Beiträge von Brigia

    Diesen Abschnitt habe ich recht schnell gelesen, aber ich bin nicht sicher, ob er mir gefallen hat. :gruebel


    Linda ist ja ziemlich verwirrt und genauso wirr wird die Story. Ein Handlungsstrang wird einfach beendet, dann kommt etwas Neues vor, was vorher noch ausgeschlossen wurde. :pille Die Drogen spielen aktuell wohl keine Rolle mehr - ich bin gespannt, was noch damit passieren wird. Dafür versucht es Linda nun doch mit professioneller Hilfe.
    Die Szene mit dem Schamanen fand ich auch sehr gut geschrieben, aber ich glaube, die kann ich dann erst am Ende des Buches bewerten. Überhaupt ist das mein Gefühl am Ende von diesem Abschnitt: Ich habe überhaupt keine Ahnung, worauf der Autor hinaus will. Deswegen werde ich die Szenen dann wohl rückblickend einsortieren müssen und auf ihre Sinnhaftigkeit überprüfen. Letztere fehlt im Moment doch manchmal. :lache
    Was mir nicht gefällt, sind diese Rechtfertigungsversuche von wegen "Menschen sind nun mal schlecht und böse, das geht allen so, ist genetisch festgelegt, wird immer so sein und wir können nichts tun, um das zu ändern". Oder auch dieses ewige "alle Ehen laufen nach dem gleichen Muster ab und irgendwann geht jeder fremd oder träumt davon." So ein Quatsch! Was für faule Ausreden. :fetch


    Beim Schreiben habe ich mich gerade gefragt, ob Untreue sich nicht auf mehr als auf das Sexleben bezieht. Wird Linda sich nicht überhaupt eigentlich selbst untreu? In Bezug auf viele Dinge, wie Calvin/die Religion, indem sie ihre Familie aufs Spiel setzt usw. :gruebel

    Also eins ist mal sicher: Linda ist völlig verrückt. Ich tippe auch auf Persönlichkeitsstörung, wegen der Sache mit dem Hund (die total gruselig war), aber eigentlich ist die genaue Diagnose nicht so wichtig. Denn eigentlich leidet sie daran, dass sie ein riesiges Ego hat und ihr Gefühle völlig fremd sind, besonders die Gefühle von anderen (die ihr egal sind). Sie kann das wunderbar intellektuell reflektieren, aber sie versteht den Sinn dessen, was sie da denkt, nicht im Ansatz. Und das hat Coelho meiner Meinung nach wunderbar verdeutlicht:


    In dem Teil über Paulus zählt sie die Arten der Liebe auf - und tut dann das genaue Gegenteil, ohne dass ihr dies bewusst wird.
    Wundervoll fand ich auch die beiden Kindergeschichten; die Stachelschweine, die mit kleinen Verletzungen durch andere zurecht kommen müssen, um zu überleben. Und dann die Frage ihres Sohnes: "Warum haben sie ihre Stacheln denn nicht ausgerissen, ehe sie so nah aneineinander gerückt sind?" (S. 119) Wenn das nicht mal der mit Abstand intelligenteste Satz war, den eine Figur in diesem Buch bisher ausgesprochen hat!
    Wunderbar auch Lindas Reaktion darauf: "Gott! Ich hätte eine andere Geschichte aussuchen sollen." (S. 119) :rofl
    Auch die Geschichte mit der Maus und dem Zauberer fand ich sehr bezeichnend: Alle Wünsche werden erfüllt, aber nie ist sie zufrieden.


    Was das Ganze so irritierend macht, ist wohl, dass Linda sowohl die Person ist, die über die Liebe ganz folgerichtig nachdenken kann als auch die, die das Gefühl, die Erfahrung dazu, überhaupt nicht kennt. Sie ist als Person daher nicht stimmig, aber ich denke, das ist sehr bewusst so gemacht. Vielleicht soll genau das angeprangert werden: Wir neigen dazu, über solche Konzepte wie Liebe intellektuell nachzudenken und bleiben dann oft auf dieser konzeptuellen Ebene stehen, es geht nicht ins Handeln über. Oder wir reden uns ein, dass das, was wir tun, aus idealistischen Gründen geschieht, wenn es in Wahrheit nur durch reinen Egoismus motiviert ist.
    Sehr schön auch in dieser Überlegung von Linda ausgedrückt: "In meiner Lebensführung zeigt sich die Liebe, nicht in meinen Worten oder meinen Taten." (S. 135)
    Hier ist das so übertrieben und überspitzt geschildert, dass es für mich auch die Grenze zur Satire überschreitet. :lache

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    Original von Bücherfreund


    Allerdings frage ich mich, warum Alexa so viel Geld an Andreas Joost bezahlt hat, wäre es nicht einfacher gewesen auch ihn im Unklaren über Annas Zeugung zu lassen? Bei Sarah hat das doch funktioniert, und die nötigen Op's für Forschungszwecke hätte man doch mit Annas Autismus erklären können, oder? Aber dann wäre uns ein spannender Thriller durch die Lappen gegangen... ;-)


    Ich habe gedacht, dass Andreas Bescheid wissen musste, weil sie doch diese ganzen Untersuchungen in den ersten Lebensjahren an Anna durchgeführt haben - daher ja die Narben. Ein bisschen wie ein klassischer Pakt mit dem Teufel - ich gebe dir, was du willst und du überlässt mir dafür deine Erstgeborene für drei Jahre. :lache
    Einen Kinderarzt hätte man wahrscheinlich nicht so leicht täuschen können, was das betrifft.

    Zwei rätselhafte Morde rufen ein interessantes Ermittler-Team auf den Plan.


    Das Buch erfüllt alle Erwartungen, die ich an einen Thriller habe. Der angenehme Erzählstil liest sich flüssig und ermöglicht es dem Leser, sich gut in die Geschichte hineinzufinden. Großer Unterhaltungswert durch Sein bisschen aber nicht zu viel Gruselfaktor und dann wieder total witzige Szenen, bei denen ich laut lachen musste. Die Handlung wird aus vielen Perspektiven erzählt, wobei es dem Autor gelingt, viele falsche Fährten für den Leser zu legen, sodass die Spannung bis zum Ende hoch bleibt. Das Erzähltempo wird zum Ende hin immer rasanter, was es schwer macht, das Buch aus der Hand zu legen. Das Ende selbst war für mich stimmig und gut umgesetzt. Auch die Protagonisten sind gleichzeitig interessant und sympathisch, werden im Handlungsverlauf zu echten Persönlichkeiten mit einer Vergangenheit und einer Zukunft und entwickeln sich durch die Erfahrungen weiter.


    Von mir gibt es 9 von 10 Eulenpunkten und eine Lese-Empfehlung für alle Thriller-Fans!

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    Original von xexos
    Es klingt alles wie so eine Art Bore-out. Die Herausforderungen fehlen und die eigene Bedeutung nimmt sie selbst nicht war. Paul Watzlawik nannte das mal "Man hüte sich vor dem Ankommen.". Erste Ziele erreicht und dann plätschert alles nur noch so dahin. Dies muss aber gar nicht auf hohes Einkommen abstellen. Auch andere Gehaltsgruppen können von so einem Bore-out betroffen sein. Gerade in einer extrem arbeitsteiligen Wirtschaft, in der man am Produkt seiner Arbeit gar nicht mehr unmittelbar beteiligt ist. Angefangen hat sowas mit der Fließbandproduktion von Ford. Jeder macht irgendeinen kleinen Handgriff und ist nur noch ein kleines Rädchen im Gesamtkonzept, das relativ schnell ausgetauscht werden kann.


    :write Bore-Out trifft es genau! :lache


    Ich habe mit dem Buch jetzt ja leider viel später anfangen können, als geplant, weil es ewig nicht ankam. Aber jetzt kann ich endlich starten!


    Das ist mein zweites Buch von Coelho nach "Veronika beschließt zu sterben" und es erinnert mich bisher ganz stark daran. Linda ist ein totales Klischee und ich bin sicher, dass das völlig beabsichtigt ist. Sie ist das Ideal, das wir in unseren Gesellschaften typischerweise anstreben. Viele von uns arbeiten genau auf diese Ziele hin: Heirat, zwei Kinder, Geld, erfolgreicher und interessanter Beruf. Ich denke, es wird darum gehen, dieses Ideal zu hinterfragen und aus diesem Grund ist Linda bewusst so entworfen. Wie früher in den Märchen, der "Archetyp" einer idealen Schweizerin. :grin


    Mir kommt Linda vor, als ob sie diese ganzen Meilensteine in ihrem Leben bisher abgehakt hat, wie Punkte auf einer Liste, ohne sich jemals zu fragen, ob sie das eigentlich will. Sie ist dadurch eine unreife Persönlichkeit, die keine Ahnung hat, was eigentlich für sie selbst im Leben wichtig ist. Stattdessen hat sie bisher einfach das unhinterfragt übernommen, was andere ihr darüber erzählt haben.


    Ich glaube ja nun nicht, dass eine Affäre das ist, was den "Sinn des Lebens" am Ende für sie ausmachen wird. :rolleyes

    Ich hab den letzten Abschnitt nur so verschlungen. Da ist es noch mal total spannend geworden!
    Für mich hat das Buch alles, was ich von einem Thriller erwarte: Es war spannend bis zum Schluss, viele falsche Fährten wurden (für mich) wirklich geschickt gelegt, sodass ich mir lange keinen Reim auf das ganze machen konnte und die handelnden Figuren sind menschlich, drei-dimensional und sympathisch.
    Mir hat es irgendwie auch gefallen, dass das Ende noch offen gehalten wurde, obwohl ich so etwas eigentlich nicht so mag. Hier passt es ins Ganze und fühlt sich irgendwie stimmig an.

    Zwei Frauen, die aufgrund besonderer Umstände zueinander eine enge Verbindung entwickeln, helfen sich in diesem Buch gegenseitig zu innerem Frieden und einer konstruktiven Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte.


    Das Buch überzeugt durch den sehr zugänglichen Erzählstil. Die häufig recht nüchtern gehaltenen Schilderungen verleihen dem Ganzen eine Authentizität, die an Berichte von Augenzeugen erinnert und in ganz besonderer Weise berührend ist. Gleichzeitig verleihen geschickte Wechsel von Erzählperspektive und von sprachlichen Details zwei Protagonistinnen ihre Unverwechselbarkeit.
    Definitiv handelt es sich um ein Buch mit „Sogwirkung“: Die Autorin beschränkt sich stark auf die wesentlichen Begebenheiten im Leben der Protagonistinnen, wodurch die Spannung und das Interesse bei mir als Leser stets gewahrt blieben. Tatsächlich habe ich hier kein einziges Mal quer gelesen, was für mich schon etwas ungewöhnlich ist. :grin
    Die beiden Protagonistinnen kriegen von mir so viele Punkte, wie ich vergeben kann: Beide sind menschlich, sympathisch, mit Ecken und Kanten, haben deutliche Ähnlichkeiten und ebenso deutliche Unterschiede und verfallen zu keinem Zeitpunkt in ein Klischee. Die Nebenfiguren bleiben allerdings farblose Skizzen, insbesondere die in der Molly-Handlung, was ich nach wie vor ein bisschen schade finde.
    Schließlich handelt das Buch vom Thema „Entwurzelung“: Was bleibt von der eigenen Identität bei allen Brüchen, die in Lebensläufen vorkommen und was hält man selbst am Lebensende noch für bedeutsam? Diese Thematik wurde meiner Meinung nach sehr gelungen entwickelt am Beispiel der zwei Protagonistinnen und konsequent bis zum Ende weitergeführt ohne moralistisch zu werden oder individuelle Antworten vorzugeben. Die Autorin bewies hier sehr viel Einfühlungsvermögen und Toleranz. Für mich erreicht sie damit nicht nur Pflegekinder, sondern regt generell den Leser zum Nachdenken und zur Auseinandersetzung mit der eigenen Biographie an.


    Einige Details finde ich noch besonders erwähnenswert:
    Der Einsatz von Symbolen der Identität in Form von Halsketten und in Mollys Fall auch von Tattoos sowie die Details aus der Kultur der Penobscot-Indianer haben mir sehr gut gefallen. Auch die zahlreichen Hinweise auf andere literarische Verarbeitungen des Themas fand ich sehr gelungen. Die historischen Belege am Ende des Buches sind informativ und die Fotos gut ausgewählt. Dass die Autorin bei der Recherche des Buches mit zahlreichen Betroffenen gesprochen hat, merkt man der Geschichte definitiv an und hierfür gibt es von mir ein ganz großes Plus!


    Insgesamt schafft die Autorin es irgendwie, dass trotz der vielen schwierigen Erfahrungen der Protagonistinnen ein positives Gefühl bei mir überwiegt, sodass dies kein deprimierendes Buch ist, sondern immer optimistisch bleibt.


    Von mir gibt es 9 von 10 Eulenpunkten und eine dicke Lese-Empfehlung!

    Die Handlung verdichtet sich und ich musste mich zwingen mit dem Lesen aufzuhören, um hier etwas zu schreiben.
    Ich finde auch, dass nicht nachvollziehbar ist, warum niemand bei AJ an Anna oder Andreas Joost denkt. Ich bin selbst zwar auch nicht darauf gekommen :lache aber von den Ermittlern hätte das schon jemand tun müssen. Ist ja wirklich naheliegend.
    Jana geht hier ziemlich im Alleingang vor und ich frage mich warum. Sie hätte doch Vorberg was davon erzählen können. Zumindest was sie über die Abkürzungen heraus gefunden hat. Der arme muss weiter darüber nach grübeln. :chen

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    Original von maikaefer
    ...kommt den niemand auf die Idee, dass AJ Anna Joost heissen könnte?...


    Oh Mann, stimmt, das wäre total naheliegend. :bonk Aber ich hatte an Alexa Jäger gedacht. Interessant, dass zwei Frauen so schwerwiegende Erkrankungen haben und beide mit den gleichen Initialen anfangen. Ein Gen-Experiment? :gruebel Wobei Alexa Jäger deutlich älter zu sein scheint als Anna.

    Mir gefällt es bisher insgesamt total gut. Besonders schön finde ich, dass wir so viel über das Privatleben und die Hintergründe der Ermittler erfahren. Ich mag es, wenn die für mich menschliche Züge annehmen und nicht in ihrer Rolle stecken bleiben.


    Sehr detaillierte Schilderungen der Rechtsmedizin, die ich auf eine sehr gruselige und ekelerregende Weise interessant finde. :lache Nur gut, dass danach der "comic relief" kommt. Das Interview mit Beate Wagner fand ich einfach herrlich. :rofl


    Viel mehr Antworten als im letzten Abschnitt gibt es immer noch nicht. Ich glaube nicht wirklich, dass Sarah und erst recht nicht Anna Joost die Mörderinnen sind. Anna hätte ja nie im Leben mit Tom Wilke kommunizieren können, wie sie es getan hat und Sarah hat braune Augen. Aber es gibt ja zum Glück noch mehr türkis-äugige Frauen in dem Buch, die in Frage kommen. :chen

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    Original von Saiya
    Brigia, nach allem was Vivian erleben musste, kann ich ihr Verhalten aus ihrer Sicht verstehen. Sie hat immer wieder Verluste hinnehmen müssen und hat nun den einzigen Menschen verloren, der sie wirklich verstanden hat und mit dem sie über all das Schreckliche reden konnte. Dass man dann psychisch nicht in der Lage ist, die vielleicht richtigen Entscheidungen zu treffen, passiert in so einer Ausnahmesituation sicher häufig. Vielleicht war auch eine Postnatale Depression mit im Spiel. Sie hat die Entscheidung ja auch bereut. Wie erleichtert muss sie gewesen sein, als sie herausgefunden hat, dass ihre Tochter es bei ihren Adoptiveltern gut hatte, kann man nur erahnen.


    Ok, wahrscheinlich war ich da etwas zu streng mit ihr. Ich denke zwar immer noch, dass es total egoistisch war - sie hat in der Situation nicht an ihre Tochter gedacht sondern nur an sich selbst - aber sie ist eben auch nicht perfekt und hat in der Situation einen (ziemlich großen) Fehler gemacht. Eigentlich macht sie das auch wieder menschlich und vielleicht sogar glaubwürdiger als Figur.
    Vor dem Hintergrund ihrer Geschichte kann ich es einerseits besser verstehen, denn sie hat außer Dutchy ja auch Maisie und Carmine verloren und ich kann mir gut vorstellen, dass ihr eigenes Kind sie daran erinnert. Und andererseits kann ich es weniger versteher, denn sie überlässt das Schicksal ihres Kindes völlig dem Zufall. Ok, Babies haben wesentlich bessere Chancen, nicht als billige Arbeitskräfte aufgenommen zu werden, aber es gibt viele Gründe ein Baby aufzunehmen und nicht alle davon sind ausnehmend positiv. Sie geht ein hohes Risiko ein mit ihrer Entscheidung.
    Daher ist es für mich eindeutig ein großer Fehler, aber einer, den ich irgendwo nachvollziehen kann.

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    Original von Rumpelstilzchen
    Ich hatte nicht den Eindruck, dass Vivian schon so früh begonnen hat, ihre Lebensgeschichte zu erzählen, sondern halte es immer noch für die Transkription dessen, was Molly aufgenommen hat.


    Das denke ich auch. V.a. nachdem die Erzählperspektive so geschickt wechselt zwischen den beiden Erzählsträngen (übrigens vielen Dank für den Hinweis Rumpelstilzchen! :wave)

    Alles ist noch sehr rätselhaft, ich habe auch noch überhaupt keine Vermutung. Hat Andreas Joost irgendeinen Deal mit der "Eis-Frau" gemacht, weil Sarah unbedingt ein Kind und einen reichen Mann wollte? Wieso sieht Anna scheinbar der Eisfrau so ähnlich? Vielleicht weil Sarah selbst keine Kinder bekommen konnte?


    Also im Moment eine Menge ?(, aber so soll es ja sein! :grin


    Andreas Joost hat sicher mächtig Dreck am Stecken, aber wie er Ostereier ausgeblasen hat, damit er sie mit Anna bemalen kann, das fand ich dann wieder sehr sympathisch.


    Die Leiche des Rechtsanwaltes muss jetzt erst noch gefunden werden. Das kann wohl auch noch ein Weilchen dauern bei dem gegebenen Tatort. Seine sexuellen Praktiken mal außer Acht gelassen (die ja doch irgendwo Privatsache sind): wie er das Vergewaltigungsopfer im Gerichtssaal behandelt, ist einfach absolut wiederlich!

    Ich bin auch (fast) ganz zufrieden mit dem Ende. Schön, dass es nach so viel Ärger doch noch positiv ausgeht. Dass die Tochter wie Dutchy aussieht, finde ich nicht verwunderlich, denn so war schon das Baby beschrieben worden. Okay, es war ein bisschen kitschig, aber nachdem der Kitsch erst ganz zum Schluss auftauchte, war es für mich in Ordnung.


    Ein paar Minuspunkte kriegt das Buch aber doch: Zum einen waren mir persönlich die Nebenfiguren zu farblos, v.a. Dina, Ralph und Jack. Zum anderen kann ich nicht verstehen, warum Vivian ihr Kind weggibt. Wenn sie nicht diese Vergangenheit gehabt hätte, hätte ich es verstanden. Aber sie hat ja die Erfahrung gemacht, wie schlecht es Kindern gehen kann, die im "System" aufwachsen müssen. Dass sie riskiert, dass ihre eigene Tochter eventuell etwas Ähnliches durchmachen muss wie Dutchy und sie selbst - das kann ich überhaupt nicht begreifen und es deckt sich auch nicht mit dem, was ich sonst über Vivian glaube zu wissen. Da kommt sie für mich unglaublich egoistisch rüber.


    Aber das sind eigentlich nur Kleinigkeiten.


    Insgesamt hat das Buch bei mir ein gutes, warmes Gefühl hinterlassen trotz all der schlimmen Erfahrungen, die die Figuren durchmachen mussten. Es wird definitiv weiter empfohlen!

    Belladonna hat eigentlich schon alles gesagt. Das würde ich genauso :write


    Schon interessant, wie "Vivian" und Molly sich in manchen Sachen gleichen und in anderen dann wieder völlig verschieden sind. Molly mimt die Rebellin, während Vivian sich anpasst und versucht, jeden Ärger zu vermeiden.


    Mir ging es genauso wie euch beiden: Die Szene mit dem Kreuz fand ich einfach total schön! Etwas befremdlich, dass die Nielsens die Adoptivtochter nach der toten Tochter benennen wollen.
    Was ich von den Schatzmanns halten soll, die Niamh offensichtlich belogen und weggeschickt haben, dann aber immerhin Maisie adoptierten und ihr offenbar ein gutes Leben ermöglicht haben, weiß ich nicht so ganz. Immerhin durfte Maisie ihren Namen behalten. Ob sie von ihrer ersten Familie wusste?

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    Original von Saiya
    Ich habe mittlerweile den nächsten Leserunden-Abschnitt gelesen und dort hat sich meine Meinung über die Grotes verfestigt. Ich glaube sowieso, dass man gerade dieses Buch nach der Leserunde nochmals rückblickend als "Gesamtpaket" etwas anders betrachtet.


    :write Da stimme ich absolut zu! Ich habe meine Meinung über die Grotes geändert... :schlaeger


    Ich finde es oft schwierig, bei solchen historischen Romanen oder auch bei Erzählungen aus anderen Kulturkreisen, das Verhalten der Figuren als absichtlich schlecht oder gut einzuordnen. Natürlich finde ich es unmöglich, wie die Grote-Kinder behandelt werden. Mein erster Eindruck war aber, dass dahinter keine echte Bosheit steckt, sondern eben eine sehr, sehr verquere Weltanschauung.
    Tja, das sehe ich jetzt, nach dem nächsten Abschnitt, wirklich anders.
    Bei Mrs. Byrne war es von Anfang an etwas anderes. Sie hätte "Dorothy" viel mehr bieten können und war einfach nur geizig.

    Zitat

    Original von Saiya


    Ich habe mich die ganze Zeit beim Lesen gefragt, wieso sie Molly überhaupt aufgenommen haben. Dina ist die bestimmende Figur in der Familie und in der Beziehung zwischen ihr und Ralph. Und hier bei so einer wichtigen Entscheidung setzt er sich plötzlich durch?
    Auch wenn es oberflächlich so scheint, als würde sie Molly nicht mögen, akzeptiert sie ihre Anwesenheit, leiht ihr sogar eine Bluse, damit sie auf Vivian einen guten Eindruck macht. Denn andernfalls müsste Molly ja ins Gefängnis und die Familie verlassen. Auch wenn Dina auf übelste Weise an Molly herummäkelt, will sie sie doch nicht loswerden. Die Entscheidung trifft sie und nicht Ralph. Das muss tiefergehende Gründe haben. Ich hoffe jedenfalls, dass die Autorin in dieser Hinsicht noch etwas aufklärt. Wenn nicht, dann muss ich dir, Herr Palomar, Recht geben.


    Ich finde, das Ganze wird ziemlich stark aus Mollys Perspektive geschrieben, was ich auch etwas verwirrend fand. Das ging mir auch in anderer Hinsicht so. So wie es geschrieben ist, kann ich nicht ganz nachvollziehen, wieso alle Molly mit so viel Ablehnung gegenüber stehen. Ich habe darauf geschlossen, dass es sich meistens um Mollys persönliche Schilderungen handelt. Ok, Dina kocht nicht extra für Molly und sie möchte nicht, dass sie als Goth herum läuft. Ist das wirklich so viel anders als andere Mütter? Ich gebe Saiya recht, ich finde auch nicht, dass das was sie tatsächlich tut, so darauf aus ist, Molly zu schaden - im Gegenteil. Daher denke ich, dass diese negative Sicht hauptsächlich durch Mollys Gefühle gefärbt ist. Wenn wir das Ganze aus Dinas Sicht lesen würden, hätten wir dagegen mit Sicherheit eine ganz andere Molly!
    Ich muss aber zustimmen, dass das nicht deutlich genug wird beim Lesen, sodass man zuerst denken muss, es wäre objektiver erzählt.