Beiträge von wampy

    Der Autor kann auch Wohlfühlkrimi


    Buchmeinung zu Andreas Winkelmann – »Mord im Himmelreich«


    »Mord im Himmelreich« ist ein Kriminalroman von Andreas Winkelmann, der 2024 bei Knaur TB erschienen ist.


    Zum Autor:

    Andreas Winkelmann, geboren an einem kalten Dezembertag im Jahre 1968 in einem kleinen Nest in Niedersachsen, ist der geborene Geschichtenerzähler. Schon als Schüler schrieb er erste Romane in Mathematikhefte. Von dort bis zum Bestsellerautor brachte er ein buntes und bewegtes Berufsleben hinter sich. So war er Bäcker, Soldat, Fitnesslehrer, Taxifahrer, Versicherungsverkäufer und arbeitete in einer Honigfabrik.


    Zum Inhalt:

    Der ehemalige Schauspieler Björn Kupernikus wird zur Rettung eines kleinen Hundes gerufen, der auf einem Paddleboard mitten im See am Campingplatz Himmelreich treibt. Wieder am Ufer merkt Björn, dass unter dem Board eine Leiche festgeschnallt ist. Also beginnt Björn gemeinsam mit der Malerin Annabelle zu ermitteln.


    Meine Meinung:

    Dieses Buch hat mich positiv überrascht, denn der bekannte Thrillerautor kann auch Wohlfühlkrimi. Die beiden Hauptfiguren Björn und Annabelle sind trotz einiger Grautöne sympathisch. Durch ihre recht normale Art animieren sie die Leser zum Miträtseln und Mitfiebern. Der kleine Hund tut ein Übriges dazu. Die anderen Figuren sind einfacher gezeichnet, haben aber alle ein Alleinstellungsmerkmal. Manche verhalten sich ein wenig merkwürdig, manche leben eher zurückgezogen, manche scheinen etwas überzeichnet und manche wirken sogar ein wenig bedrohlich. Die Handlung ist komplex und bietet einige überraschende Wendungen. Die Geschichte wird meist aus der Perspektive Björns erzählt und seine Gedanken werden ausführlich geschildert. Einige Male formuliert er drei Fragen in Anlehnung an die drei Fragezeichen. Auch die Beschreibung des Lebens auf dem Campingplatz macht Lust auf einen Campingurlaub. Besonders gefallen hat mir der mit reichlich Wortwitz durchsetzte Schreibstil, der mich mitgerissen hat. Bis es zur nachvollziehbaren Auflösung kam war ich hoch zufrieden, aber dort nutzte Björn Ermittlungsergebnisse, die er nicht mit der Leserschaft geteilt hatte. Das kostet natürlich einen Stern. Ansonsten war es ein wunderbares Leseerlebnis, beim dem ich herrlich entspannen konnte.


    Fazit:

    Dieser Wohlfühlkrimi hat mich in weiten Teilen begeistert. Wegen der nicht vollständig geteilten Ermittlungsergebnisse bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: 3426449889

    Atmosphärischer Kriminalroman mit herausragender Figurenzeichnung


    Buchmeinung zu Uta Seeburg – »Der echte Krampus«


    »Der echte Krampus« ist ein historischer Kriminalroman von Uta Seeburg, der 2024 bei Harper Collins erschienen ist. Dies ist der vierte Band der Gryszinski-Reihe.


    Zum Autor:

    Uta Seeburg ist Berlinerin und lebt in München. Sie arbeitete bereits als Werbetexterin, Drehbuchautorin und Redakteurin, widmet sich aber heute ausschließlich der Schriftstellerei. Die promovierte Literaturwissenschaftlerin wohnt mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter in Haidhausen.


    Zum Inhalt:

    Gryszinski verbringt mit seiner Familie samt Köchin die Weihnachtszeit in einem Dorf auf dem oberbayerischen Land. Während des traditionellen Krampuslaufs kommt es zu einer Messerstecherei und am Folgetag wird eine Leiche aufgefunden.


    Meine Meinung:

    Dieses Buch hat mich durch die atmosphärische Schilderung der Region und der vorweihnachtlichen Gebräuche im Voralpenland überzeugt. Major Gryszinski ist ein Familien- und gleichzeitig ein Genussmensch. Er ist Vorreiter bei modernen Ermittlungsmethoden bei der Münchener Polizei. Seine aufgeschlossene Art macht ihn zu einer außergewöhnlichen Sympathiefigur. Seine beiden Assistenten werden nach dem Leichenfund zur Hilfe gerufen und sind ein eingespieltes Team. Die Geschichte entwickelt sich langsam und bietet anfänglich reichlich Raum für Nebenhandlungen. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, auch weil die Dorfbewohner gegenüber der Staatsmacht lieber schweigen. Etliche falsche Spuren und unerwartete Wendungen machen es Gryszinski schwer, den Fall zu lösen. Das liebevoll gezeichnete Beziehungsgeflecht zwischen den Dorfbewohner muss entwirrt werden. Einige Male zieht das Tempo deutlich an und man muss um das Leben des Majors bangen. Nach einem passenden Showdown ist der Fall nachvollziehbar gelöst. Passend zur Weihnachtszeit gibt es ein schönes Happy-End.

    Der Schreibstil ist empathisch, ruhig, humorvoll und leicht verdaulich. Die Figurenzeichnung gefällt mir mit ihren vielen Grautönen ausgezeichnet. Trotz der umfangreichen Nebenhandlungen liegt der Fokus auf dem Kriminalfall und die Spannung ist jederzeit gegeben. Gerade dank der fesselnden Nebenhandlungen habe ich mich prächtig unterhalten.


    Fazit:

    Ein wunderbarer weihnachtlicher Kriminalroman, der mich in allen Bereichen überzeugt hat. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für die Freunde eher leiser, aber atmosphärischer Krimis aus.


    ASIN/ISBN: 3365008535

    Ein atmosphärischer Toskana-Krimi mit Schwächen


    Buchmeinung zu Alexander Oetker – »Signora Commissaria und der lachende Tod«


    »Signora Commissaria und der lachende Tod« ist ein Kriminalroman von Alexander Oetker, der 2024 bei Atlantik erschienen ist.


    Zum Autor:

    Alexander Oetker, geboren 1982, ist Bestsellerautor und TV-Journalist, als Frankreich-Experte von RTL und n-tv berichtet er seit 15 Jahren über Politik und Gesellschaft der Grande Nation. Er ist zudem Kolumnist und Restaurantkritiker der Gourmetzeitschrift Der Feinschmecker. Er lebt mit der Familie zwischen Brandenburg, Berlin und der französischen Atlantikküste.


    Zum Inhalt:

    In Florenz wird ein Busfahrer ermordet und mit einem starren Lächeln auf seinem Fahrersitz drapiert. Bald findet Commissaria Giulia Ferrari heraus, dass es schon einen ähnlichen Fall gegeben hat. Gemeinsam mit ihrem Team um den blinden Polizisten Enzo und den Wirt und ehemaligen Kripobeamten Luigi macht sich die Commissaria auf die Tätersuche.


    Meine Meinung:

    Giulia, Luigi und Enzo wirken sympathisch und kompetent. Sie harmonieren gut, sind hartnäckig und haben ein Faible für gutes Essen. Hier kommt der Restaurantkritiker im Autor zum Tragen. Der Schreibstil ist fesselnd und eindringlich. Dabei wechseln sich ruhige und aufregende Szenen ab,

    Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven erzählt. Auch einige Opfer werden begleitet, bevor sie ahnungslos dem Täter zum Opfer fallen. Diese Szenen sind zum Teil sehr grausam und unnötig detailreich beschrieben. Es braucht einige Zeit bis sich eine erfolgversprechende Spur findet. Der Täter scheint gefunden, aber es fehlt an Beweisen. Mit einer riskanten Falle soll der Täter überführt werden.

    Gefallen haben mir die atmosphärischen Beschreibungen von Florenz, den Sehenswürdigkeiten und den Speisen, die Lust auf einen Urlaub wecken. Weniger gelungen fand ich die Figurenzeichnung fast ohne Grautöne. Die Auflösung ist vollständig und nachvollziehbar. Es war meist spannend und der Unterhaltungsfaktor war hoch.


    Fazit:

    Mich hat dieses Buch des Autor trotz einiger deutlich spürbaren Schwächen gut unterhalten. Deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten). Empfehlen kann ich das Werk als atmosphärischen Urlaubskrimi, aber die in Frankreich spielen Krimis des Autors haben mir besser gefallen.


    ASIN/ISBN: B0CXRPLLXG

    Abstrus, aber auch hochspannend mit apokalyptischen Bildern


    Buchmeinung zu Jean-Christophe Grangé – »Blutrotes Karma«


    »Blutrotes Karma« ist ein Thriller von Jean-Christophe Grangé, der 2024 bei Tropen in der Übersetzung von Ina Böhme erschienen ist. Der Titel der französischen Originalausgabe lautet »Rouge Karma« und ist 2023 erschienen.


    Zum Autor:

    Jean-Christophe Grangé, geboren 1961, gilt als Meister des französischen Thrillers. Seit über fünfundzwanzig Jahren erobert er mit Titeln wie Der Flug der Störche oder Die purpurnen Flüsse die internationalen Bestsellerlisten. Seine Bücher wurden in mehr als dreißig Sprachen übersetzt, weltweit millionenfach verkauft und fürs Kino verfilmt.


    Zum Inhalt:

    Als während der Pariser Studentenunruhen von 1968 zwei Freundinnen des Studenten Herve bestialisch ermordet zur Schau gestellt werden, wendet sich Herve an seinen Halbbruder Mersch. Mersch, Polizist und Ex-Söldner, beginnt zu ermitteln und gemeinsam mit Nicole, einer weiteren Freundin Herves, machen sie sich auf den Weg nach Indien in die Welt extremer Sekten.


    Meine Meinung:

    Auch in diesem Buch des Autors sind Gewalt, Drogen und Traumata allgegenwärtig. Dazu kommt ein wenig Sex und religiöse Verschwörungstheorien. Während Herve und Nicole halbwegs normal agieren, könnte Mersch in vielen Büchern als gewalttätiger Bösewicht problemlos durchgehen. Aber Grange vermittelt den Eindruck, dass nur diese Figur in der Lage ist, zum Kern der Schwierigkeiten vorzudringen. Oft findet der Leser sich in apokalyptischen Bildern wieder, die immer wieder durch Szenen unterbrochen werden, die aus einer Reise eines Hippies stammen könnten. Die Sprache ist hart und eindringlich. Nahezu jederzeit spürt der Leser eine andauernde Bedrohung der Figuren. Ruhige Momente dienen fast immer als Einleitung zu einer weiteren Gewaltorgie. Bei vielen religiös geprägten Figuren ist nicht erkennbar, welche Ziele sie verfolgen und ob Gefahr von ihnen ausgeht. Langsam arbeiten sich die drei Hauptfiguren durch die undurchsichtige Handlung mit etlichen überraschenden Wendungen. Kurze Kapitel und wechselnde Perspektiven erhöhen zusätzlich das Tempo. Die Spannung ist enorm und findet ihren Höhepunkt im finalen Showdown. Also alles bestens? Leider nein, denn obwohl ich schon einige Bände des Autors gelesen habe, war mir die Handlung dann doch zu abstrus und die Gewaltbeschreibungen zu ausführlich und am Ende fand ich das Werk eher abstoßend als unterhaltsam.


    Fazit:

    Mich hat dieser Thriller nicht dauerhaft unterhalten können und am Ende war es eher abstoßend. Für Jugendliche ist dieser Titel nicht geeignet. Meine Bewertung sind zwei von fünf Sternen (40 von 100 Punkten), weil die Technik des Autors beeindruckend ist.


    ASIN/ISBN: 3608502483

    Eine Zeitreise durch die Welt der Glasmacher


    Buchmeinung zu Tracy Chevalier – »Das Geheimnis der Glasmacherin«


    »Das Geheimnis der Glasmacherin« ist ein Roman von Tracy Chevalier, der 2024 bei Atlantik in der Übersetzung von Claudia Feldmann erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet »The Glassmaker« und ist 2024 erschienen.


    Zum Autor:

    Tracy Chevalier, geboren 1962, ist Autorin von elf Romanen. Ihr internationaler Bestseller Das Mädchen mit dem Perlenohrring wurde über fünf Millionen mal verkauft, in fünfundvierzig Sprachen übersetzt und als Film, Theaterstück und Oper adaptiert. Aufgewachsen in Washington DC, zog sie 1986 ins Vereinigte Königreich und lebt dort heute mit ihrem Ehemann in London.


    Zum Inhalt:

    Auf der Insel Murano vor den Kanälen Venedigs liegt die Wiege der Glaskunst. Wir begleiten Orsola Rosso und ihre Familie durch die Zeit und erfahren, wie es ihr, ihrer Familie, Murano und Venedig durch die Jahrhunderte von 1468 bis heute ergangen ist. Während in der umgebenden Welt Jahrhunderte vergehen, sind es für Orsola und die sie begleitenden Figuren nur Jahrzehnte.


    Meine Meinung:

    Die Hauptfigur Orsola Rosso ist ein Mensch mit Ecken und Kanten, aber sie ist auch eine Kämpfernatur und wirkt sympathisch. Sie geniest keine gute Schulbildung, lernt aber die Herstellung von Glasperlen. Diese Fähigkeit wird von den Glaskünstlern als geringwertig eingestuft, aber Orsola sichert in schwierigen Zeiten damit das Überleben der Familie.

    Während des Romans erfahren wir viel über die Glaskunst und die Glasperlenherstellung und über das Leben in einer kleinen abgeschotteten Gemeinschaft. Der Leser erlebt den langsamen Wandel der Frauenrolle und die gravierenden Änderungen der Umwelt und der politischen Verhältnisse. Katastrophen wie Pest, Überschwemmungen, Corona und feindliche Herrscher in Venedig beeinflussen das Leben der Glasmacher massiv. Auch Orsolas Beziehungen sind von Komplikationen geprägt, aber sie geht ihren Weg, wenn auch nicht immer mit Freuden. Der Niedergang der Wirtschaftsmacht Venedig macht es auch für die Glasmacher schwieriger. All dies und noch einiges mehr zeigt die Autorin am Beispiel der Rossos. Man spürt die Liebe der Autorin zur Stadt und zur Glasmacherei. Einfühlsam und atmosphärisch sind die Beschreibungen der Stadt und ihrer Bewohner. Oft habe ich die Schönheit des alten Venedigs gesehen und mit Orsola gelitten, wenn sie wieder eine Krise meistern musste.


    Fazit:

    Der Zeitreiseroman über Murano, Venedig und die Glasmacherkunst hat mich sehr gut unterhalten. Die Hauptfigur Orsola Rosso ist ein Meisterstück und ein Symbol für die wachsende Rolle von Frauen in der Gesellschaft. Den Titel bewerte ich mit mit knappen fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und gebe eine Leseempfehlung.


    ASIN/ISBN: B0CXHHQ4FV

    Atmosphärischer und fesselnder Kriminalroman der leisen Art


    Buchmeinung zu Nele Bruun – »FriesLandFang«


    »FriesLandFang« ist ein Kriminalroman von Nele Bruun, der 2024 im FeuerWerke Verlag erschienen ist.


    Zum Autor:

    Nele Bruun wuchs in einer Kleinstadt im mitteldeutschen Nirgendwo auf.

    Für ihr Psychologie-Studium zog sie in den hohen Norden und begann nebenbei, ihre ersten Kriminalfälle zu Papier zu bringen. Heute lebt Nele Bruun mit ihrer Familie in einem kleinen Haus am Deich und darf sich als echtes Nordlicht und Vollzeit-Autorin bezeichnen.


    Zum Inhalt:

    Eine verstümmelte Leiche, die im Schleppnetz eines Krabbenkutters gefunden wird, führt die Kommissare Carsten Wolf und Fabiu Covaci auf die nordfriesische Insel Baltrum, auf der das Opfer lebte.


    Meine Meinung:

    Carsten Wolf und Fabiu Covaci finden immer besser zusammen und ergänzen sich bei den Ermittlungen. Beide haben hin und wieder mit überwunden geglaubten Dämonen zu kämpfen, die sie aber kaum bei ihren Ermittlungen behindern. Wolfs langjährige Partnerin Manu unterstützt die beiden Ermittler aus der Reha. Das Opfer war eigenwillig und eckte zu Lebzeiten mit nahezu jedem an. Etliche private Themen lockern die schleppend anlaufenden Ermittlungen auf. Die Inselatmosphäre und einfühlsam beschriebene Charaktere prägen den Fortgang der Geschichte. Die Handlung erweist sich als komplex und der Schreibstil hat mich mit seiner ruhigen unaufgeregten Art gefangen genommen. Nach einigen unerwarteten Wendungen kommt es zu einem passenden Showdown. Am Ende steht eine nachvollziehbare Auflösung und erfreuliche Nachrichten für Fabiu.

    Die Spannungskurve hat mich überzeugt und ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt.


    Fazit:

    Ein Kriminalroman der leisen Töne, der mit Atmosphäre, Spannung und fesselndem Schreibstil punkten kann. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: B0DK4XBSJ6

    Kaiser der Widersprüche


    Buchmeinung zu Michael Peinkofer – »Die steinerne Krone«


    »Die steinerne Krone« ist ein Historischer Roman von Michael Peinkofer, der 2024 bei Lübbe erschienen ist.


    Zum Autor:

    Michael Peinkofer, Jahrgang 1969, arbeitet seit 1995 als freier Autor, Filmjournalist und Übersetzer. Unter diversen Pseudonymen hat er zahlreiche Romane verschiedener Genres verfasst.


    Zum Inhalt:

    Die Geschichte des Stauferkaisers Friedrich II wird anhand eines fiktiven Manuskripts aus dem Castel del Monte erzählt.


    Meine Meinung:

    Vor diesem Buch habe ich nur sehr wenig über die interessante Figur von Friedrich II gewusst. Peinkofer liefert in seinem Werk einen umfassenden Einblick in diesen durchaus widersprüchlichen Charakter. Der Erzählstil hat mich weniger überzeugt, da er mir zu trocken und zu emotionslos erscheint. Trotzdem haben mir die Informationen über das Leben des Stauferkaisers einen guten Blick in den Charakter gewährt. In seiner Jugend auf Sizilien ist er mehreren Kulturen begegnet und später hat er versucht, das Beste aus den Kulturen für seine Herrschaft zu übernehmen. Er war aber auch ein Machtmensch, der seine Gegner hart anging. Einerseits zeigte er sich mit zahlreichen Reformen als aufgeklärter Herrscher, während er andererseits mit brutaler Gewalt gegen manche Gegner vorging. Seine vielleicht größte Errungenschaft war der Frieden von Jerusalem, den er mit den Sarazenen aushandelte. Die Konflikte mit mehreren Päpsten prägten sein Leben, vor allem in den späteren Regierungsjahren. Peinkofer macht deutlich, welch glückliches Händchen Friedrich bei der Auswahl seiner engsten Berater hatte. Relativ wenig erfährt der Leser über die Frauen und die Kinder des Regenten.

    Sehr gefallen hat mir das Nachwort des Autors, der auf die Schwierigkeiten bei der Prüfung des Wahrheitsgehalts von Dokumenten hinweist. Schon damals gab es reichlich Fake News.


    Fazit:

    Dieser historische Roman hat mir wegen der umfassenden Darstellung der Figur Friedrich II sehr gut gefallen, auch wenn ich mir einen lebhafteren Erzählstil gewünscht hätte. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: 3757700570

    Mir hat dieser Weihnachtskrimi sehr gefallen, weil er wunderbar atmosphärisch ist und Gryszinski so schön menschelt und auch Schwächen zeigen darf. Bei der Verfolgung im Wald auf Schneeschuhen hätte es ihn beinahe erwischt, aber ausgerechnet eine Schwangere rettet ihn. Schon echt heftig, sie alleine im Wald mitten im heftigen Winter zu verstecken. Es zeigt aber auch die gefühlte Bedrohung durch den Vater.

    Mit dem Lawinenabgang wird das Finale eingeläutet. Ein Engländer stirbt und der zweite wird nur mit viel Glück gerettet. Bei der Suche zeigt sich eine der Stärken einer Dorfgemeinschaft, während der Lehrer auch die negativen Seiten kennengelernt hat. Trotzdem ist sein Schweigen schwer verständlich. Mitzi handelt dann doch vernünftig und findet Hilfe und Unterschlupf natürlich bei der Wurmbrand.

    Die Auflösung fand ich gelungen und nachvollziehbar. So viel Happy End war mir dann doch ein bisschen viel, aber es ist ja auch Weihnachten.

    Toll finde ich den Umgang von Gryszinski mit seinem Sohn, passt so gar nicht zum üblichen Bild des preußischen Beamten, aber warum sollte es da nicht auch tolle Väter gegeben haben?

    Ist ja auch ein bayrischer Beamter. Häufig sind in modernen Krimis die Ermittler leider fast so gestört wie die Täter. Da tut so ein Normalo richtig gut.

    Nun haben wir noch einen weiteren Krampus, dieser sogar adliger Herkunft. Der Maximilian wirkt verliebt und irgendwie erscheint er mir zu weich, um den Täter geben zu dürfen.

    Immer mehr Motive und Geheimnisse kommen auf den Tisch. Der Lehrer ist Autor von anarchischen und pornografischen Blättern, die in Salzburg der Öffentlichkeit von Insidern zugänglich gemacht werden. Dann hat er eine nicht anwesende Schwester, was auch zu Fragen führt.

    Lene ist nun bei der Wurmbrand angestellt, wird aber weiter von Erscheinungen verfolgt. Die Brunner steht ja eigentlich fest auf ihren Beinen, aber mit der Lene macht sie eine Dämonenaustreibung, die sogar den Major hungrig bleiben lässt.

    Auch die jungen Frauen haben ihren Event, der natürlich eleganter und weniger derb daherkommt.

    Die Schmuggeleien erscheinen mir nicht so schlimm. Deshalb tippe ich als Mordmotiv eher auf Beziehungsprobleme., zumal ja jemand das Kostüm markiert haben muss.

    Der Übergang zwischen kirchlichen Bräuchen und Aberglauben ist fließend, aber beide Teile sind fest in der Bevölkerung verwurzelt.

    Neben van Gogh sind auch Skier noch unterschätzt, aber wenn man in die Zukunft blicken könnte ...

    Bisher herrscht eher Urlaubs- und Wohlfühlfeeling, aber mit dem Auffinden der Tatwaffe dürfte der Krimiteil Fahrt aufnehmen.

    Total cool! Das war mein Tolkien-Moment (auch wenn Mittelerde vielleicht geringfügig größer ist als Berghall). ;)

    Aber im Ernst, es zeigt natürlich einmal mehr, dass man als Autor der alleinige Herrscher über diese Welt ist, die man da aus Buchstaben baut.

    Allerdings finde ich es fast noch aufregender, wenn Figuren mit der Zeit so selbständig werden, dass man sie nicht mehr einfach in jede Richtung schubsen kann, man sie eben nicht mehr vollständig beherrscht. Dann schreiben sich zum Beispiel Dialoge viel flüssiger, weil es irgendwie klar ist, dass zum Beispiel Sophie nur so und nicht anders antworten würde. Sophie ist sowieso eine meiner Lieblingsfiguren, die über die Bände die größte Entwicklung hingelegt hat, was sich auch ganz natürlich ergeben hat. Im ersten Band ist sie ja einfach eine sehr belesene Frau, die mehr oder weniger in ihrer eigenen Welt lebt. Im zweiten Band wird sie zur Schriftstellerin, die gemeinsam mit Gryszinski den nächsten Mordfall löst. Das hat sich nicht konstruiert angefühlt, sondern entstand einfach von selbst.

    Die Einblicke in den Schaffensprozess regen auch mein Denken an. Sophie und die Wurmbrand sind eine wundervolle Ergänzung zum naturwissenschaftlich geprägten Gryszinski. Bei Tolkien bin ich nie über Seite 100 hinausgekommen - trotz fast jährlicher Versuche.

    Der Schreibstil gefällt mir von der ersten Seite an schon: sehr bildhaft und auch, wie die Personen genannt werden: „die Brunner“, „die Wurmbrand“ … das kenne ich aber auch so von meinen Großeltern, die auch vom Land kommen.

    Geht mir auch so! Bin ja ein Landei und am Niederrhein auf einem Bauernhof aufgewachsen.

    Den Prolog fand ich heftig, aber dann wurde es erstmal gemütlich mit vorweihnachtlichem Urlaub in den bayrischen Bergen. Wie der Major bin ich Protestant und habe viel über die katholisch geprägten Gebräuche gelernt.

    Amüsant und zugleich heftig fand ich das Verhör der Schmugglerin, die mir am Ende im auslaufendem Fett leid tat, aber es hatte auch seinen Humor.

    Das Personenregister hat mich zuerst erschreckt, aber zumeist sind es ja Nebenfiguren. Solche Register gibt es häufig bei historischen Romanen, oft mit dem Zusatz fiktiv oder real.

    Die Krampusfiguren haben für mich etwas von Karneval im Rheinland, der ja auch katholische Wurzeln hat.

    Mit dem Krampuslauf endet dann der Wohlfühlabschnitt. Der Angriff auf Sophie war schon erschreckend, aber das niemand bei den Tritten auf den am Boden liegenden Krampus eingegriffen hat... Erst als der Angreifer das Messer eingesetzt hat, wurde eingegriffen. Trotzdem blieb der Eindruck, dass es für die meisten Zuschauer und Beteiligten im Rahmen geblieben ist. Vielleicht etwas derbe, aber nicht wirklich schlimm. Dann wird der Prolog wiederholt und die Ermittlungen beginnen. Das rote Kreuz auf dem Kostüm des Toten spricht für Absicht und Mord. Der Major fordert seine beiden Assistenten zur Unterstützung an, bei deren Beschreibung ich herzhaft lachen musste. Der Eine halbseiden und der Andere unauffällig.

    Klar ist für mich, dass die Dorfbewohner weit mehr wissen als sie bisher erzählt haben. Auch die Familie des Toten schweigt und ich denke, dass sie die Geschichte ohne Staatsgewalt regeln wollen. Da droht ein weiteres Opfer!

    Fesselnd, aber auch plakativ


    Buchmeinung zu Roman Voosen & Kerstin Signe Danielsson – »Tode, die wir sterben«


    »Tode, die wir sterben« ist ein Kriminalroman von Roman Voosen & Kerstin Signe Danielsson, der 2024 bei Kiepenheuer & Witsch erschienen ist.


    Zum Autor:

    Kerstin Signe Danielsson, geboren 1983 in Växjö, verbrachte ihre Kindheit im tiefen småländischen Wald. Mit 19 ging sie nach Hamburg und studierte Geschichte und Germanistik. Nachdem sie unzählige Male zwischen Hamburg, Göteborg und Växjö hin- und hergezogen ist, lebt sie jetzt in Berg/Schweden. Sie arbeitet als Autorin und Lehrerin.

    Roman Voosen, 1973 in Rheinhausen geboren, wuchs im emsländischen Papenburg auf. In Bremen studierte er Kunstgeschichte und Germanistik. Er arbeitete als Rettungssanitäter, Ersatzteilsortierer, Altenpfleger, Barkeeper, Musikjournalist und Lehrer. Er lebt und arbeitet als Autor in Berg/Schweden. Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson sind seit 2013 miteinander verheiratet.

    Zum Inhalt:

    Bei einem Drive-by-Shooting im Malmöer Brennpunktviertel Hermodsdal wird ein Teenager erschossen. Die Polizeiführung geht von einem Fall von Jugendbandenkriminalität im Drogenmilieu aus. Kommissar Jon Nordh und die strafversetzte Undercover-Ermittlerin Svea Karhuu übernehmen den Fall.


    Meine Meinung:

    Auch in diesem Buch wird ein Schweden beschrieben, in dem ich nicht leben möchte. Drogenbanden, Ghettoisierung und unfassbare Brutalität bestimmen den Alltag vieler Jugendliche mit Migrationshintergrund und der Staat wirkt hilflos. Zwei milieufremde Ermittler mit persönlichen Problemen erhalten den Fall. Die junge Ermittlerin Svea Karhuu wirkt sympathisch und kompetent, hütet aber ein Geheimnis aus ihrem letzten Einsatz. Der frisch verwitwete Kriminalkommissar Jon Nordh ist hingegen total neben der Spur. Er wirkt mit seiner aktuellen Situation völlig überfordert und zeigt zudem einen eklatanten Mangel an Empathie. Trotzdem gelingt es Karhuu und Nordh ihre Zusammenarbeit ständig zu verbessern. Sie entwickeln Verständnis für ihren Partner und fassen Vertrauen ineinander.

    Der Schreibstil ist fesselnd mit vielen Perspektivwechseln und von kurzen Kapiteln geprägt. Die Handlung entwickelt sich in eine ungeahnte Richtung und die beiden Ermittler sind auf sich alleine gestellt. Es gibt einige überraschende Wendungen, einen soliden Showdown und eine vollständige und nachvollziehbare Auflösung. Manchmal wurde mir die überaus spannende Handlung aber schlicht zu plakativ. Karhuu lässt sich wiederholt von Jugendlichen austricksen und gerät in Lebensgefahr, die Polizisten haben eher Eigeninteressen als Lust auf eine vernünftige Zusammenarbeit und die Situation vieler Bewohner ist unglaublich deprimierend geschildert. Auch das wiederholte Selbstmitleid von Jon Nordh wird zu oft wiederholt. Trotzdem überwiegen insgesamt die positiven Aspekte, weil ich mich gut unterhalten habe. Eine Fortsetzung würde ich wohl lesen.


    Fazit:

    Dieser Kriminalroman hat mich dank des fesselnden Schreibstils und der verwickelten Handlung überzeugt, auch wenn er mir stellenweise in der Darstellung zu übertrieben war. Meine Bewertung sind vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten).


    ASIN/ISBN: B0D1DR1KCT

    Ein toller Kriminalroman, der ohne detaillierte Gewaltbeschreibung auskommt


    Buchmeinung zu Nikolas Kuhl & Stefan Sandrock – »Das Dickicht«


    »Das Dickicht« ist ein Kriminalroman von Nikolas Kuhl & Stefan Sandrock, der 2024 bei Rowohlt erschienen ist.


    Zum Autor:

    Stefan Sandrock, geb. 1976 in Bilbao, arbeitet für den NDR und kuratiert Ausstellungen.

    Nikolas Kuhl, geb. 1986 in Münster, schreibt Drehbücher und ist Kopf der Musikband Giant Crow.


    Zum Inhalt:

    Der erfahrene Ermittler Juha Karhonen vom LKA Hamburg wird mit seinem jungen Kollegen Lucas Adisa zu einem Entführungsfall hinzugezogen, der ihn stark an seinen ersten Fall erinnert. Damals konnte das Entführungsopfer nur noch tot aufgefunden werden. Diesmal geht es gut aus, aber der alte Fall löst Beklemmungen aus. Zudem fallen jungen Ermittlern Ungereimtheiten in den Akten auf. Karhonen und Adisa starten mit einer Überprüfung.


    Meine Meinung:

    Dieses Buch hat mich von Beginn an gefesselt. Der erfahrene Ermittler Juha Karhonen und sein jungen Kollegen Lucas Adisa wirken kompetent und sind sympathisch. Das Aufrollen des alten Falles reißt Wunden auf und belastet Juha Karhonen stark. Karhonen hat auch private Probleme und die Zusammenarbeit mit Lucas Adisa verbessert sich erst im Laufe der Ermittlungen.

    Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven erzählt und gibt dadurch auch einen Einblick in das Gefühlsleben der beteiligten Personen. Karhonen und Adisa fassen spürbar Vertrauen zueinander und ihre Kommunikation ist von einer angenehmen Prise Humor geprägt, die den harten Hintergrund erträglicher gestalten. Die Figurenzeichnung, auch die der Nichtermittler, empfand ich als sehr gelungen. Das Beste ist aber der Plot, der sich langsam entwickelt und jede Menge überraschende Wendungen beinhaltet. Immer wieder müssen die Ermittlungsergebnisse neu bewertet werden und ich habe mich gefragt, was damals wirklich geschehen ist. Es ist jederzeit spannend und zum Abschluss gibt es einen soliden und passenden Showdown. Alle fragen werden vollständig und nachvollziehbar geklärt. Es zeigt sich, dass auch Täter Opfer sein können.

    Ich habe mich ausgezeichnet unterhalten gefühlt und erfreut festgestellt, dass es keine detaillierten und blutigen Gewaltbeschreibungen gegeben hat.


    Fazit:

    Mich hat dieser Titel in jeder Hinsicht begeistert und deshalb gebe ich die Höchstbewertung von fünf Sternen und 100 Punkten. Ich kann dieses Buch allen Krimifreunden wärmstens empfehlen.


    ASIN/ISBN: B0CZ85M86L

    Zwölf unterhaltsame Kurzgeschichten, die meist eine bekannte Miss Marple zeigen


    Buchmeinung zu Agatha Christie – »Miss Marple«


    »Miss Marple« ist ein Kriminalgeschichtensammlung, die 2024 bei Atlantik in der Übersetzung von Alexander Weber erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet »Marple: Twelve New Stories« und ist 2022 erschienen.


    Zum Inhalt:

    Mit Erzählungen von: Lucy Foley, Ruth Ware, Val McDermid, Leigh Bardugo, Naomi Alderman, Karen M. McManus, Kate Mosse, Alyssa Cole, Elly Griffiths, Natalie Haynes, Jean Kwok, Dreda Say Mitchell.


    Meine Meinung:

    Zwölf erfolgreiche und bekannte Autorinnen haben jeweils eine Kurzgeschichte um Miss Marple zum Buch beigesteuert. Die meisten Geschichten spielen im gewohnten Umfeld und lassen vorwiegend vom Original bekannte Figuren agieren. Einige wenige wagen den Sprung in ein neues Umfeld wie Alyssa Cole in Miss Marple erobert Manhattan. Diese Geschichte hat mir sehr gut gefallen, weil sie einfach anders ist und neue Facetten von Miss Marple offenbart. Meist jedoch ist es das gewohnte Muster mit einer häkelnden und Tee trinkenden Miss Marple, die gemeinsam mit einer alten Bekannten den Fall auf überraschende Weise aufklärt. Besonders stolz wirkte Miss Marple, wenn es ihr gelang einen Mord zu verhindern. Die sympathische Ermittlerin glänzt mit ihrer Beobachtungsgabe und ihrem analytischen Verstand und zeigt den Jüngeren gerne, dass sie noch nicht zum alten Eisen gehört und alles andere als eine hilflose alte Dame ist.

    Manche Geschichten haben mir besser gefallen als andere, aber dies ist natürlich Geschmackssache. Mein Hauptkritikpunkt ist eher, dass sich viele Geschichten ähneln. Vielleicht ist auch deshalb Miss Marple erobert Manhattan meine Lieblingsgeschichte.


    Fazit:

    Diese Sammlung von zwölf Kriminalerzählungen ist unterhaltsam, leidet aber darunter, dass sich nach meinem Empfinden die Geschichten zu sehr ähneln. Deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).


    ASIN/ISBN: B0D8TS5YTH

    Eine Liebesgeschichte im Zeichen des Freiheit ermöglichenden Fahrrads


    Buchmeinung zu Hanna Caspian – »Im Takt der Freiheit«


    »Im Takt der Freiheit« ist ein Roman von Hanna Caspian, der 2024 bei Knaur TB erschienen ist.


    Zum Autor:

    Hanna Caspian, geb. 1964, studierte Literaturwissenschaften, Politikwissenschaft und Sprachen in Aachen und arbeitete danach lange Jahre im PR- und Marketingbereich. Mit ihrem Mann lebt sie heute als freie Autorin in Köln, wenn sie nicht gerade durch die Weltgeschichte reist.


    Zum Inhalt:

    Im Dreikaiserjahr 1888 soll die 19-jährige Felicitas Louisburg nach dem Willen ihres schwerreichen Vaters verheiratet werden, aber spätestens nach der zufälligen Begegnung mit einem jungen Studenten, der ein Nieder-Sicherheitsfahrrad gebaut hat, hat Felicitas andere Pläne. Felicitas und ihre dunkelhäutige Zofe Minna entwickeln eigene Vorstellungen über ihre Zukunft. Gemeinsam ist ihnen, dass sie selbstbestimmt agieren wollen. Felicitas interessiert sich für Technik und andere unweibliche Themen. Die heimlichen Treffen mit Lorenz geben ihr einen Blick in eine andere Welt und Hoffnung auf Veränderungen.


    Meine Meinung:

    Bei diesem Buch ist es wie so oft bei historischen Romanen. Eine sympathische modern anmutende junge Frau muss ihren Weg in einer männerdominierten Gesellschaft finden. Felicitas Louisburg ist Tochter eines schwerreichen Eisenbahnunternehmers und wurde im typischen Stil einer höheren Tochter erzogen. Ihr Interesse an Technik, Politik und Wirtschaft muss sie im Verborgenen ausleben. Viele der Figuren wirken glaubhaft und typisch für die damalige Zeit. Als Felicitas zufällig dem Studenten Lorenz begegnet lernt sie ein anderes Leben kennen. Lorenz hat ein Nieder-Sicherheitsfahrrad gebaut und diskutiert mit Felicitas auf einer Ebene. Zudem entwickelt sich bei den heimlichen Treffen eine zarte Liebesbeziehung. In einem zweiten Erzählstrang wird die Entwicklung der dunkelhäutigen Zofe Minna beschrieben, deren Träume sich von denen Felicitas grundlegend unterscheiden.

    Die Autorin zeichnet ein realistisches Bild der damaligen Gesellschaft und der Zwänge und den Möglichkeiten, die sich jungen Frauen boten. Als Felicitas von der geplanten Zwangsverlobung mit einem Adligen durch ihren Vater erfährt, setzt sie alle Hebel in Bewegung, um dies zu verhindern. Nun wird die Geschichte überaus lebendig und spannend. Der bildhafte Erzählstil hat mich nun nicht mehr losgelassen und ich habe mit Felicitas, Lorenz und Minna mitgefiebert und auf einen positiven Ausgang gehofft.


    Fazit:

    Ein sehr unterhaltsamer Roman, der romantische und historische Elemente gekonnt verknüpft. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (85 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: 3426659506