Ich fand das Kapitel auch deutlich spannender als die davor.
Theo hat schon einiges von seinem Vater; er stiehlt sich auch gerne aus der Verantwortung, vermeidet unangenehme Dinge. In gewissen Situationen fragt er sich ja auch direkt, was sein Vater an seiner Stelle getan hätte. Umso bewundernswerter, dass er tatsächlich die Entscheidung getroffen hat, keine Drogen mehr zu nehmen. Und dann gesteht er Hobie auch noch seine Machenschaften. Jetzt hoffe ich für ihn, dass diese Strähne von ungewohnter Ehrlichkeit und Verantwortungsübernahme eine Zeit lang anhält.
Es ist schon interessant, wie sich ein unbehandeltes Trauma auf ein Leben auswirken kann. Offensichtlich kennt Theo die Diagnose einer PTBS. Das ist ja eigentlich ganz gut behandelbar - aber er unternimmt nichts in diese Richtung. Ist das wieder sein Muster von Vermeidung? Oder steht ihm sein eigenes eher verschlossenes Wesen im Weg?
Ich finde, das Bild taugt sehr gut als eine Metapher für das Traumatische, das ihn seit dem Unfall begleitet. Offensichtlich projeziert er eigene Gefühle darauf. Über die Jahre konnte er es zeitweise ganz gut verdrängen, aber es ist immer noch da und wieder ins Bewusstsein zurückgekehrt. Die Sprache, die die Autorin verwendet, passt so gut zu dem, was man über traumatische Erinnerungen weiß - es liegt in diesem Lager, wie in einem "Bestattungskomplex der Maya" (S. 629) und die kühlen Flure mit Stahltüren assoziiert Theo mit einer "vorfabrizierten Ewigkeit, in dier sich (...) bis in alle Zeiten kein Staub ablagerte" (S. 629). Dann wird das Bild selbst zu seinem eigenen verwundeten und verzweifelten Selbst, bzw. zu dem Teil, der immer noch unter dem Trauma leidet. Diese Bildhaftigkeit finde ich einfach klasse! *schwärm*
Dass die Bank, die mit der Mutter zusammenhängt, die Aufschrift "Alles, was möglich ist" trägt, finde ich auch wieder so ein interessantes Detail.
Das Buch muss ich einfach langsam in kleinen Häppchen lesen, sonst würde mir das alles entgehen.