich weit mehr für italienische Kochrezepte und Weine als für Politik. Trotzdem wird sie gegen ihren Willen vom Lifestyle- ins Politikressort versetzt. Sie soll über das »Menschliche« im Wahlkampf berichten. Der angebliche Selbstmord eines Wahlkampfmitarbeiters bringt sie auf die Spur dubioser Machenschaften. Alle lächeln, aus allen Poren strahlt Sauberkeit, Dynamik, Enthusiasmus. Können das dieselben Menschen sein, die der Journalistin in der Nacht auflauern, um ihre Neugier mit Nachdruck zu stoppen?


    Meine Meinung:
    Der Einstieg in den ersten Fall für die Journalistin Mira Valensky hat mich überzeugt. Amüsant und mit wunderbarem Sprachwitz taucht sie in den österreichischen Präsidentschaftswahlkampf ein. Dabei werden auch viele Vorurteile bedient, aber die Protagonistin kommt sympathisch und überzeugend rüber. Als es dann mit dem Kriminalfall losgeht, hatte ich das Gefühl, das es sich eher um eine Parodie als um einen „ernsthaften“ Krimi handelt. Da mutiert die Putzfrau zur cleveren Privatdetektivin und zur Personenschützerin, der im Rollstuhl sitzende Ressortleiter Politik unterstützt die Ermittlungen vor Ort. Stark ist die Erzählung, wenn es nicht direkt um den Kriminalfall geht.


    Fazit:
    Das Buch liest sich angenehm, die Protagonistin ist sympathisch und hat Kanten und Ecken, ihre Putzfrau ist ein Unikum und die Betrachtung der Wahlkämpfer ist sehr gelungen. Aber der Gesamteindruck leidet unter dem Kriminalfall, der mich nicht überzeugt hat. So reicht es nur zu drei Sternen. Trotzdem kann das Buch allen empfohlen werden, die Spaß an einer amüsanten und sprachlich überzeugenden Geschichte finden.


    Wertung: 7/10 Punkten

    Buchmeinung zu Bernard Cornwell ' Sharpes Sieg


    'Sharpes Sieg' ist ein militärhistorischer Roman von Bernard Cornwell, der 2009 als Taschenbuch bei Bastei-Lübbe erschienen ist. Die Originalausgabe erschienen 1998 unter dem Titel 'Sharpe's Triumph'. Der Roman spielt um 1803 in Indien und hat die Schlacht von Assaye zum Thema.


    Klappentext:
    Richard Sharpe wird Zeuge eines Massakers an einem britischen Außenposten ' verantwortlich ist ein englischer Offizier, der zur verfeindeten Marathen-Konföderation übergelaufen ist. Sharpe begibt sich auf die Jagd nach dem Verräter. Dabei muss er tief ins Feindesland vordringen und wird bald selbst zum Gejagten. Sein Weg führt ihn zu dem kleinen Dorf Assaye, wo die englische Armee sich einer gewaltigen indischen Übermacht stellen muss. Unter den Reihen des Feindes ist auch der Überläufer. Sharpe wittert die Chance, ihn ein für alle Mal zu stellen.


    Meine Meinung:
    Wie schon bei dem Vorgänger Sharpes Feuerprobe ist Richard Sharpe als Unteroffizier in Indien unterwegs. Er ist ein knallharter Typ, dem es vor allem um sein Auskommen geht. Er verachtet die Offiziere, die ihre Untergebenen wie Dreck behandeln. Und trotzdem will er ein Offizier werden. Er sucht seinen Vorteil und setzt dennoch sein Leben für die britische Armee ein. Wie ein Offizier s sinngemäß ausdrückt: Er ist kein guter Mensch, aber er ist ein sehr guter Soldat.
    Vielleicht sind es diese Grautöne, die den Leser Gefallen an Richard Sharpe finden lassen. Der Autor beschreibt die britische Armee mit all ihren Mängeln und wie überall gibt es gute und weniger gute Leute. Eine der übelsten Personen darf auch in diesem Roman nicht fehlen ' Sergeant Hakeswill. Wie Sharpe ist auch Hakeswill ein Überlebenskünstler, nur fehlt ihm jede positive Eigenschaft.
    Generell geht es jedoch in diesem Band zuerst recht ruhig zu. Bei der Verfolgung eines ehemaligen britischen Offiziers gerät Sharpe zusammen mit seinem Mentor Colonel McCandless in die Hände des Gegners. Dort erhält er einen Überblick über die gewaltige nahezu übermächtige Streitmacht und ein Angebot, als Offizier die Seiten zu wechseln. Aus Treue zu seinem Colonel lehnt er dieses Angebot ab und so zieht er auf der britischen Seite in die Schlacht von Assaye.
    Bei der Schilderung des Kampfverlaufs und der ganzen Grausamkeit des Kampfes entfaltet Cornwell sein ganzes Potential. Man begleitet die Soldaten auf ihrem schweren Weg und fragt sich, wie es sein kann, das diese Soldaten unbeirrt voranschreiten, obwohl es für viele den Tod bedeutet und sie sich vorerst noch nicht einmal wehren können.
    Aus militärischer Sicht beschreibt Cornwell die Taktiken beider Seiten und welche Fehler letztendlich den Ausschlag gegeben haben. Dabei verzichtet er auf jede Form der Schwarzweissmalerei. Auch das Verhalten der europäischen Offiziere auf der indischen Seite wird in seiner ganzen Zweifelhaftigkeit hinterleuchtet. Wenn eine Niederlage droht, setzt man sich ab und versucht sein Hab und Gut zu retten. Und beim Leser bleibt das Gefühl, das es Sharpe in einem solchen Fall ganz genauso machen würde, wenn man ihn denn lassen würde.


    Fazit:
    Dieser Band hat mich nicht so begeistert wie sein Vorgänger. Trotzdem fiebert man mit Richard Sharpe mit und bewundert fasziniert das Schlachtengemälde, das Cornwell in unvergleichlicher Art und Weise zeichnet. Doch gerade im ersten Teil des Buches gibt es einige Längen und der Spannungsbogen kommt erst langsam auf Touren. Insgesamt reicht es aber zu guten vier Sternen und einer Leseempfehlung für alle, die mit der teilweise grausamen und brutalen Schilderung zu recht kommen.


    Wertung: 8/10 Punkten

    Buchmeinung zu Birkefeld & Hachmeister – Wer übrig bleibt, hat recht


    „Wer übrig bleibt, hat recht“ ist ein Kriminalroman von Richard Birkefeld und Göran Hachmeister, der 2002 bei Eichborn erschienen ist. Die Taschenbuchausgabe erschien 2004 bei Deutscher Taschenbuch Verlag. Die beiden Autoren sind Historiker mit dem Schwerpunkt Kultur- und Sozialgeschichte im frühen 20. Jahrhundert.


    Kurzbeschreibung:
    1944, irgendwo in Deutschland. In einem Militärkrankenhaus kuriert Hans Kalterer, brillanter Geheimdienstpolizist im Dienst der SS, eine Schußverletzung aus - und macht sich Gedanken über seine Zukunft. Er will zurück zur Kriminalpolizei - und zu seiner Frau Merit, die ihn verlassen hat, weil sie seine Arbeit für das NS-Regime nicht länger ertragen hat. Als in Berlin ein hochrangiger Parteigenosse ermordet wird, sieht Kalterer seine Chance gekommen. Die von höchster Stelle angedeuteten politischen Motive entpuppen sich nach einem weiteren Mord als scheinbarer Irrweg: alle Indizien deuten auf einen entflohenen KZ-Häftling, der für den von den Mitbewohnern seines Hauses verschuldeten Tod an seiner Familie offenbar grausam Rache nimmt. Während die Stadt in Schutt und Asche versinkt, macht sich Kalterer inmitten von Mitläufern, Plünderern und Kollaborateuren, von alten Nazis und neuen Regimegegnern, auf die Suche nach dem Täter - und nach einem moralischen Standort, der ihm eine Zukunft möglich macht.


    Meine Meinung:
    Vordergründig geht es um eine Mordserie in Berlin im Winter 1944, der auch ein hochrangiger Parteigenosse zum Opfer gefallen ist. Der SS-Offizier und Ex-Kriminalbeamte Kalterer wird zu seiner Überraschung mit der Suche nach dem Mörder beauftragt. Er nimmt diesen Auftrag gern an, hält er ihn doch von der Kriegsfront fern und gibt ihm die Gelegenheit, an seinen privaten Problemen zu arbeiten. Bauchschmerzen bereiten ihm seine Auftraggeber, denn eigentlich gibt es keinen Grund, warum er sich um diesen Fall kümmern sollte. Sein Gegenspieler ist der entflohene KZ-Häftling Ruprecht Haas. Der Leser begleitet die beiden Protagonisten abwechselnd auf ihrem Weg in einer siechenden Stadt. Durch diese Perspektivwechsel gelingt es den Autoren bestens, die Motive und das Gefühlsleben der beiden Männer zu beschreiben. Ihr Verhalten war für mich jederzeit nachvollziehbar und ich empfand für beide so etwas wie Sympathie, und das, obwohl beide alles andere als nette Zeitgenossen sind. Ruprecht Haas ist auf einem unbarmherzigen Rachefeldzug, Hans Kalterer ist auf der Suche nach einem Weg, der ihm ein normales Leben nach dem Krieg sichert. Gefühlt sitzen die wahren Fieslinge irgendwo im Hintergrund und Kalterer und Haas sind ihre Marionetten.
    Eine besondere Stärke des Romans liegt in der atmosphärisch dichten Beschreibung des Lebens im Berlin dieser Zeit. Es ist faszinierend zu lesen, wie das Leben trotz aller Widrigkeiten irgendwie weiter geht. Ein gelungener Schachzug ist die Figur der Frau Kalterer, die ihren Mann wegen seiner Nähe zum regierenden Regime verlassen hat. Dabei bleibt der Roman jederzeit spannend, auch wenn Täter- und Opferrollen frühzeitig vergeben zu sein scheinen. Die Diskussion um Schuld und Verantwortung und ob man sich der Verantwortung entziehen kann, hält den Spannungsbogen hoch.
    Ein weiteres Highlight ist der Epilog, der eine Szene aus dem Nachkriegsberlin beschreibt.


    Fazit:
    Dieser Roman ist für mich ein Meisterwerk. Er ist atmosphärisch dicht, fasziniert mit ungewöhnlichen Protagonisten in einer mir unbekannten Umgebung. Doch die große Stärke dieses Romans ist, das er zum Nachdenken anregt und auf erhobene Zeigefinger verzichtet. Fünf Sterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung!

    Buchmeinung zu Tom Wittgen – Die falsche Madonna


    „Die falsche Madonna“ ist ein Kriminalroman von Tom Wittgen. Der Roman ist erstmals 1982 bei Das Neue Berlin in der Reihe DIE-Krimis (Delikte, Indizien, Ermittlungen) erschienen. Ich habe eine Taschenbuchausgabe aus dem Komet Verlag gelesen, die 2012 erschienen ist. Tom Wittgen ist ein Pseudonym von Ingeborg Siebenstädt, die eine der erfolgreichsten Autoren der DDR gewesen ist. Für ihr Lebenswerk erhielt sie 1994 vom Syndikat, der Autorengruppe deutschsprachiger Kriminalliteratur, den „Ehren-Glauser“.


    Klappentext:
    Privatdetektiv Eiserbeck glaubt, dass er einen harmlosen Auftrag übernimmt doch schon bald sieht er sich auf der Suche nach einem Mörder: Zollassistent Mayberg wird während seines Dienstes im bayrischen Grenzdorf Egglfing erschossen. Seine Frau weiß ihn in geheimnisvolle Begebenheiten verstrickt, über die er jedoch nie sprach. Eiserbeck findet Spuren, die ermittelnde Polizei findet Spuren: War Mayberg einem Antiquitätenschmuggel auf den Fersen? Steckte er selbst in einem Rauschgiftring mit drin? Oder fiel er dem Sittenkodex der Egglfinger zum Opfer? Zumindest geraten nicht nur die Bewohner des scheinbar verschlafenen Dorfes in helle Aufregung. Es zeigt sich, dass mancher etwas zu verbergen hat.


    Meine Meinung:
    Zu meiner Überraschung spielt der Krimi nicht in der DDR sondern in der Grenzregion zwischen der BRD und Österreich. Wie der ganze Roman, so ist auch die Hauptfigur, Privatdetektiv Eiserbeck, ruhig und grundsolide. Eiserbeck ermittelt mit Unterstützung seiner Sekretärin und der Kriminalpolizei beharrlich in einem undurchsichtigen Fall. In dem verschlafenen Grenzdorf ist wenig so ruhig und idyllisch, wie es auf den ersten Blick scheint. Eiserbeck deckt einige Abgründe auf und kann den Fall lösen. Der Roman ist aus der Ich-Perspektive des Privatermittlers geschrieben, so dass man auf den gleichen Wissensstand wie der Detektiv ist. Trotzdem kam bei mir keine echte Bindung zur Hauptfigur auf. Passend zur Hauptfigur verzichtet die Autorin auch weitgehend auf Aktionsszenen.


    Fazit:
    Der Roman ist grundsolide und der Fall wird logisch und vollständig aufgeklärt. Nicht vorhandene Aktionsszenen stören nicht und trotzdem fehlt die Bindung zur Hauptfigur. Somit reicht es knapp zu drei Sternen.

    Buchmeinung zu John le Carre – Verräter wie wir


    „Verräter wie wir“ ist ein Spionageroman von John le Carre, der 2010 bei Ullstein erschienen ist. Die gekürzte Hörbuchfassung, die von Johannes Steck gesprochen wird, ist 2010 bei Hörbuch Hamburg erschienen.


    Klappentext:
    Dima ist die Seele der russischen Mafia. Seit seiner Zeit als Gefangener im Gulag hat er sich an ihre Spitze hochgearbeitet. Sein Spezialgebiet: die Geldwäsche. Doch seine Tage sind gezählt. Er hat Feinde unter den mächtigen Weggefährten. Um das Überleben seiner Familie zu sichern, geht er einen Pakt mit dem Westen ein. Er bietet sein Wissen im Tausch gegen ein Leben in England. Eine Sensation für den britischen Geheimdienst, der einwilligt. Aber die Agenten stoßen auf einen bedrohlichen Widerstand. Der lange Arm der Mafia reicht bis weit in den Westen.



    Meine Meinung:
    Dimas bester Freund ist einem Attentat zum Opfer gefallen. Deshalb möchte er die Seiten wechseln, weiß aber das dies lebensbedrohlich ist. Auf Antigua kontaktiert er einen englischen Professor und dessen Freundin, die als Anwältin arbeitet. Wie erwartet bemerkt dies der britische Geheimdienst und die Geschichte nimmt ihren Lauf. Der Autor erzeugt von Beginn an eine Atmosphäre permanenten Misstrauens und unterschwelliger Gefahr. Die beiden Hobbyspione haben von den Absichten beider Seiten kaum eine Vorstellung und versuchen sich anständig und vernünftig zu verhalten. Ihnen zur Seite wird der Berufsagent Hector gestellt, der sich auch sehr undurchsichtig verhält. Er ist Fachmann auf dem Gebiet der globalen Finanzflüsse und der Geldwäsche und bringt dieses Wissen den Amateurspionen und damit auch dem Leser näher. Lange Zeit dümpelt die Geschichte sehr gemächlich vor sich hin. Erst als der Seitenwechsel konkret durchgeführt wird, kommt Schwung in die Handlung.


    Zum Sprecher:
    Johannes Steck ist eine sehr gute Wahl für die Sprecherrolle. Er gibt jeder Figur eine unverwechselbare Stimme und bleibt dabei jederzeit gut zu verstehen.


    Fazit:
    Die Geschichte ist lange Zeit recht spannungsarm, wirkt dadurch aber auch realitätsnah. Auch das Ende könnte so geschehen. Einen Teil der Spannung bezieht die Story aus der Undurchsichtigkeit der beteiligten Profis. Welche Ziele verfolgen sie? Sind ihre Ziele die Ziele ihrer Chefs? Haben sie eigene Interessen? Ist der Geheimdienst tatsächlich so bürokratisch? All dies sorgt auch dafür, dass bei mir keine Bindung zu den Figuren entstanden ist. Zusammen mit der lange Zeit fehlenden Spannung führt dies zu einer Wertung von zwei Sternen.

    Buchmeinung zu Peter James – So gut wie tot


    „So gut wie tot“ ist ein Kriminalroman von Peter James, der 2009 im Scherz Verlag erschienen ist. Meine Rezension bezieht sich auf die gekürzte Hörbuchfassung, die ebenfalls 2009 beim Argon Verlag erschienen ist und von Hans Jürgen Stockerl gesprochen wird. Der vierte Fall für DSI Roy Grace spielt hauptsächlich im Jahr 2007 in Brighton.


    Klappentext:
    Zwei Frauenleichen, die eine wird in einem Abwasserkanal in der Nähe von Brighton gefunden, die andere aus einem schlammigen Fluss in Australien gezogen. Und doch hatten beide Frauen etwas gemeinsam: Sie waren mit ein und demselben Mann verheiratet. Ronnie Wilson, ein Kleinkrimineller aus Brighton, kam bei den Anschlägen im September 2001 in New York ums Leben. Während Detective Superintendent Roy Grace sich auf die Suche nach einem Toten macht, lebt in Brighton eine junge Frau in Todesangst. Auch sie verbindet etwas mit Ronnie Wilson.


    Meine Meinung:
    Im vierten Fall für Superintendent Roy Grace wird die Geschichte aus vielerlei Perspektiven betrachtet. Dabei wechseln Zeitpunkt und Hauptakteur des öfteren. Ronnie Wilson, ein britischer Kleingauner, hat am 11. September 2001 einen Termin im Empire State Building und die Geschehnisse um diesen Aufenthalt bilden einen Schwerpunkt, während die Ereignisse um Leichenfunde in Brighton und in einem australischen Fluss im Jahr 2007 einen zweiten Schwerpunkt bilden. Der dritte Erzählstrang dreht sich um eine junge Frau, die sich auf der Flucht vor einem Verfolger befindet und feststellen muss, das der Verfolger immer näher kommt. Im weiteren Verlauf verknüpft der Autor diese Stränge zu einer interessanten Geschichte. In weiten Teilen lässt der Autor der Geschichte Zeit, sich zu entwickeln. Dies geht leider zu Lasten der Spannung. Auch auf unnötige Gewaltdarstellungen und Actionelemente verzichtet der Autor. In der Folge rückt der Kampf zwischen der Frau und ihrem Verfolger in den Fokus, die Arbeit der Polizisten rückt dadurch in den Hintergrund. So fiebert man eher mit der jungen Frau mit und Roy Grace bleibt irgendwie verschwommen. Sehr gut hat mir die Entwicklung der Dinge zum Abschluss der Geschichte gefallen. Hier zeigt der Autor Humor und Einfallsreichtum, die mir vorher leider fehlten.


    Zum Sprecher:
    Hans Jürgen Stockerl überzeugt als Sprecher. Er lebt die Rolle des Erzählers aus und gibt den Figuren ihren jeweiligen Charakter. Sein Vortrag hat sicherlich vier Sterne verdient.


    Fazit:
    Die Geschichte hat ein überzeugendes Ende, aber auch einige Längen vor allem zu Beginn. Roy Grace bleibt lange Zeit blass und die Handlung wirkt nicht stringent genug. Der Erzähler hat mich mehr als die Geschichte überzeugt. Auch wenn ich noch einiges Potential beim Autor sehe, so gebe ich nur drei Sterne, wobei der vierte nicht weit entfernt ist. Wer ruhige und solide Krimikost mag, ist bei Peter James gut bedient.

    Buchmeinung zu Jan Seghers – Partitur des Todes


    „Partitur des Todes“ ist ein Krimi von Jan Seghers, der 2008 im Wunderlich Verlag erschienen ist. Meine Rezension bezieht sich auf die Taschenbuchausgabe, die 2009 im Rowohlt Verlag erschienen ist.


    Klappentext:
    Sechzig Jahre lang wollte Georg Hofmann alles vergessen: seine Kindheit, seine Eltern, sein Land. Doch dann wird auf einem kleinen Schloss bei Paris ein geheimnisvoller, alter Umschlag entdeckt. Darauf ein Name und als Absender das Wort: Auschwitz. Wenige Tage später geschieht in Frankfurt ein grauenhaftes Verbrechen. Fünf Leichen werden auf einem Boot am Mainufer gefunden. Eine junge Journalistin verschwindet in den Wäldern des Taunus. Und ein Mann taucht auf, den alle für tot gehalten haben. Während Hauptkommissar Marthaler fieberhaft ermittelt, erfährt er von seiner Freundin Tereza eine Neuigkeit, die sein Leben gründlich verändern wird …



    Meine Meinung:
    Hauptkommissar Marthaler hat es mit einem fünffachen Mord zu tun. Gleichzeitig tritt seine neue Chefin ihren Job an. Marthaler eckt bei jeder Gelegenheit an, egal mit wem er es zu tun hat. Seine Kanten und sein Spürsinn machen ihn sympathisch, aber als Kollege und Freund macht er Probleme. So findet er keine Gelegenheit, sich mit seiner Freundin auszusprechen, die ihm etwas wichtiges mitzuteilen hat. Generell gibt es viele Nebenhandlungen und Erzählstränge, die nicht unbedingt die Handlung voranbringen. Darunter leidet ein wenig die Spannung, aber die Geschichte wirkt dadurch echter. Auch ist das Team nicht vor Fehlern gefeit und man spürt den wachsenden Druck, der auf den Ermittlern lastet und auf die Stimmung drückt. Gefallen haben mir viele Kleinigkeiten, die der Autor bei der Schilderung von Begegnungen oder Gesprächen einfließen läßt. Auch die Geschichte um den Superbullen, der zur Unterstützung zugeteilt wurde, ist gelungen. Andererseits läßt der Autor auch keine Gelegenheit aus, Kritik am Polizeiapparat zu üben. Diese wirkt sich aber negativ auf den Spannungsbogen aus.


    Fazit:
    Dieser Fall hat mich nicht überzeugt. Es gab einfach zu viele Nebenschauplätze, die sich insgesamt negativ auf die Spannung ausgewirkt haben. Auch die Verbrechen wirkten irgendwie überdimensioniert. Die Stärken des Autors mit seiner kantigen Hauptfigur und ihrem unorthodoxen Verhalten kommen dadurch nicht so gut zur Geltung. Meine Wertung lautet drei Sterne, auch wenn das Potential für mehr vorhanden ist.

    Buchmeinung zu Jörg Maurer - Hochsaison


    „Hochsaison“ ist ein Krimi von Jörg Maurer, der 2010 im Fischer Taschenbuchverlag erschienen ist. Meine Rezension bezieht sich auf die gekürzte Lesung durch den Autor, die 2010 auf 4 CD bei Argon erschienen ist.


    Klappentext:
    Sterben, wo andere Urlaub machen.
    Beim Neujahrsspringen in einem alpenländischen Kurort stürzt ein Skispringer schwer und das, wo Olympia-Funktionäre zur Vergabe zukünftiger Winterspiele zuschauen. Wurde der Springer etwa beschossen? Kommissar Jennerwein ermittelt bei Schützenvereinen und Olympia-Konkurrenten. Als ausgerechnet in einem Gipfelbuch per Bekennerbrief weitere Anschläge angedroht werden, kocht die Empörung im Ort hoch: Jennerwein muss den Täter fassen, sonst ist die Hochsaison in Gefahr.


    Meine Meinung:
    Im zweiten Teil der Serie um Kommissar Jennerwein hat der satirische Anteil deutlich zugenommen. Beim Neujahrsskispringen ist ein dänischer Skispringer abgestürzt. War es ein bedauerlicher Unfall oder ein heimtückischer Anschlag? Neben der bevorzugt unglücklich agierenden Staatsgewalt mischen Chinesen, ein österreichischer Problemlöser der Mafia, ein erpresserischer Trittbettfahrer und natürlich bayrische Provinzler mit. Dabei entwickelt sich ein verwirrendes Szenario, bei dem der eigentliche Kriminalfall in eine Nebenrolle gedrängt wird. Jörg Maurer schießt ganze Breitseiten auf die Tourismusbranche samt Eventveranstaltern ab. Auch Olympia und die Prominenz werden nicht geschont. Dies geschieht durchaus humorvoll. Trotzdem hat mir dieses Buch nicht gefallen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass der Autor sich nicht zwischen Satire oder Groteske und Krimi entscheiden mochte. So ist es weder Fleisch noch Fisch geworden – leider.


    Zum Sprecher:
    Jörg Maurer ist einer der wenigen Autoren, die ihr Buch lesen können, ohne das es dabei verliert. Sein Beruf als Musikkabarettist macht sich positiv bemerkbar. Ich könnte ihn mir auch als Vorleser für andere Autoren vorstellen.


    Fazit:
    Jörg Maurer ist ein erfolgreicher Kabarettist. Bei diesem Buch stimmt das Mischungsverhältnis zwischen Krimi und Satire nicht mehr. Deshalb gebe ich nur zwei Sterne, obwohl sich etliche Bonmots im Buchinnern verstecken. :-(

    Buchmeinung zu Ursula Poznanski - Fünf


    „Fünf“ ist ein Kriminalroman von Ursula Poznanski, der 2012 bei Wunderlich erschienen ist.


    Klappentext:
    Thanks for the Hunt …Du bist fündig geworden. Rätselaufgaben, deren Lösung Koordinaten sind. In Plastikbehälter verpackte Leichenteile. Zeugen, die nach der Befragung sterben. Es ist eine blutige Version des Geocaching, eine grausige Jagd, auf die sich die Salzburger Ermittlerin Beatrice Kaspary einlassen muss. Der Fall scheint unlösbar. Und plötzlich wird sie selbst zur Beute …



    Meine Meinung:
    Ein dickes Plus für die Grundidee des Buches. Auch das Thema Geocaching war für mich neu und wurde im Buch fast schon liebevoll erläutert. Meine Lieblingsfigur ist der zweite Ermittler Florin Wenninger geworden – einfach weil er „nur“ normal war. Beatrice Kaspary, die eigentliche Hauptfigur, befindet sich im Kampf mit ihrem Exmann um die beiden gemeinsamen Kinder. Sie wird von ihrem Mann mit nächtlichen Anrufen terrorisiert und ist nicht in der Lage, etwas dagegen zu tun. Zusätzlich weckt der Fall in ihr traumatische Erinnerungen an eine Begebenheit aus ihrer Zeit als junge Erwachsene. Daneben tritt sie noch in Kontakt mit dem Owner, wie der Täter bei den LKA-Beamten genannt wird. Dieses belastende Umfeld ging mir zunehmend auf den Keks und trübte mein Lesevergnügen erheblich. Ein weiterer Kritikpunkt ist die ausführliche Beschreibung blutrünstiger Situationen, derer es nicht bedurft hätte. Dabei kann die Autorin einiges positive in die Waagschale werfen. Sie erzählt die Geschichte aus wechselnden Perspektiven, hat einen guten Spannungsbogen und hat ein gutes Gespür für die Sprache. Das Hauptplus ist aber die Grundidee, die ich aber aus Spoilergründen nicht näher erläutern will.


    Fazit:
    Ursula Poznanski hat Potential, kann es aber bei diesem Buch, ihrem ersten, noch nicht komplett abrufen. Bei mir trübte die dominante Darstellung ihrer privaten Probleme das Lesevergnügen doch erheblich. So kann ich nur drei von fünf Sternen vergeben.


    7 Punkte

    Buchmeinung zu Greg Iles – 24 Stunden


    „24 Stunden“ ist ein Kriminalroman von Greg Iles, der 2002 bei Bastei Lübbet erschienen ist. Meine Rezension bezieht sich auf die ungekürzte Hörbuchfassung, die 2012 von Uve Teschner für Audible eingelesen wurde.


    Klappentext:
    24 Stunden - so lange dauern in der Regel die perfekt geplanten Entführungen eines Kidnapper-Trios. Die schockierten Eltern zahlen das geforderte Lösegeld, und die geraubten Kinder gelangen wohlbehalten nach Hause. Doch im Fall der kleinen Abby Jennings verläuft nichts nach Plan: Denn das entführte Mädchen benötigt dringend ein lebensnotwendiges Medikament, und ihre Eltern gehören nicht zu der Sorte von Menschen, die sich widerstandslos geschlagen geben. Die Jagd nach den Kidnappern wird zu einem Kampf auf Leben und Tod...


    Meine Meinung:
    Greg Iles ist derzeit einer meiner Lieblingsautoren. Nachdem mir @E.R.O.S. Schon sehr gut gefallen hat, waren meine Erwartungen an 24 Stunden schon hoch, aber sie wurden noch übertroffen. Die einfache aber bestechende Grundidee führt zu einer Beschränkung von Zeit und Ort. Vater, Mutter und Kind hat es mit jeweils einem Kidnapper an unterschiedliche Orte (Hotel, Wohnhaus und Unterschlupf im Wald) verschlagen. An jedem dieser Orte entbrennt ein Zweikampf zwischen Opfer und Entführer, bei dem die „Opfer“ einigen Einfallsreichtum beweisen. Durch die Beschränkung auf wenige Personen kann der Autor alle handelnden Personen ausführlich beschreiben. Dabei vermeidet er aber eine Schwarzweißmalerei. Die Figuren zeigen Tiefe und im weiteren Verlauf zeigt sich die Intelligenz des Anführers der Kidnapper. Greg Iles hält die Spannung durchgehend auf einem hohen Level, die gegen Ende noch einmal zulegt. Dabei verzichtet der Autor auf blutrünstige Szenen und man kann die Handlungen aller Personen nachvollziehen. Jeder handelt aus seiner Sicht logisch. Leichte Abstriche gibt es für den typisch amerikanischen und filmreifen Showdown.
    Greg Iles beherrscht sein Handwerk. Die häufigen Schauplatzwechsel sind fast immer mit einem Cliffhanger verbunden und die Sprache ist einfach, aber präzise und prägnant. Im Prolog wird der erfolgreiche Abschluß der letzten Entführung geschildert. Dabei entsteht der Eindruck, dass es doch gar nicht so schlimm ist. Dieser Eindruck wird im weiteren Verlauf grundlegend erschüttert. Überhaupt lebt das Buch von der Abfolge ruhiger fast harmonischer Sequenzen, die dann ansatzlos zu Konfrontationen führen.


    Der Sprecher
    Uve Teschner ist nach meinem Empfinden die Idealbesetzung.


    Fazit:
    Dieser Roman hat mich von Anfang an gefangen genommen. Ich habe mit den Eltern und der Tochter gezittert, aber auch mit den Entführern gefiebert. Am Ende war es etwas überzogen, aber das störte mich nicht sehr. Dieses Buch ist ein faszinierender Thriller mit einigen typisch amerikanischen Elementen. Ich gebe dem Buch fünf von fünf Sternen und kann es uneingeschränkt empfehlen.

    Buchmeinung zu Fred Vargas – Im Schatten des Palazzo Farnese


    „Im Schatten des Palazzo Farnese“ ist ein Kriminalroman von Fred Vargas, der 2003 im Aufbau-Verlag als Taschenbuch erschienen ist. Das Original ist bereits 1994 erschienen. Meine Besprechung bezieht sich auf die gekürzte Hörbuchfassung, die 2010 bei Der Audio Verlag erschienen ist.


    Klappentext:
    Auf dem europäischen Kunstmarkt taucht eine unbekannte Zeichnung von Michelangelo auf. Wurde sie aus den Archiven des Vatikans gestohlen? In Rom wollen die drei exzentrischen französischen Studenten Claudius, Tiberius und Nero das Rätsel lösen. Als Claudius’ Vater vor dem Palazzo Farnese durch einen Gifttrunk umgebracht wird, entwickelt sich das harmlose Ratespiel zu einer nervenaufreibenden Verbrecherjagd.


    Die Sprecherin:
    Suzanne von Borsody ist eine bekannte Schauspielerin, die eine einwandfreie Lesung abgeliefert hat.


    Meine Meinung:
    Bei diesem Frühwerk von Fred Vargas gibt es bereits ein Reihe von Elementen, die für ihre späteren Werke kennzeichnend waren. Es gibt exzentrische Figuren wie die drei „Kaiser“, den Bischof und den unorthodoxen Ermittler. Die Ausgangslage ist vertrackt, wenn nicht gar verworren. Außer dem römischen Kriminalinspektor stecken alle in einem undurchsichtigen Beziehungsgeflecht – Sogar der zweite Ermittler, ein Franzose, der politischen Schaden vermeiden soll, war mit der Femme fatale liiert. Die Dialoge wirken hölzern und irgendwie fehlt der Plan, der der ganzen Geschichte zu Grunde liegen sollte. Fast alle Personen handeln aus schwer nachvollziehbaren Motiven und im Laufe der Ermittlung gerät fast jeder von ihnen unter Verdacht. Mich hat die Geschichte zu keiner Zeit gefangen genommen.


    Fazit:
    Die Geschichte ist in Form und Inhalt nicht überzeugend. Allein der guten Sprecherin ist es zu verdanken, das es zu zwei von fünf Sternen reicht.

    Buchmeinung zu Lindsey Davis – Mord im Atrium


    „Mord im Atrium“ ist ein historischer Roman von Lindsey Davis, der 2011 bei Knaur als Taschenbuch erschienen ist. Die englische Originalausgabe erschien 2007 unter dem Titel „Saturnalia“ bei Century.


    Klappentext:
    Die römischen Saturnalien sind eine Zeit wilder Feste und die ideale Gelegenheit, eine berüchtigte Feindin des Reiches im Triumphzug vorzuführen und den Göttern zu opfern. Doch der Gefangenen gelingt es zu fliehen. Ein Fall für unseren Freund Marcus Didius Falco, der sich einmal mehr seinem Erzrivalen gegenübersieht.


    Meine Meinung:
    Dieses Buch ist bereits der 18. Fall für Marcus Didius Falco, den ersten Detektiv der Weltgeschichte, wie es auf dem Buchrücken heißt. Die Geschichte spielt im Dezember des Jahres 76 n. Chr..
    Das Buch beginnt mit einem dreiseitigen Personenregistern, Auszügen aus den Stammbäumen des Protagonisten und seiner Ehefrau, zwei Kartenausschnitten und einem Auszug aus dem Eid des Hippocrates. Schon bei den Stammbäumen fällt der humorige Ansatz des Buches auf. Sie beginnen mit „Generationen kauziger Kleinbauern“ (Falco) bzw. „Generationen von Unbekannten“ gefolgt von „Eine Generation von Senatoren“ (Falcos Ehefrau). Dieser humoristisch geprägte Unterton begleitet den Leser während des gesamten Buches. Der eigentliche Fall dreht sich um eine entflohene germanische Priesterin und Stammesführerin. Mit ihrer Wiederauffindung werden Falco und sein Erzfeind Anacrites, der Oberspion, beauftragt. Bei den nachfolgenden Verwicklungen wußte ich manchmal nicht, ob es sich nicht vielleicht doch um eine Parodie handelt. Einerseits erfährt man doch einiges über die Saturnalien und dem Treiben in Rom zu dieser Zeit, andererseits wirkt die ganze Romangestaltung überfrachtet. Positiv ist, das Falco ein normaler Sterblicher ist und die wirkungsvolle Unterstützung seiner Ehefrau erfährt. Negativ fällt auf, das sein Gegenspieler total überzeichnet beinahe als Volltrottel beschrieben wird. Auch das ganze Beziehungsgeflecht wirkt gekünstelt.


    Fazit:
    Trotz eines durchaus reizvollen Kriminalfalls wollte sich bei mir nicht die rechte Begeisterung einstellen. Im direkten Vergleich zur SPQR-Reihe von John Maddox Roberts zieht Marcus Didius Falco klar den kürzeren. Dies liegt vor allem am gewollt humorvollen Grundton. Es reicht deshalb auch nur gerade noch zu drei von fünf Sternen.

    Buchmeinung zu Heidrun Hurst – Der Beginn eines neuen Tages


    „Der Beginn eines neuen Tages“ ist ein historischer Roman von Heidrun Hurst, der 2015 bei mediaKern als Taschenbuch erschienen ist. Es ist der abschließende Band der Trilogie um die Kinder des Bergmanns.


    Klappentext:
    Inmitten der zermürbenden Gefechte des Dreißigjährigen Krieges erhält Jakob die Nachricht, dass Elisabeth geheiratet hat. Magdalena sieht endlich ihre Chance gekommen, den jungen Söldner für sich zu gewinnen. Bei einer günstigen Gelegenheit gelingt den fünf Freunden die Flucht. Nach einigen Umwegen erreichen sie Straßburg, wo Jakob seine Schwester Bärbel wiedertrifft. Diese stellt ihm eine Frage, woraufhin sich Jakob entscheiden muss: Elisabeth oder Magdalena? Die Wahl ist für Jakob klar, doch kurz vor dem Ziel holt ihn seine Vergangenheit ein: Sein Schicksal scheint endgültig besiegelt.


    Cover:
    Das Cover ist sehr gelungen und passt sehr gut zum Buch. Es wirkt einfach und erinnert mich an eine Schmuckzierleiste.


    Meine Meinung:
    Dieses Buch kann auch ohne Kenntnis der ersten beiden Bände problemlos gelesen werden, trotzdem würde ich empfehlen, die Trilogie in Erscheinungsreihenfolge zu geniessen.
    Im Abschluss der Trilogie zeigt die Autorin wiederum ihre Stärken. Wie kaum eine andere Autorin hat sie ein Talent für die Auswahl und Beschreibung alltäglich wirkender Szenen, die trotzdem das Leben und Leid der Personen prägnant und eindrucksvoll kennzeichnen. Man hat den Eindruck, live vor Ort zu sein und spürt die Härte, mit der die Menschen vom Hunger und vom Krieg getroffen wurde. Die alltägliche Gefahren sind immer gegenwärtig, die nicht nur den Soldaten, sondern auch der Zivilbevölkerung drohen. Bezeichnend ist die Darstellung, das die Soldaten nicht für ehre Ziele kämpfen, sondern nur noch, um zu überleben. Und wenn es sich ergibt werden auch die Seiten gewechselt. Auch für die Bevölkerung ist vollkommen unwichtig, welche Truppen die Vorräte klauen und die Leute terrorisieren. Das Leid ist für die Menschen immer gleich.
    Am Buchende gibt es eine Liste der Worterklärungen, ein Quellenverzeichnis und ein Nachwort, in dem Geschichte und Historie zusammengeführt werden. Durch die pure Nennung von Kennzahlen (Geburten, Hochzeiten und Todesfälle) wird hier unmißverständlich deutlich, wie der 30-jährige Krieg im Umfeld von Straßburg gewirkt hat.
    Leider hat dieses Buch für mich einen dicken Minuspunkt und das ist das Ende, dass jedem Bollywoodfilm Ehre erweisen würde.


    Fazit:
    Mir hat das Buch bis kurz vor Ende wunderbar gefallen, aber das Ende ist definitiv nicht meins. Trotzdem reicht es locker für vier von fünf Sternen. Wer das Ende mag, wird ein unvergleichliches Leseerlebnis geschenkt bekommen!

    Buchmeinung zu Jeffery Deaver – Carte Blanche


    „Carte Blanche“ ist ein Krimi von Jeffery Deaver, der 2012 bei Blanvalet erschienen ist. Meine Rezension bezieht sich auf die gekürzte Hörbuchfassung, die 2012 von Dietmar Wunder für Random House Audio eingelesen wurde.


    Klappentext:
    James Bond genießt einen romantischen Abend mit einer hinreißend schönen Frau. Da erreicht ihn ein dringender Alarm: Ein Lauschposten hat eine verschlüsselte Botschaft abgefangen, die einen unmittelbar bevorstehenden Anschlag ankündigt. Es wird mit Tausenden von Todesopfern gerechnet. Britische Sicherheitsinteressen sind unmittelbar betroffen. Die höchsten Regierungsstellen wissen, dass nur noch James Bond die drohende Katastrophe abwenden kann. Doch will er diese Mission erfüllen, darf er sich an keine Regel halten. Und so erhält 007 eine Carte Blanche.



    Meine Meinung:
    Jeffery Deaver schreibt einen modernen James Bond – das klingt interessant. Beim Lesen erkennt man seinen Bond wieder. Er ist der Doppelnullagent mit einzigartigen Fähigkeiten und der gewohnten technischen Unterstützung. Und er ist ein Frauenheld geblieben, auch wenn er es etwas ruhiger angehen läßt. Insgesamt ist er etwas reflektierter, scheut aber kein Risiko, wenn es erforderlich. So weit, so gut, aber es gibt für mich ein großes Aber. Wenn ich den wunderbar vortragenden Dietmar Wunder höre, dann ist es nicht James Bond, sondern Lincoln Rhyme. Vielleicht hätte man diesen Effekt verhindern können, wenn der Verlag einen anderen Vorleser gewählt hätte. So habe ich immer vergeblich auf Amelia Sachs gewartet.


    Fazit:
    Rein technisch ist Jeffery Deaver der moderne Bond gut gelungen, aber das Hörbuch litt für mich unter dem Lincoln Rhyme Effekt. So fällt mir eine Bewertung schwer. Dietmar Wunder hat fünf Sterne verdient, aber für das Hörbuch kann ich nur drei von fünf Sternen oder 65 von 100 Punkten vergeben.

    Buchmeinung zu James Lee Burke - Neonregen


    „Neonregen“ ist ein Krimi von James Lee Burke, der 1991 bei Ullstein erschienen ist. Meine Rezension bezieht sich auf die e-book-Version, die 2014 bei EDEL eBooks erschienen ist.


    Klappentext:
    Die Warnung kommt aus der Todeszelle. »Passen Sie auf«, sagt kurz vor seiner Exekution ein Mafia-Killer dem Polizisten Dave Robicheaux von der Mordkommission in New Orleans, »die Kolumbianer wollen Ihren Kopf.« Und prompt muß Robicheaux wieder an das tote Negermädchen denken, das er jüngst aus einem Tümpel gezogen hat.


    Meine Meinung:
    Der Auftakt der Serie um Dave Robicheaux war für mich ein Erdbeben. Streak, wie Dave Robicheaux wegen seiner hellen Haarsträhne von Kollegen genannt wird, ist ein vielschichtiger und nicht immer sympathischer Polizist bei der Mordkommission in New Orleans. Er ist trockener Alkoholiker und Vietnamveteran, setzt schon mal mehr Gewalt ein als nötig, hat mit Clete einen Partner, der vielleicht noch ein bißchen verrückter als er selber ist und verbringt seine Freizeit gerne beim Angeln in den Sümpfen. Er ist also ein tougher Polizist ist einer dreckigen und korrupten Stadt. Alles nicht wirklich neu, aber wie James Lee Burke diese Sachverhalte in Worte fasst, das ist großes Kino. Man hat das Gefühl direkt dabei zu sein, man spürt die schwüle Hitze und ist versucht, nach den Fliegen und Mücken zu schlagen. Bei den Landschaftsbeschreibungen wird der Autor im besten Sinne poetisch. Und nur wenige Seiten später brennt er ein Actionfeuerwerk ab, dass seinesgleichen sucht. Ähnlich ist es mit der Figur Dave Robicheaux. Er ist knallharter Cop und ist trotzdem verletzlich und wenn es nicht mehr anders geht, dann greift er zur Flasche und versackt völlig. Wie eine echte hardboiled Figur, läßt er sich nicht einschüchtern oder unterkriegen und tut das, was nach seiner Meinung getan werden muß – komme, was da wolle. Es ist dieser Spagat zwischen harten Actionszenen und poetischen Landschaftsbeschreibungen, die niemand so gekonnt verbindet wie James Lee Burke.


    Fazit:
    Der Serienauftakt hat mich zum Fan von James Lee Burke und Dave Robicheaux gemacht. Trotzdem kann das Buch nicht jedem empfohlen werden. Empfindsame Personen werden bei den genreüblichen harten Szenen sicher nicht zufrieden gestellt werden. Aber wen dies nicht stört, der wird in den Genuß eines herausragenden Kriminalromans kommen. Von mir gibt es die volle Punktzahl!

    Buchmeinung zu Alex Winter – Ein Gespür für Mord
    „Ein Gespür für Mord“ ist ein Kriminalroman von Alex Winter, der 2005 im Knaur Verlag erschienen ist. Das e-book erschien 2013 bei bookshouse.


    Klappentext:


    Als Daryl an die Uferböschung trat, fuhr ihm ein eisiger Schauder über den Rücken. Der Pigeon Pool strahlte etwas Unheimliches, fast Bedrohliches aus. Seine dunkle, olivgrüne Oberfläche lag absolut glatt vor ihm. Kein Sonnenstrahl schien hindurchzudringen.


    Auf einer abgelegenen Rinderfarm im Westen Australiens verschwindet ein Pilot spurlos. Seine Kleider, die man am Ufer eines düsteren Teichs nahe der Farm entdeckt, sind der einzige Hinweis. Ist er ertrunken? Wurde er Opfer des großen, einäugigen Krokodils, das in dem Billabong Gewässer lebt? Oder war es Mord?


    Detective Daryl Simmons steht vor einem Rätsel. Nur mithilfe des besonderen Wissens, das er einem Aborigine-Lehrmeister verdankt, kann er schließlich Licht in das Dunkel dieses Falles bringen …



    Meine Meinung:
    Als Fan der Ethno-Krimis von Tony Hillerman wurde mein Interesse an diesem Krimi durch den Klappentext geweckt. Ein Krimi, bei dem die Kultur der australischen Ureinwohner eine wesentliche Rolle spielen soll – das musste ich mir mal ansehen. Erste Überraschung: Der Autor ist ein Schweizer, der aber einige Jahre in Australien gelebt hat. Und tatsächlich bringt das Wissen über die Kultur und das Verhalten der Ureinwohner den Polizisten Daryl Simmons auf die richtige Spur. Daryl Simmons ist ein Weißer, der am Rande eines Reservats aufgewachsen ist. Sein Interesse an der Kultur der Aborigines führte dazu, dass er die Initiierungsrituale eines Stammes durchlaufen hat. Er ist ein Naturbursche, der in der Stadt nicht zurecht kommt. Sein Vorgesetzter schickt ihn auf eine Undercovermission ins Outback. Als Hubschrauberpilot getarnt soll er auf einer Rinderfarm ermitteln.
    Ich habe Daryl Simmons von Anfang an in mein Herz geschlossen. Er ist nicht unbedingt nett, aber er strahlt eine unglaubliche Ruhe und Gelassenheit aus. Er hat es nicht eilig, denn insbesondere das Verständnis von Zeit unterscheidet sich gewaltig. Dazu ist er ein aufmerksamer Beobachter und kann viele Personen überzeugen, ihr Wissen mit ihm zu teilen. So nebenbei erfährt man ähnlich zu Hillerman einiges über Stammesrituale. Auch das Ende des Romans passt vortrefflich zu Australien. Aber ganz sicher ist Daryl Simmons kein pflegeleichter Untergebener. Trotzdem scheint sein Chef seine Qualitäten zu schätzen und er hofft sicherlich, dass er Daryl nach seinen Wünschen formen kann.
    Die Krimihandlung selber kommt nur langsam in Schwung. Es bleibt viel Zeit, das Leben auf einer Farm im Outback zu beschreiben. Dabei wirken die als Saisonarbeiter verdingten Aborigines wie traurige Gestalten. Ähnlich wie bei den Indianern ist es auch in Australien nicht gelungen, die Eingeborenen angemessen zu integrieren.
    Fazit:
    Daryl Simmons ist eine Entdeckung gewesen. Sicherlich sind die Möglichkeiten noch nicht ausgereizt. Wer ruhige Krimis mag, ist hier richtig. Und Informationen über die Kultur der Aborigines gibt es kostenlos dazu.